Seit Donnerstag läuft Gambit – Der Masterplan in den deutschen Kinos, in dem Colin Firth, Cameron Diaz und Alan Rickman sich ein komödiantisches Katz- und Mausspiel liefern. Dank dieser Besetzung und einem Drehbuch von Joel Coen und Ethan Coen klingt Gambit wie die ideale Kino-Erfrischung für Zwischendurch. Doch die Kritiker stehen dem Werk ganz und gar nicht wohlwollend gegenüber. Das Remake von Das Mädchen aus der Cherry-Bar mit Michael Caine und Shirley MacLaine wurde von Michael Hoffman (Gambit – Der Masterplan) inszeniert und hat trotz einer britischen Premiere im vergangenen November noch keinen US-Starttermin.
Was sagen die englischsprachigen Filmkritiker zu Gambit?
“Die Faulheit liegt hier in der Luft”, meint Trevor Johnston bei Time Out London, wegen der müden Versuche “Gelächter durch unglückliche japanische Geschäftsmänner oder [Colin] Firth ohne Hose hervorzurufen. Das ist die Sorte leichter Ablenkung, die prickeln und zischen sollte, aber Gambit ist, als ob man billigen, warmen Champagner aus einem Plastikbecher trinkt.”
Beim Hollywood Reporter hebt Stephen Dalton Stanley Tucci als komödiantisches Highlight des Films hervor und lobt Colin Firths zurückhaltendes Spiel, “während überall sonst wild grimassiert wird im verzweifelten Bemühen, Lacher zu erzwingen. [Cameron] Diaz übertreibt es mit ihrem exzentrischen Texanerinnen-Shtick, aber überzeugt nie als kecke Trailer-Park-Prinzessin. [Alan] Rickmans Bösewicht ist eine derart grobe Karikatur reicher Arroganz, dass er weder bedrohlich noch plausibel erscheint.” Dalton kommt zum Schluss, dass Gambit sein Potenzial selbst als leichte Comedy-Unterhaltung viel zu großzügig verschenkt.
Etwas positiver nahm Tim Robey vom britischen Telegraph Gambit auf. Zwar sei Cameron Diaz völlig fehlbesetzt. Dafür sei der Film insgesamt “eine durchwachsene Erfahrung, aber wenn es hier nichts gibt, was zumindest ein Kichern hervorruft, dann braucht man wohl Nachhilfe im Kichern.”
Und wie sieht es mit den deutschsprachigen Kritiken zu Gambit aus?
“Slapstick: Das ist es wohl, worauf Gambit ein wenig zu selbstsicher gesetzt hat”, heißt es in der Kritik von Regina Karl. "Plumpheit und billiger Humor lassen einem das Lachen recht schnell vergehen und das nicht erst wenn Harry Deane in Boxershorts mit Ming-Vase in der Hand an der Außenwand des Savoy balanciert während sich drinnen im Zimmer Shahbandar mit PJ vergnügt.
Bei gamona schreibt Rajko Burchardt: “Zu einem Großteil setzt Gambit auf Humor, der sich einzig in der englischen Originalfassung erschließt. Was aber nicht heißen soll, dass besagter Humor dadurch unverzichtbar wäre: Die Wortspiele zielen meist auf die Unterschiede zwischen US-amerikanischem und britischem Englisch ab, sind aber durchweg altbekannt. […] Ansonsten häuft der Film tatsächlich auch Pups-Witzchen und rassistische Jokes an, die mit der vergnüglichen Lässigkeit einer auf klassisch geeichten Gaunerkomödie nur schwer zu vereinbaren sind.”
“Warum nur wurde daraus keine wunderleichte Gaunerkomödie?” Diese Frage stellt Wenke Husmann in der Zeit und verweist neben dem flachen Humor auf das fehlende komödiantische Timing, das Regisseur Michael Hoffmann und seinem Editor anzulasten ist.
Das Kritiker-Fazit zu Gambit:
Die Suche nach einer durchweg positiven Kritik zu Gambit gleicht der nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Allerorten zeigen sich die Kritiker schockiert über die Tatsache, wie wenige genuine Lacher mit soviel Talent produziert wurden. Trotz (oder wegen?) des Drehbuchs der Coen-Brüder und der Besetzung um Colin Firth, Alan Rickman und Cameron Diaz falle der Humor viel zu platt und vorhersehbar aus, weshalb Gambit den Esprit des Originals nicht erreicht.