Disney zerstört reihenweise Star Wars-Figuren – Darth Vader darf nicht die nächste werden

22.05.2022 - 12:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Star Wars: Anakin Skywalker in Rache der Sith
20th Century Pictures/Disney
Star Wars: Anakin Skywalker in Rache der Sith
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Der ikonische Star Wars-Schurke Darth Vader wird in der Serie Obi-Wan Kenobi eine große Rolle einnehmen. Wer das für eine gute Nachricht hält, hat die letzten Disney+-Serien nicht gesehen.

In einer Woche startet mit Obi-Wan Kenobi das wohl größte Star Wars-Event des Jahres. Die Euphorie ist gewaltig und das zu Recht. Diese Serie könnte so großartig werden wie einst Rogue One: A Star Wars Story. Beide überbrücken die Schlucht zwischen Rache der Sith und Krieg der Sterne und verfügen damit über gewaltiges Erzählpotential.

Aber bei aller Vorfreude zeigt Obi-Wan doch, wie verlässlich die Nostalgie-Reflexe seit der Disney-Übernahme zuschnappen. Das Verlangen, Vergangenes wiederzubeleben, ist bei Fans (vermeintlich) groß – und Disney+ schlachtet eine wertvolle alte Star Wars-Figur nach der anderen, um es zu stillen. Deshalb überrascht es nicht, dass eine Star Wars-Serie über Ewan McGregors Jedi-Meister auch die Schurken-Lichtgestalt Darth Vader zurückholt. Und das nicht nur für einen kurzen Auftritt wie in Rogue One. (Lest hier alles zur Obi-Wan-Serie nach: Start, Handlung und Figuren)

Warum die Anwesenheit von Darth Vader in der Obi-Wan-Serie keine gute Nachricht ist

Prequel-Anakin/Darth Vader Hayden Christensen ist einer der Hauptdarsteller der Serie. Wir werden wahrscheinlich so viel Vader sehen wie seit 1983 in Die Rückkehr der Jedi-Ritter nicht mehr. Aber das löst bei mir keine Euphorie aus. Im Gegenteil.

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Ich kann mir kaum vorstellen, dass dieser große Star Wars-Mythos unbeschadet aus der Serie hervorgeht. Immerhin wissen wir schon sehr viel über Darth Vader, er lag während der Prequels drei Filme lang auf der Therapie-Couch und hat uns in seine seelischen Tiefen geführt. Obi-Wan-Regisseurin Deborah Chow will noch tiefer schürfen, sagte sie in einem Interview.

Wir befinden uns mit der Figur in der Mitte dieser Phase [zwischen Prequels und Original-Trilogie]. Er ist offensichtlich Vader, allerdings noch nicht die vollständig geformte Version der Figur aus Krieg der Sterne.

Klar, Menschen (und Star Wars-Figuren) sind komplex. Aber müssen wir wirklich jeden Entwicklungsschritt dieses Charakters beleuchten und nachvollziehen? Nein, vor allem in diesem Fall nicht.

Die Star Wars-Filme versteckten Darth Vader und das ist gut so

Denn Darth Vader ist die empfindlichste Star Wars-Figur. Das belegt eine Szene aus dem zweiten Film des Franchise, Das Imperium schlägt zurück, die sich mir eingebrannt hat. Ein Todesstern-Admiral stolpert in die Privatgemächer des Schurken und überrascht ihn ohne seinen Helm. In dem intimen Moment blitzt vor uns ein nackter, vernarbter Hinterkopf auf. Ich habe in dieser Szene immer das unangenehme Gefühl, etwas zu sehen, das eigentlich nicht für meine Augen bestimmt ist. Etwas sehr Privates, als würde ich Queen Elizabeth II. beim Anlegen ihres Schlafanzuges beobachten.

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Die Szene ist fantastisch, weil sie einem niederen Bedürfnis nachgibt: Sie zeigt einen nackten Gott (Superschurken). Aber sie öffnet die Tür nur einen Spalt breit und schlägt sie uns sogleich wieder vor der Nase zu. Sie ist sich der Kostbarkeit ihres Inhalts bewusst.

