RoosterCogburn - Kommentare

Alle Kommentare von RoosterCogburn

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    »Rückblickend äußerte sich Antoine Fuqua frustriert über die Produktion von „Tränen der Sonne“. Ursprünglich wollte er eine ungeschönte, realistische Geschichte über menschliches Leid im Krieg erzählen. Insbesondere mit Fokus auf die Krise in Afrika. Er und Bruce Willis kamen während der Dreharbeiten zu diesem Film nicht miteinander aus. Ihre Vorstellungen von der Figur und dem Film kollidierten, was ihre Zusammenarbeit erschwerte. Damals war Willis der größere Star gegen den sich Regisseur Antoine Fuqua in seinen Anfängen schwer durchsetzen konnte. Der Regisseur wurde vom Produktionsstudio unter Druck gesetzt, das Drehbuch in ein Actionvehikel für den Filmstar umzubauen und ihn in den Fokus zu setzen. Der Fokus auf Action untergrub somit die ursprüngliche humanitäre Botschaft des Films.«
    https://www.bbc.co.uk/films/callingtheshots/antoine_fuqua.shtml
    https://legacy.aintitcool.com/node/31644

    Leider wirkt sich das nachteilig auf die Qualität des Filmes aus. Willis wandelt in diesem Kriegsactioner in den Spuren von John Rambo und James Braddock. Willis enttäuscht mich als stoischer eindimensionaler Stereotyp. Handwerklich und stilistisch solide umgesetzt, wurde der Inhalt mit lahmen Charakteren und dümmlichen Klischees gefüllt. Trotzdem kann der Film mit Bildern von Dschungelgefechten punkten, sowie dem emotionalen Score von Hans Zimmer. Das lenkt ein wenig von der Plattheit des Films ab. -- Für mich ist "Tears of Sun" kein Ruhmesblatt und verglichen mit Ridley Scotts ähnlich gelagerten Genrebeitrag von 2001 ist er in jeder Hinsicht sehr viel mittelmäßiger.

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    • RoosterCogburn 28.04.2025, 13:29 Geändert 28.04.2025, 16:51

      Paths of Glory (1957)
      Catch-22 (1978)
      Apocalypse Now (1979)
      Das Boot (1981)
      Glory (1989)
      Stalingrad (1993)
      Gettysburg (1993)
      The Thin Red Line (1998)
      Jarhead (2005)
      The Hurt Locker (2008)

      Darüber wie ein Kriegsfilm definiert wird, gibt es unterschiedliche Ansichten. Ich habe mich schon lange der Mehrheitsmeinung angeschlossen und bezeichne nur jene Spielfilme als Kriegsfilme, die kriegerische Konflikte seit dem 20. Jahrhundert thematisieren. Eine Ausnahme bildet der US-amerikanische Sezessionskrieg. Die Darstellung dramatischer Konflikte sowie verschiedene Arten von Gewalt im Krieg verlangt das Genre. Ausgeschlossen werden von mir rein historische Dramen oder Comedys, die während dieser Zeit spielen, jedoch den Krieg nicht darstellen.

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      • 6

        Odysseus soll der Erfinder des Trojanischen Pferdes gewesen sein. Nach seiner Beteiligung am trojanischen Krieg begibt sich der Herr über Ithaka wieder auf die Heimreise. Vorab zu dieser Geschichte lässt sich gut “Troja” (2004) konsumieren. Seine Heimkehr soll zu einer zehnjährigen Irrfahrt werden.

        Kirk Douglas hatte seine zweite Oscar-Nominierung verbucht und zählte zu den neuen Stars am Hollywood-Himmel. Bevor er bei Disney die Dreharbeiten zu “20.000 Meilen unter dem Meer” beginnen sollte, arbeitete er noch in den legendären italienischen Cinecittà Filmstudios für den Produzenten Dino De Laurentiis. Der steckte in seinen italienischen Anfängen, bevor er in die USA auswanderte, um dort neu anzufangen mit Filmen wie “Ein Mann sieht rot” (1974), “Die drei Tage des Condor” (1975) oder “Conan der Barbar” (1982).

        “Die Fahrten des Odysseus” (1954) gilt als Adaption, die dem Geist der Vorlage treu bleibt, also Homers Odyssee. Soweit ich mich an den Stoff erinnern kann, würde ich das bejahen. Mir ist nur aufgefallen, dass die Narrative äußerst konfus wirkt und mir als Zuschauer nie vermittelt wird, wann und wo wir uns befinden. Wie schon erwähnt, soll die Odyssee ja angeblich zehn Jahre andauern. Satte sieben Drehbuchautoren sind für den erzählerischen Murks verantwortlich. Schon allein der Aufbau des Drehbuchs überraschte mich: Der an Amnesie leidende Odysseus findet sein Gedächtnis wieder und und darf seine Abenteuer flashbacken. Rudimentäre Grundkenntnisse über die „Odyssee“ werden somit beim Zuschauer vorausgesetzt.

        Camerini stellt die melodramatischen und romantischen Aspekte stärker in den Mittelpunkt als die diversen Abenteuer während der Irrfahrt von Odysseus. Auf der anderen Seite, für einen über 70 Jahre alten, italienischen Sandalenfilm wirkt die Ausstattung recht prächtig und pompös. Mit viel künstlerischer Freiheit wird dem Filmfreund eine komprimierte Version von Homers Odyssee geboten. Bezogen auf die Produktionszeit war das eine zeitgemäße Verwebung aus klassischem Erzählkino und Einfällen aus der griechischen Mythologie.

        Randnotiz: Der spätere Filmemacher Mario Bava unterstützte die Kameraführung von Hal Rosson und durfte in einer Sequenz die Regie übernehmen. Blieb aber damals in den Filmcredits ungenannt. (gesichtet wurde die ungeschnittene Langfassung, 109 Min.)
        06 - ★★★★★★✩✩✩✩

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        • 5

          "Back in Action" ist ein routiniert inszenierter Familienfilm a la "Spy Kids" (2001) oder "Der Spion von nebenan" (2020), aber kein Action-Movie (sic!). Die Inszenierung und die komplette Besetzung lässt das durchblicken. Niemand von den erwachsenen Darstellern im Maincast war bei den Dreharbeiten unter 50). Die Action ist ein Stilmittel, steht aber nicht im Fokus. Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Seth Gordon hat in seiner Karriere noch nie einen Action-Kracher inszeniert. Er ist bekannt für leichte Kost wie "Baywatch" (2017) oder "The Lost City" (2022). Wer auf solche Filme steht, kann sich bedenkenlos "Back in Action" (2025) anschauen.

