Serienmörder in Filmen: Jeffrey Dahmer - Das Monster von Milwaukee

20.08.2019 - 09:00 Uhr
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1991 erschütterte der Fall Jeffrey Dahmer die Welt, denn der Mann, der 17 Menschen tötete, zerteilte, verstümmelte und verspeiste, wirkte keinesfalls wie ein Serienmörder. Lest hier die Geschichte eines Mörders, dessen Boy-Next-Door-Image bis heute in der Popkultur nachhallt.

Update: Die Artikelreihe zu "Serienkiller & Filmgeschichte" haben wir bereits vor sechs Jahren veröffentlichen. Die ist gerade hochaktuell, denn Quentin Tarantino erzählt in Once Upon a Time ... in Hollywood seine eigene Geschichte über den Mörder Charles Manson. Zudem geht es in der Netflix-Serie Mindhunter, deren 2. Staffel gerade gestartet ist, ebenfalls um Serienmörder und deren menschliche Abgründe.

Warum begehen Menschen Morde? Wann immer ein Serienmörder verhaftet und verurteilt wurde, war nie nur der Tatbestand allein entscheidend. Mindestens genauso wichtig war der Grund für dessen Taten, die Logik hinter den Verbrechen, die Ursache. Die beliebteste, weil bequemste Erklärung lautet Geisteskrankheit. Doch als der Welt vor über 20 Jahren der Serienkiller Jeffrey Dahmer vorgeführt wurde, blieb der Wahnsinn in dessen Augen unauffindbar.

Zugegeben, Dahmers Kindheit und Jugend verliefen nicht unbedingt glücklich, doch ein wenig harmonisches Elternhaus macht noch keinen Serienmörder. Schon als Kind entdeckte Dahmer seine Faszination am Tod, als er mit dem Fahrrad die Landstraßen nach überfahrenen Tieren absuchte und diese zuhause sezierte. Als er 13 wurde und seine Homosexualität entdeckte, fand sein morbider Forschungsdrang keinen Abbruch.

Stetiges Wachstum abnormer werdender Gewaltfantasien

Stattdessen flüchtete er sich in beunruhigende Fantasien, in denen seine homosexuellen Vorlieben allmählich mit Nekrophilie verschmolzen. Seiner eigenen Abnormität bewusst, begann er ab der High School zu trinken. Als Jeffrey 18 war, trennten sich seine Eltern und ließen ihn allein in dem einstigen Familienhaus zurück.

Im selben Jahr, 1978, beging Dahmer seinen ersten Mord: Eines Tages gabelte er einen jungen Anhalter an der Landstraße auf und nahm ihn mit zu sich nach Hause, wo sich beide betranken. Als der erst 16-jährige Stephen Hicks schließlich gehen wollte, erschlug Dahmer ihn mit einer Hantel. Anschließend zerteilte er die Leiche und verpackte sie in Müllsäcke, um die Leichenteile später im Wald zu verstreuen. Nach diesem Vorfall sollten neun Jahre vergehen, bis Dahmer den nächsten Mord beging. Doch erst dann begann der eigentliche Albtraum.

Seinen Hang zum Trinken bekam er auch später nicht in den Griff, weshalb er erst bei der Army und später an der Uni raus flog. Als Jeffrey schließlich zu seiner Großmutter nach Milwaukee zog, hoffte er mittels der Religion seine stetig abnormer werdenden Gewaltfantasien zu lindern. Ohne Erfolg.

Seinen ersten Mord in Milwaukee verübte Dahmer im November 1987, als er dem 26-jährigen Steven Tuomi in einem Hotelzimmer Drogen einflößte und am nächsten Morgen neben seiner Leiche aufwachte. Dahmer konnte sich selbst nicht an den Mord erinnern, war aber geistesgegenwärtig genug, um die Leiche in einem großen Koffer aus dem Hotel zu schaffen und sich dabei sogar noch von einem Hotelpagen helfen zu lassen.

Bald darauf zog Jeffrey wieder bei seiner Großmutter aus und nahm sich in Milwaukee ein eigenes Apartment. Hier nun vollkommen ungestört und abgeschieden, konnte er unbehelligt hinter der Zimmernummer 213 weitermorden. Dahmer tötete noch weitere 15 Männer, die er vorzugsweise in Schwulenbars kennen lernte und mit nach Hause nahm.

In seinen eigenen vier Wänden erdrosselte er seine ahnungslosen Opfer, hatte Sex mit ihren Leichen, zerstückelte sie und bewahrte seine Lieblingskörperteile von ihnen auf. Zeitweise lagerte er auch Leichen mit Eis in der Badewanne, um den Verwesungsprozess zu verzögern. Seine toten, zum Teil ausgeweideten Opfer ließ er oft vor der Kamera posieren und benutzte die Fotos später als Wichsvorlage.

