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Meine Top 30 Erstsichtungen 2014 - Teil 2 (20-11)

30.12.2014 - 23:39 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
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Prokino, Universal, Kinowelt
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Freut mich, dass der erste Part so ein Erfolg war! Aber natürlich waren die Plätze 30-21 nicht alles, also geht es munter weiter mit den Plätzen 20-11:


2014 war für mich ein Jahr, in dem ich mich auch anderen Werken gewidmet habe, als ich es die Jahre davor tat. Weniger Leckerbissen der 90er, die zuvor mein Lieblingsjahrzehnt waren, dafür wesentlich mehr Meisterwerke der goldenen Ära Hollywoods, zur Zeit des Hays-Codes. Nichtsdestotrotz ließ ich es mir nicht nehmen, weiterhin eine Vielzahl an Genres und Filmepochen zu begutachten. Also, hier sind die Plätze 20-11:

Platz 20: Caché

Michael Haneke's Thriller liefert keine konkrete Erklärung dafür, was geschieht. Viel wichtiger ist das, was nicht gesagt wird. Wie gehen die Leute miteinander um, was sprechen sie aus, und was bleibt verborgen, versteckt, caché? Es ist ein Film, mit dem man sich intensiv beschäftigen muss. Die Lösungen sind alle da, aber man darf sich nicht erwarten, dass Haneke dem Zuschauer den Schritt abnimmt, die Puzzleteile zusammenzufügen. Sicherlich der Film, über den ich dieses Jahr am Meisten nachgedacht habe - und der mit jedem meiner Gedankenstränge besser wurde.

Platz 19: Im Zeichen des Bösen

Orson Welles inszenierte diesen von moralischen Abgründen nur so strotzenden Film Noir, und spielte neben Charlton Heston und Janet Leigh auch gleich die Hauptrolle. Gleich zu Beginn gibt es eine der besten Kamerafahrten überhaupt, bei der das Geschehen eines Tatorts als Mosaik festgehalten wird. Danach folgt ein Kriminalfall, doch bald schon merken wir, worum es hier eigentlich geht - nicht nur um Vorurteile, sondern auch darüber, wie man vorzugehen hat, um ans Ziel zu kommen. Kann man opfern, unehrlich sein, anderen schaden, um das zu erreichen, was man will? Man hat einen Verdacht, und um diesen zu beweisen, wie weit darf man dafür gehen - obwohl man keinen Beweis hat. Formell perfekt inszeniert und inhaltlich hintergründig, mit einer grandiosen Janet Leigh.

Platz 18: Die Reise der Pinguine

In seiner Originalfassung ist der Film weniger ein Dokumentarfilm, als eine emotionale Auseinandersetzung mit Schicksal, Verbundenheit, den Höhen und Tiefen unseres Daseins und auch mit dem Tod. Es ist schwierig, einen derartig ernsten Film mit Pinguinen in den Hauptrollen zu machen, aber es ist wirklich mehr als gelungen. Es handelt sich hierbei um einen der philosophischsten Filme die ich kenne, deren Fragen ich etwas abgewinnen kann. Technisch versiert und bildgewaltig wird anhand der Reise der Pinguine in wunderschönen Formulierungen über die Willkür und der Vorbestimmung des Lebens nachgedacht (Für die, die einen Dokumentarfilm erwarteten gibt es zusätzlich noch eine trockenere und sachlichere Synchronisation, die wohl eher den Wünschen der Rationalisten entspricht. Ich beziehe mich jedoch auf die herkömmliche Spielfilmfassung).

Platz 17: I Saw the Devil

Oldboy Min-sik Choi wird vom Jäger zum Gejagten. Der südkoreanische Racheepos und Thriller gehört zu den bestialischsten und härtesten Genrevertretern, die es seit Langem gab - und driftet dabei nie in den Splatter ab. Ein selten spannender, hochtrabender, atmosphärisch dichter Film um das neben der Liebe am Stärksten treibende Gefühl überhaupt: Hass. Um sich mit einem Monster messen zu können, muss man selbst ein Monster werden. Ultrabrutale Spannung mit komplexen Gefühlen, perfektem Drehbuch und den ultimativen Abgründen der Psyche, auf sehr hohem filmischen Niveau. (Der Film ist in Deutschland auf Liste B indiziert, ich beziehe mich auf die ungekürzte deutsche Version auf der niederländischen DVD.)

Platz 16: Der Gott des Gemetzels

Trotz des Titels geht es hier nicht um Blut und Gewalt, sondern darum, wie sehr "reife Erwachsene" ihre Schickimicki-Fassade verlieren, wenn irgendwann mal die Nerven überstrapaziert werden. Jodie Foster, John C. Reilly, Kate Winslet und Christoph Waltz in einem Kammerspiel von Roman Polanski, dass ruhig und harmonisch beginnt, und in Echtzeit zu einem Gefecht biblischen Ausmaßes heranwächst - was als klärendes, friedliches Gespräch beginnt endet als totale verbale Apokalypse. Will wer Cobbler?

