Game of Thrones - Staffel 7, Folge 1: Shall we begin?

18.07.2017 - 09:10 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
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Schwarz ist die Farbe der Saison in Game of Thrones, denn Folge 1 der 7. Staffel, Dragonstone, kündigt unheilvolle Allianzen und das Finale des Krieges um den Eisernen Thron an.

Ein Lächeln eröffnet die 7. Staffel von Game of Thrones, ein Lächeln nach dem Massenmord. Arya Stark (Maisie Williams) spaziert in der Folge Dragonstone (zu deutsch: Drachenstein) stolz an ihrem Werk vorbei: Im Walder Frey-Bodysuit hat sie dessen Gefolgsleute und Mittäter der Red Wedding vergiftet. Wenn der Prolog der 7. Staffel von Game of Thrones eine Vorschau bietet, dann erwartet uns in den kommenden Folgen eine grausame Abrechnung. Immerhin wird Dragonstone von zwei Heimkehrern eingerahmt, die es auf Cersei abgesehen haben: Arya folgt ihrer To-Kill-List von den Twins nach King's Landing und am Ende der Episode landet Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) in einem verdienten Moment mitreißender Erhabenheit am Strand von Dragonstone, dem einstigen Familiensitz der Targaryens. Seit Kleinkindtagen war Dany nicht mehr an diesem Ort, doch den gewaltigen Panoramen und Ramin Djawadis Score zum Dank, scheint sie in diesen letzten Minuten der Auftaktfolge der 7. Staffel genau hier hin zu gehören. "Shall we begin?"

Dragonstone ist ein ruhiger Einstieg in die 1. Hälfte des Finales von Game of Thrones, der uns nach der viel zu langen Wartezeit auf den aktuellen Stand in Westeros bringt. Der beinhaltet unter anderem, dass das halbe Ensemble aussieht wie Bewerber einer Depeche Mode-Coverband. Im Norden braust der Eissturm der White Walker heran. Bran findet Zuflucht hinter der Mauer (wie lange schützt der Zauber diese noch vor dem Night King?). In Winterfell wird auf die schlecht besetzten Burgen an dem Eiswall verwiesen. Tormund muss seinen masochistischen Flirtmarathon mit Brienne deshalb wohl unterbrechen, um nach Eastwatch-by-the-Sea zu reisen. Der Hound und Beric Dondarrion sind auf dem Weg dorthin, angetrieben von Visionen des Gottes R'hllor. Die Maester in Oldtown bieten derweil die Ruhe in (inkontinenter) Person. In King's Landing ist Cerseis Königsgarde nun schwarz wie ihre Seele. Euron Greyjoys Schiffe kann sie gebrauchen, aber auch einen unberechenbaren Gatten? Um über die Sieben Königreiche (bzw. drei, wie Jaime anmerkt) zu herrschen, braucht es mehr als eine hübsche Landkarte und Megalomanie. Das dürfte Daenerys, über den Kartentisch in Dragonstone blickend, bezeugen. Ihr Exil Essos wird nicht nur im Vorspann ausgeblendet. Die Welt ist wieder etwas kleiner geworden in Game of Thrones, dafür bietet Dragonstone ein paar erstklassige Gelegenheiten der charakterlichen Schattierung. Die gingen zugunsten von Plot und Figurenausmistung in der letzten Staffel manchmal unter.

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Vor allem bot diese Folge der 7. Staffel von Game of Thrones ziemlich viel Scheiße. Von den strahlenden Höhen geistiger Erkenntnis führt es Samwell Tarly (John Bradley) in der Zitadelle von Oldtown nämlich in die fäkalen Niederungen des Alltags der Maester-Ausbildung. Bücher zurückstellen, Bettpfannen leeren, Bettpfannen schrubben, Suppe nachfüllen lautet der Drill. Es ist ein Kreislauf der Würgereflexe, bis Suppenbrühe und Latrinenfüllung ineinander über gehen. Der ungewohnt dynamische Schnitt lässt einen fast erwarten, dass Sam in der Zitadellentoilette Meth kocht. Zwischendurch muss er für Archmaester Marwyn (Jim Broadbent) Leichengedärm abwiegen, der dabei die Aufgabe der Weisen ausspricht. Sie seien das Gedächtnis der Welt, erklärt er, ohne die Maester wären die Menschen wenig mehr als Hunde.

In gewisser Weise ist Dragonstone der Anfang vom Ende von Game of Thrones, heben sich die finalen zwei Staffeln mit ihren verkürzten Episodenzahlen doch von den anderen sechs ab. Maewyn jedoch betont: Das Ende wird alle paar Jahrhunderte beschworen, die Geschichte aber schreitet voran. Was bei den Maestern zu einer regelrecht unmenschlichen Indifferenz gegenüber den Querelen der restlichen Welt geführt zu haben scheint (die auch als Klimawandel-Leugnung gelesen werden kann). Sam schleicht sich natürlich trotzdem in die VIP-Zone der Bibliothek, leider ohne Unsichtbarkeitsmantel, und erfährt vom Berg Dragonglass auf der Insel Dragonstone.

