Im neuen Action-Thriller Rebel Ridge von Netflix nimmt es ein Einzelkämpfer mit dem gesamten korrupten Polizeirevier einer US-Kleinstadt auf. Das klingt nach Rambo oder John Wick, doch Regisseur Jeremy Saulnier lenkt die Gefechte in seinem Film in eine clevere, überraschende Richtung. Rebel Ridge wird dadurch zur positivsten Überraschung des Streamers seit langem.
Rebel Ridge auf Netflix entfesselt packende Action, die ohne Tote auskommt
In dem Film setzt Hauptfigur Terry (Aaron Pierre) alles daran, seinen inhaftierten Cousin aus dem Gefängnis frei zu bekommen. Dabei bleibt er die ganze Zeit über im möglichst legalen Rahmen und sieht sich schnell korrupten Methoden der örtlichen Polizei ausgesetzt.
Vor der Hälfte der Laufzeit von Rebel Ridge kommt es zur ersten spannenden Konfrontation zwischen Terry und einigen Cops (Don Johnson und Emory Cohen), die den Ex-Marine so schnell wie möglich aus der Stadt haben wollen. Ein Kampf entbrennt, den der im speziellen Kampfstil geschulte Terry locker für sich gewinnt – ohne die Polizisten eklatant zu verwunden.
Stattdessen setzen Terry und der Film selbst auf Nahkampfgefechte, bei denen die Hauptfigur ihr Gegenüber möglichst effektiv entwaffnet oder ausschaltet, ohne übermäßige Gewalt anzuwenden.
Jeremy Saulnier unterläuft somit Sehgewohnheiten, durch die man Terry von Anfang an als stoische Ein-Mann-Armee einschätzt, die im Verlauf von Rebel Ridge garantiert zu drastischen Maßnahmen greift oder einen erbarmungslosen Rachefeldzug startet.
Der Netflix-Streifen tappt nicht in diese Falle und vermeidet es, in eine Liga mit vergleichbaren Filmen oder Serien gestellt zu werden. Rebel Ridge verschiebt den Fokus nach der ersten Hälfte stattdessen auf eine Art Justiz-Thriller, in dem Terry die korrupten Cops mithilfe der Gerichtsdienerin Summer (AnnaSophia Robb) ehrlich überführen und mit belastenden Beweisen zu Fall bringen will.
Rebel Ridge will kein neuer John Wick sein und das ist seine große Stärke
Das Problem an der John Wick-Reihe ist, dass die Action von Teil zu Teil handwerklich so exzellent und beeindruckend in Szene gesetzt wurde, dass ähnliche Filme bei einem Vergleich fast schon zum Scheitern verurteilt sind. Oft kommen dann nur austauschbare 08/15-Filme heraus, in denen Horden von blassen Schießbudenfiguren über den Haufen gemäht werden und die Action schnell an Wirkung oder Wucht verliert.
Rebel Ridge setzt sich angenehm von solcher Konkurrenz ab, indem Terrys nicht-tödliche Kampfmethoden und der Wettlauf gegen die Zeit, in dem die korrupten Polizisten legal überführt werden sollen, in den Mittelpunkt rücken.
Als Action-Fan kommt man auch mit Rebel Ridge auf seine Kosten, denn Saulnier inszeniert die Eskalationen punktgenau und mitreißend. Dass sich der Regisseur vorheriger Gewaltexplosionen in Blue Ruin oder Green Room aber nicht dazu hinreißen lässt, auch hier stumpfe Schaulust zu bedienen, verleiht Rebel Ridge das gewisse Etwas. Sehr vielen Netflix-Filmen fehlt es.
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