Guillermo del Toro und die Blockbuster-Müdigkeit

24.10.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Guillermo del Toro
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Kürzlich startete Guillermo del Toros neuester Film Crimson Peak. Dazu ließ der mexikanische Regisseur verlauten, dass er sobald keine Lust mehr auf große Filme habe und sich zunächst kleineren Projekten widmen möchte. Damit ist er nicht der Einzige. Wieso ist das so?

Guillermo del Toro hat einen sehr eigenen Stil, der sich in Stimmung, Ausstattung und Thema durch viele seiner Filme zieht. Das Fantastische ist bei dem mexikanischen Regisseur auch immer etwas Unheimliches. Das hat er zuletzt mit Crimson Peak wieder gezeigt. Anlässlich des Filmstarts sprach er mit der britischen Tageszeitung the Guardian . In dem Interview ließ er durchblicken, dass er kein besonderes Interesse mehr an Blockbusterfilmen hat:

Was ich euch mit Sicherheit sagen kann ist, dass ich nicht vorhabe, große, gigantische Hollywoodfilme noch viel länger zu machen.

Ähnliche Aussagen machten dieses Jahr auch andere Regisseure, wenn auch nicht in so einem abschließenden Tonfall. George Miller, über den zeitweise als Regisseur für Man of Steel 2 diskutiert wurde ließ dazu verlauten, dass er sich erstmal einem kleineren Film widmen wollte. Peter Jackson, der letztes Weihnachten seine Hobbit-Trilogie beendete, gab danach ebenfalls an , dass er sich erstmal Geschichten aus Neuseeland zuwenden wolle. Für Miller sind aber schon zwei weitere Mad Max-Filme in Planung  und Jackson wird sich demnächst auch der Fortsetzung von Tim und Struppi widmen. Für diese beiden Regisseure trifft wohl das Sprichwort zu "aufgeschoben ist nicht aufgehoben".

Allerdings scheinen die Regisseure irgendwie müde vom Blockbuster. Warum ist das so? Blockbuster verlangen auch den Regisseuren einiges ab. Blockbuster sind ja bekanntermaßen von langer Hand geplante große Filmprojekte, von denen sich die Studios in erster Linie ordentliche Gewinne versprechen. Dementsprechend viel Geld wird für Produktion, Besetzung, Marketing und so weiter ausgegeben. Das sowas Regisseure auch auslaugen kann, zeigte jüngst das Beispiel von Avengers-Regisseur Joss Whedon. Schon während der Produktion von Age of Ultron schien der unter dem Druck zu ächzen . In Interviews  danach bestätigte er die Belastung durch horrende Ansprüche und die auf ihm ruhende Erwartungshaltung. Er wird ja bekanntermaßen nicht die Regie der nächsten Avengers-Filme Infinity War Part 1 und Part 2 übernehmen.

Die Erschöpfung ist nur zu gut zu verstehen, wenn man sich vor Augen führt, dass er seit 2010 für Marvel an Filmen und Serien des MCU mitgewirkt hat. An diesem Beispiel wird deutlich, dass auch die Tendenz zum Franchise viele Regisseure abschreckt. Die binden sich meistens über mehrere Filme an eine Reihe und investieren dafür viel Zeit. Whedon widmet sich gerade mit Twist  einem Comic, in dem es nach eigener Aussage um eine Art weiblichen Batman im 19. Jahrhundert geht. Er begründete seine Entscheidung auch damit, dass es eine Weile her sei, dass er ein eigenes kreatives Projekt umgesetzt habe.

Dass die kreativen Ideen der Regisseure, die ja eigentlich die künstlerischen Leiter sein sollten, öfter mal auf der Strecke bleiben, ist genauso klar. Es haben sich inzwischen Formeln entwickelt, nach denen Blockbuster funktionieren. Dramaturgische Grundlagen, wie das Konzept der Heldenreise, sind bisweilen älter als das Medium selbst. Was nicht heißt, dass diese unveränderlich wären. Aber ein bisschen Spektakel muss es schon sein. Ein Aspekt, den Guillermo del Toro nicht zwingend für seine Filme will. Auch wenn er mit Pacific Rim oder den Hellboy-Filmen bewiesen hat, dass er es auch kann. Im Interview mit dem Guardian erzählt er davon, dass er eigentlich kein großes Interesse an Actionfilmen habe:

Die Mechaniken von Action interessieren mich nur, wenn mir das Universum sehr am Herzen liegt, was bei Pacific Rim der Fall ist, und ich liebe ihn. Ich werde Action- oder Superheldenfilmen nicht mehr nachlaufen.

Diese Einschätzung stammt wahrscheinlich auch von schlechten Erfahrungen, die der Regisseur mit Großproduktionen gemacht hat. 2008 wurde bekannt, dass er die Regie für zwei Hobbitverfilmungen übernehmen sollte. Aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten und anschließenden Terminproblemen stieg er dort allerdings 2010 wieder aus. Auch die Verfilmung des Lovecraft-Stoffes Berge des Wahnsinns im Anschluss scheiterte. Grund waren kreative Differenzen zwischen del Toro und dem Studio Universal, das den Film produzieren sollte. Dabei ging es um die Altersfreigabe. Universal wollte für den 150 Millionen Dollar-Film eine PG-13 Freigabe, womit der Regisseur nicht einverstanden war. Zudem kam in gleichen Zeitraum Ridley Scotts Prometheus in die Kinos. Aufgrund zu großer Ähnlichkeiten wollte das Studio del Toros Film deshalb verschieben. Auch eigentlich angekündigte Filme, wie die Fortsetzungen zu Pacific Rim und Hellboy II, stehen jetzt zur Diskussion. In anderen Bereichen musste der Regisseur ebenfalls Rückschläge einstecken. Ein geplantes Projekt um das Videospiel Silent Hill mit Hideo Kojima und Norman Reedus scheiterte. Um seine derzeit laufende Serie The Strain musste der Regisseur auch kämpfen. Die sollte schon 2006 als entwickelt werden, allerdings als Comedy-Serie . Del Toro lehnte ab und musste abwarten, derweil schrieb er mit Chuck Hogan die Buchvorlage.

Bei dem mexikanischen Regisseur lässt sich gut beobachten, aus welchen Gründen Blockbuster-Projekte nicht so zustande kommen, wie sie geplant waren. Anscheinend hat del Toro inzwischen genug von Produktionsschwierigkeiten und Kompromissen im Kreativbereich. Wir können es ihm nicht verdenken:

Ich hoffe ich kann wieder kleinere, seltsamere (Filme) machen.


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