7 Goethe-Filme, die wir gern sehen würden

19.01.2012 - 08:50 Uhr
In Faust verspielt der Titelheld seine Seele an den Teufel.
Proline
In Faust verspielt der Titelheld seine Seele an den Teufel.
14
14
Mit Schiller zusammen rockte er den Sturm und Drang und machte in der Klassik den Idealismus wieder so richtig en vogue. Wir reden natürlich von Johann Wolfgang von Goethe. Sollte es nicht mehr Verfilmungen seiner Stoffe geben? Wir haben nachgedacht.

Auf der großen Leinwand ist der von Deutschlehrern als Großmeister der Literatur gefeierte Johann Wolfgang Goethe sträflich unterrepräsentiert. Warum? Theaterinszenierungen gibt es doch wie Sand am Meer. Wo Kollege Shakespeare in der ein oder anderen Form wie verrückt adaptiert wird, muss Goethe für Machwerke wie 666 – Traue keinem, mit dem Du schläfst! herhalten. Mit Faust von Aleksandr Sokurov kommt am 19. Januar glücklicherweise eine Verfilmung in die Kinos, die dem Mythos wieder Leben einhaucht. Als letzter Teil seiner Serie über die Korruptionskraft von Macht, begonnen mit Moloch, Taurus und Die Sonne, holte sich der Film bereits den Goldenen Löwen in Venedig.

Trotzdem ist es wirklich traurig, wie wenig hochkarätige Goethe-Verfilmungen existieren. Na gut, das stimmt nicht so ganz. F.W. Murnau schuf 1926 Faust, ein Amalgam verschiedener Faust-Stoffe in Form eines Stummfilmklassikers. Auch die Wahlverwandschaften schafften es des öfteren in die Kinos, zuletzt in Form von Mitte Ende August. Nichtsdestotrotz geht Goethe im Hollywood-Lärm unter. Aber was wäre, wenn wir moviepiloten eines seiner Werke verfilmen lassen könnten? Welches wäre das und wer wäre dafür verantwortlich? Wir lassen unserer Fantasie freien Lauf.

Malte will ein unterschätztes Werk auf der Leinwand sehen
Ich würde Goethes Farbenlehre verfilmen lassen, die den Seelen- und Geisteszustand des Menschen reflektieren soll. Die Abhandlung ist idealer Filmstoff. Darren Aronofsky soll auf dem Regiestuhl sitzen und das Werk als dreistündigen Ausdruckstanz-Film inszenieren. Die Darsteller tragen Bodysuits in ständig wechselnden Farben und tanzen im Kreis. Hans Zimmer macht den Soundtrack, aber in ständiger Bezugnahme auf “Leck mich im Arsch” von Wolfgang Amadeus Mozart. Am Ende verkeilen sich die Darsteller ineinander und verschwinden. An ihre Stelle tritt ein von Industrial Light and Magic und WETA Digital geliefertes, digitales Amalgam, das weiß leuchtet und vor Glück weint. Andy Serkis liefert die Mimik per Motion Capturing und bekommt dann endlich seinen Oscar.

Ines will eine eiserne Hand
Ich hätte gern einen film noir-Streifen rund um Götz von Berlichingen. Was es da nicht alles gibt: Folter, gebrochene Treueide, Intrigen, Raub und Mord. Seit diesem Sturm-und-Drang-Drama wissen wir auch: “Die Welt ist ein Gefängnis.”, und wer könnte dieses Gefängnis besser präsentieren als ein Film, vorzugsweise in schwarz-weiß mit Orson Welles als Regisseur.

