Er gewann 2 Oscars und dann hat Marvel ihn die besten Jahre seiner Karriere gekostet

07.09.2024 - 12:35 UhrVor 7 Monaten aktualisiert
Was ist mit Mahershala Alis Karriere passiert?
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Was ist mit Mahershala Alis Karriere passiert?
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Wer einen Oscar gewinnt, dem stehen in Hollywood viele Türen offen. Wer zwei Trophäen mit nach Hause bringt, kann wirklich durch alle gehen. Und Mahershala Ali ist definitiv durch die falsche gegangen.

Ohne Zweifel: Mahershala Ali ist einer der besten Schauspieler unserer Zeit. 2008 spielte er in Der seltsame Fall des Benjamin Button seine erste große Rolle in einem Kinofilm, ehe er in den 2010ern zum ultimativen Geheimtipp für Casting-Direktor:innen in aufstieg. Wer einen grandiosen Darsteller in einer Nebenrolle brauchte, der selbst mit nur wenigen Minuten Screentime in Erinnerung bleibt, wählte Alis Nummer.

Durch House of Cards und seine Blockbuster-Beteiligung bei der Hunger Games-Reihe stellte er sich breit in Hollywood auf. Mit Moonlight wechselte er auf die Überholspur: 2017 erhielt Ali für seine Darbietung in dem Indie-Hit den Oscar als Bester Nebendarsteller. Zwei Jahre später wiederholte er das Kunststück: Auch für das Roadmovie Green Book konnte er sich den Goldjungen mit nach Hause nehmen.

Für einen Moment wirkte es, als würde Ali die gesamte Traumfabrik an sich reisen. Doch die Wahrheit ist: Seit seiner zweiten Oscar-Auszeichnung Ende Februar 2019 war er in keinem Film mehr auf der großen Leinwand zu sehen – und das, obwohl er kurze Zeit später für eine der ikonischsten Superheldenrollen gecastet wurde. Stattdessen verbringt er seit fünf Jahren eine seltsame Karriere im Standby-Modus.

Mahershala Ali hat zwei Oscars gewonnen und wartet seitdem auf seinen großen Marvel-Blockbuster

Als Vampirjäger Blade sollte Ali das Marvel Cinematic Universe erobern, nachdem er zuvor in der Netflix-Serie Luke Cage den Marvel-Schurken Cottonmouth verkörpert hatte. Fraglos einer der größten Casting-Coups des Franchise, doch bis heute stand Ali nie im Kostüm vor der Kamera. Von seinem Blade existiert abseits eines Stimm-Cameos in der Post-Credit-Szene von Eternals keine Spur im MCU.

Das Blade-Reboot steckt in der Entwicklungshölle fest und hat mehrere Regisseure und Drehbuchautoren verbrannt. Ali hält jedoch an dem Film fest – und das nicht nur aufgrund vertraglicher Verpflichtungen. Denn die dürften nach fünf Jahren hinfällig sein. Laut dem Hollywood Reporter  sieht Ali den Blade-Film als seinen eigenen Black Panther. Und das blockiert seit einer halben Dekade seinen Terminkalender.

Es ist nicht so, als hätte Ali nach 2019 keine Filme mehr gedreht. Sieben Einträge findet sich seit Alita: Battle Angel in seiner Filmografie, der kurz vor seiner zweiten Oscar-Auszeichnung im Kino startete. Mit Ausnahme der prestigeträchtigen 3. Staffel von True Detective wirkt jedoch keines wie ein begehrtes Engagement, das ein Hollywood-Star nach seinem zweifachen Oscar-Sieg an Land ziehen würde.

Mahershala Ali führt eine Schattenexistenz im Streaming, obwohl sein Talent auf die große Leinwand gehört

Und noch spannender: Keines der Projekte fand im Kino statt. Ali wanderte nach dem doppelten Leinwandtriumph direkt in die Streaming-Landschaft über. Schwanengesang kam bei Apple TV+ unter, Leave the World Behind wurde von Netflix veröffentlicht. Dazu gesellte sich eine Gastrolle in der 2. Staffel der Dramedy Ramy, aber nichts, das so wirkt, als würde sich hier jemand seine nächste große Herausforderung vorknöpfen.

Weitere Sprechrollen in Invincible und Spider-Man: Across the Spider-Verse untermauern den Eindruck von Alis Standbye-Phase, die sich eine gefühlte Ewigkeit hinzieht. Bis Blade konkrete Form annimmt, werden Nebenrollen, wie er sie im nächsten Jurassic World-Film spielt, das Maximum sein, das wir von ihm im Kino sehen werden. Haben wir hier heimlich, still und leise eine unglaubliche Leinwandpräsenz verloren?

Die Art und Weise, wie Ali Worte auf seinen Lippen balanciert. Wie er in entscheidenden Momenten minimal seine Augen zusammenkneift und seine Körperhaltung verändert. Selbst in der unscheinbarsten Nebenrolle hinterlässt er bleibenden Eindruck mit einem Spiel voller subtiler Akzente, die genau ins Schwarze treffen. Mit einem Nicken könnte er im Alleingang den emotionalen Höhepunkt eines Films schultern.

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Ali wird sicherlich noch zahlreiche Möglichkeiten erhalten, um sein unglaubliches Talent zu beweisen. Ihn seit fünf Jahren nicht mehr im Kino zu sehen, fühlt sich trotzdem falsch an und stößt einen in ein Rabbit Hole aus "Was wäre, wenn?"-Gedanken. Eine Hollywood-Karriere kann aber nicht perfekt geplant werden, auch wenn uns das Leonardo DiCaprio mit seiner erlesenen Rollenwahl manchmal glauben lässt.

Das Tragische bei Ali ist, dass wir ihm dabei zuschauen, wie er auf einen großen Film wartet, der womöglich niemals kommen wird – und das in einer Zeit, in der Stars ihren Status in der Traumfabrik so aktiv gestalten können wie lange nicht mehr. Glen Powell ist aktuell das beste Beispiel dafür. Mit jedem neuen Filmprojekt schafft er sich ein schärferes Profil und geht Zusammenarbeiten mit interessanten Talenten ein.

Nach 20 Jahren im Schatten hat Powell mit nur einer Kinorolle in Top Gun: Maverick seine Karriere komplett herumgerissen. Jetzt beeindruckt er nicht nur als Leading-Man in Box-Office-Hits wie Wo die Lüge hinfällt und Twisters, sondern hat sich auch als extrem fähiger Architekt seiner eigenen Karriere hervorgetan. Und genau diesen Moment hat Ali nach seinen zwei Oscars verpasst. Jetzt wartet er auf Marvel.

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