Herr der Ringe-Skandal? Wir müssen dringend über den Kuss in Folge 7 von Die Ringe der Macht reden

26.09.2024 - 09:44 Uhr
Ein Kuss in Die Ringe der Macht ...Warner Bros.
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Mitten im Schlachtgetümmel von Folge 7 überrascht die 2. Staffel von Die Ringe der Macht mit einem Kuss, der im Kopf so manchen Herr der Ringe-Fans schnell skandalöse Ausmaße annehmen dürfte.

Achtung, es folgen Spoiler zur 7. Folge von Staffel 2 der Herr der Ringe-Serie.

Eigentlich dachte, ich Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht könnte mich nicht mehr groß überraschen. Die vorletzte Episode von Staffel 2 belehrt mich allerdings eines Besseren. Denn mitten in der großen Schlacht-Episode von Eregion ist es ausgerechnet ein Kuss, der meinen Mund offenstehen lässt. Ich habe dringenden Redebedarf!

Skandalös oder nicht? Ein verblüffender Herr der Ringe-Kuss sorgt für Aufsehen

Eine Ork-Armee greift in Folge 7 von Staffel 2 die Elben-Stadt von Schmied Celebrimbor (Charles Edwards) an. Adar hetzt seine "Kinder" im Zuge seiner zornigen Jagd nach Sauron (Charlie Vickers) auf Eregion. Die Uruk rücken mit Katapulten und Leitern an und suchen in bester Helms-Klamm-Manier die dünnste Stelle der Verteidigungsmauer. Galadriel (Morfydd Clark) befindet sich zu Beginn dieses Angriffs noch in der Hand ihres Gegners Adar (Sam Hazeldine). Als Geisel bremst sie Gil-galads (Benjamin Walker) rettendes Elbenheer einstweilen aus.

Auftritt Elrond (Robert Aramayo), der nach seinem Hilfsgesuch bei den Zwergen jetzt im feindlichen Lager Galadriel auslösen will. Nachdem die zwei sich zuletzt über die Verwendung der Elben-Ringe uneins waren, will er seine alte Freundin natürlich trotzdem befreien. Doch Adars Forderung, den Elben-Ring Nenya gegen Galadriels Leben zu tauschen, ist unmöglich anzunehmen. Elrond verspricht, Adar auf dem Schlachtfeld wiederzusehen, und will sich nur noch von seiner nun todgeweihten Bekannten verabschieden. Und das ist, nach 30 Minuten von Folge 7, der Moment, in dem Elrond Galadriel küsst. ... Was?!

Selbst die Orks und der stoische Adar sehen in diesem Moment reichlich verblüfft aus. Von Galadriel ganz zu schweigen. Nachdem Die Ringe der Macht uns Elrond und Galadriel von Anfang an als gute (platonische) Freunde vorgestellt hat, kommt diese romantische Geste komplett unerwartet. Sogar Halbrand/Sauron und Galadriel hatten in Staffel 1 mehr romantische Chemie, weshalb heute noch viele Fans da draußen "Haladriel" shippen.

In meinem Kopf höre ich schon wenige Herzschläge nach dem Kuss die erzürnten Herr der Ringe-Fans losschreien, die diesen Skandal in den nächsten Tagen anprangern werden. Weil J.R.R. Tolkien davon ganz gewiss nie geschrieben hat. Aber ist das gerechtfertigt? Warum sollte sich die elbische Lippenbegegnung hier so falsch anfühlen?

Mutig, aber falsch: Was der Kuss von Elrond und Galadriel lostritt

Zunächst einmal darf natürlich der Hauptgrund für Elronds "skandalöse Tat" nicht unter den Tisch gekehrt werden: Der Kuss ist ein Ablenkungsmanöver, um der gefesselten Galadriel seine Mantelschnalle zukommen zu lassen, mit der die Elbin sich später aus ihren Ketten befreit. Trotzdem hat der Kuss Nachwirkungen im Herr der Ringe-Kontext. Erst recht, wenn eine Umarmung wohl denselben Zweck erfüllt hätte, um Galadriel das Äquivalent einer Haarnadel für ihre Handschellen zuzustecken.

Ein Kuss kurbelt jedoch unweigerlich meine Fantasie an: Denn auch Galadriel hat Elrond in Staffel 1 schon eine Hand in vertrauter (platonischer?) Freundschaftsgeste an die Wange gelegt. Ein Kuss geht allerdings einen Schritt weiter. Er zwingt mich, zum ersten Mal über die Möglichkeit einer Beziehung zwischen Elrond und Galadriel nachzudenken. Begehrt er sie heimlich? Passen die zwei zusammen? Und passt das in Tolkiens Vorlage?