          Ich weiß nicht, was manche Zuschauer von so einem Film erwarten. Seit einigen Jahren sind die Zeiten für Foxx vorbei, in denen er Rollen ausfüllte wie in "Jarhead", "Baby Driver" oder "Miami Vice". Cameron Diaz hat die Zeiten von "Knight and Day" oder "Charlie’s Angels" auch hinter sich gelassen. Wenn Darstellerinnen wie Cameron Diaz keinen Imagewandel vollziehen wollen, nehmen sie Rollen an für die heutige PG-13 Kost.Wenn wir nicht das Streaming-Zeitalter hätten, sondern ich müsste meine Wahl aufgrund des Trailers treffen und ein Kinoticket lösen, meine Wahl wäre nicht auf "Back in Action" gefallen.

          Mir war vorher klar, wohin die Reise geht: Gefälliger Content mit zwei Hauptdarstellern, die mal in der A-Klasse waren. Das witzigste waren für mich noch die Spitzen zwischen den Generationen. Das launige Filmchen kann mit bekannten Gesichtern in Nebenrollen überraschen. Darunter Andrew Scott, Kyle Chandler und Glenn Close. Ansonsten ist für mich das geplante Comeback von Cameron Diaz ins Wasser gefallen. Die solide Inszenierung erfüllt nicht mehr als das Erwartbare. Und das ist zu wenig, um als “gut” zu gelten.

          05 - ★★★★★✩✩✩✩✩

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          • · The Commitments IE/GB 1991 R: Alan Parker
            · Mr. Holland's Opus US 1995 R: Stephen Herek
            · Ray US 2004 R: Taylor Hackford
            · Metallica: Some Kind of Monster US 2004 R: Joe Berlinger, Bruce Sinofsky
            · Walk The Line US 2005 R: James Mangold
            · Crazy Heart US 2009 R: Scott Cooper
            · Fraktus DE 2012 R: Lars Jessen
            · A Star Is Born US 2018 R: Bradley Cooper
            · Rocketman GB/US 2019 R: Dexter Fletcher
            · The Beatles: Get Back GB/NZ 2021 R: Peter Jackson

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            • Liebe Community
              ich hoffe euch hat keiner auf's Kreuz gelegt und ihr könnt heute Abend mit dem Osterfeuer das Ende der Winterzeit feiern. Lasst euch am Wochenende vom Osterhasen was Süßes ins Nest legen.
              FROHE OSTERN 🐣 🐇 🐔 🥚

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              • ?
                RoosterCogburn 18.04.2025, 19:34 Geändert 18.04.2025, 19:37

                Marc Rothemund wurde für die Inszenierung von "Harte Jungs" (2000) und dessen Sequel bekannt. Es folgten ähnlich wertvolle Beiträge wie "Pornorama" (2007) oder "Heute bin ich blond" (2013). "Da muss Mann durch" ist die Fortsetzung seiner Inszenierung von 2012 ("Mann tut was Mann kann").
                Der erfahrene Kinogänger kann sich ausmalen, das dieses Sequel nicht die große Nummer sein kann, wenn Marc Rothemund als Drehbuchautor aus den Credits gestrichen und sein Name als Regisseur durch das Pseudonym Thomas Lee ersetzt wurde. Die vier männlichen Hauptdarsteller des Vorgängers sind wieder mit dabei. Ich muss zugeben, dass ich den Erstling nicht kenne. Und nachdem ich hier eine Weile reingeschaut habe, konnte ich nur die Augen verdrehen. Hier wird ohne jeglichen Charme agiert und jeder Versuch eine Pointe an den Zuschauer zu verkaufen, wird unwitzig versenkt. Schade um die, an für sich, gute Besetzung.

                An dieser Stelle verzeihe man mir meine Direktheit: Ich habe den Film nur rund dreißig Minuten verfolgt. Länger nicht, war mir zu blöd (deshalb entfällt die Wertung). Das beste während dieser Zeit war der Oben-ohne-Auftritt der damaligen Mittzwanzigerin Sophia Thomalla 👍 dafür mein Kompliment

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                • RoosterCogburn 15.04.2025, 00:54 Geändert 15.04.2025, 01:14
                  über Forum

                  Der Heimkinomarkt wird auch in Deutschland von den Streamingdiensten dominiert. Die fetten Jahre mit Millionenauflagen wie in den 00ern sind lange vorbei. Ab 2015 begann ein langsamer, aber stetiger Niedergang. Den Massenmarkt für physische Film-Trägermedien gibt es nicht mehr. Zwar erfreuen sich bestimmter Genres sowie Sammler-Editionen und Mediabooks gewisser Beliebtheit, fristen aber ein Nischen-Dasein. 2023 machten physische Trägermedien nur noch 11 Prozent des deutschen Home-Entertainment-Geschäfts aus. Wie auch in der Musikbranche haben Flatrates auf dem Filmmarkt das Sagen. Das Gros der Kunden, die einst die Unterhaltungsfilme oder Blockbuster auf DVD kauften, setzt jetzt ganz auf den Online-Home-Entertainment-Markt. 2023 gaben die Menschen insgesamt 4,3 Milliarden Euro für Filme im Kino, im Streaming und auf DVD/Blu-ray aus. Davon setzt VoD mehr als die Hälfte um, nämlich 2,6 Milliarden Euro, das Kino dagegen nur 929 Millionen Euro. https://www.filmdienst.de/artikel/68091/uberblick-uber-dvd-und-blu-ray-markt

                  Auch BEST BUY, eine der weltweit größten Elektronikmarkt-Ketten, stellte den Verkauf von physischen Medien komplett ein und sind restlos aus dem Sortiment verschwunden. Sowohl online als auch physisch in den Läden. https://www.filmstarts.de/nachrichten/1000046678.html

                  Disney verabschiedet sich endgültig von der physischen Disk und möchte sich auf Streaming konzentrieren. Niemand Geringeres als Sony Pictures Entertainment übernimmt das Geschäft – und zwar alles: Herstellung, Vertrieb und Vermarktung. Im Rahmen der Vereinbarung wird Sony alle Disney-Neuveröffentlichungen und Katalogtitel auf physischen Medien vermarkten und verkaufen. Der Deal gilt für die USA und Kanada. https://variety.com/2024/film/news/disney-sony-pysical-media-dvd-blu-ray-disc-business-1235917294/

                  Disney bringt seine Filme in Australien nicht länger in physischer Form auf den Markt. Die Entscheidung gehe dabei auf die schwindenden Verkäufe zurück. Auch in Deutschland leidet der Markt unter der zunehmenden Anzahl der Streaming-Angebote. Sony gab bekannt den deutschen Markt nicht mehr zu bedienen. Plaion Pictures wird diese Rolle übernehmen. Seit dem 1. Oktober 2023 hat auch Disney in Deutschland, Österreich und der Schweiz den eigenen Vertrieb der Produkte in physischer Form für das Heimkino eingestellt.

