Seine Hommage an New York ist mit Filmen wie Der Stadtneurotiker und Manhattan gar legendär. Die Städte, die in Woody Allens Werken vorkommen, sind zumeist nicht nur einfaches Setting, sondern oftmals auch gleichgestellter Akteur des Films. So steckt in Vicky Cristina Barcelona das Detail im Namen, ist der Auftrag in To Rome with Love klar vorgegeben und ist es besonders zu Midnight in Paris am schönsten. Bevor Woody Allen mit seinem zukünftigen Werk, Magic In The Moonlight, nach Südfrankreich geht, hat er in seinem neuen Film, Blue Jasmine, mit San Francisco nochmal amerikanischen Boden betreten. Der Regisseur vermag es mit seinem speziellen Charme den Handlungsort besonders werden zu lassen. Wir haben uns einmal überlegt, welche Städte mit ihrem jeweiligen kulturellen, sozialen und historischen Hintergrund auch eine wunderbare Woody Allen-Kulisse abgegeben dürften, beziehungsweise einen Auftritt des Regisseurs verdient hätten.
Wien – Whenever Vienna
Die österreichische Hauptstadt gibt nicht nur architektonisch einen wunderbaren Hintergrund ab, sondern weist mit seinen Gassen, Cafés, Theatern und Sehenswürdigkeiten auch eindrucksvolle Handlungsorte auf. Wien würde nicht zum ersten Mal im Mittelpunkt einer größeren filmischen Auseinandersetzung stehen, schließlich lud die Stadt schon Ethan Hawke und Julie Delpy in Before Sunrise zu einem Spaziergang ein. Doch Woody Allen wüsste noch mehr aus diesem Charme herauszuholen und ihn mit seinem eigenen zu durchmischen. Das würde im Endeffekt einen wunderbar-seichten Feel-Good-Film ergeben, in dem wir Jesse Eisenberg und Ellen Page gern nochmal eine Romanze durchleben sehen würden – Entenjagd im Park von Schloss Schönbrunn inklusive.
Havanna – Havanna und ihre Schwestern
Die kubanische Hauptstadt wäre nicht das Setting eines Dramas. Nein, mit der klischeehaften Eigenschaften der kubanischen Gelassenheit, einigen Zigarren und Rum könnte sich hier eine melancholische Komödie abspielen, in welcher Woody Allen das Flair der Insel wohl vollständig ausschöpfen würde. In La Habana Vieja, der Altstadt Havannas, könnte doch die wunderbare Diane Keaton ihrer alten Liebe gedenken und dabei auf den schmeichelnden, alt-eingesessenen Al Pacino treffen – nur halt mit weniger mafiösem Einschlag. Dies würde viele Gespräche beinhalten, die in den Straßencafés der Inselstadt stattfinden. In einer beeindruckenden Szene würde Al Pacino, berauscht vom Alkohol, Diane Keaton zu den Klängen kubanischer Musik zum Cha-Cha-Cha auffordern und an den Tango aus Der Duft der Frauen erinnern.
Tokio – Japanese Ending
Mit seinem Lärm, den knallbunten Farben, den vielen Reklametafeln und dem beengten Raum bietet Tokio das perfekte Setting für ein Allensches Melodrama mit dem depressiven Einschlag. Eine Figur, nehmen wir doch einmal Adrien Brody, zieht es nach einem Schicksalsschlag in die japanische Hauptstadt, um im immerwährenden Trubel die Sorgen zu vergessen. Doch die auditive, wie visuelle Überladung stürzt unseren Anti-Helden nur noch mehr ins Trauma. In den Menschenmassen auf den Straßen Tokios geht die Figur unter. Trost sucht sie sich in Karaoke-Bars, die durch Woody Allen sicherlich ein interessantes Detail im Film darstellen könnten. Auch ein Trinkgelage mit Takeshi Kitano kann unseren Charakter nicht retten, sodass er letztendlich auf einem Hochhausdach sitzen bleibt. Dann noch ein sarkastisches Augenzwinkern von Woody Allen und der Ausgang der Geschichte bleibt ungewiss.
Mumbai – Freida Aishwarya Mumbai
Dass Woody Allen noch nicht auf Bollywood gestoßen ist, oder Bollywood auf Woody Allen oder… egal. Doch die indische Traumfabrik ist geradezu prädestiniert dafür, komödiantische Grundlage eines Kulturclashs à la Allen zu sein. In diesem Film mimt Scarlett Johansson eine junge Studentin, die ein Austauschjahr in Mumbai absolviert. Ihr erstes Date mit dem schönen Shah Rukh Khan bringt sie ausgerechnet in ein Tanzstudio, wo dieser ihr seine besten Bewegung zeigt. Doch Scarlett Johansson muss es mit der Ex-Freundin Freida Pinto aufnehmen, die ihren Auftritt singend ankündigt. Bollywoodsche Vorurteile hin oder her: Der Regisseur müsste diese einfach aufgreifen und umso mehr persiflieren. Nach Elefanten-Cricket dürfen sich dann auch die Charaktere endlich näher kommen.
Kapstadt – Alle sagen: Kappt die gute Hoffnung
Woody Allen ist auch dafür bekannt, in einigen seiner Filme selbst mitzuspielen. In Kapstadt wäre es mal wieder soweit. Wir inszenieren Woody Allen als gewohnt neurotischen, engstirnigen Reisenden, der mit seiner Frau Helen Mirren Südafrika bereist und dabei in Kapstadt hängen bleibt. Dort treffen sie das abenteuerlustige Paar bestehend aus Antonio Banderas und Penélope Cruz, die den Urlaub der beiden Eheleute mächtig aufwirbeln. Dies beinhaltet eine wüste Safari, Woody Allen mit dementsprechenden Hut, Sprachversuche in Afrikaans und eine Irrjagd durch eines der Townships. Dabei erleben wir Woody Allen als stets vorsichtigen, Ruhe-liebenden Mann, der sich eher in den europäisch-geprägten Teilen der Stadt aufhält und schließlich am etwas entfernten Kap der guten Hoffnung ein Lebensfazit zieht.
Welche Städte fallen euch noch ein, die es verdienen würden, von Woody Allen einmal inszeniert zu werden?