6. Zwei glorreiche Halunken
Beginnen wir mit einem meiner Lieblings Genres, dem Western bzw. dem Spaghetti-Western. (Um diesen Text vollständig nachvollziehen zu können, sollte im Hintergrund ein Westernthema, nach eigener Wahl laufen). In dieser Art von Film werden die einfachsten Dinge zelebriert und in episches Ausmaß gehoben; Sergio Leone schafft dies in seinem Werk von 1966 in Perfektion. Aber beginnen wir Vorne. Il Buono, il brutto, il cattivo ist der dritte Teil der sogenannten Dollar Trilogie und führt nach „Joe“ in Für eine Handvoll Dollar (hier „Der Blonde“), dem „Colonel“ in Für ein paar Dollar mehr (hier: Sentenza) nun den dritten Revolverhelden Tuco ein. Hierbei ist allerdings nicht vollständig geklärt, ob es sich jeweils um die gleichen Charaktere wie in den Vorgängern mit nur anderen Namen handelt. Somit sind The Good, the Bad and the Ugly, wie es aus dem italienischen Übersetzt heißt vollzählig, was aber nicht bedeutet, dass nicht jede Figur zu Beginn des Films ausführlich vorgestellt wird. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern (wobei Teil 2 zu diesem Zeitpunkt erst halb gesichtet wurde) befinden wir uns in diesem Film auf einer Art Road-Trip, auf der Suche nach einem Schatz auf einem Friedhof, wobei die drei eben genannten Hauptcharaktere ein schwieriges Verhältnis zueinander haben. Denn während Der Blonde und Tuco voneinander abhängig sind um den Ort der Verlangens zu finden, heftet Sentenza sich an die Fersen der Beiden. Immer wieder bilden sich Bündnisse, welche jedoch genauso schnell wieder zerbrechen können wie sie entstanden sind, es scheint sie nur das Verlangen nach Reichtum zu einen. Die größten Stärken des Films sind neben genau diesem Spiel der Allianzen, die klassischen Italo-Western-Elemente wie die weniger ruhmreiche und dreckigere Darstellung der Hauptcharaktere und der Welt im Allgemeinen, den typischen Einstellungen und ihrer Disparität von extremen Totalen bis zu extremen Detailaufnahmen (speziell die Augen von Charakteren), den typischen Duellen und den epischen Chorälen Ennio Morricones. So verwundert es nicht, dass der Film schlussendlich in einem finalen Showdown, einem Maxican Standoff mündet welcher den Zuschauer gefühlte Ewigkeiten auf den Schuss/die Schüsse warten lässt und dabei unendliche Spannungen aufbaut. Ist/Sind dieser/diese dann gefallen und es geht dem Ende zu, wird schlagartig klar, welchen Bann der Film aufgebaut hat, denn die ganz Zeit über wollte man noch mehr sehen, noch mehr miterleben und den Klängen lauschen und nun geht alles dem Ende zu, wie eine Kugel, die ihrem letzten Ziel entgegen fliegt.7. Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt
Nun, zu diesem Film sollte man nicht viel sagen, man sollte ihn sehen und entweder wird man von all den verrückte Ideen und wahnwitzigen Bildern überzeugt oder eben nicht. Aber wie in aller Welt sollte man all die guten Ideen nicht mögen können? Da sind zum Ersten die Kämpfe. Jeder Kampf hat etwas Besonderes, sei es der gegen die Vielzahl an Lucas Lees, der Auftritt der hammerschwingenden Ramona Flowers oder das legendäre Bassbattle vs. Todd. Weiterhin muss die Regiearbeit von Edgar Wright hervorgehoben werden, er setzt Bildblenden und allerlei Bildverschönerungszeug wie Herzchen, Taggings, Pee-Bars, POWs und anderes Zeug perfekt ein und zeigt so, dass es sich hier um einen Comic in Form eines Films handelt. Die geniale Musik von Sex Bob-Omb , oder Crash and the Boys oder The Clash at Demonhead oder Beck oder Plumtree nicht zu vergessen, welche die ganz besondere Stimmung erzeugt, die dem Zuschauer vermittelt, hier bist du unter guten Menschen, denn schlechte Menschen hätte niemals einen so guten Musik Geschmack. Außer Gideon, aber der ist ja Produzent, und bei Wayne's World haben wir gelernt, die Produzenten sind immer die Bösen. Was Scott Pilgrim aber eigentlich so toll macht, sind die absolut kultigen Zitate, die stellenweise unglaublich witzigen Szenen und der perfekt besetzte Cast. Jason Schwartzman, den man sonst (fast) nur von seinen skurrilen Rollen in Wes Anderson Filmen kennt, gibt hier einen sehr charismatischen, aber auch genial bösen und schleimigen Endgegner ab, zu dem man allerdings nur gelangt, wenn man beide Passwörter weis. Ach ja und lest euch nur nochmal die Namen der Charaktere durch, allein die sind schon extrem cool.
8. Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis
Öfter mal was neues. Schon wieder Edgar Wright und schon wieder eine Hommage, diesmal aber nicht an Videospiele und Comics sondern an Buddy-Cop Filme (ich mochte den Ausdruck noch nie) und Action Filme aller Jahrgänge. Dabei beginnt alles sehr britisch und mutet fast wie ein klassischer BBC Krimi oder ähnliches an. Nicholas Angel, allein schon sein Name zeugt von echter Coolness, Edgar Wright hat es scheinbar drauf mit Namen. Dies ist seinem Boss und dessen Boss und dessen Boss allerdings relativ egal, denn er wird versetzt, und zwar in das beschauliche Dorf Sandford. Hier passiert überhaupt nichts, bis auf wenige scheinbar vollkommen lächerliche Straftaten, welche Nicholas etwas überengagiert aufklärt. Doch plötzlich geschehen unerwartet brutale und blutige Morde und man befindet sich mitten in einem Edgar Wallace ähnlichen Szenario, inklusive kleinem Verdächtigenkreis und maskiertem Mörder wieder (liegt eventuell an der Namensverwandtschaft). Dabei wird effekttechnisch vor allem auf handgemachte Action und blutige Gewaltdarstellung gesetzt, ohne dabei den Humor zu verlieren, denn dieser ist wie eigentlich immer in Britannien erstklassig. Der Regisseur schafft es weiterhin erneut einen unfassbar kultigen Film, mit diversen zitierwürdigen One-Linern und diversen Zitaten von zitierwürdigen Action Filmen und klassischen Action Klischees zu erschaffen. Dazu zählt natürlich die offensichtliche Verneigung vor „Gefährliche Brandung“, rasante Verfolgungsjagden und der klassischen Motorhauben-Überrutschung. Der beste Teil der Cornetto-Trilogie hat natürlich auch den obligatorischen Zaun-Gag und die Eis-Szene eingebaut, weswegen ich nun über den Nachbarzaun klettere und mir eine deliziöse Eiscreme gönne. Im Januar.
9. Fight Club
Fight Club ist vermutlich eine sehr populäre Wahl für einen Lieblingsfilm, dennoch möchte ich ihn hier erwähnen, denn obwohl ich die Auflösung schon vor dem ersten vollen Durchlauf kannte, hat mich dieser Film vollkommen eingenommen. Die Atmosphäre, welche gerade durch Edward Nortons beinahe wahnsinniges Spiel, Brad Pitts Schweiß und Blut gebadeten Oberkörper, die rohe Gewaltdarstellung, die anarchistische Grundstimmung und die packend-düstere Fincher Inszenierung entsteht und von The Pixies wundervoll abgerundet wird macht wohl den wichtigsten Part des Films aus. Aber auch die ideenreichen und innovativen Einsätze von Rückblenden, Off-Kommentaren, Text Einblendungen oder die zynischen Zitate wie: „Ich will Krebs im aufsteigenden Dickdarm“, verursachen ein Gefühl, nahe am perfekten Film dran zu sein. Ob dies der Fall ist, kann jeder für sich selbst entscheiden, auf jeden Fall ist er für mich einer von neun besten Filmen.
So entlasse ich euch nun, in ein Leben nach dem großen Nonett des Mr.English, auf dass ihr gedeihen möget während der Betrachtung der hier vorgestellten Filme und, dass eure Augen vom täglichen Marvel-Einheitsbrei befreit werden, Eduard Laser der Freiheit entgegen gehen darf und Special Agent Dale Cooper endlich wieder guten Kaffee zu sich nehmen kann.
Gez. Mr.English