                  Ich habe Datasette, Diskette, Bildplatten und CD-Rom erlebt. Sowie Vinyl, Tapes, VHS und DVD. Blu-Ray bin ich schon übergangen, weil ich an den physischen Medienträger nicht mehr geglaubt habe. USB Sticks und externe Festplatten waren mir zu der Zeit wichtiger. Ich frage mich, wohin die Reise noch gehen wird?! Magnetische Speichermedien werden aufgrund ihrer Anfälligkeit höchstwahrscheinlich in Summe weniger genutzt. Zu den wichtigsten Entwicklungen im Bereich der Speichermedien zählt die Idee, Quarz-Glas als Datenspeicher einzusetzen. https://www.basicthinking.de/blog/2023/10/17/quarzglas-datenspeicherung-voxel/

                  Auch wurde ein Verfahren für eine Art Super-DVD entworfen, bei dem Daten in Hunderten Lagen in drei Dimensionen gespeichert werden. Dieses Material besteht aus einem transparenten Film, der mit Lasern auf Nanopartikel-Ebene beschrieben und ausgelesen werden kann. Sie kann einen Petabit an Daten speichern. Zum Vergleich: Ein Petabit entspricht 125.000 Gigabyte. https://gizmodo.com/meet-the-super-dvd-scientists-develop-massive-1-petabi-1851272615

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                  • RoosterCogburn 14.04.2025, 19:19 Geändert 14.04.2025, 19:30

                    · Tarantula US 1955
                    · The Birds US 1963
                    · The Exorcist US 1973
                    · Halloween US 1978
                    · Alien GB 1979
                    · An American Werewolf in London US 1981
                    · Poltergeist US 1982
                    · Hellraiser GB 1987
                    · Bram Stoker’s Dracula US 1992
                    · Train to Busan KR 2016

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                      RoosterCogburn 14.04.2025, 18:39 Geändert 14.04.2025, 18:52

                      Aus heutiger Sicht ist die Geschichte hinlänglich bekannt, mit anderen Namen zwar, aber derselben Storyline. Vampir verliebt sich in das Bild einer Frau, kommt nach Europa und scheitert bei dem Versuch, die Frau für sich und die Ewigkeit zu gewinnen. Der Stummfilm “Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens” ist eine – nicht autorisierte – Adaption von Bram Stokers Dracula und gehört zu den einflussreichsten Horrorfilmen der Filmgeschichte. F. W. Murnau hat 1921 diesen Film gedreht, ohne die Rechte zu besitzen, was in Folge dazu führte, dass ein Berliner Gericht 1925 letztinstanzlich verfügte, dass alle Kopien des Filmes zu vernichten seien. Glücklicherweise konnte der Film über viele Umwege rekonstruiert werden.

                      Anders als die meisten deutschen Spukfilme jener Zeit wurde "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" vornehmlich an natürlichen Schauplätzen gedreht: Das finstere Schloss des Grafen in den Karpaten ist ebenso echt wie die norddeutschen Kleinstadtgassen des fiktiven Wisborg, das Murnau sich aus Schauplätzen in Lübeck, Wismar, Rostock und Lauenburg konstruierte. Der ganze Film ist von Naturaufnahmen durchzogen: düstere Karpatengipfel und Wälder, Pferde, die vor dem von einer Hyäne gedoubelten Werwolf scheuen, etc. Die von der Natur erzeugte Atmosphäre des Übernatürlichen ist Murnau weit wichtiger als das, was wir im gegenwärtigen Kino unter Action verstehen. Der Horror ist nicht künstlich, er entsteht aus dem Alltäglichen.

                      Die Idee der Pestepidemie fügte Drehbuchautor Galeen hinzu, und Murnau inszeniert die entsprechenden Szenen in Wisborg in einer Analogie zum Schrecken des Ersten Weltkriegs, der dem Publikum vor hundert Jahren noch kollektiv im Gedächtnis war. Albin Graus künstlerische Leitung verlegte die Filmhandlung in die Zeit des Biedermeiers, und so atmet "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" vor allem die Stimmung der deutschen Romantik.

                      Der Film entstand, als das Genre Horrorfilm noch nicht existierte. Die Filmcrew war angehalten, selbst zu definieren und zu erfinden, was ihrem Publikum einen Schauder über den Rücken jagen sollte. Szenen wie, wenn sich der Deckel eines Sarges im Laderaum des Schoners von Geisterhand öffnet und der Graf kerzengerade senkrecht in die Höhe fährt oder wenn sich Nosferatu (Max Schreck) in zeitlupenhaftem Tempo über das Deck bewegt, haben sich in die Filmgeschichte gebrannt und wurde in sehr vielen Produktionen des Genres zitiert. Die plakativen Momente, wie das Monster Nosferatu selbst, wurden zu Ikonen erkoren.

                      • Für den reflexiven Filmfreund bieten sich in diesem Zusammenhang Betrachtungen des Expressionismus an.
                      • In Lübeck wurden einige Außenaufnahmen für "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" aufgenommen. Die Stadt informiert zu den Drehorten für Besucher.
                      https://www.luebeck.de/de/stadtleben/kultur/filmstadt-luebeck/
                      • Dieser Text wurde zum Teil mit fremder Hilfe erstellt. Danke an stummfilm-magazin.de sowie an Lars Penning.

