Garcia - Kommentare

Alle Kommentare von Garcia

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    Garcia 24.02.2020, 20:50 Geändert 25.02.2020, 09:33

    "Traue keinem Menschen, dessen Augenbrauen zusammengewachsen sind!"

    Bizarre "Rotkäppchen auf Pilze"-Variante voller Skurrilitäten, origineller Ideen und visueller Bonbons. Trotz einiger Längen zieht das Märchen für Erwachsene den Zuschauer aufgrund des düsteren, stimmungsvollen Produktions-Designs (von Anton Furst [Burtons "Batman", "Full Metal Jacket"]) und vereinzelt deftigen Effekten, die Horrorfans erfreuen und Kinder verstören dürften, in seinen Bann!

    Die Tagline auf dem deutschen Kinoposter von Filmwelt bringt es auf den Punkt:
    "Mehr als ein Märchen. Wilder als ein Traum. Das Ende deiner Unschuld."

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    • Garcia 24.01.2020, 14:06 Geändert 24.01.2020, 14:11

      The Return fasst für mich nicht nur das Serien-Jahrzehnt zusammen, die 18 einstündigen Offenbarungen bilden die perfekte Essenz von Lynchs Schaffen. Hier ist alles dabei, was nicht nur seine filmischen Ergüsse seit "Eraserhead" sondern auch seine Musik und seine Passion als Maler auszeichnet. Die Serie ist ein avantgardistisches Kunstwerk, Lynchs Magnum Opus und darüber hinaus eine der besten Serien(staffeln) aller Zeiten.

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      • Coole Liste, coole Idee, die klau' ich dir :*

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        • Gute Liste, gehe mit den meisten deiner Platzierungen mit, aber "Beach Bum" mit 4 Punkten zu bewerten, beweist, dass du den Film, seine feinen Nuancen und subtile Message sowie McConaugheys sensibles, zurückhaltendes Schauspiel nicht verstanden hast, du Narr :P Und nein, darüber lässt sich nicht streiten :D

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            2018 markiert das 30. Jubiläum des zum Gangsta-Rap-Klassiker erkorenen Albums "Straight Outta Compton" von N.W.A. 1988 erklomm Rapper und Produzent Dr. Dre die nächste Stufe seiner Popularität und seines Einflusses. Zu diesem Zeitpunkt hatte Plattenproduzent Jimmy Iovine bereits seine erste Tiefphase hinter sich bzw. steckte noch in ihr. Denn die 1980er-Jahre waren laut Iovine nicht sein Jahrzehnt. Dre und Iovine hatten einen langen Weg hinter sich, ein turbulenter sollte noch vor ihnen liegen. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis es soweit war, dass beide diesen gemeinsam gehen werden. Der Afroamerikaner aus Compton, L.A. und der Italoamerikaner aus Brooklyn, New York.

            Dass sie soweit kamen, wie sie gekommen sind, verdanken sie ihrer Leidenschaft für Musik, ihrer Kreativität und ihrer Beharrlichkeit. Sie waren und sind rebellisch, aufsässig, wagemutig. Sie sind die Trotzigen. Übersetzt: The Defiant Ones. Ein Weißer und ein Schwarzer, die fast gegensätzlicher nicht sein könnten. Wie Tony Curtis und Sidney Poitier im gleichnamigen Film von 1958, der hierzulande "Flucht in Ketten" heißt - nur ohne den Rassismus. Dafür Seite an Seite, durch Dick und Dünn, in guten wie in schlechten Zeiten.

