Es gibt Filme, die sind nicht für jederman(n). Wir schauen sie entweder heimlich im verborgenen, die Rollläden sind unten und die Tür wird von Innen verriegelt oder setzen uns dem Spot unserer Mitmenschen aus. Jedenfalls manchmal. Doch ich stehe dazu. Ein kleiner Tribut an meine list of shame.
Früher war alles anders. Und besser. Ganz vor allem besser. Früher habe ich auch noch einen großen Bogen um Kitsch und Romantik gemacht. Besonders im Film. So war in jungen Jahren doch auch mein natürlicher Reflex, jeden und alles zu verurteilen, was nicht angesagt, brutal und überhaupt einfach super cool war.
Ich wurde - überraschender Weise - älter und heute bin ich schon so alt, dass selbst cool auch nur zu denken, uncool geworden ist.
Möglicherweise liegt es daran, als ich ganz still und heimlich ohne es zu merken, uncool wurde, dass ich irgendwann auch für den romantisch verklärten Kitschfilm mein Herz öffnen konnte.
Fangen wir mit einem - man mag schon fast sagen Klassiker - an, den ich auch schon früher schaute. Allerdings war der Grund damals ein cooler. Man wollte beim DVD Abend die neue potentielle Flamme an seiner Seite in die eigenen Arme treiben und spekulierte darauf, dass noch "mehr geht". Da gab es unter uns Jungs eine Geheimwaffe: Eiskalte Engel.
Ein reicher Schnösel namens Sebastian (gespielt von Ryan Phillippe) und eine reiche Schnöselin Namens Kathryn (Sara Michelle Gellar) wetteifern im Matratzensport, bis für Herrn Schnösel eine Wette mit Kathryn in die Hose geht. Er verliebt sich in die brave Jungfrau Annette (Reese Witherspoon). Nach Sebastians erfahrener Läuterung treibt es Kathryn die Wutesröte ins Gesicht, spinnt eine Intrige zusammen und lässt eines ihrer Betthäschen auf Sebastian los, der im Endfight natürlich tränenreich auf Wolke 7 landet und nun im Himmel mit Jesus Mensch-Ärgere-Dich-Nicht spielen darf.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, die Frauenwelt hat diesen eiskalten Trick bis heute nicht durchschaut. Die Erfolgsquote war damals recht hoch. Evtl. ein Geheimtipp für den ein oder anderen Jüngling hier.
Ganz anders verhält es sich beim nächsten Blockbuster. Seiner Zeit der teuerste Film überhaupt mit verbratenen 150 Mio US-$ (heute schmunzeln wir eher über diese Peanuts) und bis heute einer der erfolgreichsten Filme überhaupt. Aber Männer haben den komischer Weise nie gesehen und erst recht findet den keiner Gut. Denn hier kommt der neue Star, seines Zeichens Frauenversteher und Inbegriff der weiblichen Wolllust: Leonardo DiCaprio. Lange wurde er von der männlichen Spezies ignoriert, waren doch alle Frauen hin und Weg, wenn der gute Leo mal wieder den Fischen im großen Teich "ich bin der König der Wäääääält" zurief. Man hatte ein bisschen das Gefühl, der Leo stelle eine Gefahr für die Männlichkeit dar. Letztlich schaffte er es aber, diesen Makel abzulegen und auch wir Männer mussten eingestehen, der Leo ist ein Guter, vielleicht sogar einer der besten Schauspieler überhaupt.
Im romantischen Kitsch des frühen 20 Jahrhunderts spielt Leo den Taugenichts, Maler und Weltenbummler Jack Dawson, welcher durch ein Pokerspiel eine Karte auf der Titanic gewinnt und schon bald auf die lebensmüde Rose (Kate Winslet) trifft, die sich - halbherzig - von der Reling ins kalte Nass stürzen will. Ist sie doch eine Gefangene Ihres Standes und wird von Ihrer Mutter aus Geldnot gezwungen, einen reichen, vor Arroganz triefenden Sohn eines reichen Vaters zu heiraten.
Rose erfährt durch Jack das erste mal Güte seit dem Tod ihres Vater, mit dessen Tod auch der eigene Stand in der High Society gefährdet ist. In den wenigen Tagen und Stunden, die Jack und Rose zusammen sind, entwickelt sich eine Liebesgeschichte, die schnulziger nicht sein könnte. Herausgerissen wird (den Spoilerhinweis spare ich mir) Rose durch den Tod von Jack im Eiswasser, nachdem die Titanic gesungen ist.
Bis heute schaue ich diesen schnulzigen Liebesfilm gerne. Und selbst nach dem 5 mal muss ich aufpassen, dass ich am Ende nicht in Tränen ausbreche. Es passt einfach alles zusammen. Liebe kennt keine Stände und Gesellschaftsschichten und mich erinnert Titanic daran, dass man jeden Tag leben muss, als sei es unser letzter. Keine Chance darf vergeben werden. Tun wir es doch, leben wir möglicherweise bis ans Ende unserer Tage unglücklich oder eine Lüge und Fragen uns im Sterbebett: Kann das alles gewesen sein? Dann ist es zu spät.
