Wir schauen The Walking Dead - Staffel 6, Folge 5

10.11.2015 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Maggie (Lauren Cohan)AMC
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Wieder in der Gegenwart angekommen, erzählt die sechste Staffel von The Walking Dead im Rahmen der fünften Episode, Now, von den verheerenden Auswirkungen, die der Wolves-Überfall in Alexandria nach sich gezogen hat. Ist Ricks Autorität in Gefahr?

Nachdem wir letzte Woche erfahren haben, was Morgan (Lennie James) die ganze Zeit über gemacht hat, bevor er nach Alexandria gekommen ist, wechselt die sechste Staffel von The Walking Dead in ihrem fünften Kapitel wieder in die Gegenwart. Passend als Now betitelt, konzentriert sich die Episode auf die Ereignisse in der Safe Zone, die seit dem Überfall der Wolves (inklusive nahender Zombie-Bedrohung) einem traumatisierten Kriegsgebiet gleicht. Auf der einen Seite sehen sich die Bewohner mit ihrer eigenen Schwäche, ihrem eigenen Versagen konfrontiert.

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Auf der anderen Seite dominieren Enttäuschung und Frust hinsichtlich Ricks (Andrew Lincoln) gescheiterter Mission. Die Lage ist verzwickt und allgemein breitet sich ein Gefühl der Niederlage aus - allerdings ohne den Hoffnungsschimmer, sich wieder aufrappeln zu können.

This is what life looks like now.

Gleich in den ersten Minuten von Now offenbart sich ein starkes Bild: Deanna (Tovah Feldshuh) steigt auf die Mauer, die Alexandria umgibt, um einen besseren Überblick über das soeben erlebte Massaker zu erlangen. Oben angekommen, wirkt das Leiden ganz fern und trotzdem ganz nah. Eine unheimliche Stille breitet sich aus, doch Deanna kann sich der Welt nicht endgültig entziehen. Am Horizont kündigt sich Rick mit den Schreien eines Wahnsinnigen an - dicht gefolgt von jenem Teil der Beißer-Herde, der sich von Daryls (Norman Reedus), Sashas (Sonequa Martin-Green) und Abrahams (Michael Cudlitz) Karawane abgesetzt hat. Als der Verfolgte schließlich das Tor von Alexandria erreicht, ist er komplett außer Atem und nur knapp dem sicheren Tod entkommen. Was das Schicksal seiner Freunde angeht, kann er lediglich spekulieren.

Wenngleich Rick keine Ahnung hat, wie es den anderen seit der Trennung ergangen ist, muss er gegenüber den Bewohnern von Alexandria, die seine Unternehmung von Anfang an misstrauisch beäugt haben, das Scheitern als Teilerfolg verkaufen: "We'll try to make this place as quiet as a graveyard, see if they move on." Als Antwort erhält Rick jedoch ein Fazit, das selbst er nicht leugnen kann: "This place is a graveyard." Kurz darauf plündern die Bewohner von Alexandria ihre eigenen Vorratskammern und es scheint unmöglich, die Situation zu retten. Ärgerlich ist diese Szene vor allem aufgrund einer Sache: Drehbuchautorin Heather Bellson etabliert einen Status quo, der längst etabliert wurde, denn die Drehbuchautoren der vergangenen Episoden haben unlängst überproportional großen Wert darauf gelegt, den Graben zwischen Ricks Gruppe und den Menschen der Safe Zone auszuweiten.

Deanna (Tovah Feldshuh)

In dieser Logik gehören Daryl, Sasha und Abraham beispielsweise zu den Professionals. Sie sind draußen im Feld und stürzen sich in die Gefahr, um die Wehrlosen zu schützen. Die Wehrlosen setzten sich wiederum - mit ein paar Ausnahmen - aus den Einwohnern von Alexandria zusammen, die gleichermaßen unerfahren wie unfähig sind und erst auf ihre engstirnige Sicht der Dinge aufmerksam gemacht werden müssen, bevor sie mit etwas Glück zur Einsicht gelangen. Diese Abfolge war schon in den letzten Zügen der fünften Staffel von The Walking Dead präsenter, als sie es hätte sein müssen. Trotzdem werden die Drehbuchautoren der aktuellen Runde nicht müde, diesen Kreislauf immer und immer wieder durchzuspielen, ohne etwas Variation ins Geschehen zu bringen. Dabei ist der Kreislauf an sich ein spannendes wie passendes Motiv für die Zombie-Apokalypse. Wichtig ist nur, dass er nicht allein und alles andere dominierend im Mittelpunkt der Handlung steht.