            Allen Hughes - Regisseur von Filmen wie "Menace II Society", "From Hell" und "Book Of Eli", die er gemeinsam mit seinem Bruder Albert inszenierte - hat in vier Teilen die Karrieren beider Pioniere zurückverfolgt, Weggefährten (Snoop Dogg, Trent Reznor, Eminem, Tom Petty, Ice Cube, Bono, Sean Combs, Bruce Springsteen, usw. usf.) interviewt und ein umfassendes Porträt der Musikgeschichte und -industrie entworfen. Er beleuchtet den Werdegang Jimmy Iovines vom Tontechniker bei der Albumproduktion von Bruce Springsteens "Born To Run", zum Plattenproduzent von Patti Smith, Stevie Nicks und U2 und Gründer von Interscope Records. Parallel dazu sehen wir den Aufstieg Andre Youngs vom DJ, Mitglied bei World Class Wreckin' Cru und N.W.A zum Mitbegründer von Death Row Records. Zwischendurch schaut der Zuschauer, was die beiden momentan so treiben. Ob Dreharbeiten zu F. Gary Grays "Straight Outta Compton" oder die Vermarktung und der milliardenschwere Verkauf von beats an Apple.

            Jede der vier Folgen befasst sich quasi mit einer Epoche - die Anfänge, erste Erfolge, die Zusammenkunft, die Gegenwart - und beginnt sehr bezeichnend mit Ennio Morricones grandioser Eröffnungskomposition zu "The Untouchables" (deutscher Titel: "Die Unbestechlichen"). Hughes ist neben der Regie auch als ausführender Produzent und Autor der Serie tätig gewesen. Unterstützt wurde er beim Verfassen des Skripts von Lasse Järvi und Doug Pray. Die beiden zeichneten wiederum für den Schnitt verantwortlich, der sich Stilmitteln bedient, die manchmal den Eindruck erwecken, ein DJ hätte seine Skills am Schnittpult angewandt, indem er visuell und auditiv von einer Szene in die nächste überblendet, wie einen Song gekonnt auf den nächsten übergehen zu lassen.

            Aufgrund der unterschiedlichen Musikrichtungen, die sich im Lebenslauf beider Genies wiederfinden, kommt ein Übergang manchmal etwas abrupt, da man entweder gerade in die Stimmung des Westcoast G-Funks aus sunny California gebracht wurde oder sich den rockig-poppigen Klängen Tom Pettys hingegeben hat. Die Umgewöhnung stellt jedoch ein geringes Problem dar, die Montage ist rasant, aber nicht hektisch. Von der ersten bis zur letzten Minute packt die Miniserie, die darüberhinaus durch teils unveröffentlichtes (oder zumindest mir gänzlich unbekanntes) Archivmaterial bereichert wird.

            "The Defiant Ones" ist weder Rap- noch Rockdokumentation. "The Defiant Ones" ist zweifellos eine der besten Musikdokumentationen, ein allumfassender, ungeschönter Blick hinter die Kulissen der Musikindustrie, der so fesselnd wie informativ, so tiefgründig wie unterhaltsam ist.

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              Garcia 25.01.2018, 14:26 Geändert 26.01.2018, 15:06
              über LA 92

              Ohne Kommentator, nur anhand von Archivmaterial und Nachrichteneinspielern zeichnet National Geographics Dokumentarfilm "LA 92" ein intensives, zutiefst erschreckendes Bild der Aufstände, die 1992 in Los Angeles ausbrachen, über 50 Menschenleben forderten, einen Sachschaden von über 1 Milliarde Dollar verursachten und als die größten Rassenunruhen in die US-amerikanische Geschichte eingingen.

              Dabei beleuchtet NG die seit Jahrhunderten andauernde Unterdrückung, unter denen die afroamerikanische Bevölkerung im Land der unbegrenzten Freiheit leiden musste (und muss) und schlägt eine Brücke von den 'Watts Riots', die sich 1965 in dem Bezirk in South Central, L.A., ereigneten, zu dem brutalen Übergriff von vier Polizisten auf Rodney King 1991 bis hin zur Freisprechung der angeklagten Beamten, die darauffolgenden Proteste und anschließenden Unruhen.