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                        RoosterCogburn 13.04.2025, 19:40 Geändert 13.04.2025, 19:50

                        Der polarisierende Charakter von "A Serbian Film" löst Debatten über seinen Zweck und seine gesellschaftlichen Auswirkungen aus. Der bewusste Einsatz von Schockeffekten fordert das Publikum heraus und zwingt dazu, sich mit unangenehmen Wahrheiten über die menschliche Natur und den gesellschaftlichen Verfall auseinanderzusetzen. Der filmisch eindringliche Stil von "A Serbian Film" zeigt starke Kontraste und nutzt verstörende Bilder, um Unbehagen zu erzeugen und beim Publikum Selbstreflexion anzuregen. Die grotesken Bilder der Erzählung können als Kritik an der Sensationsgier der Medien und der gesellschaftlichen Desensibilisierung gegenüber Gewalt interpretiert werden. Sie wirft Fragen nach der ethischen Verantwortung von Filmemachern auf, wenn sie sich mit verstörenden Themen auseinandersetzen.

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                        Kann man noch immer von „Kunst“ sprechen, wenn scheinbar nichts anderes als Gewalt und Unmoral gezeigt wird?
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                        Kunst soll zum Nachdenken anregen und Normen in Frage stellen. Doch bei der Darstellung expliziter und gewalttätiger Szenen, insbesondere wenn es um sensible Themen geht, gibt es ethische Bedenken.
                        - - so die kritischen Stimmen
                        -
                        Die bewusste künstlerische Entscheidung will einen Diskurs provozieren und die Wahrnehmung der Grenzen des Kinos durch das Publikum auf die Probe stellen.
                        - - Befürworter plädieren für die Autonomie der Künstler, unbequeme Themen als Mittel der Gesellschaftskritik zu behandeln.
                        -

                        Im Kern dient "A Serbian Film" als Metapher für die soziopolitische Landschaft Serbiens und nutzt Schockeffekte, um die Gräueltaten des Balkankrieges und die Auswirkungen politischer Manipulation, zu kritisieren. Zu diesem Zweck symbolisieren die Rollen Miloš die Bevölkerung, Vukmir die Regierung und die namenlose Ärztin fungiert als Werkzeug der Exekutive in Serbien. Einiges kann als Fingerzeig auf die Folgen des Milosevic-Regime gelesen werden. Der Film stellt metaphorisch die Ausbeutung und Erniedrigung Einzelner und der Nation als Ganzes dar. Die neue Generation wird direkt nach der Geburt von ihrem politischen Führer "vergewaltigt". Sie können sich nicht wehren, sind ausgeliefert und werden durch Propaganda auf die neue Linie des politischen Regimes gebracht. Die Gewalt wird in "A Serbian Film" nie als lustig oder zur Befriedigung des Zuschauers eingesetzt, sondern sie wird als etwas zutiefst abstoßendes dargestellt. Der Regisseur ist sich bewusst, wann er wegblenden muss, und welche Szenen das Kopfkino unterstützen sollen. [gesichtet wurde die ungeschnittene Fassung] Die Musik trägt in wichtigen Schlüsselmomenten entscheidend zur bedrohenden Atmosphäre bei und spiegelt den Filmverlauf.

                        "A Serbian Film" fordert den Zuschauer dazu auf, sich mit unbequemen Wahrheiten über die menschliche Verfassung, die Verantwortung von Geschichtenerzählern und die Komplexität des Umgangs mit kontroversen Themen im Bereich der Kunst auseinanderzusetzen.
                        "A Serbian Film" kann vieles sein. Aber bestimmt kein Everybody's Darling. Das waren Filme aus dem Exploitationkino noch nie.

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                        • Natürlich gibt es noch mehr worüber ich lachen kann. Für diese Challenge bewege ich mich in dem Bereich "black comedy", "comedy drama" und "satire".

                          · To Be or Not to Be US 1942 (Sein oder Nichtsein)
                          · Monty Python's Life of Brian US 1979 (Das Leben des Brian)
                          · Brazil GB 1985
                          · Wag the Dog US 1995
                          · As Good as It Gets GB 1997 (Besser geht's nicht)
                          · The Big Lebowski US 1998
                          · I Kina spiser de hunde DK 1999 (In China essen sie Hunde)
                          · High Fidelity US 2000
                          · Thank You For Smoking US 2005
                          · Once Upon a Time ... in Hollywood US, GB 2019

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                          • · "Her" (2013)
                            · "True Romance" (1993)
                            · "Eternal Sunshine of the Spotless Mind" (Vergiss mein nicht!, 2004)
                            · "When Harry Met Sally…" (Harry & Sally, 1989)
                            · "The Notebook" (Wie ein einziger Tag, 2004)
                            · "A Star Is Born" (2018)
                            · "Leaving Las Vegas" (1995)
                            · "Sid and Nancy" (1986)
                            · "De rouille et d’os" (Der Geschmack von Rost und Knochen, 2012)
                            · "Le fabuleux destin d’Amélie Poulain" (Die fabelhafte Welt der Amélie, 2001)

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                            • RoosterCogburn 29.03.2025, 13:12 Geändert 29.03.2025, 13:14

                              »Liebe Moviepilot-Community,
                              wie euch sicher aufgefallen ist, arbeiten wir mit Hochdruck daran, Moviepilot moderner und übersichtlicher zu machen. Sowohl für die, die sich als Film-Community sehen, als auch für die Moviepilot:innen, die vor allem wegen der Artikel zu uns kommen.« Februar 2023, die Ex-Chefredakteurin von Moviepilot.

                              Seither geschah einiges:
                              • Die Kommentarfunktion unter den News und unter den Personen (Filmschaffende) wurde ausgeschaltet.
                              • Die Startseite wurde "modernisiert".
                              • Das Gästebuch wurde abgeschafft.
                              • Es sollte "mehr Raum für redaktionelle Inhalte geben". Ich habe mehr Werbung wahrgenommen und nutze für den Besuch der MP-Seite einen Ad-Blocker.
                              • Der YT-Kanal wurde umstrukturiert. Die Formate SCREEN! und Faktenflut wurden eingestellt und aktuell schon wieder Moderatoren ausgetauscht.
                              • Der Webvideoproduzent Tommaso Crogliano übernahm die Gaming News.
                              • Die Profilbereiche wurden überarbeitet und das Layout der Profilseiten wurde für die Nutzung auf Smartphones und Tablets verschlimm-bessert. Mit drastischen Folgen für das Handling auf anderen Endgeräten.