Die Brücke zu schlagen zum nächsten Frauenfilm ist nicht so leicht. Werde ich doch kaum Argumente liefern können, warum ich die Twilight - Serie mit Bella (Kristen Stewart) und dem funkelnden Albino-Vampir Edward (Robert Pattinson) so toll finde. Und trotzdem erreichen mich die Filme um das ungleiche Paar, welches allen Widrigkeiten zum Trotz für einender einstehen und sterben würden. Vermutlich ist es diese letztlich einfach gestrickte Wahrheit, die verpackt in eine kleine Vampirstory, übernatürlichen Kräften, ein paar übergroßen Hunden und hier und da tatsächlich unterhaltsamer Action zu einer funktionierenden Einheit wird. Ich hatte mich lange gesträubt, doch irgendwann habe ich meiner Neugierde nachgegeben und bin froh darum. Emotional trifft mich dieser Film um Welten weniger als Titanic und der jetzt kommende Tränenproduzent, aber das Gesamtwerk ist stimmig und alle Mal eine Empfehlung wert.
Der letzte Film aus meiner list of shame, dem ich ein paar Worte Widmen möchte, entfacht ein wahres Tränenmeer. Hinter dem Horizon erzählt die Geschichte einer Familie, die durch zwei Autounfälle und einen Selbstmord vollständig ausgelöscht wird. Das Ehepaar Chris (Robin Williams) und Annie (Annabella Sciorra) Nielsen verlieren ihre beiden Kinder bei einem Autounfall. Vier Jahre später verliert Chris selbst sein leben durch einen heran fliegenden PKW , als er einer verunglückten Frau helfen möchte . Durch diesen weiteren Schicksalsschlag verliert Annie den Lebensmut und nimmt sich alsbald selbst das leben, weshalb sie in ihrer selbst geschaffenen Hölle feststeckt ohne Möglichkeit der Rettung. Chris aber begibt sich auf den gefährlichen Weg, seine verstorbene Frau zu Retten und trotzt der Gefahr, sich selbst zu verlieren und in der Hölle eingeschlossen zu werden. Anni und Chris sind seelenverwandt und nur so kann es Chris schaffen, den Weg zu Ihr zu finden und Sie zu befreien. Dabei findet Chris nicht nur seine Frau wieder, sondern auch seine Kinder und Mentoren und Wegbegleiter, ja sogar seinen verstorbenen Hund.
Der Film trieft nur so von Klischees, er ist gleichsam ein farbenfreudiger Orgasmus voller Hoffnung. Mich bewegt die Story von Anfang bis Ende und bei diesem Film kann ich kämpfen wie ich will. Die Tränen fließen.
Früher hatte ich den Film schon mal gesehen, doch heute bewegt er mch sehr viel mehr. Vielleicht liegt es daran, dass man sich im "Alter" besser hineinversetzen kann. Den Schmerz, geliebte Menschen zu verlieren haben die wenigsten in jungen Jahren erfahren müssen. Heuer musst ich mich allerdings schon mehrfach mit dem Tod auseinander setzen und ihm in sein widerliches Gesicht schauen. Mag sein, dass mich der Film heute darum besser erreicht, als es früher der Fall war.
Natürlich habe ich noch ein paar weitere Filme auf meiner List of shame. Doch die haben einen nicht so hohen Stellenwert für mich und möchte ich nicht weiter hervorheben.
Bodyguard ist die typische, aber gut gemachte Geschichte mit dem Nobody und dem Star. Hier kommt zusammen, was nicht zusammen gehört.
Natürlich Blond ist ein harmloser Spaß mit einer bezaubernd naiven Reese Witherspoon, die trotz aller Vorurteile Ihren unorthodoxen Weg geht.
50 Erste Dates ist die vielleicht herzergreifendste und süßeste Romantikkomödie, die ich kenne und vielleicht der beste Film von Adam Sandler. Danke Drew auch für deine bezaubernde Darstellung.
10 Dinge, die ich an dir hasse mit einem jungen, aufstrebenden Heath Ledger und einer zickigen Julia Stiles, ist der Inbegriff der High School Romanzen, die in den späten 90er und frühen 2000 den Markt überfluteten und gleichsamt eine der Besten.
Mit Honey und Save the last dance schließe ich hier ab. Spätestens jetzt passe ich und reduziere es auf das wesentliche: Honey (Jessica Alba) ist einfach Hot und Julia Stiles und Sean Patrick Thomas ein bomben Team.
Ich geh' mal meine Vorrat an Taschentücher auffüllen.