              Man ist fassunglos, entsetzt, wütend und bleibt gebannt vorm Bildschirm hängen, um der heute noch genauso schockierenden, gewaltsamen Entladung jahrelang angestauter Wut und Frustration zu folgen.

              Mehr zum Thema und ein paar dazugehörige Filmbeispiele könnt ihr auch in meinem Artikel dazu entnehmen: https://www.moviepilot.de/news/die-l-a-riots-im-film-186021

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                Garcia 24.01.2018, 11:56 Geändert 24.01.2018, 14:23

                Regisseur Martin Scorsese besucht samt Filmcrew seine Eltern im New Yorker Stadtteil Little Italy, in der Wohnung, in der er aufgewachsen ist. Vor laufender Kamera reden Mutter Catherine und Vater Charles über das Aufwachsen im Big Apple Anfang des 20. Jahrhunderts, ihre Eltern, sizilianische Wurzeln und Flitterwochen nach 39 Jahren. Zwischendurch bereitet die Mama noch ihre schmackhafte Tomatensauce mit Fleischbällchen zu. Anschließend wird gegessen und weiter über Familie und alltägliche Dinge geredet.

                Es ist einfach wunderbar, den Anekdoten von Martys Eltern für knapp 45 Minuten zu lauschen. Speziell Mutter Catherine ist ein Original, eine kauzige und so liebenswerte Frau, wenn sie hin und wieder ihre Schürze zurecht rückt und das gesamte Team unterhält. Auch wenn ich nicht alles verstanden habe, weil sie zeitweise sehr schnell und mit italienischem Akzent reden, so hätte ich mir gewünscht, dass der Einblick in das Familienleben der Scorseses länger dauern würde. "Italianamerican" ist sympathisch, herzerwärmend und witzig!

                • Garcia 18.12.2017, 17:41 Geändert 18.12.2017, 18:00
                  über Dark

                  Bisher habe ich zwar nur den Piloten geschaut, aber was ich gesehen habe, gefiel mir schon mal ganz gut. Vor allem die eingefangene Stimmung ist den Machern hervorragend gelungen. Ich sehe noch viel Potenzial in der angenehm düsteren Serie - was selbstverständlich sein sollte, wenn man bisher nur eine Folge gesehen hat... Gerade in der zeitlichen Überschneidung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegt hoffentlich die Stärke.

                  Vergleiche zu "Stranger Things", die ich hier und da las, sind völlig abstrus. Weil ein paar Kinder/Jugendliche durch den Wald spazieren? Weil scheinbar unerklärliche Phänomene vor sich gehen? Weil's ein Netflix Original ist? Ich liebe "Stranger Things", aber beurteilt man nach solchen Maßstäben, ist jene das größere Plagiat.

                  "Dark" erinnert mich aufgrund seines kühlen Settings mehr an das skandinavische Kino. Liegt vielleicht auch daran, dass der Hauptdarsteller wie Mads Mikkelsen aussieht. Der minimalistische Score geht einem nach ein paar Minuten ein wenig auf die Nerven, da das Hauptthema sehr inflationär eingesetzt wird. Ich hoffe, das ändert/bessert sich im Laufe der Staffel. Die Charaktere wirken glaubhaft und Gott sei Dank nicht aufgesetzt, wie es leider oft in vielen deutschen Produktionen vorkommt, die krampfhaft internationaler auftreten wollen und daran scheitern.

                  Das sind, wie gesagt, nur die Eindrücke, die ich nach der ersten Folge habe. Es kann nur besser werden, es kann schlechter werden, alles ist möglich. Ein schöner Mindfuck darf es werden. Wenn man das Niveau hält, sollte es zumindest keine totale Gurke werden. Atmosphärisch hat mich die erste Folge in ihren Bann gezogen und das ist für mich schon die halbe Miete. Ich bin gespannt, welche Entwicklung die Serie nimmt ...

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                      Wet Hot American Summer: Ten Years Later ist leider ziemlicher Müll!