Dennoch kommt ein bisschen Schwung in die Episode, als sich Jessie (Alexandra Breckenridge) der zombifizierten Betsy (Jasmine Kaur) entledigt und ein paar deutliche Worte an die Außenstehenden richtet, die das Schauspiel mit fassungslosem Blick betrachten: "But this is what life looks like now. We have to see it. We have to fight it. If we don't fight, we die." Später versucht sie, ihren Sohn Sam (Major Dodson) mit selbst gebackenen Keksen (was hat es eigentlich mit dem merkwürdigen Keks-Fetisch auf sich, der sich seit einiger Zeit wie ein roter Faden durch The Walking Dead zieht?) zu beruhigen. Dieser versteckt sich im Obergeschoss des Hauses, seitdem er bezeugen musste, wie seine eigene Mutter einem Eindringling den Garaus bereitet hat. Das unschuldige wie hilflose Kind im Angesicht der Unmenschlichkeit des Weltuntergangs war schon immer ein starkes Element von The Walking Dead, wenn es richtig eingesetzt wurde. Now bietet sowohl das worst als auch das best case scenario.

Jessie (Alexandra Breckenridge)

Was bei Jessie und Sam auf einer zutiefst menschlichen Ebene funktioniert, läuft im Fall von Rick und Ron (Austin Abrams) gewaltig schief. Nachdem der Teenager zuerst Carl (Chandler Riggs), der Enid (Katelyn Nacon) suchen will, seine Hilfe verweigert, schleimt er sich bei dessen Vater ein. Ein Gespräch, das einfach nur weird ist und vor allem auf Rick ein zweifelhaftes Licht wirft, der seit seiner Rückkehr in die Safe Zone keinerlei Bestrebungen gezeigt hat, Carl und Judith in seine Arme zu schließen. Klar, momentan herrscht der Notstand und keine Minute darf verschwendet werden. Trotzdem untermauert die Nicht-Begegnung zwischen Vater, Sohn und Tochter den nachlässigen Eindruck der Episode. Rick ist viel mehr daran interessiert, eine neue Familie zu gründen, und geht den nächsten Schritt in seiner Beziehung mit Jessie, was rückblickend auf Ricks Creepmode der fünften Staffel weiterhin wie ein Fremdkörper unter all den Zwischenmenschlichkeiten in The Walking Dead wirkt.

Deutlich nachvollziehbarer entfaltet sich hingegen die Annäherung zwischen Tara (Alanna Masterson) und Denise (Merritt Wever). Während Denise dieses Mal erfolgreich einen Patienten stabilisiert, bestätigt Tara einmal mehr ihr Image als heimliche Heldin der Serie. Der zweite Kuss der Episode ist zweifelsohne der schönere und lässt sich in einem mitfühlendem "Yeah, being afraid sucks" vereinen. Auch Maggies (Lauren Cohan) und Aarons (Ross Marquand) Subplot entpuppt sich als (emotionaler) Höhepunkt und endet darüber hinaus in einer ziemlich ekligen Zombie-Tunnel-Szene. Zwar thematisiert Heather Bellson die obligatorischen Frage nach Glenns (Steven Yeun) Überleben mit vieldeutigen Anspielungen äußerst penetrant. Solange das im Umkehrschluss aber bedeutet, dass Maggie mehr Screentime erhält, habe ich nichts dagegen einzuwenden. Nicht zuletzt harmonieren Lauren Cohan und Ross Marquand hervorragend in diesen 45 Minuten, die zudem ganz erpicht darauf sind, uns mitzuteilen, dass Maggie schwanger ist.

I burned this last picture of him because I said I wasn't gonna need it anymore. Because I was never gonna be away from him again. (snarling) I'm pregnant. He didn't want me to go out there and I said yes. And if I would've gone ... if I was with him, maybe I could've helped him. I don't know if he's alive. He would've shown me by now. That's what Michonne said. I just want to see his face. I can't. I don't get to know what will happen. I won't get to know why it happened, what I did right or wrong. Not now. I have to live with that. You do, too.

Was bisher geschah:

Staffel 6, Folge 1: First Time Again
Staffel 6, Folge 2: JSS
Staffel 6, Folge 3: Thank You
Staffel 6, Folge 4: Here's Not Here

Die sechste Staffel von The Walking Dead läuft in Deutschland beim Pay-TV-Sender FOX .

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