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Franchise im Kino. Die Antifilm-Kontroverse und warum es nicht leicht ist, sich zwischen den Fronten zu bewegen.

02.04.2020 - 15:18 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Bild zu Franchise im Kino. Die Antifilm-Kontroverse und warum es nicht leicht ist, sich zwischen den Fronten zu bewegen.
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Ansprüche an eine Kunstform für die man sich begeistern kann, bringt man automatisch mit. Aber ist es möglich mit zweierlei Maß zu messen? So habe ich mir meine Gedanken gemacht...

....und mir selbst die Frage gestellt: Warum gehe ich mit Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers so hart ins Gericht, während ich beim MCU die Oberflächlichkeit und Massentauglichkeit nicht nur akzeptiere. Sondern auch dankbar annehme.

Vielleicht muss ich auch hier ein Stück weit in die Vergangenheit Reisen. Wir schreiben das Jahr 2008. In diesem Jahr war es zum einen Christopher Nolans The Dark Knight, der mich mit einem paramilitärischen Batman und seinen cineastischen Qualitäten überzeugte. Und zum anderen Jon Favreau's Iron Man, der es ebenfalls schaffte mich zu begeistern. Wenn auch, auf eine andere Art. Zu damaligen Verhältnissen waren diese Filme aber noch etwas Besonderes. Für einige bestimmt nur eine Randerscheinung. Für mich, war es eine neue Wahrnehmung von Genre-filmen. Die Mixtur aus Pseudorealismus und Science-Fiction war grandios. Ich interessierte mich für die Entstehung. Für die kreativen Prozesse im Hintergrund. Die Entstehung vom Iron Man's Anzug oder dem Tumbler. Es war der Detailreichtum, der mich anfixte. Ein derartiges Interesse konnte das letzte Mal Star Wars in mir wecken.


Während DC nachließ und mein Interesse wieder verlor, wuchs das MCU in ungeahnte Dimensionen. Es konnte immer wieder mit guten Ideen und sehr ansprechenden Designs aufwarten, doch wurde auch ein gewisses Muster erkennbar. Ich betrachtete das MCU nie wirklich als Bedrohung. Viel mehr nahm ich die Filme als gelungene Unterhaltung mit kreativer Stimulanz wahr und klammerte sie in Sachen Film mehr und mehr aus. Sind sie doch solide in der Inszenierung und halten stets einen gewissen Standard. Besonders denke ich da an Captain America 2: The Return of the First Avenger der mir sogar ausgesprochen gut gefallen hat. Auf den Punkt gebracht. Sauber gegliedert und angenehm geschrieben, ging der Film runter wie Öl. Handwerklich einfach hervorragend umgesetzt.


Somit ist das MCU eine oberflächige Unterhaltungsmaschinerie das aber handwerklich eine sehr gute Figur macht. Für mich steht hier noch immer Design im Fokus und ich erfreue mich an den leichten und greifbaren SciFi-Anleihen. Doch was ist denn nun der Unterschied zu Star Wars? Selbige Faktoren sind auch dort für mich unter anderem spürbar. Das MCU ist das, was es auch am Anfang war. Eine Strategie. Ein hübsch verpacktes Produkt, was aktuell noch dazu mit hoher Frequenz Produziert wird. Star Wars hingeben war eine Vision mit cineastischen Mehrwert. Ein echtes Ereignis. Star Wars darf dieser Formel einfach nicht unterliegen. An diesem Punkt verteidige ich meine Haltung gegenüber dem MCU anhand seiner Natur. Seines Ursprungs! Ich vergleiche es gern mit einem Hochglanzmagazin mit hübsch abgelichteten Frauen. Genieße die Bilder, aber mache dir bitte keine allzu großen Gedanken über den Inhalt. Mein Anspruch bei Star Wars hingegen ist mehr cineastischer Natur. Auch Inhaltlich erwarte ich mehr. Dabei denke ich sofort an Krieg der Sterne. Dessen Wirkung ist noch heute spürbar. Diese einzigartige Vision hebt sich noch immer prägnant von heutigen Produktionen ab. Ich habe Star Wars einfach anders kennengelernt. Anders als heutige Hochglanzproduktionen wie eben erwähnt, Iron Man @ Co. Krieg der Sterne hat etwas in mir ausgelöst und nicht einfach unterhalten.


Eine unvergessliche Einstellung!