                      Nach der Vorgänger-Serie "WHAS: First Year", die das Prequel zum 2001er-Film "Wet Hot American Summer" darstellt, hatte ich große Hoffnungen in "Ten Years Later" gesteckt. Den Anarcho-Humor, die absurden Einfälle und die Persiflagen auf Teenie-Filme fand ich sehr erfrischend.

                      Von alledem ist hier leider nur noch ein belangloser Rest übrig geblieben, den der namhafte Cast um Paul Rudd, Lake Bell, Adam Scott, Josh Charles, Christopher Meloni, Jason Schwartzman, Chris Pine, Elizabeth Banks usw. nicht retten kann. Hin und wieder zündet ein aufgewärmter Gag, aber der Großteil ist einfallslos und schießt übers Ziel hinaus.

                      Vielleicht funktioniert das Konzept auch nur in begrenztem Maße, welches mit dem Film und einer Staffel erreicht war.

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                      • Garcia 28.07.2017, 10:50 Geändert 28.07.2017, 10:51

                        Schade, dass man den Grindhouse-Trailer von "Don't" nicht auflisten kann...

                        • Bei "Tropic Thunder" habe ich auch überlegt, gerade die schiefgegangene Explosion... Auch "Die etwas anderen Cops" bietet einige Momente, die locker mit reinen Actionfilmen mithalten können. Aber bei der Erstellung meiner Liste war ich Purist ... ;)

                          • Damn it! Bad Boys 2 hatte ich ganz vergessen...

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                                Ich hatte mir schon kecke, für Facebook-Posts knackig verpackte Sprüche überlegt für die unvermeidliche Enttäuschung, die „Plan B“ werden sollte, nachdem mir dessen Social-Media-Kampagne mehr auf die Zwiebel ging als dass sie mich euphorischer gemacht hatte und nach dem ersten, sehr positiven Eindruck des Trailers die Skepsis steigen lassen hat. Zu sehr hat sich der Stil der gestreuten Clips an ein Publikum gerichtet, das in erster Linie gar nicht der Kernzielgruppe angehört. Bereits der Trailer hat mit Verweisen an „Beverly Hills Cop“, „Die City Cobra“ und „Michael Jackson’s Thriller“ deutlich gemacht, dass es sich um eine Hommage an Filme und popkulturelle Phänomene aus einer Zeit handelt, in der die meisten User gerade mal auf die Welt kamen. Nur eine subjektive Einschätzung und no offense gegenüber dem Prozentsatz unter den Jugendlichen, der das Kino der 80er- und 90er-Jahre zu schätzen weiß. Letztendlich galt es, die Leute zu überzeugen, die fürs Kinoticket bezahlt haben.

                                Mit gesenkten Erwartungen und meinem Kumpel Bastian also zur Abendvorstellung ins Kino gegangen und dort schmetterte uns schon der erste Tritt ins Gesicht, noch bevor im Film ausgeteilt wurde: ein leerer Saal, beschallt mit bedeutungsschwangeren Worten aus Tupacs Mund. Hier hat die Trailerplatzierung von „All Eyez On Me“ ihre volle Wirkung gezeigt. Sollte ich nun schadenfroh sein, in der Hoffnung, dass es der Film verdient hat oder mir Gedanken machen, weil sich keine Sau für einen weiteren Genre-Film, einem erneuten Versuch, die Vielfalt des jungen deutschen Kinos zu untermauern, interessiert? Leider letzteres.

                                Nach einer gelungenen Eingangssequenz, die vom Radikalen ins Selbstironische driftet, folgte der knapp 100-minütige Beweis, dass es doch geht. Deutscher Humor funktioniert, ohne lächerlich zu sein. Deutsche Action funktioniert, ohne krampfhaft zu sein. Der deutsche Film funktioniert, ohne amerikanisch sein zu wollen. Klar, seine Referenzen bezieht er größtenteils mit Vorliebe aus US-Filmen, aber die Regisseure Michael Popescu und Ufuk Genc sowie Drehbuchautor Rafael Alberto Garciolo machen trotzdem ihr eigenes Ding. Und das ist witzig, frisch, unverbraucht, etwas holprig, nicht fehlerfrei, aber steckt dafür voller Herzblut.

