Cannes 2009: Ohne Deutsche? Nicht ganz!

24.04.2009 - 09:57 Uhr
Die Goldene Palme
Cannes
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Kein deutscher Regisseur fährt mit einem Film nach Cannes, aber andere Deutsche schon.

Gestern schrieb ich enttäuscht die schlechte Nachricht auf: Aus Deutschland ist kein Filmemacher beim 62. Filmfestival vertreten, weder im offiziellen Wettbewerb noch in der Nebenreihe Un Certain Régard. Die Franzosen haben wieder keinen deutschen Film für würdig befunden. Schade. Aber nach einer Nacht drüber schlafen, ist es gar nicht mehr so schlimm. Zum Beispiel Fatih Akin: Er hat abgesagt. Sein Film Soul Kitchen ist noch nicht fertig und warum mit etwas Halbgarem zu einem der renommiertesten Filmfestivals aufbrechen. Vielleicht bietet sich ja im September in Venedig die Möglichkeit, das neue Werk zu präsentieren.

Und es wird nicht so sein, dass gar kein Deutscher an der französischen Rivera sein wird. Es werden sogar ziemlich viele dabeisein. Da hätten wir zum Beispiel den Film des Österreichers Michael Haneke, der im Wettbewerb laufen wird. Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte ist von der Berliner Produktionsfirma X Filme Creative Pool produziert und die sind ziemlich stolz, dass er es nach Cannes geschafft hat. Erzählt wird von einem Dorf im protestantischen Norden Deutschlands, 1913/14 am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Hier passieren seltsame Unfälle und nehmen nach und nach den Charakter ritueller Bestrafungen an. Viele deutsche Schauspieler sind beteiligt, unter anderem Ulrich Tukur, Burghart Klaußner, Josef Bierbichler und Susanne Lothar. Sie werden wohl schon ein Ticket nach Cannes haben.

Ebenso wie die deutschen Mimen Diane Kruger, Daniel Brühl, Til Schweiger, Jana Pallaske, Ken Duken, Christoph Waltz und Christian Berkel. Sie treten alle in Quentin Tarantino s neuestem Streich Inglourious Basterds auf. Auch das eine Produktion mit deutscher Beteiligung, die zudem ebenfalls deutsche Geschichte präsentiert – wenn wohl auch auf eine ganz besondere, eben tarantinische Art.

Deutsche Fördertöpfe machen es möglich, dass chilenische, dänische oder israelische Produktionen auf dem Festival vertreten sind, die mit deutschem Geld entstanden sind. So ist Lars von Trier und sein neuer Film, der Horrorstreifen Antichrist im deutschen Wald entstanden. Sonst hat der Film wohl nichts weiter mit Deutschland gemein. Es wird immer schwieriger und verzwickter, wenn jemand wissen will, aus welchem Land der Film eigentlich kommt. Die Filmgelder fließen eben mittlerweile auch global. Und letztlich kommt es wohl auch nicht darauf an: Filme sollten Geschichten erzählen, die überall funktionieren können und über nationalen Grenzen hinweg begeistert. Insofern bin ich gar nicht traurig, wenn kein deutscher Film im Wettbewerb ist.

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