Mit nur einem einzigen Satz macht The Walking Dead jahrelange Enttäuschung wett und Bock aufs Finale

12.11.2022 - 09:30 Uhr
The Walking DeadAMC
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The Walking Dead hat jahrelang herumgetrödelt. Doch drei Folgen vor Schluss sitze ich laut jubelnd vor meinem Fernseher. Es fühlt sich endlich so an, als würden wir auf einen würdigen Abschluss der größten Horrorserie unserer Zeit zusteuern.

Die drittletzte The Walking Dead-Episode aller Zeiten endet mit einem Satz, der für mich das Finale von The Walking Dead rettet.

Der sonst so regimetreue und unterkühlte Commonwealth-General Mercer fängt Eugene am Weg zu seiner Hinrichtung ab und spricht die jetzt schon legendären Worte in die Kamera: "Bringen wir die Kacke zum Dampfen!" Im Original wird der Putsch mit noch mehr Schimpfwörtern eingeleitet: "It's time to fuck shit up!"

Die Szene ist ein Geniestreich. Mercer-Darsteller Michael James Shaw sagt den improvisierten (!) Satz nicht nur zu Eugene – er sagt ihn direkt in die Kamera zu uns allen und heizt zwei Millimeter vor der Ziellinie meine verloren geglaubte Vorfreude aufs Finale an.

Mercers geniale Improvisation fasst das Ende von The Walking Dead zusammen

Im Drehbuch stand „Zeit, diesen Ort zu übernehmen!“ (im Original: "Time to take this place!"), erzählt Showrunnerin Angela Kang im Interview mit Entertainment Weekly . Michael James Shaw hat aus einer Laune heraus improvisiert und erst im Schnittraum wurde entschieden, wie gut sich diese Laune auf die Folge auswirken würde.

The Walking Dead: Mercer

Es sind aber nicht nur der Blick in die Kamera und die entschlossenen Worte, die dem Episoden-Ende so viel Nachdruck verleihen. Kang und ihr Team haben in der viert- und drittletzten Folge ordentlich Arbeit geleistet, damit im Finale endlich alle Stränge zusammenfinden.

Die The Walking Dead-Verantwortlichen haben in den acht Folgen von Staffel 11, Teil 3 die Aufgabe, ein riesiges Ensemble fertig zu erzählen. Selbst wenn wir all die Figuren wegnehmen, deren Geschichte in einem Spin-off weitererzählt wird, bleiben immer noch Dutzende Charaktere übrig.

Das Gefühl, dass wir mit "unseren Überlebenden" rund um Negan, Aaron, Maggie, Eugene und Co. in einem Boot sitzen, wird mit zwei Kniffen erzeugt: Zum einen stimmen die Flashbacks zu Beginn jeder Episode nostalgisch. Zum anderen holen die viert- und drittletzte Folge, namentlich Außenposten 22 (Outpost 22) und Glaube (Faith), verloren geglaubte Gefühle zurück: Außenposten 22 ist in Wahrheit Alexandria.

In Alexandria haben wir beinahe die Hälfte der Serie verbracht. Rick ist dort durchgedreht. Rick hat sich dort wieder erholt. Carl ist dort gestorben. Unsere Überlebenden haben dort eine florierende Gemeinde angeführt. Alexandria war unser erstes richtiges Zuhause nach der Apokalypse. Wir verbinden es mit Menschlichkeit und Familienglück, mit Carl und Baby-Judith auf der Veranda.

The Walking Dead: Carl und Judith

Jetzt ist es Teil eines totalitären Regimes, das Negan und seine schwangere Frau an die Wand stellt. Doch am Ende der Folge siegt wieder die Menschlichkeit. Namenlose Soldaten erheben sich über den Tötungsbefehl und all unsere liebsten Figuren ziehen am selben Strang. Mit Luke (Dan Fogler) wird sogar eine lang vermisste Figur zurückgebracht.

Regie und Schnitt leisten viel Arbeit, um die noch verstreuten Parteien als Einheit wirken zu lassen. Mercers Kampfansage zementiert all diese Bemühungen in einen einzigen Satz und in ein Gefühl: Es gibt kein zurück! The Walking Dead fühlt sich endlich wieder so an, als würde jemand ein richtiges Serien-Ende erzählen wollen.

Am Scheitern vorbeigeschrammt? Die größte Horrorserie unserer Zeit verdient ein episches Finale

Vor der Motivation aufs Ende dominierte Frust: Spätestens mit Ricks Weggang in Staffel 9 sind viele Fans mit ihm gegangen. Unaufhaltsame Spin-off-Ankündigungen ließen die Lust auf die Mutterserie schrumpfen. Wir wissen um das Überleben von Negan, Maggie und Daryl aufgrund ihrer weiterführenden Serien.

Selbst Negan-Darsteller Jeffrey Dean Morgan bereut, dass sein Spin-off vor dem The Walking Dead-Finale angekündigt wurde, schreibt E Online . Dieses vorweggenommene Wissen, langweilige Subplots und unnötiges Hinauszögern mit 24 statt 16 Folgen in Staffel 11 haben die späteren Jahre von The Walking Dead bedeutungslos gemacht.

The Walking Dead: Michonne und Rick

Wegen diesem jahrelangem Trödeln verblasst das Vermächtnis bereits, bevor das Finale läuft. Doch der einstige Einfluss auf die Popkultur generell, das Zombiegenre im Speziellen und auf Andrew Lincolns Bart bleibt im kulturellen Gedächtnis.

The Walking Dead und alle Fans, die 11 Jahre drangeblieben sind, haben ein Finale verdient, das an alte Zeiten erinnert und die Serie zu Ende erzählt. Egal, ob Rick und Michonne in der letzten Episode zurückkehren werden, es muss sich wie ein würdiger Abschluss anfühlen.

Und diese Hoffnung lebt, denn endlich sind wir alle in derselben Motivation vereint: It's time to fuck shit up!

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