Oscar Isaac im Portrait - Jenseits von Gut und Böse

21.03.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Oscar Isaac in Inside Llewyn Davis
StudioCanal
Oscar Isaac in Inside Llewyn Davis
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Mithilfe der Coen-Brüder avancierte Oscar Isaac vom Nebendarsteller zum Hollywood-Star. Diese Woche startet A Most Violent Year, in dem er die Hauptrolle übernimmt. Bei der vielversprechenden Zukunft ist es an der Zeit, ihn mal genauer zu betrachten.

Es kann nicht schaden, von Joel und Ethan Coen ins Rampenlicht gerückt zu werden. Umso besser, wenn der gewählte Film sich weniger auf eine ausgetüftelte Story konzentriert, sondern den Charakter und dessen musikalisches Talent ins Zentrum stellt. Spätestens seit Inside Llewyn Davis ist der Name Oscar Isaac in Hollywood ein Begriff, seine Fähigkeiten als Sänger und Gitarrist konnte er dabei ebenfalls hervorheben. Als Folk-Musiker schlägt er sich im Film mehr schlecht als recht durchs Leben, seiner eigentlichen Karriere half das Ganze umso mehr: Eine große Rolle reiht sich an die nächste, Titel wie Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht und X-Men: Apocalypse heften wie Werbeplakate an dem Mann aus Guatemala. Aber wer steckt eigentlich hinter diesem nachdenklichen Gesicht, um das sich die Produzenten plötzlich reißen?

Musik und Schabernack

The Globe and Mail  findet für das Phänomen Oscar Isaac die schöne Beschreibung, er reite auf einer jener "Wo kommt der denn her"-Raketen. Das etwas verwirrende Sinnbild beiseite gelassen, lässt sich diese Frage eigentlich leicht beantworten: Oscar Isaac wurde in Guatemala geboren, sein Vater ist Kubaner, seine Oma mütterlicherseits wiederum Französin. Seinem Aussehen nach könnte man auf so einiges schließen, aber auf diese Kombination wäre vermutlich niemand gekommen. Aufgewachsen ist Oscar Isaac in Miami, wo er früh die Musik und den Schabernack für sich entdeckte. An der Privatschule, die er besuchte, war er für einigen Ärger verantwortlich - einmal musste der Lehrer seinen Tisch sogar vom Rest der Klasse mit einer Papp-Wand abschirmen. Später flog er komplett von der Schule. In die Juilliard School in New York City schaffte er es dennoch, wo er im Drama-Kurs seine schauspielerischen Fähigkeiten ausbaute und an seinem ersten Film arbeitete.

Die Musik war dabei sein steter Begleiter: Biography  zufolge übernahm er noch in Miami Gesang und Gitarre in der Ska-Band The Blinking Underdogs. Für den Schauspiel-Unterricht ließ er das Hobby zwar eine Weile fallen, doch schaffte er es später, seine zwei Talente zu kombinieren. Nicht nur als Llewyn Davis griff er zur Gitarre - auch für Sucker Punch spielte er eins der Lieder auf dem Soundtrack ein. Nach der Ausbildung in New York landete Oscar Isaac neben kleinen Rollen seinen ersten größeren Auftritt in der Bibel-Geschichte Es begab sich aber zu der Zeit... - als Josef. An Nebenrollen arbeitete er sich weiter nach oben: In Filmen wie Robin Hood und Der Mann, der niemals lebte ließ er sich neben so einigen Größen blicken, doch die Zeit war noch nicht gekommen.

Zahnrad in der Maschine

2011 erschien dann Drive, ein waschechter Überraschungserfolg, der drei Personen in seinem Kielwasser mit sich zog: Nicolas Winding Refn als Arthouse-Regisseur, der plötzlich auch massentauglich inszenieren konnte, Ryan Gosling als brutaler Thriller-Held und schließlich Oscar Isaac, dessen Auftritt nicht lange dauern sollte, sich jedoch beim Publikum einprägte. Sein finster dreinblickender Standard, der unserem Helden direkt an den Kragen will, entpuppt sich später als hilfloses Opfer eines ausgebufften Systems und der Zuschauer sieht sich plötzlich mit einer simplen Frage konfrontiert: War Oscar Isaac nun der Gute oder der Böse?