                                Komplette Review: http://wp.me/p6LMq4-20T

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                                  • http://www.moviepilot.de/liste/90s-blast-what-a-past-garcia

                                    Spätestens beim Erstellen der Liste wird einem noch einmal klar, was für ein großartiges Jahrzehnt die 90er waren...

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                                      über Get Out

                                      Zu Recht ist der vom Geheimtipp zum Kassenschlager mutierte Film in den USA so populär. So wie sich hinter der Fassade der im Film präsentierten weißen Bilderbuchfamilie Abgründe auftun, so offenbart sich auch unter der Oberfläche eines durchweg unterhaltsamen, spannenden Genre-Mixes eine intelligente Parabel, die nicht nur angehenden Filmanalysten und -historikern große Freude bereiten dürfte.

                                      Jordan Peeles clever durchdachtes, verstörendes und nicht zuletzt lustiges Spielfilmdebüt wird genialer, je mehr man sich damit auseinandersetzt.

                                      Eine Zweitsichtung ist so sicher wie das „Hallelujah“ im Gospel-Chor!

                                      Komplette Review bei Garcias Videothek: http://wp.me/p6LMq4-1Ja

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                                        über Alone

                                        "Alone", dessen Originaltitel "Don't Grow Up" als unmissverständliche Aufforderung bereits klar macht, dass es tragisch enden kann, wenn man sich geistig oder altersbedingt in die Welt der Erwachsenen begibt, ist ein souverän inszenierter Film mit Stimmungsschwankungen.

                                        Thierry Poirauds meiner Meinung recht gut geglückter Balance-Akt zwischen Zombie-/Infektionsthriller und Coming-Of-Age-Drama ist einer dieser Filme, an die man so unbeleckt wie möglich herangehen sollte. Seine Prämisse klingt vielversprechend, spannend und lässt auf einen kurzweiligen, bissigen Gesellschaftskommentar hoffen, kann aber eben auch ganz schnell falsche Erwartungen aufkommen und enttäuschende Realität werden lassen.

                                        Der Film beginnt mit der Einführung einer Handvoll unbeaufsichtigter Teenager in einem Heim sowie einem groben Umriss ihrer jeweiligen Hintergrundgeschichte. Als sie in die Stadt unterwegs sind, um alkoholreichen Partyvorrat und anderen, gesunden Proviant zu besorgen, merken sie, dass irgendwas faul ist. Kein Mensch auf den Straßen und der erste Erwachsene, dem sie kurz darauf begegnen, dreht frei. Schlagartig schlagen die Stimmung der jugendlichen Protagonisten und der Ton des Films in eine derbere Kerbe. Von nun an sind sie auf der Flucht vor mutmaßlich infizierten Erwachsenen. Selbst vor Kindern, die in den Pubertierenden eine Gefahr sehen, sind sie nicht sicher.

                                        Poiraud zeichnet einen pessimistischen Entwurf des Eintritts ins Erwachsenenalter, der als düstere Metapher kindlichen Verlusts viel Interpretationsspielraum zulässt. Freunde des Coming-of-Age-Dramas, die ein paar blutige Spitzen wegstecken können, könnte dieser Film eher gefallen als Fans der härteren Gangart. Wobei diese aber sicher schon bei der FSK-Freigabe ins Grübeln kommen könnten. Genre-Liebhaber sollten dennoch einen Blick wagen. Denn das Erstaunliche an dem Film ist seine hochwertige Qualität, die ganz und gar nicht nach einem Budget von 2 Mio. € aussieht.

