Die Wahrheit über Star Wars Episode I – III

07.11.2012 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Star Wars Episode I
Lucasfilm
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Seit Bekanntwerden der Lucasfilm-Übernahme durch Disney keimt die Ablehnung gegen den Schöpfer von Star Wars und seiner Prequel-Trilogie erneut auf. Es ist Zeit, eine Lanze für Episode I bis III zu brechen.

Die Neuigkeit verbreitete sich Mitte letzter Woche wie ein Lauffeuer durchs Internet. Und keine Nachricht, Wortmeldung und Diskussion über den Verkauf von Lucasfilm an Disney kam ohne pathetische oder ironische Kommentare aus. Tenor allenorts: Schlimmer könne es ja ohnehin nicht mehr werden. Oder auch: Jeder potenzielle Regisseur eines neuen Star-Wars-Films sei eine bessere Wahl als George Lucas, Schöpfer vom Krieg der Sterne.

Kaum ein Filmstudio-Deal stieß auf so viel öffentliche Resonanz, wurde so ausgiebig diskutiert und nicht zuletzt verspottet. Nun ist sie wieder in aller Munde, die alte Leier vom Ausverkauf - wie scheußlich die letzten drei Star-Wars-Filme seien und wie sehr Lucas sein eigenes Erbe beschmutzt habe. Das ist seit der Enttäuschung über Episode I in Stein gemeißelt und gar Aufhänger von Kollektiv-Nerd-Traumata-Verarbeitungsfilmen wie Fanboys, also wohl so etwas wie Popkulturkonsens.

Natürlich war das ein ganz neuer Entwurf der Sternenkriege, den Lucas 1999 mit Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung präsentierte. So hatten sich das Fans damals offenbar nicht vorgestellt, eine Neuinterpretation des eigenen Mythos voll aseptischer Oberflächen, freilich als lang angelegte Vorgeschichte der fortan Ur-Trilogie genannten Star-Wars-Saga, in der noch alles seinen geregelten galaktischen Gang ging.

Neu war vor allem ein dick gepinselter Allegorieanstrich, der mit lauter undurchsichtigen Verstrickungen, wirrem Demokratie- und Förderationsgewäsch sowie diversen Senatssitzungen und Diskussionen über die Besteuerung von Handelsrouten eine Art rückblickende politische Star-Wars-Historie konstruierte. Aber warum eigentlich nicht - der ganze posttraumatische Stress, mit dem Obi-Wan Kenobi, Meister Yoda und Darth Vader sich in den früheren Filmen herumschlugen, musste ja irgendeinen Grund haben. Alles schien eben sehr kompliziert in den Zeiten vor der imperialen Machtergreifung.

Star Wars: Episode 1 – Die dunkle Bedrohung war ein großartiger Beginn der Prequel-Trilogie. Gemäß seiner breit angelegten Erzählstruktur, die den unheilvollen Werdegang von Anakin Skywalker ins Zentrum rückte, konzentrierte er sich auf die (zunächst) kindlichen Elemente der Geschichte. Star Wars war nie wieder so unschuldig wie in Episode I, wenn Darth Vader in spe noch quietschfidelen Jungenschabernack treibt, Obi-Wan sich in der Jedi-Ausbildung befindet und Natalie Portman schöne Geisha-Schminke trägt.

Das spektakuläre Pod-Race, Lucas’ ganz eigene Version des Wagenrennens aus Ben Hur in Videospiel-Ästhetik, oder der dramatische Schlusskampf zwischen Qui-Gon Jinn und Darth Maul allein sind Glanzlichter des Kinos. Solch elegante Lichtschwertkämpfe gab es in Episode IV bis VI nicht zu sehen, solch epochale Musik (Duel of the Fates) von John Williams dort nie zu hören. Es kann den angeblichen Star-Wars-Fans unmöglich entgangen sein, in welch ambitioniert freudiger Ausbuchstabierwut George Lucas hier seiner Schöpfung ein würdiges Ergänzungsstück schenkte.

Vom Meisterwerk trennt den Film lediglich ein entscheidender Teil seines Höhepunkts, in dem die sympathischen Gungan-Wesen auf eine Droiden-Armee angesetzt werden. Im (noch etwas frühzeitlichen) digitalen Durcheinander fehlen emotionale Anknüpfungspunkte, die auch der quirlige Jar Jar Binks nicht einlösen kann. Dass diese so weitgehend missverstandene Figur zugunsten der nörgelnden Fanschar, die offenbar nicht bereit war, sich wieder in die eigene Kindheit zurück zu versetzen, von Lucas in der Fortsetzung fast eliminiert wurde, gehört zu deren ausdrücklichen Schwächen.

Obgleich Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger dem Vorgänger nicht das Wasser reichen kann, ist es dennoch eine schöne Weiterführung des steinigen Weges von Anakin Skywalker, der nun von Hayden Christensen gespielt wurde. Besonders in der ersten Hälfte, deren Anklänge beim Film Noir deutlicher als früher Lucas' erkennbare stilistische Vorlieben herausschält, überzeugt Episode II mit ihren detektivischen Elementen sowie der von schönem Kitsch durchzogenen Liebesgeschichte. Spektakuläre Actionszenen wie das Duell im Asteroidenfeld oder der klassische Sandalenfilme digital überhöhende Schlusskampf bildeten weitere Highlights der Fortsetzung - und einen wirklich schlechten Film mit Christopher Lee hat es ja sowieso noch nicht gegeben.

Zumindest einen Teil der größten Kritiker der Prequel-Trilogie hat George Lucas mit Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith dann für sich vereinnahmen können. Vielen alten Star-Wars-Fans standen Freudenpipi in den Augen angesichts der Emotionalität, mit der Lucas (s)einen großen Popkulturbösewicht Darth Vader noch einmal auferstehen ließ. Die melodramatische Verdichtung der (Jedi-)Familienkrise und die uns bekannten Vorzeichen der Imperialherrschaft stellen Episode III problemlos auf eine Stufe mit der Ur-Trilogie.

Im Wissen um die alten Filme, um das Schicksal jener Helden, das ganze Generationen von Kinozuschauern bewegt hat, musste dieser Film noch kritischste Fanherzen beglücken. Herzen, die jetzt mit der Ankündigung von Star Wars: Episode VII neu zu schlagen begonnen haben. Herzen auch, denen mit der Prequel-Trilogie nichts genommen, sondern gegeben wurde (nämlich mehr Star Wars). Alle anderen schauen weiterhin YouTube-Videos, in denen sich Nerds an Episode I bis III abarbeiten. Ach, zur Hölle mit den Lucas-Nörglern!

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