Platz 15: Philadelphia Story - Die Nacht vor der Hochzeit

Eine hinreißend leichtfüßige Screwballkomödie, in der Katharine Hepburn als feine Dame der hohen Gesellschaft in der Nacht vor der Hochzeit weniger mit ihrem zukünftigen, als mit ihrem vergangenen Ehemann Cary Grant, sowie dem überraschend charmanten Boulevardreporter James Stewart zu kämpfen hat. Als dann noch der Alkohol fließt, wird es immer schwieriger, den Stock im Arsch zu behalten... Brillantes Drehbuch voller verrückter Situationen, rasanter Dialoge und vor Allem richtig viel Herz und Seele. Der Charme fließt in Gallonen wie der Hochprozentige, und die drei Hauptdarsteller hauchen ihren Charakteren reichlich Leben ein. Stewart wurde zurecht mit dem Oscar ausgezeichnet.

Platz 14: Ist das Leben nicht schön?

DER Weihnachtsfilm der USA ist hierzulande eher weniger bekannt, aber nicht minder herzerwärmend und mitreißend. James Stewart will sich am Weihnachtsabend das Leben nehmen, denn er meint, die Welt wäre ohne ihn besser dran. Ein Engel zeigt ihm dann, was passiert wäre, hätte es ihn nie gegeben... Ein lebensbejahender Film, der zu Tränen rühren kann, so schön ist er. Voller Liebe, Ups and Downs, und der Erkenntnis, dass es zwar immer wieder Tiefen gibt und nicht stets alles so klappt, wie man will, es allerdings so viele Dinge gibt, die das Leben lebenswert machen. Gefühlvoll, traurig, aber auch witzig und turbulent - "Immer wenn eine Glocke läutet, bekommt ein Engel seine Flügel!"

Platz 13: Arsen und Spitzenhäubchen

Definitiv der Film, bei dem ich dieses Jahr am Meisten gelacht habe - und der ist mittlerweile 70 Jahre alt. Cary Grant ist als Hochzeitsgegner verschrien, und auf dem Weg in die Flitterwochen, seine lieben netten und gutherzigen Tanten sind im Mordgewerbe tätig und der mit der Familie verfeindete Bruder sieht aus wie Frankenstein. Schwarzhumoriger Witz, Slapstick en Mass, und Grant liefert eines der brüllend komischsten Mimenspiele der gesamten Filmgeschichte - man könnte es kaum für möglich halten, aber er stellt mit seinem Gummigesicht teilweise heutige Größen wie Jim Carrey in den Schatten.

Platz 12: The Wolf of Wall Street

Leonardo DiCaprio in einer wahren Geschichte voller Exzess: viel Sex, viele Drogen, viel Kohle. Alles extremer als möglich. Es geht um Sucht und Geilheit nach Macht, Geld, Rausch und Lust - die niedersten Triebe werden im Gigantischsten ausgelebt. Hier wird sich nicht nur mental einer darauf runtergeholt, dass man sich mehrlagig mit dicken 100-Dollar-Scheinen alle möglichen Drogen zu schnupfen. In vollster verschwenderischer Euphorie wird hier der Aufstieg gefeiert - und in totaler zernichtender Zerstörung der Fall... Würde DiCaprio noch genialer und übertriebener overacten, würde er vermutlich explodieren. Mann, gebt diesem Mann endlich seinen Oscar, bevor er noch vor lauter Hineinsteigern in seine Rolle kollabiert!

Platz 11: Was der Himmel erlaubt

Meine erste Begegnung mit Meisterregisseur Douglas Sirk... und es war Liebe auf den ersten Blick. Jane Wyman ist eine Dame aus feinen Kreisen, und verwitwet. Ihr bester Vertrauter in der schweren Zeit ist ihr Gärtner Rock Hudson, der schon seit Jahren für sie arbeitet. Die beiden kommen sich näher und verlieben sich. Freudig teilt sie ihren Verwandten und Bekannten mit, dass sie endlich jemanden gefunden hat. Doch als sie herausfinden, aus welcher Schicht ihr Angebeteter kommt, beginnen die bösen Zungen laut zu werden. Zunächst flüsternd, dann schreiend... Sirk inszeniert eine ausdrucksstarke Tragödie um gesellschaftliche Sitten, und wie der Druck des Umfelds das Individuum aufzufressen droht. Es werden harte kritische Töne an die feine Gesellschaft der 50er angeschlagen - und auch heute ist der Film immer noch aktuell.

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