Thomas will Die Leiden des jungen Werthers auf koreanisch
Keine Frage: Goethes Sturm und Drang Roman Die Leiden des jungen Werthers ist auch so schon ziemlich gut. Aber in der Hand eines südkoreanischen Regisseurs wie Chan-wook Park (Oldboy) oder Jee-woon Kim (I Saw the Devil) könnte die Dreickecksgeschichte um Werther, Lotte und Albert noch ein wenig an Dramatik gewinnen. Da würde Werther vor seinem Ableben noch dafür sorgen, dass Albert Lotte mit seiner eigenen Schwester betrügt. Mindestens drei bis vier friedliche Wahlheimer könnte er außerdem gleich mit sich in den Tod nehmen. Ein bisschen Rachsucht würde dem deprimierten Werther bestimmt gut tun.

Andy will den Zauberlehrling im Gondry-Universum
In seiner Ballade Der Zauberlehrling verpackt Deutschlands Dichter und Denker Nummer eins Goethe eigentlich eine ganz einfache Botschaft: Hochmut kommt vor dem Fall. Und jetzt stellt euch vor wie wunderschön verträumt-kindlich Kreativkopf Michel Gondry diese Geschichte inszenieren könnte. Wiederkehrendes Motiv wäre natürlich das von Goethe im Refrain immer wieder aufgegriffene Plätschern des Wassers, welches Gondry mit seinem einzigartigen Stop-Motion Stil kunstvoll in Szene setzen würde. In der Hauptrolle des Zauberlehrlings, der sich überheblich am Machtrausch ergötzt und am Ende kleinlaut nach Hilfe schreit, sehe ich das französische Wunderkind Xavier Dolan. Steve Buscemi als altkluger Zaubermeister, der seinem Lehrling aus der Patsche hilft, setzt dem Projekt die Krone auf.

Jenny will Willkommen und Abschied als Coming of Age-Drama
“Es schlug mein Herz. Geschwind, zu Pferde!” – Wenn das nicht dramatisch ist! Willkommen und Abschied ist Sturm und Drang pur, wer wäre da besser geeignet als Regisseur als John Hughes, Meister des 80er Jahre-Coming of Age-Movies. In der Hauptrolle sehe ich ganz klar den jungen Judd Nelson, der seinen wilden John Bender aus Breakfast Club – Der Frühstücksclub in eine leidenschaftliche Lovestory stürzt, am besten mit einer jungen Dame aus reichem Haus (bevorzugt Molly Ringwald).

Theo will den verschollenen Erlkönig in der Hinterlassenschaft von Orson Welles finden
Anstatt einer neuen Goethe-Verfilmung hoffe ich darauf, dass in einem vergessenen Filmarchiv in Argentinien ein unbekanntes Meisterwerk entdeckt wird. Anstatt ständig Shakespeare zu adaptieren, versuchte sich Orson Welles demnach scheinbar auch am deutschen Dichterfürsten. Es handelt sich um einen düsteren schwarz-weiß Kurzfilm von Der Erlkönig, der vor verzerrten Perspektiven nur so strotzt. Peter Lorre spielt einen alten, gebrechlichen Erlkönig, bei dem dem Zuschauer ein Schaudern überkommt, wenn er die Zeilen “Du liebes Kind, komm, geh mit mir! Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir” spricht.

Stefan will Sex on the Beach
Wer Goethe nur aus der Schule kennt, der hat ja wahrscheinlich nur diesen grauen Geheimrat vor Augen, der trockene Dramen schreibt. Aber auch Goethe war mal jung und chronisch eregiert. Davon zeugen seine Römischen Elegien, die ich ja gern mal als Film sehen würde. Darin berichtet Goethe von seiner “Bildungsreise” nach Italien, auf der er allabendlich die niedlichen Lokalschönheiten vernascht. Wer Goethe spielt ist mir Wurscht, aber in der weiblichen Hauptrolle sehe ich Megan Fox und niemanden sonst. Das ist wohl ihre einzige Chance, mal in einem intellektuellen Film mitzuspielen, denn “belehr’ ich mich nicht, wenn ich des lieblichen Busens Formen spähe, die Hand leite die Hüften hinab”?

Welche Werke von Johann Wolfgang von Goethe würdet ihr gern als Film sehen?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News