2010 scheint im Rückblick ein ziemlich durchwachsenes Kinojahr gewesen zu sein; wirklich viele Kracher hatte das Jahr für mich nicht. Lange habe ich meine Mitschriften des Jahres durchforstet und musste schliesslich klein beigeben: 2010 brachte mir eine Menge sehr guter Filme , aber wenige neue Lieblingsfilme. Beginnen möchte ich meinen Rückblick dennoch mit einem Film, der mich umgehauen hat.
Ein absoluter Kracher: Love Exposure
Ein Film, der sich kaum in Worte fassen lässt. Der japanische Künstler Sion Sono – an und für sich schon eine Persönlichkeit, deren Facetten ganze Bücher füllen würden – stellte das vierstündige Epos über Liebe, Leiden, Sünde und Hass zwar bereits 2008 fertig, bei uns erschien die DVD aber erst dieses Jahr und haute gleich eine Reihe von euch moviepiloten mit um. Mir erging es wahrscheinlich wie euch: Der Film stand in meinen moviepilot DVD-Tipps wochenlang oben und erschien dann auch in den 100 Filmen meines Lebens – ich ergab mich meinem Schicksal und lieh ihn mir aus. Selten so viele Emotionen beim Erlebnis eines einzigen Films mitgemacht: Love Exposure ist ein Meisterwerk.
Intelligenter Mainstream-Humor: Date Night – Gangster für eine Nacht, Die etwas anderen Cops und Dinner für Spinner
Diese drei Komödien hängen für mich zusammen, stecken doch die Saturay-Night-Live-Macher dahinter oder Steve Carell und Mark Wahlberg spielen eine der Hauptrollen. Bei allen dreien habe ich mich köstlich amüsiert, wenn auch Die etwas anderen Cops noch merklich besser war als die beiden anderen. Ich als großer Tina Fey Fan (30 Rock ist eine meiner Lieblingsserien) war natürlich aber auch von Date Night – Gangster für eine Nacht hingerissen und mochte trotz der schlechten Kritiken Dinner für Spinner-2. Alle drei Filme heben sich für mich vom Witzpott-Allerlei des Jahres 2010 heraus und bilden eine Speerspitze des US-amerikanischen, intelligenten Komödienfilms. Popcorn, aber gut!
Beste Serien: Die fünfte Staffel von Dexter sowie die zweite Staffel von Glee
Während ich bereits seit Beginn dem Serienkiller Dexter auf Schritt und Tritt folge, war Glee für mich dieses Jahr eine wahre Offenbarung. Musical in gut? Wäre hätte das gedacht. Was sich für mich zunächst als eine Art High School Musical darstellte, bewies sich schnell als hervorragend geschriebene, top besetzte und höchst unterhaltsame Serie, deren Macher Ryan Murphy auf die exakt richtigen Zutaten setzt. Die zweite Staffel wurde 2010 ausgestrahlt und mit Preisen überschüttet. Auch von mir, denn Glee zeigt, dass sich neue Ideen im Fernsehen durchaus umsetzen lassen – wenn die richtigen Köpfe dahinter stecken.
Bei Dexter hingegen muss ich zwar zugeben, dass ich vom Finale etwas enttäuscht war. Ohne spoilern zu wollen: Wie bescheuert sind denn bitte diese Produzenten, dass sie Lumen nicht gleich für 10 Staffeln verpflichten? Aber gemach, gemach, sie sei nicht gänzlich von der Bildfläche verschwunden, so die Macher. Eine Rückkehr in Staffel 7 steht der toughen Blondine offen. Bis zum Finale hatte sich Dexter aber tatsächlich auf sehr hohem Niveau gehalten und war für mich in diesem Herbst/Winter eine wöchentlich wiederkehrende Freude.
Nerdagasm mit Kick-Ass und Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt
Ich kann wirklich nicht sagen, welcher dieser beiden Filme besser geraten sind: Beide sind höchst unterhaltsame, perfekt geschriebene und besetzte Kunstwerke, wie sie jedem Comic- und Superheldenfan das Herz erwärmen müssen. Beide sind leider bei uns im Kino gefloppt – auch dies ein Zeichen dafür, dass die Zielgruppe für solche Filme hierzulande erschreckend gering ist. Schade, denn sowohl Matthew Vaughn als auch Edgar Wright hätten es verdient, nicht nur den Nerd/Fan-Olymp, sondern auch einen Berg voller Gold zu erklimmen. Also, moviepiloten: Kauft die DVDs!
Beste deutschen Filme: Das letzte Schweigen und Hochzeitspolka
Auch der deutsche Film ließ dieses Jahr nicht gerade viel von sich blicken. Diese beiden Werke stechen für mich noch heraus, sind aber auch beide noch weit davon entfernt, Meisterwerke zu sein. Hochzeitspolka wollte ich gerne mitbesprechen, da mir diese sympathische Komödie wirklichen Spaß machte und ich zudem Christian Ulmen anhimmele. Falls ihr Hochzeitspolka im Kino verpasst habt, sollte ihn sich auf DVD ansehen, sobald er erschienen ist. Das letzte Schweigen wiederum betritt ganz andere Sphären: Hier wird kein Spaß gemacht, es geht um einen Pädophilen, der seine Vergangenheit gerne hinter sich lassen würde, aber davon eingeholt wird. Nachwuchsregisseur Baran bo Odar hat hier ganze Arbeit geleistet und ein Werk erschaffen, welches sich anfühlt, als sei hier ein jahrzehntelang erprobter Filmemacher am Werk. Auch konnte er einen meiner Lieblingsschauspieler, Wotan Wilke Möhring, verpflichten, der neben einem nicht minder attraktiven Cast (Katrin Sass!) die Hauptrolle spielt.
Viva la Trash: Machete und Piranha 3D
2010 war irgendwie auch das Jahr, in dem der gehobene Trash zurückkehrte. Nachdem Tarantino in diesem Jahr aussetzte, um Rebel City Rumble vorzubereiten, brachten sein Buddy Robert Rodriguez mit Machete den besten Actionfilm des Jahres ins Kino und Buddy 2 Eli Roth verhalf dem französischen Horrorfilmdreher Alexandre Aja zu ungeahnten Höhen mit dem 3D-Trashfilm Piranha 3D. Beide Filme sind Trash, ganz klar – und beide machen Mordsspaß.
Was sagt ihr zu Annas Bestenliste 2010?