Auf der großen Menü-Karte für die 81. Oscar-Verleihung in der Kategorie Bester Film stehen unterschiedliche Hauptgänge: Da hätten wir ein wunderbar fotografiertes Märchen, über einen Mann, der immer jünger und schöner, aber nicht unbedingt glücklicher wird (Der seltsame Fall des Benjamin Button). Wir hätten ein atemberaubendes Sozialdrama mit allem was dazu gehört an Elend, Leid- und Glückstränen und eben auch Aschenputtel-Kitsch (Slumdog Millionär). Dann gibt es einen dialoggewaltigen Polit-Talk, der einmal mehr zeigt, dass den Politikern auf aller Welt immer auf die Hände geschaut werden muss (Frost/Nixon). Ein Biopic über den ersten schwulen Stadtrat von San Francisco beweist uns, dass die 1970er Jahre im Westen Amerikas eine Welt voller Idealismus war, der aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurückfiel (Milk). Eine Liebesgeschichte mit Nazi-Hintergrund darf auch nicht fehlen und wird uns in braunstichigem Hochglanz und mit viel nackter Haut dargeboten (Der Vorleser).
Fällt die Entscheidung schwer? So richtig nicht: Im Vorfeld gewann Slumdog Millionär vom britischen Regisseur Danny Boyle die meisten Preise. Den Golden Globe, den Britischen Filmpreis, fast alle Gilden-Preise konnte er für sich verbuchen und auch die Kritiker waren auf seiner Seite. Damit verdrängte er seinen größten Konkurrenten Der seltsame Fall des Benjamin Button auf den 2. Platz. Dass er auch den Oscar gewinnen könnte, scheint wahrscheinlich, wenn …
… ja, wenn sich nicht die Amerikaner wieder auf sich selbst besinnen, weil gerade die große Barack Obama-Bewegung angelaufen ist und das Erbe von George W. Bush gebührend entsorgt werden muss. Vergangenheitsbewältigung also. Dann hätte der spannende Polit-Thriller Frost/Nixon durchaus eine Chance.
… oder wenn die American Academy eher den idealistischen Traum wählt, also dem Charme, dem Charisma und der Überzeugungskraft eines Politiker erliegt, wie sie ihn gern hätten und in Barack Obama hoffen zu bekommen. Die Utopie also. Dann könnte Milk der Gewinner des Abends werden.
… oder wenn sich – wie so häufig bei den Oscar-Verleihungen – zwei streiten und sich dann der dritte Film freut. In diesem Fall könnten Slumdog Millionär und Der seltsame Fall des Benjamin Button beide leer ausgehen und von den angeblich kleineren Filmen überrundet werden.
Wie immer das Rennen um den besten Hauptgang des Abends ausgeht: Spannend wird es allemal.
Oder ist für Euch schon alles klar?
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