Bisexueller 007: James Bond muss endlich anfangen, Männer zu küssen

27.12.2023 - 13:00 Uhr
Daniel Craigs Auftakt als Bond: Casino Royale20th Century Fox
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Nach Daniel Craigs Ausstieg fahnden die Verantwortlichen nach einem jüngeren Bond, um die Action-Reihe neu zu erfinden. Dabei deuten die Filme selbst ein viel spannenderes Detail an, das endlich offen gelegt werden sollte.

Ich bin mit James Bond aufgewachsen. Als Kind sah ich atemlos dabei zu, wie Pierce Brosnan sich ebenso elegant wie unverschämt aus einer gefährlichen Situation nach der anderen manövrierte. Später eroberte Daniel Craig als kaputter, vom Leben gezeichneter 007 mein Herz. Nach James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben ist Schluss mit Craigs Depressions-Bond, die legendäre Filmreihe geht aber natürlich weiter. Dabei scheint mir die Figur – und das sage ich als Fan! – ziemlich auserzählt.

Eigentlich sind, wenn es denn weitergehen muss, nur zwei Optionen wirklich interessant: James Bond kehrt zur überdrehten Brosnan-Ära zurück und holt mit Jason Statham den perfekt albernen Action-Helden für diese Position ins Boot. Oder man nutzt die bereits angekündigte Verjüngung von Bond dazu, mal eine wirklich neue Facette der Figur zu erforschen: 007 als bisexueller Geheimagent.

Die Filme deuten bereits an: James Bond ist seit Jahrzehnten bisexuell

James Bond (links) und Le Chiffre in Casino Royale

Bevor sich hier jemand über vermeintlich "woken" Genderwahn oder was auch immer beschwert: Dass James Bond bereits sexuelle Beziehungen zu Männern hatte oder zumindest dem Gedanken nicht abgeneigt ist, denke ich mir nicht aus. Das Thema kommt in den Filmen gleich mehrfach auf.

Laut dem Männermagazin GQ  sei es beispielsweise beim Film James Bond 007 - GoldenEye aus heutiger Sicht schwer, den zentralen zwischenmenschlichen Konflikt nicht auch irgendwie als schwule Trennungsgeschichte zu lesen. Bond (Pierce Brosnan) trifft hier auf Ex-00-Agent Alec Trevelyan (Sean Bean), der über seine Vergangenheit mit 007 unter anderem sagt: "James und ich haben alles miteinander geteilt."

In meinen Augen war James Bond schon immer von einer homosexuellen Liebesbeziehung bestimmt – der sexuellen Spannung zwischen 007 und den Bösewichten, die absolut alles tun, um ihren Lieblingsgegenspieler in ihre Nähe zu bringen und ihm für die große Konfrontation manchmal sogar das passende Outfit rauslegen.

Verfeindete Kollegen oder doch mehr? Seht hier den Trailer zu GoldenEye:

Goldeneye - Trailer (English)
Abspielen

Mir kommt da der Moment aus James Bond 007 - Casino Royale in den Kopf, in der Le Chiffre (Mads Mikkelsen, der zugegebenermaßen mit jedem Lebewesen oder Objekt sexuelle Spannung aufbauen kann) den nackten Körper des gefesselten 007 bewundert und sich mit seinen Foltermethoden auf dessen Genitalien konzentriert.

Oder die Szene aus James Bond 007 - Skyfall, in der Supervillain Silva (Javier Bardem) kurz davor ist, sich am Intimbereich des Agenten zu schaffen zu machen. Dabei suggeriert er, Bond würde diese Art von sexueller Erfahrung mit einem Mann wohl zum ersten Mal machen, woraufhin der ungerührt antwortet: "Wie kommst du darauf, dass das mein erstes Mal ist?"

Nur Bond Girls zu lieben, macht für die Action-Legende 007 gar keinen Sinn

Ja, natürlich könnte es sich bei der Antwort um eine psychologische Kriegstaktik handeln. Vielleicht waren GoldenEye-Bond und Alec auch einfach nur sehr gute Freunde und das "alles", was geteilt wurde, waren klassisch heterosexuelle Männerdinge wie lauwarme Bierdosen, Motorradkalender oder Witze darüber, wie sehr man seine Frau hasst.

Daniel Craigs letzter Auftritt als Bond in Keine Zeit zu sterben

ODER man lässt den Gedanken einfach mal zu, dass Superverführer und Lebemann James Bond schon gleichgeschlechtliche erotische Erfahrungen gesammelt hat. Eigentlich wäre es eher seltsam, wenn dem NICHT so wäre – in all den Jahren des taktischen Verführens, stark betrunken seins und mit Superbösewichten in schicken brutalistischen Bauten Abhängens.

Daniel Craigs Bond hat ganz neue verletzliche Seiten des legendären Agenten gezeigt. Sein Nachfolger hat große Fußstapfen zu füllen und nach Jahrzehnten 007-Historie wenig Aspekte übrig, mit denen die Action-Formel noch wirklich revolutioniert werden kann. Die Fangemeinde besteht sowieso nicht nur aus Leuten, die eisern am vermeintlichen Idealbild eines Mannes festhalten, den nichts berührt außer starke Drinks, große Knarren, teure Autos und ewig junge Begleiterinnen.

Deswegen, liebe Barbara Broccoli, Hauptverantwortliche für Vermächtnis und Zukunft von meinem liebsten Geheimagenten: Ruhe dich nicht auf der Tatsache aus, den besten Namen in ganz Hollywood zu haben, und gib uns einen männerverführenden Bond!

Lasst uns im Nachhinein nur eines bereuen: dass Bi-Bond nicht schon zu Daniel-Craig-Zeiten sein richtiges Coming-Out hatte.

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