Während sich die Meinungen zur Herr der Ringe-Serie im Allgemeinen entzweien, war ich ihr von Anfang an wohlgesonnen. Mein erster Impuls zum Kuss ist deshalb, vor Die Ringe der Macht den Hut zu ziehen. Dass die Amazon-Serie sich traut, zwei Fanlieblinge derart aufeinanderprallen zu lassen, erfordert Mumm. Erst recht, weil wohl nicht nur Galadriel-Darstellerin Morfydd Clark wusste, was sie vor einem Monat tat, als sie gegenüber ODE  geheimniskrämerisch "einen Kuss, der mich überrascht hat" vorab ankündigte. Übersetzt: Einen Kuss, der Tolkien-Fans schockieren sollte.

Über den beachtenswerten Schock-Wert des Kusses hinaus macht er allerdings ein paar unliebsame Fässer auf, sobald sich die erste Verblüffung gelegt hat. Sie könnten der Herr der Ringe-Serie später noch auf die Füße fallen. Ich war von dieser Dreistigkeit also erst beeindruckt und dann besorgt.

Mittelerde-Seitensprung: Ist Elronds Kuss schon Inzest?

In der Handlung von Die Ringe der Macht kann Galadriel natürlich nichts dafür, von Elrond geküsst zu werden. Nach ihren Vibes mit Sauron ist es aber schon das zweite Mal, dass die Serie einen potenziellen Liebhaber für die berühmte Elbin in Stellung bringt. Wobei wir nicht vergessen sollten, dass auch Galadriels verschollener Ehemann Celeborn noch im Spiel ist. Selbst wenn sie ihn für tot hält, muss er in den kommenden Staffeln eingeführt werden, damit Frodo der Herrin von Lothlórien im Dritten Zeitaltern an der Seite ihres Gatten gegenübertreten kann.

Jeder potenzielle Partner für Galadriel stellt deshalb ein unangenehmes Liebesdreieck in Aussicht, das die taffe Heerführerin wirklich nicht verdient hätte. Wenn der Kuss hingegen umgekehrt nur eine einmalige Sache war, frage ich mich unweigerlich, was Die Ringe der Macht damit bezweckt.

Es gibt außerdem vieles, was das reine Film- und Serien-Publikum von Der Herr der Ringe zu Elronds Lebensgeschichte bei Tolkien noch nicht weiß. Das wichtigste Element im Kontext elbischer Liebesbeziehungen ist hier, dass Elrond später Galadriels Tochter Celebrían heiratet. Hat er also gerade seine zukünftige Schwiegermutter auf den Mund geküsst? Gilt das schon als halber Inzest? Oder wird das so eine verquere Lovestory von "Er hat die Mutter nur geliebt, weil er in ihr schon die Tochter sah" wie bei Jakob und Bellas Tochter in Twilight 4: Breaking Dawn?

Während Ehemann Celeborn in Staffel 1 von Die Ringe der Macht bereits erwähnt wurde, hat Galadriel bisher nie ein Wort über ihre Tochter verloren. Diese wurde laut Silmarillion * theoretisch schon im Ersten Zeitalter geboren. Die Herr der Ringe-Serie spielt im Zweiten Zeitalter, nimmt es aber bekanntermaßen mit der Mittelerde-Chronologie nicht so genau. Also gehe ich davon aus, dass sie erst noch geboren werden muss. Bei Tolkien ehelicht Elrond Celebrían jedenfalls Anfang des Dritten Zeitalters und die zwei bekommen zwei weitere Söhne und Tochter Arwen.

So sehr der Kuss in Folge 7 also als Auf(sehen-Er)reger funktioniert, so sehr wird er auch zum fehlgeleiteten Wegweiser für die Herr der Ringe-Serie. Eine Wendung, die mich gedanklich in eine Richtung führt, die ich als Seifenopfer in Mittelerde lieber nicht miterleben will. Und die Mühe, dieses elbische Beziehungschaos elegant wieder aufzulösen, ist der kurze skandalöse Schockeffekt einfach nicht wert.

Die Ringe der Macht im Podcast: Lohnt sich Staffel 2 der Herr der Ringe-Serie?

Nach zwei Jahren Pause meldet sich Amazons große Fantasy-Serie Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht zurück. Wir diskutieren, was Staffel 2 anders macht und ob die ersten Folgen überzeugen können.

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Nach der Offenbarung von Bösewicht Sauron werden die Karten in Mittelerde neu gemischt. Das Ergebnis der 2. Staffel betrachten Esther und Mario mit sehr unterschiedlichem Blick. Auf einen spoilerfreien ersten Podcast-Teil folgt eine Serien-Besprechung mit tiefergehender Herr der Ringe-Analyse.

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