Heutzutage hat das MCU, Star Wars als das erfolgreichste Franchise abgelöst und es scheint fürs Erste kein Ende in Sicht. Noch immer weiß Marvel Studios gut zu unterhalten. Auch wenn die Formel immer die gleiche ist, variiert die Präsentation und das Design. Fast Food in der Filmindustrie für ein breites Publikum. Oder in meinem Fall auch gerne einfach "Design-Porn". Auch andere versuchen sich an dieser Formel. Warner mit dem DCEU. Universal Pictures mit seiner Fast-Reihe. Sony mit seinem S(ch)MU.... Film-Franchise ist Trend! Filme in Serie, schafft Stammkundschaft. Sind es deswegen keine Filme? Eine berechtigte Frage, die ich aber nicht beantworten mag.


Wie es anders geht, zeigt beispielsweise Psycho, den ich vor einiger Zeit sah. Im Zusammenhang kommt mir der Gedanke: So geht Kino. Wo Szene und Schauspiel klar im Vordergrund stehen! Oder Manche mögen's heiß! Auch hier versank ich in der reinsten Form des Films. Keine blendenden Spezialeffekte. Keine Oneliner die den Zuschauer bei Laune halten bzw amüsieren sollen. Keine etlichen Kamera Perspektiven und durchchoreografierte Szenen. Durch diesen harten Kontrast, fällt mir die Problematik besonders gut auf. Ich mutmaße an dieser Stelle, dass eine fehlende Verbundenheit zum (Ur)Film, Ursache dafür sein könnte, dass die meisten der Konsumenten keinen Unterschied sehen. Dies hat zur Folge, dass das Kino einen Wandel durchlebt. Es mehr zur Attraktion macht, als einen Ort der althergebrachten filmischen Kunst. Nun habe ich mich doch mit der Frage auseinandergesetzt... Film oder nicht Film.


Aktuelle Verhältnisse in der Popkultur geben dem MCU seine Existenzberechtigung. Ist es nur einfach mehr als ärgerlich, dass Milliarden verdienen über die Kreative eines Filmes gestellt werden. Dies hat Disney bei Lucasfilms und Star Wars Episode 9 trauriger weiße bewiesen. Ob dies auch bei Marvel Studios Gesetzt ist, ist wahrscheinlich. Doch scheint Marvel Studios unter Kevin Feige eine gut geölte Maschine zu sein, die mit diesem Kompromiss gut arbeiten kann. Auch eignet sich der Stoff dazu recht gut. Ein Herr Favreau schafft es ebenso unter Mickeys Herrschaft einen guten Job zu machen. The Mandalorian bedient meine Ansprüche mehr als ausreichend und zeigt ganz nebenbei, dass SW eben auch ohne plakativen Gebrauch nostalgischer Stilmittel und Gags funktioniert. Laufen wir dennoch Gefahr das SW marvelisiert wird? Wenn Disney die richtige Formel gefunden hat, mit Sicherheit! Die Produzenten sollten sich nur im Klaren sein, das nicht jeder Stoff medial ausgeschlachtet werden sollte.

Kommen wir zu Quintessenz meines Beitrags und bedanke mich schon mal an dieser Stelle für's lesen. Warum gehe ich mit Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers so hart ins Gericht, während ich beim MCU dies nicht tue? - Es liegt am Ursprung, an der Natur und an der Zweckdienlichkeit. Stellt euch vor, es gäbe ein WW2CU. Ja, ein seltsamer Vergleich doch Moment! Wenn sich ein großes Kriegsdrama in Produktion befindet, stellt sich niemand hin und erwartet einen Cameo von Privat Ryan. Oder hofft auf einen großen Schurken, der über die Filme hinweg einen Masterplan verfolgt. Es geht um diese, eine, für den Regisseur wichtige Umsetzung. Die Umsetzung einer Vision. Einer Aussage im Kontext einer Rahmenhandlung. Ähnlich sehe ich dies bei Star Wars. Eine wichtige Geschichte, im Kontext eines galaktischen Konflikts. Star Wars hat nicht nur einen filmischen Mehrwert sondern auch ein Erbe. Dies im selben Stile wie Superheldenflicks regelrecht abzuarbeiten ist Grundsätzlich falsch. Comichelden kommen eben aus Comics, wo das Konzept der sich wiederholenden Serie funktioniert. Episode 9 hat sich auf dieses Niveau herabgelassen, was hätte niemals passieren dürfen.

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