Seit über 20 Jahren begeistert das Broadway-Musical Wicked Fans auf der ganzen Welt. Wie populär die Geschichte der Hexen Elphaba und Glinda tatsächlich ist, zeigt sich in den über 5 Milliarden (!) Dollar, die das Bühnenstück seither weltweit einspielen konnte. So war es nur eine Frage der Zeit, ehe dieser Welterfolg auch für die große Leinwand adaptiert wird. Und diese Zeit ist jetzt gekommen.
Nachdem Wicked bereits in zahlreichen Ländern einen Rekordstart hingelegt und einige Golden Globes-Nominierungen eingefahren hat, ist der erste Part der zweiteiligen Musical-Adaption seit dem 12. Dezember 2024 auch in den deutschen Kinos (in 3 Versionen) zu sehen. Aber wird das Fantasy-Epos mit Ariana Grande und Cynthia Erivo den hohen Erwartungen gerecht? Die kurze Antwort lautet: Ja!
Darum geht's im Fantasy-Spektakel Wicked
Wicked spielt in der magischen Welt von Oz, einige Jahre vor der Geschichte aus dem Fantasy-Klassiker Der Zauberer von Oz, und bevor eine gewisse Dorothy aus Kansas in den Schuhen einer toten Hexe über die gelbe Ziegelsteinstraße hüpft. Basierend auf dem gleichnamigen Musical, welches wiederum einen Roman von Gregory Maguire zur Vorlage hat, folgen wir nun der Vorgeschichte einer jungen Magierin (Cynthia Erivo), deren Schicksal es ist, als Böse Hexe des Westens eines Tages Angst und Schrecken zu verbreiten – und mit einem Eimer Wasser zu Tode geschmolzen zu werden.
Nachdem der Film mit der freudigen Botschaft über den Tod der bösen Hexe (und damit am Ende von Der Zauberer von Oz) beginnt, erinnert sich die weise Hexe Glinda die Gute (Ariana Grande) zurück an ihre erste Begegnung und Freundschaft mit der späteren Schurkin von Oz, die einst den Namen Elphaba trug.
Aufgrund ihrer grünen Hautfarbe ist Elphaba Thropp schon seit ihrer Geburt eine Außenseiterin, was sich auch an der Universität Glizz nicht ändert, wo sich die vornehmlich in Schwarz gekleidete Grummlerin ausgerechnet mit der oberflächlichen Galinda ein Zimmer teilen muss. Dass diese lieber ihr blondes Haar im Wind schüttelt und sich von ihren Mitschüler:innen als Gutmensch feiern lässt, als sich ernsthaft für andere einzusetzen, ist Elphaba ein Dorn im Auge. Ihre anfängliche Feindschaft wird mit der Zeit jedoch zu einer unvergleichlichen Freundschaft.
Wicked ist ein 160 Minuten-Traum für Musical-Fans
Ja, Wicked ist lang – und im Prinzip sogar doppelt so lang wie die Bühnenvorlage, da hier nur die erste Hälfte verfilmt wurde. Doch keine einzige der insgesamt 160 Minuten ist von Langeweile geprägt, denn der Film tut es Ariana Grandes Glinda gleich und ist ein ungezügeltes Energiebündel, dem lediglich kurz vor dem Grande Finale zeitweilige die Puste ausgeht.
Seit ich vor 19 Jahren erstmals das ikonische Broadway-Poster von Wicked auf dem New Yorker Times Square bestaunt habe, bin ich ein Fan des Musicals. Entsprechend groß waren meine Befürchtungen, auch diese Verfilmung wie so viele andere zuvor ihre Vorlage mit zu vielen Änderungen weichspülen würde. Und das ist glücklicherweise nicht eingetreten.
Wicked ist eine der besten Musical-Adaptionen überhaupt. Denn Regisseur Jon M. Chu adaptiert mit größter Ehrfurcht das Broadway-Stück nahezu unverändert, werkgetreu und macht dieses durch sinnvolle Ergänzungen sogar noch ein Stück weit besser. Fans von Musicals kommen dabei voll auf ihre Kosten.
Die ausschweifenden Musical-Sequenzen (einige sogar um die 15 Minuten lang) sind einerseits ungemein energetisch choreografiert und inszeniert. Doch das wahre Highlight sind die stimmlichen (und teils live gefilmten) Performances der Hauptdarstellenden rund um Ariana Grande, Cynthia Erivo und Jonathan Bailey, welche die von Stephen Schwartz komponierte Musik eindrucksvoll auf die Leinwand und in unsere Ohren bannen.
Wer keine Musicals mag: Wicked ist auch ein fantastischer Fantasy-Film
Wer prinzipiell nichts mit Musicals anzufangen weiß, sollte Wicked dennoch eine Chance geben. Denn abseits der schrillen und schillernden Choreografien und Ohrwürmer ist Wicked nebenbei auch ein fantastischer Fantasy-Eskapismus, der euch in eine detailreiche und spannende Welt entführt.
Direkt mit der Ouvertüre bekommen wir einen kleinen Vorgeschmack auf die Welt von Oz mit ihren unterschiedlichen Orten und Landschaften, wenn ein Schwarm fliegender Affen über das düstere Schloss Kiamo Ko hinweggleitet und die Kamera den gelben Ziegelsteinweg entlang, vorbei an der Smaragdstadt hin ins kunterbunte Munchkinland führt.
Besonders eindrucksvoll sind hierbei die vielen gewaltigen und vor allem gebauten Kulissen, in denen es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt. Auch wenn manche CGI-Erweiterung und Beleuchtungs-Defizite nicht ganz so oztastisch aussehen, überwiegt das Staunen über die praktischen Sets, die hier mit Leben gefüllt werden.
Auch wenn Wicked das Fantasy-Rad nicht komplett neu erfindet, begeistert der Film (wie auch schon die Musicalvorlage) mit einer herzerwärmenden Geschichte über Freundschaft, falsche Vorurteile und den Mut, sich gegen Unrecht in der Welt auszusprechen und für andere einzusetzen.
An Komplexität gewinnt die Geschichte zusätzlich durch einen düsteren Unterbau, wenn auch die jungen Hexen hinter den schützenden Schulmauern der Universität Glizz erkennen müssen, dass sich in Oz langsam aber sicher der Faschismus ausbreitet und sprechende Tiere systematisch verfolgt werden. Das ist vorerst aber nur ein kleiner Teil der Handlung, der erst im deutlich düsteren 2. Teil der Wicked-Saga stärker in den Fokus rückt.
Lohnt sich Wicked? Ein halber Filmer, aber voller Fantasy-Genuss
Auch wenn Wicked vorerst nur die Hälfte der Geschichte zeigt und zahlreiche Plotelemente am Ende der 160 Minuten keinen Abschluss erhalten, bietet der Film trotzdem ein für sich stehendes und vollmundiges Kinoerlebnis voller Staunen, Lachen und dem ein oder anderen Tränchen.
Eigentlich kann man gar nicht anders, als von der Spielfreude der Darstellenden mitgerissen zu werden. Allen voran Ariana Grande, die voll und ganz in ihrer Glinda-Rolle aufgeht und euch den Popstar hinter dem schrillen Pink direkt vergessen lässt. Die elektrisierende Chemie zwischen ihr und Cynthia "Elphi" Erivo durchdringt jede Szene – ebenso wie der genderübergreifende Sexappeal des unverschämt charmanten Jonathan Bailey als Winkie-Prinz Fiyero.
Und das war meine lange Antwort, warum ihr Wicked auf keinen Fall verpassen solltet.
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