Dahmers Nekrophilie fand ihr Extrem schließlich im Kannibalismus, als er sogar Leichenteile in den Gefrierschrank legte, um sie später zuzubereiten und zu verzehren. Einen Monat vor seiner Verhaftung hatte sich Dahmer fast ausschließlich von Menschenfleisch ernährt. Außerdem begann der Serienmörder, seinen Opfern mit einer Bohrmaschine Löcher in die Stirn zu bohren, um ihnen anschließend Säure zu injizieren. Er hoffte, somit einen Zombie zu erschaffen, der dann für immer bei ihm bleiben würde.

Dahmers beinah letztes Opfer entkam schließlich im Juli 1991 und führte die Polizei zu dem Apartment Nr. 213, aus dem bereits seit geraumer Zeit ein unerträglicher Verwesungsgestank drang. Im Februar 1992 wurde Dahmer vom Gericht als zurechnungsfähig befunden und zu über 900 Jahren Haft verurteilt.

Der Serienmörder Dahmer als ideale Horrorstory

2012 kam eine umfassende Dokumentation unter dem Titel The Jeffrey Dahmer Files auf den Markt, in der die Geschichte des Serienmörders durch Reenactment-Szenen und Aussagen von Polizei und Zeugen authentisch aufbereitet wurde. Pamela Bass, eine damalige Nachbarin Dahmers, behauptet darin: „Wenn du für jemanden eine Horrorstory schreiben müsstest, dann wäre diese Geschichte der perfekte Stoff dafür.

Die jüngere Filmgeschichte betrachtend, fällt daher auch auf, dass auf Dahmers Morde hauptsächlich biografische Spielfilme folgten, die sich zwar in ihrer jeweiligen Perspektive unterschieden, aber keine neuen Serienkiller auf der Grundlage von seinen Taten entwarfen. Ein Beispiel hierfür ist der Thriller Raising Jeffrey Dahmer (Rich Ambler) von 2006, der sich vor allem um eine Perspektive des Vaters auf das undurchdringliche Innenleben seines Sohnes bemüht.

Im Biopic Dahmer von David Jacobson (2002) wechseln sich hingegen Flashbacks mit Gegenwartsszenen ab, wenn Jeremy Renner in der Rolle des Serienkillers sich auf den grausigen Pfad von Dahmers Abgründen begibt. Dass Jeremy Renner sich für diese Rolle entschied, brachte ihm übrigens sechs Jahre später sein Engagement bei Tödliches Kommando – The Hurt Locker von Kathryn Bigelow ein, die von seiner Performance des Serienmörders absolut begeistert war.

Etwas aus der Reihe der strengen Biopics fällt allerdings die Horrorkomödie Dahmer VS Gacy von 2010: In einem geheimen Regierungslabor werden Jeffrey Dahmer und der Serienkiller John Wayne Gacy durch DNA-Experimente erneut zum Leben erweckt und befinden sich fortan wieder auf freiem Fuß. Wie hier zwischen den Zeilen angedeutet, weilt Jeffrey Dahmer selbst nämlich nicht mehr unter der Lebenden.

Im November 1994 wurde er von einem Mithäftling im Gymnastikraum mit einer Hantel erschlagen - demselben Tatwerkzeug, das Dahmer bei seinem ersten Mord benutzt hatte, was schon eine merkwürdige Ironie des Schicksals ist. Doch bereits ein Jahr vor seinem Tod hatte sich der Regisseur David R. Bowen mit The Secret Life: Jeffrey Dahmer an einer filmischen Biografie versucht, nicht wissend, dass auf das geheimnisvolle Leben des Serienmörders bald ein unspektakulärer Tod folgen würde.

2017 feierte My Friend Dahmer Premiere. Ein verstörende Portrait eines jungen Außenseiters, gespielt von Ross Lynch. Im selben Jahr folgte auch eine TV-Dokumentation mit dem Titel Dahmer on Dahmer: A Serial Killer Speaks.

Weiter die Popkultur durchforstend, ergeben sich noch andere Referenzen: Während John Backderf, ein ehemaliger Schulkamerad Dahmers, sein Verhältnis zu dem Serienkiller als Erwachsener mit dem Comic My Friend Dahmer verarbeitete, finden Fans des Konsolen-Spiels Silent Hill, in dem ein Apartment mit der Nummer 213 häufiger auftaucht, hier ebenfalls Anklänge an das einstige Monster von Milwaukee.

Den Titel 213 trägt außerdem ein Song der Band Slayer, in dem es an einer Stelle heißt: „I need a friend, please be my companion. I don’t want to be left alone with my sanity.” Nach Dahmers Tod wurde sein Gehirn einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Es wurden keine Abnormitäten festgestellt. Jeffrey Dahmers Hauptargument war immer seine Einsamkeit und die Angst, verlassen zu werden. Und dass er all seine Opfer geliebt habe.

Seht ihr noch andere filmische Verbindungen zum Fall Jeffrey Dahmer?

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