                              Zwischenbemerkung:
                              Wenn es darum geht, nicht den Community-Richtlinien zu widersprechen und ein respektvollen Umgang zu bewahren, ist alle zu bestrafen der falsche Ansatz. Unbelehrbare finden einen anderen Weg. Wie sich gezeigt hat.

                              »Warum machen wir das? In den letzten Jahren kam es unter den redaktionellen Artikeln immer wieder zu einer toxischen Dynamik, die uns an unsere Grenzen brachte, und dafür sorgte, dass sich viele Nutzer:innen nicht mehr bei uns wohlfühlen.« Februar 2023, die Ex-Chefredakteurin von Moviepilot.

                              In den letzten Jahren soviel Aufwand und Fürsorge nur für uns, die Film-Community von Moviepilot. Is' das nicht supi?

                              »Wir glauben, mit diesem Schritt die Diskussionen auf Moviepilot wieder in konstruktivere Bahnen zu lenken.«

                              Ich habe da meine Zweifel. Ernsthafte Zweifel. Wenn die Handhabung nicht dem Wirken der Community entgegen kommt, sind diese Veränderungen destruktiv.

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                                über Cuckoo

                                Gretchen (Hunter Schaffer) fühlt sich nicht verstanden. Ihre Mutter ist verstorben und ihre vertraute Umgebung musste sie auch verlassen, weil ihr Vater einen neuen Job in Deutschland angenommen hat. Irgendwo im Nirgendwo nahe der deutschen Alpen. Der Arbeitgeber des Vaters, Herr König (Dan Stevens), bietet ihr einen Aushilfsjob an der Rezeption an. Je länger sie dort arbeitet, umso seltsamer entwickeln sich die Umstände. Gretchen fühlt sich beobachtet und verfolgt. Sie und ihre jüngere Halbschwester Alma (Mila Lieu) werden bedroht.

                                Mir ist Tilman Singers erster Spielfilm “Luz” unbekannt. Aber mir gefallen viele Ideen des deutschen Autors und Regisseurs. Zum Beispiel, wie die Natur als Übergang in das Reich des Fantastischen genutzt wird. Als Gretchens Familie ihr neues Zuhause betritt, trennt eine riesige Glaswand sie von der Umgebung, die von nun an wie eine Metapher für die Isolation der Heldin wirkt. Überhaupt empfinde ich diesen Film und seine gruseligen Elemente wie ein surrealistisches Märchen. Die Handlung fühlt sich an wie ein Fiebertraum, getrieben von Traurigkeit und Angst. Ungewöhnliche Geräusche tragen dazu bei, eine außerordentliche Atmosphäre zu schaffen.

                                Singer erzeugt eine unheilvolle Stimmung, die den geneigten Zuschauer in ihren Bann zieht. Stevens Aussehen, um finster zu wirken und die engagierte Darstellung von Hunter Schafer können mich überzeugen. Er hat etwas Aalglattes an sich und einen durchdringenden Blick, der ihn zu einer unzuverlässigen Figur macht. Schafer ist die Einzige, die erkennt, dass in der idyllischen Kulisse etwas ganz und gar nicht stimmt. Logik, Zivilisation und Vernunft sind ausgeschaltet, sobald man die Natur von Singers Welt betritt. Vielleicht erklärt das Singers Narrative, das Unberechenbare miteinander vermischen zu wollen.

                                Hunter Schaffer als Gretchen erscheint wie Alice gefangen im Wunderland und Dan Stevens (als Herr König) wie das Gegenstück zur Herzkönigin. Irgendwo steckt hier ein düsteres Märchen darüber, wie wichtig es ist, Frauen mit ihrem Körper machen zu lassen, was sie wollen. Doch die Botschaft über Selbstbestimmung geht in der chaotischen Inszenierung unter. Meiner Ansicht nach ist "Cuckoo" kein Jedermanns-Film.

                                Die Uraufführung fand 2024 im Rahmen der 74. Berlinale statt.
                                06 - ★★★★★★✩✩✩✩

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                                  “Stahlnetz”-Regisseur Jürgen Roland inszenierte den zweiten Vertreter der Edgar-Wallace-Reihe aus den 60ern. Die erste Drehbuchfassung wurde von dem mit Jürgen Roland befreundeten Autor Wolfgang Menge überarbeitet (bekannt für Das Millionenspiel und „Ekel“ Alfred). Der Regisseur hat am Ende des Films einen Cameo als Polizist.
                                  Mir ist klar, dass die überholte Wallace-Kriminalistik für den Fan den Reiz ausmacht. Aber so vieles wirkt auf mich heute wie Trash. Insbesondere die Dialoge und das, was man damals unter Action verstand. Und dann ist doch noch die Logik dieser alten Filme, die nach der blödsinnigen Taktik funktioniert, wenn ich den Anführer einer Verbrecherbande schnappe, ist die Organisation automatisch ausgelöscht. Aber mir ist klar, dass das zur Entstehungszeit der deutsche Kinostandard war. Die Filmmusik ist eingängig, aber noch nicht so phantasievoll wie später unter Peter Thomas, der die Wallace-Filmmusik auf neue Hörerlebnisse heben wird. Die Darsteller Ernst Fritz Fürbringer, Fritz Rasp und Ulrich Beiger hatten bereits im Erstling “Der Frosch mit der Maske” mitgewirkt. Auch Eddie Arent ist wieder dabei in seiner Rolle als comic relief.

                                  Mein Fazit: Regisseur Roland versucht es düsterer und atmosphärischer als sein Vorgänger. Trotzdem bleiben die Rahmenbedingungen dieselben. Irgendwie macht es das Endergebnis zu einem sichtbaren Kompromiss zwischen dem, was der Regisseur wollte und den Vorgaben des Produzenten.

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                                    Die Zwillingsbrüder Samaritan und Nemesis hatten beide übernatürliche Kräfte. Einer entwickelte sich zum Superhelden, der andere zum Superschurken. Die Haupthandlung spielt 25 Jahre nachdem die beiden einen Kampf austrugen und einer daraus als Überlebender hervorging. Das Superhelden-Drama widmet sich einem Jungen, der glaubt, dass in seiner Nachbarschaft ein Superheld lebt.

