Story: Die Handlung des Films ist nahezu eins zu eins aus dem Comic übernommen und auch ohne Vorkenntnisse gut zu verstehen, da im Vorspann auf sehr kunstvolle Art und Weise die Vorgeschichte erläutert wird. Der Mainplot findet in einem alternativen Jahr 1985 statt. Die USA haben den Vietnamkrieg siegreich beendet und ein 'skandalfreier' Präsident hält sich erfolgreich im Amt. Der Kalte Krieg jedoch steht kurz vor der Eskalation, die Welt vor einem Nuklearen Holocaust. Die Watchmen kommen ins Spiel, als einer von ihnen - The Comedian - ermordet wird und Rorschach eine Bedrohung für alle anderen Watchmen befürchtet.
Watchmen baut seinen Spannungsbogen sehr bedacht auf. Zunächst werden die Maskierten vorgestellt. Dies geschieht sowohl durch ihr Handeln in der 1985er-Gegenwart als auch durch regelmäßig eingestreute Rückblenden aus der 'glorreichen' Vergangenheit. Die Verschwörung hinter der Ermordung des Comedians ist äußerst komplex und wird nur langsam aufgeklärt, bleibt jedoch stets nachvollziehbar so komplex sie auch sein mag. Die Motivationen der Maskierten stehen dabei eindeutig im Fokus der Handlung und sind zu jedem Zeitpunkt oberste Priorität des Films.
Genre: Watchmen ist ein Meilenstein im Bereich der Comicverfilmungen. Der Film vereint komplexe Charaktere mit einer Bildgewalt wie man sie höchstens in Sin City oder 300 gesehen hat. Wenn ich jetzt noch die komplexe Philosophie hinter dem ganzen betrachte - "Was darf ein Superheld? Was erwartet die Gesellschaft von ihm? Wie geht er mit seiner ihm auferlegten Verantwortung und seiner Macht um?" - dann kann ich nur noch sagen: "Beste Comicverfilmung". Genauso wie die Watchmen mit ihrer Vergangenheit abrechnen, sich ihren Ängsten, Aufgaben und Verantwortungen stellen, kann sich auch der geneigte Zuschauer mit der Superheldenpsychologie auseinandersetzen. Wer jedoch Popcorn-Kino erwartet dürfte enttäuscht werden. Die Actionszenen kann man an einer Hand abzählen. Das gebotene Spektakel ist dann jedoch auch vom Feinsten. Die Brutalität die dabei gezeigt wird, ist jedoch definitiv nicht jedermanns Sache und auch nur bedingt für Minderjährige geeignet.
Acting: Die Schauspieler sind allesamt erstklassig für ihre Rollen besetzt. Besonders Jeffrey Dean Morgan (Comedian) und Jackie Earle Haley (Rorschach) können überzeugen. Der restliche Cast fällt im direkten Vergleich zu den beiden zwar etwas ab ist aber immer noch auf einem sehr guten Niveau. Und dass Malin Akerman als gelerntes Model in vielen Szenen einfach nur gut aussehen soll dürfte zumindest die männlichen Zuschauer auch nicht großartig stören. Und wenn sie tatsächlich einmal spielen muss, dann tut sie es auch überzeugend und mit vollem Körpereinsatz.
Set/Technik: Beeindruckend was hier geboten wird. Sowohl die Kulissen und Kostüme sind perfekt in die jeweiligen Zeitepochen
einzuordnen. Und das ist nicht nur auf
die Helden bezogen. Die Bandbreite ist sehr groß und
überzeugt voll und ganz. Lediglich für die ein oder andere CGI-Animation
ziehe ich einen Punkt ab. Diese sind zwar technisch
einwandfrei, haben mich bei Manhattan
dennoch etwas gestört, da sie das eigentlich gute Acting deutlich
abwerten. Und das liegt nicht am Nackheitsgrad, denn der ist wichtig um die fortschreitende Distanzierung Manhattans vom Rest der Menschheit zu verdeutlichen.
Cut: Kamera und Schnitt können genauso überzeugen. Im ganzen Film habe ich nur einen Schnitt entdeckt den ich als nicht gelungen betrachten würde. Das sah einfach danach aus als ob dort im Vergleich zum Directors Cut etwas gekürzt wurde. Ansonsten harmoniert hier alles perfekt. Auch mit dem...
Sound: Schon im Vorspann wird man vom Soundtrack an die Hand genommen. Die Qualität des Soundtracks steht meiner Meinung nach kaum zur Diskussion. Die 80er sind wunderbar musikalisch eingefangen. Dramaqueen, so könnte man Snyder für seine Auswahl des Scores beschreiben. Und das ist definitiv nicht abwertend gemeint. Die restliche Soundkulisse hält hier im Original immer mit. Lediglich die deutsche Synchronstimme von Rorschach klang mir zeitweise zu sehr nach gezwungenem Off-Erzähler. Das mag zwar zum Charakter und seiner Funktion im Film passen, war aber stellenweise etwas dick aufgesetzt.
Fazit: Jeder, der sich gerne mit guten Comicverfilmungen
auseinandersetzt ist hiermit aufgefordert sich den Film anzugucken!!!
Dennoch kann ich verstehen, dass der Film auch extrem negativ
aufgenommen werden kann. Hier schwingt sich eben kein steriler Tobey
Maguire an Spinnenweben durch die Lüfte, fightet kein noch so cooler
Hugh Jackman mit Mutanten um die Wette und es ist auch kein
fantastisches Quartett am Werk. Hier sind echte Menschen mit echten
Problemen in einer realen Welt unterwegs. Echte Menschen welche teilweise schon fast Parodien
auf so manchen Superhelden abgeben. Wer sich grundsätzlich nicht
mit der Comic-Helden-Philosophie auseinandersetzen will, der wird nach spätestens 160
Minuten den Kinosaal verlassen und sagen: "Was war denn das bitte
für ein Müll?! Das war ja gar keine echte Comicverfilmung!?" und dem
kann ich nur erwidern: "Das war Comic in Perfektion!"