Fight der Woche - Twihard vs. Twihater

25.11.2011 - 08:50 Uhr
Twihard vs. Twihate
Concorde/moviepilot
Twihard vs. Twihate
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Nein, wir haben uns in der Redaktion nicht wirklich gegenseitig eins auf die Mütze gegeben. Vielmehr haben wir uns entschlossen, unsere Diskussionen über Twilight und Breaking Dawn im Fight der Woche einmal auf der moviepilot-Bühne auszutragen.

Die Omnipräsenz des Twilight-Franchise durch den Kinostart von Twilight 4: Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht – Teil 1 setzt sowohl freudiges Herzflattern als auch Aggressionen frei. Das ist nicht nur in freier Wildbahn, sondern durchaus auch in der Redaktion der Fall. Obwohl wir uns hier weniger radikalisieren als konstruktiv in Diskussionen einsteigen, wollen wir den Fight der Woche dieses Mal für die Klärung einer längst überfälligen Frage nutzen: Ist Twilight ein Segen oder eine Strafe? In der Arena stehen heute die moviepilot-Redakteurinnen Jenny in der Rolle des Twihaters und Sophie in der Rolle des Twihards und heben (verbal) die Fäuste.

Runde 1: Es war einmal – Die Story von Twilight

Sophie: Stephenie Meyer hat Twilight bewusst für eine Zielgruppe im Teenager-Alter geschrieben. Dass dabei keine komplexe Literatur entsteht, ist doch eigentlich klar. Dennoch schafft sie es, viele Elemente des Daseins eines Heranwachsenden in ihre Geschichte einzubauen: körperliche Entfremdungserfahrungen, die erste (unsterblich) große Liebe, Konflikte mit den Eltern und natürlich die Abnabelung vom Elternhaus. Dafür wählt sie Figuren aus dem fantastischen Milieu, so dass ihre im Grunde sehr moralische Erzählung unterhaltsam und leichtfüßig daher kommt.

Jenny: Twilight mag Teenager-Ängste aufnehmen, doch entscheidend ist, was letztlich auf der Leinwand zu sehen ist. Und dort werden wir durch reaktionäre Stereotype erschlagen, die vielleicht während der Inquisition noch in waren, heute aber überraschenderweise altbacken wirken. Hier wird weiblichen Teenagern in großer Masse suggeriert, sie bräuchten einen starken Mann, um ihre inhärent schlechten Triebe in Zaum zu halten. Dass Bella, die Hobby-lose Schwärmerin ohne Ziele und Ambitionen im Leben, für die jüngeren Verehrerinnen der Bücher zum Vorbild werden könnte, bereitet mir persönlich Albträume.

Runde 2: Gewusst wie – Kann uns Twilight filmisch überzeugen?

Jenny: Ich gebe gern zu, dass Catherine Hardwicke mit ihren atmosphärischen Waldaufnahmen ein bisschen Pfeffer in den ersten Twilight-Teil gebracht hat. Doch der täuscht nicht darüber hinweg, dass die Reihe ansonsten dank endloser Aneinanderreihungen unmotivierter Schuss-Gegenschuss-Aufnahmen eher zum Schlafmittel taugt. Dabei geraten die Filme selbst bei fähigeren Regisseuren wie David Slade mit Hilfe der ereignislosen Vorlagen extrem unrhythmisch und holprig. Abseits der abstoßenden ideologischen Inhalte haben mich die Twilight-Filme deswegen vor allem durch ihre unglaubliche Langatmigkeit schockiert.

Sophie: Langatmigkeit wird hier zum Stilmittel erhoben, um den schwärmenden Teenagern den Möglichkeit zu geben, die auf der Leinwand zur Schau gestellten Emotionen zu erleben. Die intensiven Blickspiele zwischen den Hauptfiguren sind keine unmotivierten Kameraspielchen, sondern etablieren die enge Beziehung, die im Mittelpunkt der Erzählung steht. Im jüngsten Film Twilight 4: Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht – Teil 1 gelingt es Regisseur Bill Condon durch seine geschickte Inszenierung, die blutige Geburtsszene zu umgehen, in dem er die Sequenz ausschließlich aus Bellas Perspektive filmt. Damit führt er uns nicht nur auf packende Weise das Innenleben der Figur vor Augen, sondern vermeidet auch gekonnt das R-Rating.

Runde 3: Rollenspiel – Was können die Twilight-Darsteller wirklich?

Sophie: Zugegebenerweise ging mir Kristen Stewart in den ersten Teilen des Franchise immer ein wenig auf die Nerven. Dieser ewig melancholische Blick war selbst für mich, die ich die teilweise tragische Liebesgeschichte zu schätzen weiß, oft zu viel. Aber in Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht hat mich die Bella-Darstellerin doch wahrhaftig umgehauen. Den Konflikt, den sie als werdende Mutter eines Vampirbabys auszutragen hat, kann sie sehr intensiv vermitteln. Ihre blinde Liebe zu einem Kind, das ihr eigenes Leben gefährdet, ist zwar unglaublich, aber dank ihres Talents nicht unglaubwürdig.

Jenny: Dass Kristen Stewart nach drei Twilight-Filmen endlich Symptome abwechslungsreicher Mimik zeigt, mag ihren verzweifelten Schauspiellehrer erfreuen. Das entschädigt jedoch nicht für sechs Stunden Herumgebeiße auf den Lippen und schmachtende Blicke in Richtung Nirwana. Die darstellerische Leistung der gesamten ersten Garde der Twilight-Crew war in den bisherigen Filmen ein Armutszeugnis gelangweilter Jungstars, die ihren sicherlich saftigen Scheck auf dem Rücken der Zuschauer herunterkurbeln. Da können selbst die Kurzauftritte begabterer Mimen wie Michael Sheen und Dakota Fanning keine Abhilfe schaffen. Und vom dauer-intensiven Starrer Jackson Rathbone fange ich gar nicht erst an…

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