                                    An einem gewissen Punkt werden typische Drama-Elemente eingestreut, wenn es um die persönliche Vergangenheitsbewältigung geht. Bis hin zu “sich seiner Aufgabe zu stellen”. Ziemlich unspannende, kreativlose Kiste mit wenig Augenmerk auf Charakterentwicklung. Stallone wirkt charmant und gibt sich gleichzeitig auf unglaubwürdige Art grimmig. Der Plot Twist ist früh zu erahnen. Die Action ist dennoch solide, wird aber keinen Zuschauer vom Hocker hauen.
                                    04 - ★★★★✩✩✩✩✩✩

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                                    • RoosterCogburn 26.03.2025, 15:22 Geändert 26.03.2025, 15:48

                                      Es ist ja ein allgemeiner Irrglaube unter Filmliebhabern, das die 70er und 80er sehr viel coolere Filme hatten und eigentlich nur gut. Für mich war es ein Leichtes, den Absatz der Filmindustrie aufzuzählen. Tatsächlich bietet das Exploitation Kino jener Zeit genug. Meine Auswahl:

                                      · Die blaue Lagune US 1980
                                      · Tarzan, Herr des Urwalds US 1981
                                      · Das Kommando CH/GB 1982
                                      · Zwei vom gleichen Schlag US 1983
                                      · Mama Mia - Nur keine Panik DE 1984
                                      · Underworld Diaries GB 1985
                                      · Karate Tiger HK/US 1986
                                      · Superman IV - Die Welt am Abgrund GB/US 1987
                                      · Johnny Be Good US 1988
                                      · Harlem Nights US 1989

                                      Ad hoc fällt mir auch prominent besetzter Mist ein. Genauer: spätere Stars, die mit Gurken angefangen haben. Popeye - Der Seemann mit dem harten Schlag (Hauptrolle Robin Williams), Angriff ist die beste Verteidigung (mit Dudley Moore und einem nachträglich rein geschnittenen Eddie Murphy), Der Senkrechtstarter (Dolly Parton bildet Sly Stallone zum Country Sänger aus, mega-peinliche Nummer), Einmal beißen bitte (Vampirin Lauren Hutton verführt Jüngling Jim Carrey).
                                      Nicht zu vergessen diverse Fortsetzungen, die einfach kacke waren: Meatballs - Part 2, Teenwolf II, Das dreckige Dutzend 3, Missing in Action III, Poltergeist III - Die dunkle Seite, Der weiße Hai 4, Police Academy V, Rocky V ...

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                                      • Is' schon 1. April? 😳
                                        Warum diese Verschlimm-besserung?

                                        Auf dem Dash und der Profilseite ist die Schriftgröße zu klein und die Grafiken zu groß. Das durchscrollen ist nicht mehr möglich, weil ich von den Kommentaren nichts lesen oder liken kann. Wenn ich das machen will, muss ich jedes anklicken. Direkte Frage: Ist Kommunikation in der Community unerwünscht, oder was hat man sich dabei gedacht?

                                        Dumm ist auch, das ich die Ansicht nicht so anpassen kann, wie es für mich als Nutzer gut ist. Nein, ich MUSS mir das auferzwingen lassen. Ich habe auf dem mobilen Endgerät (z.B. Tablet) keine Auswahlmöglickeit zwischen "mobile Ansicht" und "Desktop Ansicht". Zusätzlich ist doof, das auch manche Laptops sich auf die mobile Ansicht stützen. Das kommt darauf an was du nutzt. Wer beispielsweise mit einem Chromebook Moviepilot besucht, sieht dasselbe Layout und denselben Look wie den der mobilen Ansicht. Das bedeutet megagroße Symbole auf einem 15" Zoll Bildschirm.

                                        Lieber Webdesigner und liebes MP-Team
                                        ich möchte nicht unhöflich sein, aber das ist wohl die unsinnigste Runderneuerung ever. Womit prüft ihr eure eigen Ideen? Auf dem Smartphone mag man vllt noch denken, dass das funktioniert. Aber spätestens am Tablet stellt man doch fest, das diese Idee eine komplette Gurke ist.

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                                          RoosterCogburn 25.03.2025, 19:06 Geändert 25.03.2025, 19:10

                                          Bong Joon-hos neuester Film “Mickey 17” ist ein Science-Fiction mit deutlich satirischem Einschlag und ernsten politischen Untertönen. Der Anspruch verlangt nicht viel vom Zuschauer. Der Humor bleibt gefällig, manchmal ist es sogar albern. Trotzdem hat die Geschichte und der Film mich erreicht. Doch ab einem gewissen Punkt werden die satirischen Elemente im Drehbuch zu groß, und der Film verliert die komplexe Struktur, die ich von der Dramaturgie erwarte. Vor allem bei dem enormen Worldbuilding, den “Mickey 17” betreibt.

                                          Die Ausgangslage ist schon recht witzig. Aus einem riesigen MRT-ähnlichen Drucker kommt der süß-naive Jedermann Mickey (Robert Pattinson) auf die Welt. Erneut. Denn er ist ein künstlich generiertes Human-Duplikat. Aus dem Off erzählt Mickey, wie er zig Mal dahin gerafft wurde und man ihn als Lebensform schon gar nicht mehr wahrnahm. Und wie es dazu kam, dass er vor einem Kredithai floh und er ein “Expendable” wurde. Hätte er doch nur das Kleingedruckte gelesen. Nun hat er einen echten Knochenjob. Gedächtnis und Seele werden mit regelmäßigen Updates auf den jeweils neuen Mickey eingespeist und der Körper wird für tödliche Experimente freigegeben. Allein was Mickey durchleben muss, da habe ich lachen müssen.

                                          Bong Joon-ho sorgt dafür, dass der Zuschauer nicht von einem außerirdischen Setting abgelenkt wird. Tatsächlich verkauft er es in der ersten Filmhälfte noch erfolgreich wie eine mögliche Zukunft. Allerdings muss ich dem Filmemacher vorhalten, die Sache mit den sogenannten Creepern wirkt emotional flach, weil es dem Konstrukt an Komplexität mangelt. Stattdessen lenkt “Mickey 17” seinen Fokus auf die Parodie der politischen Ebene des Films. Das macht ihn zu einer skurrilen schwarzen Komödie, auf die man sich einlassen muss. Mark Ruffalos Performance zeigt einen zwielichtigen Politiker, der einen Clown namens Trump verschluckt hat. Dieser und seine Frau (Toni Collette) machen die ganze Expedition zu einem PR-Gag. Mir hat auch das Produktionsdesign gefallen. Die besondere Ästhetik des Filmes lässt u.a. das Raumschiff älter und abgenutzter erscheinen. Es wirkt tatsächlich wie ein Frachtschiff, mit engen und niedrigen Gängen. Diese unästhetische Ästhetik unterstützt das Gezeigte wirklich gut.

