Judd Apatow & der verschwindende Hype

12.03.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Judd Apatow
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Vor wenigen Jahren war der Name Judd Apatow gar nicht aus der Komödienlandschaft wegzudenken. Doch mittlerweile hat sich der Hype um seine Filme deutlich gelegt. Zum Kinostart von Immer Ärger mit 40 werfen wir einen Blick auf seine Erfolgsgeschichte.

Das Filmgeschäft ist extrem schnelllebig. Schauspieler und Regisseure, die heute noch als die größten Künstler ihrer Zunft gefeiert werden, könnten morgen schon in Vergessenheit geraten sein. Vor allem das Genre der Komödie wechselt seine Zugpferde am laufenden Band. In der Filmgeschichte hat es vielleicht eine handvoll Filmemacher gegeben, die der Komödie über einen langen Zeitraum relevante Beiträge geliefert haben. Das Publikum scheint sich regelmäßig nach Abwechslung zu sehnen. Judd Apatow war vor wenigen Jahren einer der hellsten Sterne am Komödien-Himmel, doch heute flacht das Interesse an seinen Filmen zunehmend ab. Doch fangen wir von vorne an.

Nachdem Judd Apatow in den 1990ern hauptsächlich an TV-Serien arbeitete, schlug er erst 2004 im Kino ein. Als Produzent von Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy, der bei einem Budget von 26 Millionen Dollar immerhin 91 Millionen einspielen konnte, öffnete er sich zahlreiche Türen zu einer großen Karriere und zögerte nicht, durch sie hindurch zu schreiten. Nur ein Jahr später steuerte er das Drehbuch zu Dick und Jane: Zu allem bereit, zu nichts zu gebrauchen (Einspielergebnis: 202 Millionen bei 100 Millionen Budget) bei und, was noch viel wichtiger ist, inszenierte Jungfrau (40), männlich, sucht …. Die Komödie mit Steve Carell um einen 40-jährigen Mann, der immer noch kaum Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gemacht hat, erfreute sich einer extremen Beliebtheit und verbuchte an den Kassen ein Vielfaches seines Budgets.

Von da an ging es nur noch aufwärts: 2007 folgte seine zweite Regiearbeit Beim ersten Mal, die bei einem Budget von 30 Millionen Dollar phänomenale 220 Millionen einfahren konnte – wieder erfreute sich das Publikum an einer Liebeskomödie der etwas anderen Art. Im selben Jahr zeigte er sich für die Produktion des Hits Superbad verantwortlich und dominierte das Geschäft in den darauffolgenden zwölf Monaten als Produzent und/oder Autor mit Filmen wie Nie wieder Sex mit der Ex, Stiefbrüder, Ananas Express und Leg dich nicht mit Zohan an. Egal was der Mann anfasste, es wurde zu Gold.

Doch dann passierte es Seltsames. Judd Apatow fungierte als Produzent für Year One – Aller Anfang ist schwer, eine Steinzeitkomödie mit Jack Black in der Hauptrolle. Nach einigen Jahren voller atemberaubender Erfolge war Year One fast schon eine Ernüchterung: Mit Ach und Krach konnte der Klamauk seine Kosten wieder einspielen, wozu es aber die weltweiten Zahlen gebraucht hat. Natürlich kann das auch dem besten Produzenten mal passieren und so blickten die Verantwortlichen voller Vorfreude der dritten Regiearbeit von Judd Apatow entgegen. Mit der konnte nach den beiden Vorgängern nun wirklich gar nichts mehr schiefgehen. Oder?

Wie das Leben so spielt heißt die Tragikkomödie um den totkranken George Simmons (Adam Sandler) und konnte nicht nur für Judd Apatow-Verhältnisse erschreckend wenige Menschen davon überzeugen, eine Kinokarte zu kaufen. Trotz Beteiligung von Publikumsliebling Adam Sandler zog Wie das Leben so spielt nicht einmal mit der Leistung des sagenhaft schlechten Year One gleich und schaffte es nicht, seine eigenen Kosten zu decken. Das wurde dann zwar mit der Heimkino-Veröffentlichung erreicht, auf den Tischen getanzt hat im Hause Apatow aber wohl dennoch niemand. Als hätte er sich selbst zu Tode erschrocken, reduzierte Judd Apatow seinen Kino-Output auf einmal radikal: 2010 produzierte er lediglich Männertrip, dessen Erfolge sich zwar nicht überschlagen haben, aber der immerhin wieder schwarze Zahlen schreiben konnte.

Auch 2011 erschien nur eine Judd Apatow-Produktion – dafür aber wieder eine richtig dicke, die die vorangegangenen Enttäuschungen im Handumdrehen vergessen machen sollte. Brautalarm ließ es nicht nur an den Kassen ganz gewaltig klingeln (Budget: 32,5 Millionen, Einspielergebnis: 288 Millionen), sondern konnte tatsächlich seit längerer Zeit auch wieder die Kritiker glücklich machen. Von dem Erfolg beflügelt stürzte Judd Apatow sich vergangenes Jahr wieder in alte Arbeitswut und lieferte gleich drei Kinofilme ab, darunter die vierte Regiearbeit. Doch das Resultat ist fast schon traurig: Während sich Fast verheiratet immerhin noch solide schlug, interessierte sich ungefähr überhaupt niemand für Wanderlust – Der Trip ihres Lebens, trotz Beteiligung von Jennifer Aniston und Paul Rudd. 24 Millionen eingespielte Dollar bei 35 Millionen ausgegebenen sprechen eine deutliche Sprache.

Diesen Donnerstag startet bei uns sein neuster Film Immer Ärger mit 40. In den USA läuft dieser bereits seit Dezember, legte damals jedoch das schlechteste Startwochenende von allen Filmen hin, die Judd Apatow bislang inszeniert hat. Ganz so katastrophal ging es am Box Office nicht weiter und Immer Ärger mit 40 konnte mehr oder weniger souverän sein Budget wieder einfahren, allerdings ist es offensichtlich, dass der Name Judd Apatow dem Publikum nicht mehr viel zu bedeuten scheint. Wieder erzählt er aus dem Liebesleben von Protagonisten in ihren besten Jahren, mit dem selben Humor und den selben verschrobenen Figuren, die ihn einst so beliebt gemacht haben. Wir werden das Gefühl nicht los, dass er sich über die stolze Laufzeit von über 130 Minuten verzweifelt an seinen Film klammert, als wolle er sagen Seht her, ich bin immer noch lustig!. Doch das Publikum sieht es allmählich anders und zeigt deutliche Anzeichen von Ermüdungserscheinungen, wenn es um die Apatow-Komödie geht. Zu sehr verlässt er sich darauf, dass sein Rezept von vor 8 Jahren genau so aufgehen wird, wie damals. Bleibt nur zu hoffen, dass auch er den Wunsch des Publikums wahrgenommen hat, endlich frischen Wind in seine Arbeit zu bringen.

Schaut ihr euch noch gerne Komödien von Judd Apatow an?

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