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                                          Ich könnte mir die Auseinandersetzung mit diesem Thema stundenlang anschauen. Umso ernüchternder fiel der Blick auf die Uhr aus, als bereits nach 80 Minuten Schluss war... und noch lange nicht alles gesagt wurde.

                                          Inhaltlich ist das, was Künstler wie die Stieber Twins, Toni L, Samy Deluxe, Afrob, Blumtopf, DJ Mad, sido, Marteria, Chefket, MC Rene und Smudo von sich geben, relevant, ehrlich, witzig und gehaltvoll. Aber es fehlt eben auch eine Menge und viele Ansätze wurden nicht weiterverfolgt. Keine Erwähnung der enorm wichtigen Breakdance-Szene in der DDR? Wo waren die weiblichen Rap-Künstlerinnen? Die Kommerzialisierung durch die Major Labels wurde besprochen, aber warum nimmt man sich nicht, wenn man schon beim Thema ist, Konsorten wie Oli P. vor? Sicher kein Lichtblick deutscher Hip Hop Geschichte, aber es gehört nun mal dazu!

                                          Für Einsteiger ein guter Crash-Kurs, der zweifellos einen informativen Blick wirft auf ein über 30 Jahre währendes, essentielles Kapitel deutscher Musikgeschichte. Aber wenn man es sich zur Aufgabe macht, drei Jahrzehnte deutscher Rapgeschichte zu beleuchten, sollte man sich der Materie ausführlicher widmen.

                                          KOMPLETTE REVIEW hier: http://wp.me/p6LMq4-1C3

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                                          • Toller Artikel über ein Thema, das mich ebenso interessiert und fasziniert. Einen thematisch ähnlichen Artikel habe ich auch mal geschrieben, als mit dem Film "Intimitäten" die erste FSK-Prüfung ihr 67. Jubiläum feierte ;) >> http://www.moviepilot.de/news/die-fsk-das-notwendige-ubel-176428

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                                            • Volle Zustimmung in allen Punkten!

                                              Schöner Artikel zu einem Film, der für mich auf gleicher Stufe mit dem Original steht. Alle genannten Szenen - Freiheitsstatue, Toaster, die Scoleri-Brüder - gehören zu unvergesslichen Highlights der Fortsetzung.

                                              Ein kurioses Detail in der deutschen Synchronisation ist mir bis heute unbegreiflich: Warum singen die Kinder beim Geburtstag 'Muscle Man' und nicht 'He-Man' (wie es im Original der Fall ist)? War He-Man nicht schon 1989 ein Begriff unter deutschsprachigen Kids?

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                                                über Boston

                                                Nun, Filme basierend auf wahren Ereignissen, die, wie in diesem Fall, auch noch gar nicht so lange her sind - die Anschläge ereigneten sich im April 2013 -, sind so eine Sache. Kann man eine solch aktuelle Tragödie, an der viele Beteiligte und Betroffene womöglich immer noch zu knabbern haben, als Grundlage für einen Action-Thriller nehmen? Oder wird hier das Schicksal dutzender Opfer trotz der üblichen Respektsbekundungen zum Zwecke eines Hollywood-Spektakels ausgeschlachtet und reißerisch aufbereitet? Ja! Nein! Ich mein‘… Jein!

                                                Wichtig ist es, Distanz zu schaffen, zwischen den tatsächlichen Ereignissen und dem Spielfilm zu differenzieren, egal, wie wahrheitsgetreu er die Anschläge beim Boston Marathon nacherzählt. So zumindest mache ich das. Und als fiktionales Actiondrama funktioniert er hervorragend für mich. Die Einführung der (vielen) Charaktere, das Attentat, die Ermittlungen und die anschließende Jagd auf die Täter. Alle Versatzstücke fusionieren zu einem fesselnden Konstrukt, das ich als Peter Bergs bisher ausgereiftestes und bestes Werk bezeichnen würde.

