Stoppt den ausufernden Remake-Wahnsinn

12.06.2011 - 07:00 Uhr
Selbst Rocky Balboa hat genug
MGM/moviepilot
Selbst Rocky Balboa hat genug
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Es brodelt wieder in der Magengegend, denn die Woche lieferte einem viele Gründe, sich so richtig aufzuregen. Wir haben uns eines Themas angenommen, das schon seit einiger Zeit gärt.

Manchmal staut sich die Wut an, bis sie förmlich aus einem herausplatzt. Dann gibt es kein Halten mehr, es wird Gift und Galle gespien, ein Tornado der Emotionen wütet. Wer in letzter Zeit aufmerksam oder auch weniger aufmerksam die News zu neuen Filmen verfolgt hat, der weiß, dass das Wort „neu“ eigentlich gestrichen werden muss.

Der Aufreger der Woche dreht sich um ein Thema, das vielen schon ganz lange sauer aufstößt: Die ausufernde Remake-Welle, die die Filmlandschaft erfasst hat.

Let’s Make a Remake!
- Gerüchte um ein neues Wolfman-Reboot
- Drehbuch zu Poltergeist-Remake von Tintenherz-Autor
- Paul Walker in Terminator 5 im Kampf gegen die Maschine
- Der Große Japaner wird Der Große Amerikaner
- Dumm & Dümmer und Bruce Allmächtig werden fortgesetzt
- Kate Beckinsale vs. Jessica Biel in Total Recall-Remake
- Megan Fox wünscht sich Hauptrolle in Carrie-Remake
- Colin Farrell macht in Fright Night einen auf cool

Das ist nur eine kleine Auswahl an News, die wir euch in letzter Zeit präsentiert haben, die sich mit Remakes (bzw. Reboots, was letztlich auch keinen Unterschied macht) beschäftigen. Der Eindruck verstärkt sich, dass der Ideenmangel in Hollywood mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen hat. Gucken wir uns zusätzlich zu den Remake-News auch noch diejenigen an, die sich um Sequels drehen, dann verfestigt sich dieser Eindruck. Alleine diese Woche kamen Nachrichten zu Sequels von Drachenzähmen leicht gemacht, Salt 2, Rounders 2, Star Trek 2, Human Centipede 2 und Indiana Jones 5 – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Richtig coolen, neuen Stoff ins Kino bringen? Scheinbar ist das völlig out.

Wenn der Koch nur noch Tütensuppe macht
Aber woran liegt es denn, dass wir mittlerweile nur noch Aufgewärmtes vorgesetzt bekommen? Sind die Köche schlecht? Fehlt den Konsumenten der Geschmack? Ist in dieser Sache einfach ein gewisser Gewöhnungseffekt entstanden? Es ist ein großes Rätselraten, wo angesetzt werden muss, um die Wurzel des Problems freizulegen. Es gilt anzunehmen, dass eine Kombination aus allem einem den richtigen Weg weist. Dass sich etliche Filmemacher nicht mehr an neue Filmstoffe wagen, sondern sich gerne auf vertrauten Pfaden bewegen, ist leider Realität. Dass sich viele Zuschauer vom Aussehen eines Films blenden lassen, auch wenn er nichts, aber auch gar nichts Neues erzählt, ebenso. Und dass gerne einmal Teil XYZ eines Films angeschaut wird, da dies Gang und Gäbe ist und in etwa klar ist, was einen erwartet, ist auch der Fall. Wir müssen nicht lange drumherum reden: Film ist Business, da geht es ums Geld, nicht in erster Linie um den künstlerischen Anspruch. Und einen Film zu produzieren, der Topeinnahmen praktisch garantiert, liegt logischerweise im Interesse der Beteiligten. Luft & Liebe füllen den Magen nämlich so schlecht und drin wohnen kann auch niemand.

Nicht unbedingt schlecht, aber…
Die Floskel „Früher war alles besser“ zählt hier natürlich auch nur bedingt. Klar gab es auch schon vor Jahrzehnten Remakes oder Fortsetzungen. Und per se ist das auch nicht zu verurteilen. Wir sind ja durchaus dankbar für Neuverfilmungen wie Kap der Angst, Die Fliege oder Für eine Handvoll Dollar und ohne die Sequels Terminator 2 – Tag der Abrechnung, Zurück in die Zukunft II oder Das Imperium schlägt zurück würde uns etwas fehlen. Allerdings können wir uns nicht des Eindrucks erwehren, dass zur Zeit wirklich jeder Schrott bis ins Unendliche ausgelatscht wird, meist sogar einen 3D-Anstrich bekommt, oder sämtliche Klassiker noch einmal durchgekaut werden. Spy Kids 4? Wer brauchte die drei Teile zuvor? Der tausendste Superman-Film? Lasst den Mann aus Stahl doch endlich ruhen! Die sieben Samurai zum Rambo-Verschnitt machen? Geht’s noch?!

Das Ergebnis wird irgendwann mal vielleicht sein, dass eine Generation der Zweit- oder Drittverwerter entsteht, die nur noch Bekanntes konsumiert. Aber auch diesen wird es irgendwann schwer auf die Nerven gehen, immer wieder und wieder ein und dasselbe anzugucken – und dann liegt das Kind im Brunnen. Zugegeben, das ist sehr schwarz gemalt, aber wir sollten den Worst Case im Auge behalten. Womöglich ist dieser aber auch nur eine Art reinigendes Gewitter und weht wieder etwas frischen Wind durch die brachliegende Filmlandschaft. Ein Neuaufbau aus Ruinen sozusagen. Bedeutend lieber wäre es uns allen wohl, wenn es gar nicht so weit kommt und schon vorher Vernunft einkehrt. Angesichts der derzeitigen Lage ist diese Thema aber noch der Aufreger der Woche!

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