It all started with the big BANG!

29.11.2011 - 08:50 Uhr
Von Nerds, für Nerds, über Nerds - The Big Bang Theory
CBS
Von Nerds, für Nerds, über Nerds - The Big Bang Theory
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Diese Woche vergeben wir nicht nur ein Herz für Serie, sondern auch ein Herz für alle Nerds, Geeks, Freaks und Außenseiter. Daher geht unsere Serienliebe heute an die quietschbunte Nerdigkeit, die wir auch unter dem Namen Big Bang Theory kennen.

Auch Nerds brauchen Liebe. Und diese bekommen sie in der Film- und Fernsehwelt nur sehr selten. Wenn wir in Comedyserien auf Geeks, Freaks und Außenseiter treffen, dann halten sie immer die gleiche Rolle inne: Sie sind die Sidekicks zu den richtigen, den coolen Helden. Sie bekommen vielleicht ein paar witzige Zeilen, aber kaum eigene Aufmerksamkeit. Sie sind nur ein Mittel zum Zweck, die Randfiguren, nie die Hauptfiguren. So konnte es nicht weiter gehen. Das dachte sich auch Chuck Lorre und verhalf vier etwas anderen Alltagshelden mit The Big Bang Theory zu einem eigenen Comedy-Auftritt.

Rock. Paper. Scissors. Lizard. Spock.
Ein sozial inkompetenter, aber genialer theoretischer Physiker (Jim Parsons) und ein nerdiger praktischer Physiker (Johnny Galecki) wohnen gemeinsam in einem Apartment in Pasadena. Gegenüber wohnt eine naive Bilderbuchblondine (Kaley Cuoco-Sweeting), die gerne Schauspielerin wäre, stattdessen aber kellnert. Zu ihren besten Freunden zählen ein indischer Astrophysiker (Kunal Nayyar), der in nüchternem Zustand nicht mit Frauen reden kann, und ein jüdischer Ingenieur mit Beatles-Frisur (Simon Helberg), der seine Anziehungskraft auf Frauen überschätzt und noch bei seiner Mutter wohnt. Hinzu kommen eine putzige Mikrobiologin (Melissa Rauch) und eine steril-überinterpretierende Neurobiologin (Mayim Bialik), die versucht, ihre weiblich-sozialen Defizide durch Logik auszugleichen. Kombinieren wir diese sieben Charaktere, haben wir nicht nur den nerdigsten Haufen Freunde seit The IT Crowd, sondern auch den Cast von The Big Bang Theory. Gemeinsam erleben sie keine Abenteuer, sondern meistern Alltag, Wissenschaft und Beziehungsprobleme, was oft schon Herausforderung genug ist – Nerd oder nicht.

Knock, knock, knock. Penny. Knock, knock, knock. Penny. Knock, knock, knock Penny.
Die bizarr-freakigen Charaktere mit ihren ungewöhnlichen Dialogen sind das, was die Show ausmacht. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Haupt- oder nur um eine Nebenfigur handelt. Sie alle sind bis zur Perfektion überspitzt. Es gibt kein Klischee, das nicht voll ausgeschlachtet wird, keine Figur, die nicht das Sinnbild eines Stereotyps ist. Das Schöne ist, dass die Serie in ihrer überzogenen Darstellung nie herablassend wird, etwas, das noch sehr viel seltener ist, als die Charaktere, die sie uns präsentiert. Sei es nun der schüchterne Comicladenbesitzer, der ein Bild von Leonard an seine Wall of Fame hängen möchte, nachdem dieser in seinem Shop ein Date (mit einer echten Frau!) bekommen hat, oder Sheldons religiöse Mutter, die verkündet, dass all dieses Wissenschaftszeug von Jesus kommt. Besonders Sheldon selbst (Jim Parsons) ist die Spitze des Klischeeeisbergs, was ihn für mich zur interessantesten Figur der Serie macht. Brillant, egoistisch, zwangsneurotisch, emphatiefrei, texanisch und nicht ganz normal (nicht verrückt, seine Mutter hat das testen lassen), ist er nach eigener Aussage der “Kleister, der diese kleine Gruppe zusammenhält”. Das mag in der Serie selbst zwar nur bedingt stimmen, wenn wir uns ansehen, wie genervt seine Freunde auf ihn reagieren, über die Serie lässt sich das aber mit Sicherheit sagen. Während der Rest der Clique noch so etwas wie Normalität ausstrahlt, können wir diese bei dem theoretischen Physiker auf Nobelpreiskurs lange suchen. Zwischen Asperger-Syndrom, zwanghaften Persönlichkeitsstörungen und Star Trek, finden wir einen vielschichtigen, ungewöhnlichen Charakter, wie wir ihn selten im Fernsehen antreffen. Sheldon gibt sich gar nicht erst die Mühe, normal sein zu wollen, es gibt schließlich Wichtigeres als Anpassung. Er ist so wie er ist, ohne Rücksicht auf Verluste, wie sein vertraglich gebundener Mitbewohner Leonard nur zu gut weiß.

That science stuff comes from Jesus.
Die Show wandelt den Grad zwischen Wissenschaft, Nerdtum und Beziehungsdrama, ohne je irgendetwas davon allzu ernst zu nehmen. Zwar stimmen die wissenschaftlichen Fakten und sogar unter den Darstellern befinden sich echte Doktoren (Amy Farrah Fowler- Darstellerin Mayim Bialik ist tatsächlich Neurowissenschaftlerin), trotzdem werden für viele eher trockene Themen mainstreamgerecht aufgearbeitet und mit Humor dargestellt. Das hatte sogar zur Folge, dass die Zahl der Physikstudenten seit Beginn der Ausstrahlung stark angestiegen ist. All die nerdigen Themen, die sonst kaum in TV-Serien Aufmerksamkeit finden, werden hier aufs Höchste zelebriert. Wissenschaft, LARP, Videospiele, Comics, Filme, … kaum ein popkulturelles Thema bleibt unangetastet. Sei es nun, dass George Lucas es nicht lassen kann an Krieg der Sterne herumzufummeln oder was denn nun eigentlich mit Dem EINEN Ring geschehen soll, den die Freunde auf dem Flohmarkt entdeckt haben: Hier wird über Comics diskutiert und Auseinandersetzungen werden mit Wii Sports beigelegt – beim Boxen natürlich, wie echte Männer das eben so machen.

Die Serie rollt das Klischee vom Nerdtum von hinten auf. Wir sehen hier nicht das Außenseitertum, wie es in der Film- und Fernsehlandschaft während der Schulzeit gern dargestellt wird, sondern erstmals das das, was danach kommt. Männer und Frauen, die beweisen, dass sie eben nicht angepasst sein müssen, um Erfolg oder Spaß zu haben. The Big Bang Theory zelebriert Nerdigkeit auf flexiblem Humorniveau, ohne dabei verbissen oder platt zu wirken – und das sagt viel über eine Show mit eingespielten Lachern aus. Außenseitertum und Coolness ist nur eine Frage des Standpunkts und die Zeiten, in denen Geek, Nerd und Freak Schimpfwörter waren, sind lange vorbei. Nicht nur, aber auch The Big Bang Theory sei Dank.

Bleibt nur noch eines zu sagen: Bazinga!

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