Vermutlich spielte er einfach das Zahnrad in der Maschine, die den Racheakt des Fahrers ins Rollen bringt - denn ohne Oscar Isaac wäre Ryan Gosling nun vermutlich Nascar-Champion. Ihm scheint diese Art von Nebenrolle zu liegen, seine ebenso herausfordernde wie auch nachdenkliche Mimik rückt ihn als Darsteller in keine Ecke, eckt dafür umso mehr an. In eine Schublade lässt sie sich lange nicht stecken. Das merkten auch die Coen-Brüder, als sie ihn für ihren Ausflug in die Musik engagierten. In der Rolle des Llewyn Davis trägt Oscar Isaac den Film auf seinen Schultern und tut dabei möglichst wenig dafür, beim Zuschauer Sympathie zu wecken. Ähnlich ambivalent bleibt auch sein Part als Abel Morales, der in A Most Violent Year versucht, sein Geschäft und seine Familie vor den Gefahren zu schützen, die New York im Jahre 1981 beheimatet. Ein ruhiges, stilvolles Krimi-Drama, das die Frage nach richtigem und falschem Handeln nicht immer beantworten will. Mit Jessica Chastain, die im Film Isaacs Frau spielt, ist er übrigens bereits seit der Schauspielschule befreundet.

Bösewicht mit Fingerspitzengefühl

Besonders spannend könnte Ex Machina werden, welcher bereits Ende April nach Deutschland kommt. Als Chef des größten Internetunternehmens der Erde tüftelt Oscar Isaac hier abgeschieden von der Gesellschaft an künstlicher Intelligenz, welche sich in Form einer jungen Roboter-Frau materialisiert. Testen soll diese Domhnall Gleeson, der dabei schnell den Überblick verliert, wem er vertrauen soll: Dem Erfinder oder der irreführend lebendigen Alicia Vikander als Roboter-Dame. Hier kommt Oscar Isaacs ambivalente Erscheinung besonders gut zum Ausdruck und verleiht dem jungen Gleeson eine Menge Kopfzerbrechen.

Die größte Herausforderung erwartet ihn jedoch in den nächsten zwei Projekten, auf die die gesamte Popkultur-Gemeinde mindestens ein Auge verweilen lässt. Das Star Wars-Universum ist für gewöhnlich recht gradlinig in Gut und Böse eingeteilt, beschäftigt sich jedoch gleichzeitig mit dem Wandel und der Verführung prädestinierter Charaktere. Wo sich Oscar Isaac in dieses große Bild zeichnen lässt, bleibt abzuwarten. Im für Dezember vorgesehenen Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht spielt er zunächst den X-Wing-Piloten Poe Dameron, der durch etwas kindliche Augen betrachtet definitiv zu den Guten gehören sollte. Ihn in X-Men: Apocalypse einzuordnen dürfte sich derweil mindestens ebenso einfach gestalten: Isaacs Titel-gebender Schurke Apocalypse ist der älteste und mächtigste Mutant der Welt und stellt somit die ultimative Bedrohung für unsere Heldentruppe rund um Klingenschwinger Hugh Jackman dar. Aber wer weiß, vielleicht schafft Oscar Isaac es ja, auch dem bösesten aller Bösewichte eine gewisse Ambivalenz abzugewinnen. Vielleicht mithilfe von etwas Gitarren-Geklimper?

Mein Job ist immer noch der selbe. Zwischen 'Action' und 'Cut', das gehört mir. Egal, wie groß die Produktion ist, das ist immer noch mein Platz. Das ist ein heiliger Ort.

Was haltet ihr von Oscar Isaac?

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