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Maewyns Verweis auf die Bedeutung der Erinnerung und damit Reflexion als zivilisierendes Moment findet auch an anderen Ecken der Episode Widerhall. "The north remembers", gibt Arya nach ihrer Tat in den Twins an ihre Zeugin weiter. Die Erinnerung an ihre Todesliste bleibt bei ihr ebenso identitätsstiftend wie ihre Zugehörigkeit zum Haus Stark, das vor sechs Staffeln in alle Winde zerstreut wurde. Sie richtet selbst, wie Jon es tut, aber mehr aus Lust, denn schwerer Pflicht. In Winterfell betont König Jon Snow (Kit Harington) die Jahrhunderte, in denen die Häuser Karstark und Umber den Starks treu ergeben waren, bevor zwei Männer sich auf die Seite der Boltons schlugen. Sansa (Sophie Turner) setzt auf Realpolitik als Strafe, effektiv, aber kurzsichtig. Jon hingegen folgt dem Geist von Ned Stark, wenn er an die Loyalität der beiden unschuldigen Sprösslinge der Häuser glaubt. Für die Taten ihrer Väter tragen sie keine Verantwortung, betont Jon, der es als Bastardsohn am besten wissen dürfte. Cersei (Lena Headey) blickt nun auf ihre Landkarte, ihr Traumreich nach dem Tod der Kinder, und lebt ganz im Jetzt, um es mit den Worten eines Lifestyle-Gurus auszudrücken. "Fuck everyone who isn't us", meinte Jaime einmal motivierend und Cersei nimmt ihn beim Wort. Sie will im Prinzip ein Reich ohne Vergangenheit und Zukunft aufbauen, eines das sich nur auf Gewalt gründet, nicht Tradition oder Vision. Selbst Dany, deren Zukunftspläne für Westeros mangels Nachkommen nebulös bleiben, begründet ihren Machtanspruch auf jenem ihrer Vorfahren.

Was wird also dem Wahnsinn in King's Landing und der eisigen Riesenarmee im Norden entgegengesetzt? In dieser Folge ist es die Erinnerung an das eigene Menschsein. Rory McCann darf sich einmal mehr als einer der verlässlichsten Darsteller in Game of Thrones beweisen, wenn er unter Narbenmaske, Haarsträhnen und nächtlichen Schatten den Hound Sandor Clegane seine eigene Menschlichkeit akzeptieren lässt. In der 4. Staffel von Game of Thrones schockierte er Arya, als er den gastfreundlichen Farmer und seine Tochter bestohlen hatte. Nun begräbt er die Leichen und gibt zu, dass sie ihr Schicksal, welches er ohne Rührung vorausgesehen hatte, nicht verdient haben. Er gibt zu, dass ihr Leben etwas wert war. Eine offensichtliche Erkenntnis eigentlich, aber eine, die in einer Welt, in der die Toten auferstehen, nicht selbstverständlich ist.

Ara und der Hound in Staffel 4

Der Hound mag Arya nicht loslassen, zumindest in erzählerischer Hinsicht, denn die kleine Rächerin erhält in einer spiegelbildlichen Szene ebenfalls Gelegenheit zur Besinnung. Auf dem Weg nach King's Landing locken sie die sanften Töne von Popstar Ed Sheeran zum Lager junger Lannister-Soldaten, die von ihren Frauen und Kindern träumen und besonders dem Leben danach. Eine Weile bangt man um die jungen Männer, gerade nach diesem Lächeln im Prolog, das jenem von Sansa beim Tod Ramsays und Cerseis Blick auf die brennende Septe gleicht. Doch Arya nimmt ihre Gastfreundschaft an.

Sheerans Cameo wurde unter anderem für Maisie Williams eingeplant, dem Vernehmen nach ist sie ein riesen Fan des Sängers. Sein selbstreferenzieller Auftritt reißt einen heraus aus dem Serien-Universum, aber in gewisser Weise passt das zum ansonsten tödlichen Tunnelblick Aryas. Casting-Abteilung und Autoren der Serie zeigen hier zudem, wie sie im Handumdrehen einprägsame Figuren skizzieren, an denen wir hängen, obwohl sie für die Handlung vermutlich keine Rolle spielen. Die Welt von Game of Thrones ist kleiner und fokussierter geworden, aber die Menschen sind gewachsen.

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Zitat der Folge: "Leave one wolf alive and the sheep are never safe." (Arya Stark)

Anmerkungen am Rande:

  • Die Iron Islands müssen richtig einstecken in dieser Theon-freien Episode: "They are nothing but rocks and bird shit and a lot of very unattractive people."
  • Euron Greyjoy wurde offensichtlich runderneuert, um ihn nicht zu Ramsay 2.0 verkommen zu lassen, was ich dem talentierten Pilou Asbæk gönne ("Here I am with a thousand ships and two good hands.")
  • Nikolaj Coster-Waldau verdient Applaus für seine herrlich geweiteten Augen und abschätzigen Blicke in der Thronsaal-Szene.
  • Was ist Eurons Geschenk? Tyrion?
  • "When people ask what happened here, tell them the north remembers. Tell them winter came for House Frey." (Arya)
  • "I don't need your permission to defend the north!" Ich liebe Lady Mormont und ich habe eine riesen Angst um Lady Mormont.
  • "Everything before the word 'but' is horseshit." (Jon)
  • "You almost sound as if you admire her." - "I learned a great deal from her." Vor allem hat Sansa gelernt, wie man Littlefinger eine Abfuhr erteilt.
  • "You think you're fooling anyone with that topknot?" (The Hound, nebenberuflicher Frisurenberater)
  • Jorahs Suche nach einer Heilung blieb offenbar fruchtlos, was ein sehr Jorah-iges Ergebnis ist.
  • Im Nachhinein bereue ich es dann doch, die Folge beim Frühstück geguckt zu haben.
  • Prognose fürs Staffelende: Jaime tötet Cersei und die Mauer bzw. ihr Zauber fällt.


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