Chiwetel Ejiofor – Ein Ausnahmetalent vor dem Durchbruch

15.01.2014 - 10:30 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Chiwetel Ejiofor in 12 Years a Slave
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Chiwetel Ejiofor in 12 Years a Slave
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Nach fünf Golden Globe-Nominierungen in 20 Jahren Schauspielkarriere ist 12 Years A Slave seine große Chance: Ein Plädoyer für das britische Ausnahmetalent Chiwetel Ejiofor.

Spätestens seit dem Golden Globe in der Königskategorie Bester Film (Drama) gilt 12 Years a Slave als einer der Favoriten bei der kommenden Oscar-Verleihung. Neben Regisseur Steve McQueen ist vor allem ein Name in aller Munde: Chiwetel Ejiofor. Bereits nach der Weltpremiere am 30. August in Telluride ging ein vereintes Aufatmen durch die Twitter-Feeds der US-Kritiker. Endlich habe da einer eine Rolle bekommen, die seinem Talent würdig sei. Denn obwohl sich viele Filmfans die Schreibweise seines Namens erst jetzt einprägen, gilt der Brite seit Jahren als schauspielerischer Geheimtipp.

Wie bei vielen Darstellern, die den Sprung vom britischen zum amerikanischen Film schaffen, wurzelt Chiwetel Ejiofors Karriere im Theater. Der Sohn nigerianischer Eltern wendete sich mit 13 der Schauspielerei zu und studierte ein Jahr an der London Academy of Music and Dramatic Art, bevor er für eine Rolle in Amistad von Steven Spielberg die Ausbildung abbrach. Die Anerkennung wartete lange Zeit trotzdem auf der Bühne, wo Ejiofor 1995 mit seiner Darstellung von Shakespeares Othello reüssierte, eine Rolle zu der er im folgenden Jahrzehnt mehrmals zurückkehrte, zuletzt 2007. Für seine Leistung in der jüngsten Inszenierung, in der Ewan McGregor den verräterischen Iago gab, wurde Ejiofor mit dem prestigeträchtigen Laurence Olivier Award als bester Schauspieler ausgezeichnet. “Es ist ein Teil von mir”, meint Ejiofor selbst über die Arbeit auf der Bühne. “Ich wäre nicht derselbe Schauspieler, wenn ich nicht im Theater arbeiten könnte.” (Variety)

Mehr: Weitere Infos zu 12 Years a Slave im Tobis Filmclub

Die erste Hauptrolle in einem Film ergatterte der 1977 geborene Darsteller in Kleine schmutzige Tricks von Stephen Frears, die zu vielen kleinen und mittleren Rollen führte. Ejiofor spielte im Weihnachtshit Tatsächlich … Liebe, Melinda und Melinda von Woody Allen und Inside Man von Spike Lee. Zwischen zwielichtigen Nebenrollen in Serenity – Flucht in neue Welten oder Children of Men tauchten immer mal die Indieprojekte auf, die auf einen Durchbruch hoffen lassen, etwa als Drag Queen in Kinky Boots – Man(n) trägt Stiefel. Doch der große Erfolg beim Film ließ noch auf sich warten und Chiwetel Ejiofor, zu dieser Zeit schon ein gefeierter Theaterstar, wurde zum Dauer-Geheimtipp im Kino. Er ist einer jener Charakterdarsteller, auf die sich Filme wie American Gangster oder Salt immer verlassen können, die aber auch kontinuierlich im Schatten der Stars auf den Plakaten stehen.

Und trotzdem steigerte sich das Flüstern von diesem Geheimtipp mit den gefühlvollen Augen, die die in manchen Rollen dahinter verborgene Gewissenlosigkeit umso schockierender machen, kontinuierlich. Das Angebot, Solomon Northup in Steve McQueens 12 Years a Slave zu spielen, lehnte Ejiofor zunächst ab, als wollte er dem Durchbruch im Kino um jeden Preis aus dem Weg gehen. Für McQueen aber war Ejiofor die einzig richtige Besetzung für die Rolle des freien Mannes, der Mitte des 19. Jahrhunderts entführt und versklavt wurde. Problemlos ist nachzuvollziehen, warum: In vielen Auftritten, darunter auch seinem Othello, sind es Stolz und Erhabenheit, die Ejiofor zu einer derart magnetischen Präsenz verhelfen. Manchmal führen sie in den Untergang, manchmal, wie in 12 Years a Slave, stechen diese Eigenschaften aber auch wie ein Licht der Hoffnung heraus, dem wir Zuschauer willig durch die Dunkelheit folgen.

Bei den Oscar-Nominierungen am Donnerstag gilt Chiwetel Ejiofor deshalb als gesetzt. Langsam wird es Zeit, dass er die Aufmerksamkeit erhält, die ihm gebührt. Ein Geheimtipp ist Ejiofor längst nicht mehr.

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