Plumper Diebstahl à la Zack Snyder

30.03.2011 - 17:26 Uhr
Sucker Punch
Warner Bros. Pictures
Sucker Punch
41
5
Soviel Trittbrettfahrerei war selten: Für Sucker Punch hat Zack Snyder sich bei allerlei Filmen bedient und stellt unverhohlen seine gestohlenen Bilder zur Schau. Was hat er alles aus den Kino-Regalen mitgehen lassen?

Sucker Punch bietet Hochglanz in Reinkultur, alles ist durchgestylt bis ins kleinste Detail und an der explosiven Bildsprache des Films von Zack Snyder mag so mancher seine Freude haben. Aber aller Schick kann auf Dauer nicht verheimlichen, dass viele der Bilder aus anderen Filmen gestohlen sind. Zack Snyder outet sich damit als der Guttenberg Hollywoods. Wir sind mit Zack Synder durchs historische Film-Kaufhaus geschlendert und haben mal in seinen Einkaufskorb danach geschaut, was er sich aus den Regalen alles so eingepackt hat, um es für Sucker Punch zu verwursten. (Achtung: Spoilergefahr)

Am Zombie-Regal konnte Zack Snyder nicht innehalten. Allerdings wollte er nicht einfache Untote, etwas aufgehübscht musste schon sein, also hat er sie in deutsche Uniformen gesteckt, in den 1. Weltkrieg transportiert und zugleich mit Gas gefüllt. Diverse Versatzstücke klaubte er sich zusammen, Dead Snow und Hellboy lassen grüßen. Weiter auf der Einkaufstour geht’s zu den Monstern, die sich zuhauf in den Regalen des Fantasy-Genres verstecken. Orks und Drachen finden den Gefallen von Zack Snyder und so müssen die vier leichtbekleideten Damen um Baby Doll gegen ähnliche Viecher wie aus dem Herr der Ringe- oder dem Eragon-Universum antreten, natürlich in einer mittelalterlichen Burg. Der Drache scheint direkt aus Die Herrschaft des Feuers entnommen, vielleicht ist er etwas brauner gehalten.

Um dem noch eins draufzusetzen, gibt es noch diverse hochmoderne Terminatoren, die ganz selbstverständlich beim Action-Regal abfallen, leider ohne Arnold Schwarzenegger. Aber nur westliche Film-Fantasien reichen dem Regisseur nicht, also werden auch noch riesige Samurai-Ungeheuer in den Korb gepackt. Pop-Kultur interessiert Zack Synder ungemein, also rast ein Zug auf eine Stadt mit Gotham-Skyline (Erinnert ihr Euch?) und in einem Edel-Bordell müssen die jungen Damen dicke Bürgermeister umgarnen (Showgirls ohne GoGo-Stangen?).

Die Actionszenen geben schon einiges her, auch wenn Kenner der Materie diverse Versatzstücke aus Hero, Matrix und Co. entdecken dürften. Trotz aller Brillanz können aber auch sie nicht verbergen, dass Zack Snyder inhaltlich nicht viel zu bieten hat, sondern eher leere Hüllen auf die Leinwand bannt. Manche Fans und Zuschauer mögen sich von den leichtbekleideten Mädchen mit Kanonen in den Händen angesprochen füllen, nur bekommen die Damen kein wirkliches Gesicht. Wie Computerspiel-Figuren schießen und kämpfen sie sich von Level zu Level, sie besitzen keine Tiefe und bleiben Schablonen für diverse Fantasien.

Andere Regisseure – ich denke zum Beispiel an Quentin Tarantino – packen sich ebenfalls den Einkaufskorb voll, aber es sei erwähnt, dass es guten Filmemachern unter ihnen gelingt, aus den einzelnen Versatzstücken ein eigenes, ganz individuelles Gericht zu zaubern. Besser wäre es wohl gewesen, wenn Zack Snyder gar nicht eingekauft, sondern sich auf den eigenen Kühlschrank verlassen hätte. Aber vielleicht hat der ja nicht viel zu bieten?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News