In Amazons neuer Serie Outer Range gähnt ein Sci-Fi-Loch – und nicht mal ihr Dune-Star kann es stopfen

15.04.2022 - 09:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Neuer Serien-Start: Outer RangeAmazon
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Heute startet bei Amazon Prime die Mystery-Serie Outer Range, in der Science-Fiction-Abgründe schlummern. Doch genau die werden für die Serie zur Stolperfalle, wie dieser Seriencheck spoilerfrei zeigt.

In der neuen Amazon-Serie Outer Range gähnt ein Loch: kreisrund und bodenlos. Tiefschwarz und doch unheimlich schimmernd. Josh Brolin blickt unter seinem Cowboyhut in die endlose Leere hinab. Angesichts des unbekannten Abgrunds läuft ein vorfreudig-wohliger Schauer über den Rücken. Doch bevor die Serie etwas mit ihrem zentralen Sci-Fi-Geheimnis anzufangen weiß, vergeht (zu) viel Zeit.

Amazons neue Serie Outer Range ist ein moderner Western mit Sci-Fi-Elementen

Dabei ist die Ausgangssituation von Brian Watkins' Serie Outer Range bei Amazon Prime Video denkbar einfach: Sie führt uns in ein modernes Western-Setting in Wyoming. Die Rancher-Familie Abbott ringt hier in der Gegenwart um den Erhalt ihres Stückes Land. Der verfeindete Tillerson-Clan will es ihr abspenstig machen. Angeführt werden die Abbotts in diesem Konflikt von ihrem Patriarchen namens Royal (!), der vom Sci-Fi-erfahrenen Dune- und Avengers: Endgame-Star Josh Brolin verkörpert wird.

Outer Range - S01 Trailer (English) HD
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Ebenjener Royal Abbot stößt auf seinem Land auf das eingangs beschriebene unerklärliche, bodenlose Loch. Doch was hat es damit auf sich? Lassen sich dessen Tiefen risikolos erforschen? Hat es etwas mit der jungen Frau namens Autumn (Imogen Poots) zu tun, die den Rancher zufälligerweise zur gleichen Zeit um einen Camping-Platz ersucht? Das sind Fragen, die es im Verlauf der 8 Folgen von Staffel 1 zu klären gilt.

Wer sich auf Outer Range einlässt, muss allerdings Geduld mitbringen, denn die Serie wird sehr langsam erzählt. Grundsätzlich ist ein gediegenes Erzähltempo natürlich kein Problem. Doch mit den früh geweckten Science-Fiction-Erwartungen wird es im Amazon-Stream zur Belastungsprobe.

Das große Sci-Fi-Rätsel wird für Outer Range zum Fallstrick

Die Genre-Kombination Western plus Science-Fiction lässt sofort an Space-Western wie Firefly - Aufbruch der Serenity und The Mandalorian denken. Im umgekehrten Fall eines irdisch angesiedelten Western mit Sci-Fi-Anteil wird es schon schwerer: Denn Cowboys & Aliens ist nicht gerade ein Vorbild, dem Outer Range nacheifern sollte.

Outer Range: das Loch

Das tut die Amazon-Serie zum Glück auch nicht. Action und Aliens lässt sie links liegen und stellt stattdessen ihr modernes Western-Familiendrama in den Vordergrund. Doch leider geht auch dieser vielversprechende Ansatz nicht auf: Denn die langatmig aufgefächerte Familiensituation kommt in Sachen Spannung gegen das viel aufregendere Geheimnis des Steppen-Lochs nicht an. Was jammerschade ist. Die vergleichbare Serie Yellowstone hat nämlich vorgemacht, wie hervorragend ein moderner Western als Familien-Thriller funktionieren kann. Aber deren spannendere Figuren müssen auch nicht mit einem rätselhaften Abgrund um die Aufmerksamkeit der Zuschauenden buhlen.

Schon am Ende von Folge 1 wird das Interesse voll und ganz von der Sci-Fi-Grube aufgesaugt, ganz so, wie es sich für ein "Schwarzes Loch" gehört. Danach fällt es schwer, Begeisterung für die unterschiedlichen mehr oder minder missratenen Söhne der Abbott-Familie aufzubringen. Lediglich in den Begegnungen von Josh Brolins gewohnt grimmig gespieltem Royal Abbott und der ominösen Autumn kommt ein wenig Reibung und Figuren-Knistern auf.

Outer Range verspielt bei Amazon seinen Science-Fiction-Joker

Spätestens wenn kurz darauf sogar ein Todesfall und dessen Vertuschung eher Langeweile verbreitet, sollte Outer Range anfangen, sich Gedanken über seinen Spannungsaufbau zu machen. Denn das zentrale Geheimnis, das nicht umsonst groß auf dem Serienposter prangt, gerät immer wieder in den Hintergrund und schadet damit der gesamten Erzählung: nämlich indem es, selbst wenn es nicht zu sehen ist, das Western-Duell um unsere Neugierde gewinnt.

Outer Range: Autumn (Imogen Poots)

Ermüdungserscheinungen stellen sich ein, wenn Outer Range beginnt, auf der Stelle zu treten. Nur in winzigen Häppchen kommen Informationen zum Sci-Fi-Alleinstellungsmerkmal (dem Loch) der Serie ans Licht. Es hätte den ersten vier Folgen gut getan, mehr vom Joker der Serie zu zeigen.

Die Hoffnung bleibt, dass Outer Range in den letzten vier Episoden das Steuer noch herumreißen kann. Aber bis dahin braucht das Serien-Publikum eine ganze Portion Durchhaltevermögen. Dabei steht noch nicht einmal fest, ob das Outer Range-Mysterium am Ende wirklich eine Sci-Fi-Lösung findet. Die Erwartung an eine solche ist mittlerweile aber natürlich himmelwärts gewachsen. Und wie hoch die enorme Fallhöhe der Serie am Ende tatsächlich ist, lässt sich ebensowenig ausloten wie die Tiefe eines gewissen schwarzen Lochs.

Die Serie Outer Range umfasst 8 Episoden, die ab dem 15. April 2022 immer freitags mit zwei Folgen pro Woche bei Amazon Prime ausgestrahlt werden. Als Grundlage für diesen Seriencheck dienten die ersten 4 Folgen.

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Werdet ihr mal in Amazons neue Western-(Sci-Fi-)Serie Outer Range reinschauen?

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