Ich hatte Angst vor Hugh Jackmans Marvel-Rückkehr – und dann hat mich Deadpool & Wolverine komplett überrascht

10.08.2024 - 08:11 Uhr
Deadpool & Wolverine
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Sieben Jahre nach seinem berührenden Marvel-Abschied in Logan kehrt Hugh Jackman als Wolverine auf die große Leinwand zurück. Obwohl ich erst dagegen war, hat mich sein Comeback komplett vom Gegenteil überzeugt.

Vermutlich war uns allen klar, dass es eines Tages passieren würde. Als Logan – The Wolverine 2017 ins Kino kam, wirkte es dennoch für einen Moment so, als würden wir Hugh Jackman wirklich das letzte Mal in der Rolle sehen, die ihn zwei Dekaden lang begleitet hatte. Nicht zuletzt betonte Jackman selbst bei diversen Interviews, dass der Film seine Abschiedsvorstellung als Wolverine sei.

Ein apokalyptisches Marvel-Requiem, wie wir es noch nie gesehen haben: Logan stirbt am Ende des Films einen Tod, der selbst die skeptischste Stimme in meinem Kopf davon überzeugte, dass Wolverines Geschichte vorbei ist. Was für ein emotionaler Paukenschlag! Dicht gefolgt von einem niederschmetternden Schlussakkord, dessen Endgültigkeit absolut unmissverständlich war. Und trotzdem: Jetzt ist er wieder da.

Ich wollte nicht, dass Hugh Jackman als Wolverine zurückkehrt, und trotzdem bin ich schwach geworden

Im September 2022 überraschte Ryan Reynolds mit der Ankündigung, dass Jackman ihn bei seinem Einstieg ins Marvel Cinematic Universe begleiten wird. In einem kurzen Video meldeten sich die beiden zu Wort und versicherten, dass Deadpool & Wolverine auf keinen Fall das Vermächtnis von Logan ankratzen wird. Dennoch sträubten sich jede Faser in meinem Körper gegen diese Rückkehr. Ich wollte das auf keinen Fall.

Mir ging es gar nicht um das Logan-Vermächtnis auf Story-Basis. James Mangold hat den Wolverine-Abschied dermaßen stark inszeniert, dass ich jedes Mal wieder weinend auf dem Boden liegen werde, egal, wie oft Jackman zurückkehrt. Was mich mehr gestört hat, war der ideelle Gedanke dahinter: Logan war eine Anomalie im ewigen Franchise-Kino. Ein Abschied, der sich wahrhaftig anfühlte. Das gibt es viel zu selten.

Ich wollte mir die Endgültigkeit dieser Blockbuster-Ausnahme bewahren – so, wie ich über das Finale von Serien nachdenke, die mich über Jahre hinweg begleitet und mit einem großen kathartischen Moment nach Hause geschickt haben. Und trotzdem wurde ich schwach, sobald die ersten Set-Bilder von Jackman im Kostüm die Runde machten. Es fühlte sich wie der Verrat an meinen eigenen Prinzipien an.

Deadpool & Wolverine ist leider eine Enttäuschung geworden, aber Hugh Jackman liefert auf ganzer Linie ab

Darf und kann ich mich auf Jackmans Rückkehr freuen? Gerade auch nach der extrem enttäuschenden Erfahrung, die ich mit Spider-Man: No Way Home gesammelt habe? Tobey Maguires Spider-Man bedeutet mir die Welt und Andrew Garfield habe ich genauso in mein Herz geschlossen. Umso mehr schmerzte ihre Rückkehr im MCU, weil sie keine der filmischen Qualitäten der alten Spidey-Filme mitbrachte.

Warum sollte das bei Deadpool & Wolverine anders werden, nachdem das MCU über 15 Jahre lang eine der langweiligsten Formen des Blockbuster-Kinos kultiviert hat? Doch insgeheim wuchs meine Vorfreude und Neugier, Jackman nochmal in dieser Rolle zu sehen, die ihm auf den Leib geschneidert ist. Das strahlende Gelb des Kostüms hat schließlich den letzten Dominostein meines Widerstands zu Fall gebracht.

Wo ich gelandet bin? Nun ja. In seiner Gesamtheit hat mich Deadpool & Wolverine nicht sehr glücklich gemacht. Obwohl mich seine Entstehung unglaublich fasziniert, bleibt am Ende des Films ein oberflächliches Crossover-Event, das unfassbar viel Potenzial einfach auf dem Boden liegen lässt. Was ich aber zu jeder Sekunde genossen habe, war Jackmans Rückkehr – inklusive Madonnas Pop-Hymne Like a Prayer.

Hugh Jackman ankert einen Marvel-Blockbuster, der ansonsten im Multiversum einfach zerfallen würde

Jackman spielt Wolverine, als wäre sein Abschied erst gestern gewesen. Hingebungsvoll beschwört er eine überzeichnete Version der Figur, die niemandem etwas beweisen muss. Jackman weiß genau, dass er mit Logan ein Marvel-Monument geschaffen hat, und kehrt jetzt für eine Siegerrunde zurück, in der er völlig befreit einen Wolverine aus sich herauskitzelt, der trotz aller Grummeligkeit unglaublich viel Spaß macht.

Deadpool & Wolverine weiß genau über seinen popkulturellen Status als multiversaler Marvel-Blockbuster Bescheid und das trifft ebenso auf die Integration von Wolverine zu. Das ist mehr als Fan-Service, der die akkurate Darstellung einer beliebten Comic-Figur betrifft: komplett entfesselte Star-Power im perfekten Einklang mit einer prägenden Rolle – Gänsehaut bei jedem Raunen, bei jedem grimmigen Blick.

In einem Franchise, das seine neuen Stars an die kurze Leine nimmt, wenn ich mir all die verschwendeten Talente in prinzipiell vielversprechenden (Bösewichts-)Rollen anschaue, ist die Wucht, mit der Jackmans Wolverine den Staub in der Marvel-Wüste aufwirbelt, eine willkommene Abwechslung. So zusammengeschustert der Film wirkt, Jackman ist zu jeder Sekunde gegenwärtig, präsent. Und bereit, die Krallen richtig auszufahren.

Deadpool & Wolverine läuft seit dem 24. Juli 2024 in den deutschen Kinos.

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