                                          Der Marshal meint: Wer von Bong Joon-ho schon “Okja” und “Snowpiercer” mochte, darf sich hier ruhig versuchen. Das ist nicht immer besonders tiefsinnig, aber meinen Humor hat der Film getroffen. Ich habe mich köstlich amüsiert.
                                          08 - ★★★★★★★★✩✩

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                                            Der frühere Heimat- und Bergfilm-Regisseur Harald Reinl inszenierte den Erstling der Edgar-Wallace-Reihe der 60er. Auffällig bei ihm sind die langen Kamerafahrten und -schwenks. Der Filmtitel und wie die Credits präsentiert werden, vermitteln eindeutige Assoziationen. Der erste Rialto-Film legt bereits den Grundstein für die Reihe, beinhaltet aber noch nicht alle Merkmale. Zum Beispiel fehlt das Intro (Hier spricht Edgar Wallace) und der wiedererkennbare Look des Vorspann. Inhaltlich wird ein lahmer Whodunit geboten um die Frage, wer hinter der Maske steckt. Joachim Fuchsberger war bei Filmstart der populärste Darsteller in der Besetzung. Er und Dieter Eppler, Siegfried Lowitz sowie der noch unbekannte Eddie Arent werden in späteren Filmen der Reihe erneut zu sehen sein.

                                            FunFact: Nach Kürzung einiger Szenen gab die FSK den Film im August 1959 ab 16 Jahren frei.

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                                              1996 präsentierte sich Arnold Schwarzenegger als der Ausradierer im Namen der Regierung. In “Eraser” stellt er einen maulfaulen Typen mit rätselhafter Vergangenheit dar, der die Lebensbio anderer Menschen löscht. Nun wollte man die Grundidee neu auflegen und startete ein Reboot. Beinahe dieselben Zutaten funktionieren in der Gegenwart nicht mehr. Denn das Original hatte einen der populärsten Action-Stars des ausgehenden 20. Jahrhunderts und funktionierte als Star-Vehikel für Auftritte von James Caan, James Coburn und Robert Pastorelli. Hier hat die Casting-Agentur noch nicht einmal die Titelfigur anständig besetzt. Denen waren offenbar Frank Grillo oder John Cena schon zuviel, die beide mehr Potenzial besitzen, um als Zugpferd für ein action flick zu dienen. Ernsthaft, wer hat da eine Wette verloren, dass man Dominic Sherwood als Eraser besetzt? Ein austauschbarer unbekannter Darsteller, der in jeder Einstellung blass wirkt. Das deutlich geringere Budget gegenüber dem Schwarzenegger Streifen sehe ich bei jeder Kameraeinstellung. Überhaupt ist das Original wesentlich kompetenter inszeniert worden. Die Filme müssen ja nicht gefallen, aber das handwerkliche Geschick bei diesen beiden Filmen unterscheidet sich immens.

                                              Weil ich zu der Zeit nach der Pandemie noch kein Kino wieder besucht habe, habe ich noch eine Zusatzfrage: War das Angebot so dürftig, dass die deutschen Kinobetreiber gezwungen waren, Direct-to-Video-Streifen eine Kinoauswertung zu geben? Im März 2022 startete das Reboot auf deutschen Leinwänden. Und nur dort. Anderswo war das ein Film für den Heimvideo-Markt. Drei Jahre später kam die Free-TV-Ausstrahlung und heute kann ich sagen, das Aufnehmen hat sich nicht gelohnt.
                                              03 - ★★★✩✩✩✩✩✩✩

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                                                Obwohl er erst 2004 in die Kinos kam, atmet “Taking Lives” durch jede Pore seiner Existenz die 90er Jahre. Der aufmerksame Filmfreund sieht das an der Kinematographie und diversen Darstellungen im Film. Zum Beispiel diese visuelle Goutierung gegenüber Bildschirm-Erfolgen wie “Akte X” und "CSI" empfinde ich auffällig.
                                                Zu Beginn wird der Zuschauer mit der Figur Martin Asher vertraut gemacht. Dann geschieht ein Zeitsprung, damit ein anderer Schauspieler die Rolle ausfüllen kann und dem Zuschauer nicht gesagt wird, wer denn der gesuchte Martin Asher ist. Als Whodunit kann das nicht funktionieren, denn dafür macht der Film denselben Fehler wie so viele Krimi-Produktionen. Die Figuren, die dem Zuschauer vorgestellt werden, kann man an einer Hand abzählen. Davon muss es einer sein. Ist klar.
                                                Jetzt könnte man dieses alte Agatha-Christie-Gesetz ignorieren und stattdessen den Charakteren Tiefe verleihen und dem Zuschauer nahe bringen. Das gelingt hier leider nicht. Oder man sät Zweifel bezüglich der Frage: Hat er es getan oder nicht? Das gelingt einigen bekannten Psychothrillern. “Taking Lives” unternimmt Anstrengungen in diese Richtung, nur um diese wieder fallen zu lassen. Dafür bekommt Kiefer Sutherland die undankbarste Rolle in diesem Szenario. Er darf als Verdächtiger ein paar Mal vorbeihuschen, nur um später komplett irrelevant zu werden. Auch wenn die Dialoge etwas anderes behaupten, darf sich der Zuschauer hier die Frage stellen, welche Rolle der Zeuge spielt. Und ehrlich gesagt, es gibt hier keine Überraschungen. Einzig der total bescheuerte Showdown bringt mich nochmal zum Grinsen. Ich habe mir vorgestellt, was die FBI-Agentin (Angelina Jolie) monatelang auf die Beine stellen muss, um einen Plan zu erfüllen, dessen Ausgang sehr vage ist.