                                                Die komplette Review auf 'Garcias Videothek': http://wp.me/p6LMq4-1r5

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                                                  "Werner, die Russen sind daaa!"

                                                  Wie ich sie liebe, die propagandistischen, vom Kalten Krieg geprägten US-Filme der 1980er. "Red Dawn", den ich nun endlich zum ersten Mal gesehen habe, ist da ganz weit vorne mit dabei!

                                                  Die Rollen sind klar abgesteckt: die Amis sind die Guten, die Sowjets die Bösen! Ausgetragen wird der Konflikt mit einer Menge Waffengewalt. Soviel, dass er es seinerzeit mit durchschnittlich 134 Gewalttaten pro Stunde als gewalttätigster Film ins Guinness-Buch der Rekorde schaffte.

                                                  In den USA war es der erste Film, der mit dem frisch eingeführten PG-13-Rating in die Kinos kam. "Die rote Flut", wie das dystopische Kriegsspektakel hierzulande heißt, kam in Deutschland kurz vor Weihnachten '84 mit einer FSK18-Freigabe in die Kinos und stand bis 2001 auf dem Index. Dem bundesweiten Kinostart folgten Proteste, die dazu führten, dass das als "Volksverhetzung" deklarierte "Macho-Filmwerk" (Spiegel, 1985: http://bit.ly/2kEpIN4) in Berlin, Düsseldorf, Freiburg und wenig später in Heilbronn und Ludwigsburg wieder abgesetzt wurde.

                                                  Die damals vorherrschende Paranoia ist in jeder Minute des Films zu spüren und trägt besonders am Anfang zur großartig inszenierten, immer noch bedrohlich wirkenden Invasion bei. Heutzutage taugt der Film, wenn man reflektiert und mit der nötigen Distanz rangeht, als perfekte Sonntagnachmittagunterhaltung!

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                                                    Garcia 19.01.2017, 14:55 Geändert 19.01.2017, 15:25

                                                    "21. Jahrhundert und ich flüchte mit meiner Viehherde vor einem Feuer..."

                                                    In West Texas setzt ein Wandel ein, nachdem die Zeit seit Jahrzehnten stehen geblieben ist. Die Wirtschaft ist am Boden, aufkommende Digitalisierung beißt sich mit den Werten der hiesigen Provinzler. Bei den Texanern tickt die analoge Uhr eben noch anders. Inmitten der Resignation: die Brüder Tanner und Toby Howard, fantastisch gespielt von Chris Pine und Ben Foster. Sie rauben Banken aus, von denen sie beraubt wurden. Ein konstant schweratmender Jeff Bridges als waschechter Texas Ranger und sein Partner mit indianischen Wurzeln sind ihnen dabei dicht auf den Fersen.

                                                    David Mackenzies Neo-Western stellt die Frage, wie Gerechtigkeit definiert wird, wann Selbstjustiz greift und wann beides zwangsläufig miteinander kollidieren muss. Texas steht dabei exemplarisch für die Waffenvernarrtheit, die tief in der amerikanischen Gesellschaft verwurzelt ist. Dem Zuschauer wird selber überlassen, wie er dies interpretiert. Ebenso thematisiert er den Wandel, der auch in der texanischen Einöde keinen Halt macht, in der noch festgefahrene Werte das Zusammenleben und den Alltag bestimmen.

                                                    Als größte Stärke des Films erweisen sich die Momente, in denen Mackenzie diesen Dingen auf subtilem Level begegnet und, ohne mit der Moralkeule zu schwingen, die Ideale der Südstaatler charakterisiert.

                                                    Oberflächlich betrachtet ist "Hell or High Water" ein geradliniges, routiniert erzähltes Thriller-Drama, wenn auch mit überraschend viel Humor. Bei näherer Betrachtung ein vielschichtiger und bissiger Kommentar, eine Parabel auf ein destruktives System, das auf der eigenen Ausbeutung und Gewalt gründet.

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