Platzierung und Timing mussten hier zu 100 Prozent passen, denn so eine Szene wie die oben kannst du nur einmal bringen, sonst wird der Charakter überbelichtet. Es ist kein Zufall, dass die tatsächliche Screentime von Darth Vader im Prequel-Film Die Rache der Sith extrem begrenzt ist. In der Verwandlungsszene von Anakin Skywalker zu Darth Vader sehen wir den gebrochenen Mann nur aus einer Ansammlung scheuer Blickwinkel. Die Kamera wendet sich stets schreckhaft ab.

Mit anderen Worten: Sowohl die Original- als auch die Prequel-Trilogie wussten, je knapper man die Einblicke unter Vaders Rüstung und damit in sein Seelenleben hält, desto wirksamer sind sie. Mit nochmal anderen Worten: Diese Filme hatten Ehrfurcht vor Vader und sie übertrugen diese Gefühle an ihr Publikum.

Die Disney+-Serien können einfach nicht mit Star Wars-Figuren umgehen

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Die Obi-Wan-Serie steht nun vor dem luxuriösen Problem, über einen ikonischen Charakter zu verfügen, in dem noch viele Geheimnisse brodeln. Ein Jackpot für jedes Autor:innen-Team. Aber hoffentlich ist sich das Obi-Wan-Team bewusst, auf welch schmalem Grat es sich bewegt. Nicht jedes Geheimnis muss gelüftet werden.

Was Deborah Chow über ihre Pläne mit Darth Vader sagt, klingt durchaus interessant. Es ist auch nicht so, dass Darth Vader nie wieder in einem Star Wars-Beitrag auftreten sollte. Mein Probleme ist eher, dass ich Darth Vader nicht für serienkompatibel halte. Oder präziser: Nicht für Disney+-Serien-kompatibel.

Das Star Wars-Universum ist nach einem Jahrzehnt des Figuren-Recycelns nicht mehr reich an Mythen. Darth Vader ist einer der letzten, der noch nicht verbrannt wurde. Dazu kommt, dass die Disney-Ära mit ihren kreativen Anführer:innen Kathleen Kennedy, Jon Favreau und Dave Filoni große Star Wars-Figuren oft fahrlässig und stumpfsinnig verheizte.

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Nach dem kalkulierten Jubel-Auftritt von Luke Skywalker im The Mandalorian-Staffel 2-Finale degradierte Boba Fett den Jedi-Meister zum Statisten. Eine irritierende Erfahrung, nicht nur wegen der unnötigen Deep Fake-Verwandlung . Auch von der ohnehin fragilen Aura des beliebten Boba Fett ist nach dessen eigener Serie nichts mehr übrig. Die Sequel-Trilogie brachte zuvor schon Imperator Palpatine als Zombie zurück. Und ja, selbst der mürrische Yoda wurde, wenn nicht schon von seiner springfroschartigen CGI-Version in den Prequels, doch spätestens von seinem Quasi-Sohn Grogu merchandise-gerecht verniedlicht.

Obi-Wan Kenobi wird zu einem Test, ob das Star Wars-Disney+ lernfähig ist

Vor Vader schreckte selbst Disney bislang zurück. Sein Auftritt in Rogue One war kurz und kraftvoll und gehört zu den besten Minuten, die die Disney-Ära ab 2015 hervorgebracht hat. Er wurde erschaffen von Gareth Edwards, ein Regisseur, der weiß, dass man dem Publikum die Süßigkeiten auch mal vorenthalten muss, damit sie die richtige Wirkung entfalten: Die summierte Screentime des titelgebenden Monsters in seinem Godzilla-Film aus dem Jahr 2014 beträgt handgestoppte 11 Minuten und 16 Sekunden bei einer Filmlänge von knapp 2 Stunden.

Diese Disziplin traue ich, sorry Deborah Chow, einer Serie aus der impulsgesteuerten Disney+-Schmiede einfach nicht zu. Es kursieren schon Gerüchte , dass Hayden Christensen als Darth Vader in Obi-Wan Kenobi wieder seinen Helm abnimmt. Ob das wirklich passiert, wissen wir natürlich nicht. Aber irgendwie klingt das genau wie etwas, was eine Star Wars-Disney+-Serie machen würde.

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Was erwartet ihr von dem Star Wars-Auftritt?

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