                                                Gegenüber The Guardian äußerte Ethan Hawke sich über den Film im Jahr 2012: ”I never know to what extent I have to feed the snake, you know. The times in my life I've tried to sell out have failed miserably. I did this Angelina Jolie film thinking it would be a big hit and it was terrible.”
                                                Ich muss ihm insofern recht geben, dass er in seiner Darstellung keine gute Leistung bringt. Seine Darbietung lässt kaum Raum für Mehrdeutigkeiten und es wirkt auf mich nicht glaubwürdig. Seine Performance wirkt stark gedämpft, so dass kaum Emotionen zu erkennen sind. Wahrscheinlich liegt das an der Schauspielführung von D.J. Caruso, der auch Angelina Jolie und Tscheky Karyo extrem unterkühlt agieren lässt. Die leitenden Ermittler der kanadischen Polizei (Olivier Martinez, Jean-Hugues Anglade) versprühen mehr Emotionen als die beiden Hauptdarsteller. Wo hat D.J. Caruso die Gewichtung für die Figuren gelegt? Zur Besetzung zählen auch Gena Rowlands und der junge Paul Dano, der hier noch am Anfang seiner Filmkarriere steht, die ich beide als Lichtblicke empfunden habe.

                                                Mein Fazit: Nee, nee. Diese Auffrischung hätte es nicht gebraucht und ich habe mir die sechs Minuten längere Unrated-Fassung angesehen. Aber auf die Qualität wirkt sich das nicht positiv aus. Heute kann ich den Film bestenfalls unterstes Mittelmaß bescheinigen. Für mich ist “Taking Lives” eine langweilige Gurke aus der Post-”Se7en”-Ära.
                                                04 - ★★★★✩✩✩✩✩✩

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                                                  RoosterCogburn 20.03.2025, 17:29 Geändert 20.03.2025, 17:30

                                                  Das von Sony produzierte Mid-Budget Movie “65” erhielt nicht das übliche Marketing, hat keinen publikumswirksamen Filmtitel und besitzt keinen kassenträchtigen Namen in der Besetzung. Das waren für den Sci-Fi Film keine guten Voraussetzungen. Der Filmtitel spielt auf das Ende der Kreidezeit an. Etwa vor 65 Millionen Jahren soll sich das globale Klima von einem sehr warmen Zustand mit eisfreien Polen in ein sehr kaltes Klima mit polaren Eiskappen verwandelt haben.

                                                  Die Handlung spielt also vor 65 Millionen Jahren. Der Survival-Actioner zeigt einen außerirdischen Weltraumpiloten, der mit seinem Raumschiff auf einem fremden Planeten abstürzt - der Erde. Die Synopsis schlägt eine wilde Parallele zu unserer Gegenwart, indem man uns den Untergang des Dinosaurier-Zeitalters vor Augen führt, zeigt man dem Zuschauer die Veränderung des Planeten. Schade nur, dass im Film so wenig Saurier zu sehen sind. Überhaupt kann man die globale Katastrophe zu großen Teilen nur erahnen. Die Story fokussiert sich auf den Weltraumpiloten und seine Versuche, den Planeten Erde wieder zu verlassen.

                                                  Die Kostüme und das Setdesign gefallen mir. Über die prähistorische Flora und Fauna lässt sich streiten. Besonders die Fauna gibt mehr Vielfalt her als der Film erahnen lässt. Auf mich wirkt das einerseits etwas trashy und andererseits vermittelt mir das zu geringe Budget (und die eingangs erwähnten Maßnahmen), dass Sony offenbar nicht genug Vertrauen in die Produktion hatte. “65” ist kleiner, intimer, unaufgeregter als die dem Zuschauer vertraute High-Concept-Science-Fiction. “65” besitzt solide Effekte sowie eine interessante Kameraarbeit. Auch Adam Driver konnte mich überzeugen und zum Mitfiebern einladen.

                                                  Der Fazit des Marshals: Wer nichts anspruchsvolles sucht und seine Erwartungen anpassen kann, wird mit diesem Film vielleicht etwas Freude haben.
                                                  07 - ★★★★★★★✩✩✩

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                                                    Alma ist Mitte 40, Single, alleinlebend und Wissenschaftlerin. Ihr Leben widmet sich ihrer Forschung und der Pflege ihres dementen Vaters. Beinahe reak­ti­onär und ideo­lo­gisch wirkt der Fernsehfilm in der Betrach­tung einer heutigen Single­frau. Ich will nicht moralisierend wirken, aber Alma braucht eigent­lich nichts. Doch damit die Dramaturgie Fahrt aufnimmt, lässt sie sich zur Teilnahme an einer Studie überreden. Für drei Wochen soll sie einen innovativen Androiden für Liebesdienste testen. Dessen künstliche Intelligenz ist darauf angelegt, der perfekte Lebenspartner für sie zu sein.

                                                    Maria Schrader verknüpft eine RomCom mit Sci-Fi Elementen und lässt Dan Stevens als Roboter gestelzt das Bild durchqueren. Trotzdem besitzt der Brite dabei etwas Liebenswürdiges. Zusätzlich ist er noch der “bessere Mensch”. Zivi­li­sierter als »normale« Mensch. Maren Eggert darf dabei eine genervte bis überforderte Testperson darstellen. Und nach diversen Besuchen in einigen Fettnäpfchen schaffen die beiden es sich zu arrangieren. Witzig wird es erst dann, als Tom (wie der Android genannt wird) scheinbar seinen eigenen Kopf durchsetzt. Er will sich nicht als Sexpuppe missbrauchen lassen und die zuvorkommenden Gesten lässt er auch bleiben. Ist er defekt oder ist die KI so gut, das sie nahezu realistisch erscheint?

                                                    Eine elegische Komödie mit Fragen über Narzissmus, Hedonismus und menschliche Perfektion. “Ich bin dein Mensch” besitzt gute Einfälle. Allerdings ist es für mich zu wenig, um nachhaltig im Kopf zu bleiben. Es geht um Liebe, Sehnsucht und Verletzbarkeit. Der Witz ist nicht immer pointiert, aber recht unterhaltsam. Ich behaupte, dass der Fernsehfilm von Maria Schrader tendenziell eher für das weibliche Best-Ager Publikum gemacht ist. Er wirkt auf mich extrem gefällig, ziemlich bieder und inszenatorisch beschränkt in seinen Möglichkeiten.
                                                    Und ein Tipp an Frau Schrader: Für ein erwachsenes Publikum müssen Sie nicht jedes Bild auserzählen.

                                                    06 - ★★★★★★✩✩✩✩

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