manuel.scharrer - Kommentare
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Alle Kommentare von manuel.scharrer
Habe den Film gestern zum 5ten mal geschaut (dreimal davon im Kino) und mit jedem mal schauen, wurde der Film für mich immer besser. Insbesondere wenn man der populären Fan-Theorie glaubt, dass Robert Pattinsons Charakter „Neil“ eigentlich Kates Sohn „Max(imilien)“ ist (wovon ich mittlerweile fest überzeugt bin), bekommt der Film noch einmal eine ganz andere Qualität und Tiefe (hier ein Link zu einem Video indem die Theorie gut zusammengefasst wird: https://www.youtube.com/watch?v=mLPospf45Xc.)
Nolan wird von seinen Kritikern häufig vorgeworfen, dass er in seinen Filmen zu viel ‚exposition dumping‘ betreibt und dem Zuschauer durch seine Figuren die Handlung des Films erklären lässt (was mich persönlich nicht besonders stört, da seine Filme ja auch deutlich komplexer und origineller sind, als der Großteil was man im Blockbuster-Kino sonst so geboten bekommt und es für einen Film dieser Größenordnung aber natürlich auch wichtig ist, ein breites Publikum anzusprechen und dieses einigermaßen mitzunehmen). Während ‚exposition dumping‘ auch in Tenet durchaus präsent ist, wenn es z.B. darum geht, dass Konzept und die Hintergründe der Zeit-Inversion zu erklären, wird der „Neil“ = „Max“ Aspekt nur durch clever geschriebene Dialoge, sowie durch einige interessante Kameraeinstellungen bzw. Cuts angedeutet und eben nicht erzählt (ganz im Sinne von „show don’t tell“). Drei kleine Momente stechen dabei für mich besonders heraus:
1. Nachdem Kate von Sator angeschossen wurde und verwundet im invertierten Container liegt, wird sie von Neil zugedeckt. In der Art und Weise wie das gefilmt wurde (Close-up auf Neils Hand), wirkt das nicht so also würde hier gerade ein Soldat eine verwundete Kameradin versorgen (welche er in der gezeigten Handlung des Films gerade erst kennen gelernt hat), sondern vielmehr so, als würde sich hier ein Sohn liebevoll um seine Mutter kümmern.
2. Nachdem Kate wieder (halbwegs) gesund ist, schmieden sie, Neil und der Protagonist den Plan, dass Kate sich in Vietnam als ihr Vergangenheits-Ich ausgibt, um Sator am Selbstmord zu hindern. Kate äußert dabei die folgende Sorge: "If I'm caught then my son sees. I don't want those moments to be full of anguish if they're gonna be his last". Daraufhin antwortet ihr der Protagonist "They're not" und wendet danach seinen Blick kurz zu der Position, wo Neil sitzt (ohne aber, dass wir als Zuschauer diesen danach nochmal gezeigt bekommen), ganz so also würde der Protagonist an dieser Stelle bereits wissen oder ahnen, dass es sich bei Neil eigentlich um Max handelt. Ein kurzer subtiler Shot, der einem beim ersten Mal schauen wahrscheinlich entgeht. Wenn man die Theorie allerdings kennt, ist das schon ein recht eindeutiger Hinweis.
3. In der letzten Szene, rettet der Protagonist Kate und Max vor der Liquidierung durch Priya. Danach schaut er den beiden hinterher. Die Kamera zoomt dabei leicht an die beiden heran (quasi aus der Perspektive des Protagonisten). Allerdings scheint der Fokus (und damit der Blick des Protagonisten) dabei eher auf Max zu liegen als auf Kate, was ohne die Theorie wenig Sinn ergeben würde, da der Protagonist Max zu diesem Zeitpunkt eigentlich (noch) gar nicht kennen gelernt hat und auch nicht wirklich einen Bezug zu ihm hat. Außer natürlich der Protagonist weiß in diesem Moment, dass es sich bei Max um (den zukünftigen) Neil handelt und er ihn (in ein paar Jahren) für Tenet rekrutieren muss, damit die Ereignisse (des Films) repliziert werden können (ganz nach dem Motto „Was geschehen ist, ist geschehen.“). Ein finaler Shot, der von seiner Komposition Parallelen zum Kreisel-Shot aus Inception aufweist und auch dieser hatte ja für die (Re-)Interpretation der Handlung eine enorme Bedeutung.
Es kann natürlich auch sein, dass ich mit der Theorie im Hinterkopf einfach mehr in diese Szenen hineininterpretiere. Wenn man den Film aber aus dieser Perspektive betrachtet und ein paarmal schaut, dann bekommt man den Eindruck, dass das Ganze brillant konstruiert und filmisch umgesetzt ist.
Tenet ist definitiv ein Film der (für mich) durch mehrmaliges Anschauen enorm an Qualität gewonnen hat. Beim ersten Mal wird man etwas von der stark verstrickten Handlung, den Nolan-typischen, bombastischen (aber praktisch gefilmten!!!) Action-Szenen und dem sehr dröhnenden (aber die Handlung gut begleitenden) Soundtrack erschlagen. Auch die Figuren wirken für den ein oder anderen vielleicht etwas unterentwickelt und unterkühlt, sodass man kaum eine emotionale Bindung zu ihnen aufbauen kann (auch ein Punkt der Nolans-Filmen häufig vorgeworfen wird). Aus meiner Sicht passt das aber perfekt zum Setting eines Agenten-Films, indem es ja auch darum geht, dass die einzelnen Akteure ihre Identität und Motive bis zu einem gewissen Grad voreinander verbergen, um die Mission nicht zu gefährden (das Nolan die Hauptfigur einfach nur „Protagonist“ genannt hat, wirkt da fast schon wie ein Meta-Kommentar, der sich auf diesen Kritikpunkt bezieht).
Wenngleich mich Filme wie „Memento“ und „Prestige“ noch stärker ansprechen, da ich eigentlich kein großer Fan von Agenten- oder Actionfilmen bin, ist Tenet von seiner Machart her einer der besten Filme von Nolan bislang (was bei dieser großartigen Filmographie definitiv was zu bedeuten hat) und wahrscheinlich auch einer der besten Filme der letzten Jahre überhaupt.