Kaisers Krone geht an ... Kana Matsuda!

24.07.2009 - 16:15 Uhr
Kana Matsuda mit der Krone
Montage: moviepilot
Kana Matsuda mit der Krone
Während der vergangenen Wochen gab es in der Filmwelt ausschließlich Stoff zum Meckern. Davon habe ich die Schnauze voll und vergebe deshalb heute zum ersten Mal meine Krone – an ein japanisches Schulmädchen.

Heute habe ich die große Ehre, zum ersten Mal meine wöchentliche Krone zu vergeben. Während der vergangenen Wochen war einfach nichts Positives aus der Welt der Stars zu berichten– und ich war regelrecht gezwungen, anstelle der Krone mehrmals die Narrenkappe zu vergeben. Hugh Jackman bekam sie für seinen zukünftigen Job als Babysitter. Daniel Radcliffe wurde als billige Kopie entlarvt – und Megan Fox als eiskalte Marketing-Maschine.

Nach all diesen Schandflecken unter den Stars und Sternchen bin ich heute ganz aus dem Häuschen, zum ersten Mal meine Krone verleihen zu dürfen: und zwar an Kana Matsuda. Genau genommen ist Kana Matsuda kein Star. Und mit dem Kino hat das japanische High-School-Girlie eigentlich auch gar nicht so viel am Hut. Dennoch: ich habe heute einfach gute Laune, und möchte endlich auch mal jemanden loben, anstatt immer nur herumzumeckern. Und Kana Matsuda war es, die mir in dieser Woche die größte Freude bereitet hat. Und dafür verdient sie Kaisers Krone.

Natürlich würde ich die Krone gerne an einen Filmemacher oder Schauspieler überreichen, der sich in den letzten Tagen besonders verdient gemacht hat um seinen Berufsstand oder die Menschheit. Aber da gibt es einfach niemanden. Und bevor Ihr mir jetzt mit Angelina Jolie kommt, die schon wieder irgendwo in Afghanistan oder im Irak als Friedensengel unterwegs ist – die Jolie zählt nicht. So ehrbar ihr Engagement auch sein mag – das ist doch einfach ein alter Hut. Außerdem finde ich es generell schwierig, jemanden für sein humanitäres Engagement zu loben, der im Dienste eines Systems steht, das humanitäres Engagement überhaupt erst notwendig gemacht hat. Aber genug davon, zurück zum Thema: Kana Matsuda!

Für alle, die die schnuckelige Japanerin noch nicht kennen – hier noch mal ein Update: Wie wir im Laufe der Woche berichteten, wurde Kana Matsuda in der japanischen TV-Comedy-Sendung „Karakuri Terebi“ aus über zehntausend Bewerbern zum größten Harry Potter-Fan Japans gekürt. Der Preis: Ein Meet & Greet mit Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint am Original-Set von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 1. In mehreren YouTube-Videos wurden die „Interviews“, die der verrückte Fan mit den Schauspielern führen durfte, veröffentlicht und gingen um die ganze Welt.

Auch wenn Kana Matsuda eine normalsterbliche Durchschnittsjapanerin – und ganz und gar kein Star oder Sternchen ist: Ihr köstlicher Auftritt wurde rund um den Globus wahrscheinlich schon Millionen mal gesehen. Und das mit Recht: denn Kana Matsuda ist die fleischgewordene Liebe zum Film. Dieses japanische Schulmädchen bringt mit jeder Faser ihres wuschigen Seins ihre fast schon religiös zu nennende Cinephilie zum Ausdruck. Die wimmernde Schüchternheit, mit der sie im Angesicht ihres vergötterten Stars zurückweicht; die strahlenden Augen, denen Kana aber nicht vertraut und sich haptisch vergewissern muss, dass sie nicht träumt; dieses zuckersüße „touch okay?“, die zaghafte, vorsichtige Berührung, dieses wissenschaftliche Schnuppern an dem Finger, dem sie genauso wenig vertrauen möchte wie ihren Augen. Mit allen Sinnen versucht sie, die Präsenz ihres rothaarigen Gottes in sich aufzusaugen – und wird die quirlige Ehrfurcht, die ihr innewohnt, doch nie ganz los. Selbst als sie auf ihrem goldenen Kalb reitet, verlieren ihre Augen nicht den Schimmer des Nicht-Glauben-Könnens – als wolle sie beständig gezwickt werden, um sicherzugehen, dass sie nicht träumt.

Mit dem Index des Lächerlichen wurden ihre Videos verbreitet; Kanas Auftritt soll in erster Linie lustig sein – und das ist er auch zweifelsohne. Aber Kana Matsuda ist nicht nur lustig und freakig. Denn ich bin mir sicher, dass in jedem Filmliebhaber ein Hauch Kana steckt. Selbstverständlich würden wir uns in solch einer Situation ganz anders verhalten. An eine Frage wie „touch okay?“ würden wir nicht einmal denken, ganz zu schweigen davon, unseren Star auch tatsächlich berühren zu wollen. Wohlgesittet und gut erzogen würden wir Fragen stellen, die wir uns vorher überlegt hatten, zum Abschluss freundlich die Hand schütteln und das war’s dann. Alles andere geziemt sich doch auch nicht.

Aber tief in unserem Filmfanherzen lebt ein Stück Kana Matsuda. Wer von Euch hat denn schon seine Lieblingsschauspieler getroffen und kann mit Sicherheit behaupten, ganz wohlgesittet nur mit ihm gesprochen zu haben, ohne die intime Begeisterung zu zeigen, die er in Euch auslöst? Eben, dacht ich’s mir doch. Wir lieben Filme – und das können wir doch dann auch zeigen, oder? Ich für meinen Teil habe das von Kana Matsuda gelernt. Auch ich würde herumglucksen und wimmern und es mit einem „touch okay?“ versuchen. Das ist doch alles vollkommen in Ordnung, da ist doch gar nichts dabei, da brauchen wir uns doch nicht zu schämen. Außer, wenn das Ganze auf YouTube veröffentlicht wird…

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