Die sieben Schritte zum moviepiloten-Schein

04.01.2012 - 08:50 Uhr
Die sieben Schritte zum moviepiloten-Schein
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Die sieben Schritte zum moviepiloten-Schein
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Mein Praktikum bei moviepilot geht heute zu Ende und mit großer Trauer muss ich Abschied nehmen. Doch ich gehe nicht mit leeren Händen, sondern mit einem moviepiloten-Schein!

Zum Fahren eines Autos müssen wir einen Führerschein machen. Zum Fliegen eines Flugzeugs einen Pilotenschein. Und für das Schreiben über Filme einen moviepiloten-Schein (auch Praktikumszeugnis genannt). Welche sieben Schritte ich bewältigen musste, um den zu erhalten, möchte ich euch heute in meinem Abschlusstext berichten.

Schritt 1: Ich weiß, dass ich nichts weiß
Das erste, was ich in meinem Praktikum bei moviepilot gelernt habe, war, dass ich deutlich weniger konnte als ich dachte. Während meine Kollegen guggenheim und freakingmuse mühelos eine News nach der anderen tippten und Bilder schneller bearbeiteten als ich sie angucken konnte, stand mir vor lauter Stress der Schweiß auf der Stirn. Ich wollte schon das Handtuch werfen, doch Ines Walk, die Frau, die die News-Hosen an hat, beruhigte mich im Feedbackgespräch. „Deine Texte sind gut.“ Puh, noch mal Glück gehabt.

Schritt 2: Kennt man eigentlich dieses Call of Duty?
In diesem Satz sind sogar zwei Fehler enthalten. Erstmal der offensichtlichste: Wie ich in den letzten Wochen und Monaten erkannt habe, kennt einfach jeder dieses Call of Duty. So sorgte meine vollkommen ernst gemeinte Frage in der Redaktion nicht nur für überraschte Gesichter, sondern auch für wiederholte Lachsalven. Zu meinem Erstaunen wurde ich nicht umgehend entlassen, musste mich aber bis zum Ende des Praktikums den verdienten Sticheleien aussetzen. Der zweite Fehler in diesem Satz ist übrigens das „man“, das Wort, das nicht genannt werden darf, so die Frau, die die News-Hosen an hat. Ich finde: Man kann so oft man sagen wie man will, man!

Schritt 3: Gender Studies gehören in die Uni
Ich mag Gender-Themen, deshalb schreibe ich auch gerne über Gender-Themen. Das tue ich gerne mit einem zwinkernden Auge, weil ich das ganze Gerede über Bürgerinnensteige und Salzstreuerinnen im Grunde meines Herzens ziemlich absurd finde. Aber mit meinen Artikeln zu den Mackern im Deutschen Film oder Frauen Power in Cowboys und Aliens konnte ich einfach keinen Blumentopf gewinnen. Also spare ich mich mir mein Gelaber über Geschlechterkonstruktionen im Blockbusterkino für eine eventuelle Promotion auf (als Titel schwebt mir sowas vor wie „Transsexualität in Transilvanien – Die Performanz weiblicher Sexualität und patriarchaler Machtstrukturen im Teenagerroman der Neuzeit oder Warum Vampire keine echten Kerle sind“).

Schritt 4: Ich weiß, dass ich etwas weiß
Ich habe den nackten Po von Harvey Keitel erkannt. Das war glaub ich fast alles, das ich zum Sieg meines Teams beim großen moviepilot-Filmquiz beitragen konnte. Den Rest haben meine Mitstreiter stuforcedyou und Effenberg erledigt. Aber egal, wer wie viele Fragen beantworten konnte: Das Team Batman siegte und ich freute mich. Endlich konnte ich mir einbilden, in die Liga der Filmkenner aufgestiegen zu sein und Schritt 1 schien plötzlich Lichtjahre zurückzuliegen.

Schritt 5: Investigativer Journalismus im Krisengebiet
Mit der offiziellen und komplett freiwilligen Übernahme der Twilight Berichterstattung schockierte ich nicht nur meine Kollegen, sondern wohl auch den einen oder anderen User. Nein, das liegt nicht daran, dass ich mich unfassbar mutig und mit zusammengebissenen Zähnen in den pubertären Fanrummel geworfen habe. Zu meiner Schande muss ich gestehen: Ich habe es gerne getan. Mein Besuch der Pressekonferenz zu Twilight 4: Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht – Teil 1 war definitiv der Höhepunkt meines Praktikums. Dort habe ich auch etwas über die journalistische Praxis gelernt: Je weniger intellektuell und durchdacht eine Frage bei der Pressekonferenz ist, desto besser. Nachdem Lieblingslied, Lieblingsszene und Lieblingsname für den potentiellen Nachwuchs abgefragt wurden, traute ich mich wirklich nicht mehr meine wohlformulierte Frage nach der Anti-Abtreibungsbotschaft des Films zu stellen.

Schritt 6: Ein Spoiler am Morgen bringt Kummer und Sorgen
Was ist eigentlich ein Spoiler? Darüber habe ich mir während meines Praktikums lange und ausdauernd Gedanken gemacht. Handelt es sich dabei um das Verraten eines Twists, die Offenbarung eines Geschehnisses, die einem anderen die Freude und Spannung verdirbt? Oder ist ein Spoiler jedwede inhaltliche Information, wie z.B. dass Person A zu Beginn von Film X ein Käsebrot isst? Die Kunst des spoilerfreien Schreibens war schwierig zu erlernen und von manch einem Fauxpas gekennzeichnet, doch letztendlich habe ich die Antwort auf all diese Fragen gefunden: Ein Spoiler ist ein Spoiler ist ein Spoiler ist ein…

Schritt 7: Es begab sich aber zu der Zeit
Der letzte Schritt auf dem Weg zum moviepiloten-Schein ist es, ein Erbe zu hinterlassen. Dies hoffe ich mit Das moviepilot Krippenspiel geschafft zu haben. Gemeinsam mit mehreren Kollegen, allen voran Elman Smithee, sammelte ich Filmzitate und fügte diese dann eines Abends zu einem Theaterstück zusammen. Bei der moviepilot Weihnachtsfeier kam das Ergebnis zur Aufführung. Als Maria durfte ich mit Prestigewww auf einem Warhorse reiten und sogar meinen geschätzten Kollegen Effenberg gebären. Ob auf Grund unfreiwilliger Komik oder gelungener Unterhaltung – ich hoffe, damit werde ich dem einen oder anderen im Gedächtnis bleiben.

Mit meinem moviepiloten-Schein voll Stolz in den Händen nehme ich nun Abschied und bedanke mich bei allen, die mir so viel beigebracht haben. Bei guggenheim für gemeinsame Gesangseinlagen bei der Arbeit, bei freakingmuse für Nachhilfe in Call-of-Duty-Kunde, bei the gaffer für ihre immer geduldigen Antworten auf immer gleiche Fragen und natürlich bei Ines Walk für den alles entscheidenden Input: Ich kann schreiben, ich will schreiben, ich werde schreiben.

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