Lulu und Jimi ist das erste Kinoprojekt Ihrer gemeinsamen Firma Sperl + Schott. Haben Sie dafür bewusst Oskar Roehler ausgesucht oder hat er sie ausgesucht?
In dem Fall hat Oskar eigentlich mich ausgesucht, weil wir gemeinsam Der Alte Affe Angst gemacht haben, ich hab’ ihn auch begleitet bei Agnes und seine Brüder … und insofern kennen wir uns seit Jahren, wir sind befreundet und haben eigentlich schon immer gesagt: Wir machen wieder was miteinander. Und da ich Lulu und Jimi von Anfang an kenne und das Buch sehr liebe, und er dann gesagt hat, dass er jemanden sucht, der das produziert, war es nahe liegend, dass wir uns treffen. Und so kam, was kommen musste, wenn man die gleiche Leidenschaft hat: Es hat uns drei fast magnetisch zusammen gezogen – das Projekt, Oskar und mich.
Was war es genau, was Sie an diesem Drehbuch von Oskar Roehler von Anfang an gereizt hat?
Dass es diese wunderbare Liebesgeschichte hat und trotzdem sehr viel Oskar. Dass Oskars Geschichten mit der Mutter und dem Vater und dass diese ganzen – ich sag mal schon fast – typologischen Oskar-Roehler-Geschichten drin waren und trotzdem eben diese unheimliche Kraft der Liebesgeschichte da war. Diese gewinnt natürlich vor dem Hintergrund der 50er Jahre noch einmal an Brisanz, weil das Problem des Rassismus da erzählt werden kann, aber auf eine Art und Weise, die cineastisch und märchenhaft ist und eigentlich dann auch wie eine Parabel über das Deutschland der heutigen Zeit.
Hatten Sie das Gefühl, dass bei diesem Film alles ganz anders ist, dass Ihnen hier ein neuer Roehler begegnet?
Bei Oskar ist immer alles ganz anders! Aber es ist doch auch immer wieder alles Oskar! Es ist so, dassman durch seinen Filter die Welt sieht – und das ist das Besondere. Diese Geschichte ist eine Oskar-Geschichte, die biographisch verankert ist, in der immer wieder die gleichen Topoi aufscheinen: Kinder, die verletzt sind, durch die Nicht-Liebe oder Nicht-Ehe der Eltern. Das spielt einfach ganz viel in alles hinein und ist letztendlich ja auch der Ausgangspunkt von Lulus Geschichte.
Oskar hat seine Biographie mit amerikanischen Sehmustern in einer Art und Weise zusammen gebaut, die unheimlich spannend ist. Er hat seiner eigenen Spiellust vollen Raum gegeben, mit Genres, seinen Lieblingsfilmen gewürfelt und gespielt und das dann in einem großen Mosaik an die Wand gemalt.
Lulu und Jimi ist natürlich auch eine Oskar-Roehler-Hommage an David Lynch – ein Film, in dem er seinen Blick auf David Lynch mit seinem Blick auf die Welt vereint. Und daraus wird dann ein richtiger Roehler.
Lulu und Jimi ist hochkarätig besetzt. Inwieweit haben Sie Oskar Roehler bei seiner Suche nach den geeigneten Schauspielern unterstützt?
Wir haben natürlich vor allen Dingen die Hauptdarsteller zusammen gesucht. Wir sind gemeinsam durch Europa gereist, nach Paris und nach London, und das hat viel Spaß gemacht. Wir haben uns gesagt, das muss in der Konstellation des weißen Mädchens mit dem Schwarzen richtig “klick” bei uns machen. Also wir müssen uns in die beiden verlieben und dann verliebt sich auch der Zuschauer in sie.
Wir haben gecastet und gecastet, Hunderte von Mädchen, die man auch in anderen Rollen liebend gerne sieht oder sehen würde, aber es hat nie “klick” gemacht. Und dann hatten wir plötzlich diese relativ unbekannte Französin Jennifer Decker und den Briten Ray Fearon und da hat es dann gefunkt.
Wenn Sie Schlagwörter für den Film finden sollten – welche würden Sie nennen? Was macht Lulu und Jimi aus?
Es ist bunt, es ist knallig, es ist romantisch, rührend, zugleich aber auch sehr ernst, in Teilen auch ein bisschen gruselig, mit einem riesigen Panoptikum an Effekten, auch emotionalen Effekten: Man ist da vollkommen in dieser Liebesgeschichte drin, dann denkt man wieder: “Gott, was für ein Horror diese Elterngeschichte, das ist ja nicht zu fassen”, dann liebt man Katrin Sass mit ihrem rosa Pudel, Udo Kier oder Bastian Pastewka, der auftritt und wie in einer Parodie aus dem Hut gezaubert wird – es ist einfach diese Mischung einer völlig disparaten Welt. Es sprengt dann auch die Genres und ist wild und dunkel.
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