Meine Enttäuschung des Jahres – Die Muppets

29.12.2012 - 08:52 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Disney
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Der anarchische Humor der Muppets hat mich schon immer amüsiert und ein neuer Film mit den subversiven Puppen und Jason Segel weckte eine Erwartungshaltung, die der leider erschreckend unlustige Auftritt von Kermit & Co nicht erfüllt hat.

Zum Ende des Kinojahres habe ich diese schwierige Kategorie ein weinig vor mir hergeschoben. Würde ich über den schlechtesten Film schreiben, wären mir sicher einige Trashklopper im Stile von Project X eingefallen, aber die größte Enttäuschung birgt ja eine gewisse Erwartungshaltung an einen Kinobesuch in sich, der sich nicht erfüllt hat. Da ich nie ein großer Fantasyfan war, haben mich beispielsweise The Dark Knight Rises oder Der Hobbit: Eine unerwartete Reise im Vorfeld erst gar nicht in eine entsprechende Euphorie versetzt, die dann zu einer bitteren Enttäuschung hätte führen können. Also musste ich eine Weile überlegen, bis mir ein passender Film eingefallen ist, der diesem Thema entspricht. Back in the Game, der überflüssige Nachklapp der großen Karriere von Clint Eastwood, kam mir in den Sinn, aber ich kann meinen alten Helden hier nicht einfach so verreißen, zumal mich sein esoterischer Quark Hereafter – Das Leben danach vor zwei Jahren noch viel mehr enttäuscht hat als diese erneute Variation des alten Grantlers. Also überlegte ich weiter und kam schließlich auf Die Muppets.

Die Story über die menschliche Puppe Walter und seinen Freund Jason Segel, die das Muppet-Theater vor dem bösen Chris Cooper retten müssen und dafür die in aller Welt verstreuten Puppen zu einer Benefiz-Reunion überreden, würde wohl lediglich den Rahmen für eine entfesselte Parade subversiver Gags bilden, hoffte ich jedenfalls vor meinem Kinobesuch. Doch leider irrte ich mich gewaltig, denn von gelungenen Späßen und Pointen war diese sentimentale Nummernrevue so weit entfernt wie Krümelmonster von einer Nulldiät. Ich fühlte mich an Homer Simpson erinnert, der immer wenn ihn etwas ermüdet seinem Ärger mit einem lauten Laaangweilig Luft verschafft hat. Die Puppen sollen schließlich Blödsinn machen und nicht das große amerikanische Drama nachspielen.

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Die Muppet Show war einst eine durchgeknallte Anarchocomedy von Jim Henson und Frank Oz, die vor genial-bescheuerten Einfällen nur so strotzte und ab 1976 in Großbritannien die Bildschirme unsicher machte, bevor die wuscheligen Chaoten ihren globalen Siegeszug mit allerlei frechen und absurden Gags feiern konnten. Später wurden die Handpuppen dann in der erfolgreichen Kinderserie Sesamstraße wieder aufgegriffen. Doch ich bin keine drei Jahre mehr alt und wollte die beiden älteren Herren auf der Empore gehässige Kommentare ablassen hören und mich an dem verrückten Animal erfreuen, der als Schlagzeuger der Truppe immer wunderbar entfesselt an Pink Floyds Bad Boy Keith Moon erinnert hat. Oder den dänischen Koch, dessen Essen stets eine Spur zu lebendig war und Gonzo mit seiner bizzaren Vorliebe für Geflügel, doch das alles fand ich im Film von James Bobin nur noch als blassen Schatten in einem blödsinnig zersungenen Dramolett wieder.

Ein weiterer Faktor, der mich ins Kino lockte, war Jason Segel, der mir als Marshall in meiner Lieblingssitcom How I Met Your Mother immer gut gefallen hat. Doch auch er stolperte nur verzückt durch die Kulissen und vermochte mich nicht wirklich zu unterhalten. Da hat mir ja sein Kollege Neil Patrick Harris in Die Schlümpfe noch besser gefallen.

Alles in allem war der Film jetzt nicht grottenschlecht, aber so dermaßen handzahm und rührselig, dass ich mich wie in einem Wattebausch eingehüllt gefühlt habe, als ich irritiert den Kinosaal verließ. Schade, aber die Muppets sind meine Enttäuschung des Jahres 2012.

Meine Enttäuschungen des Kinojahres 2012
1. Die Muppets von James Bobin
2. Back in the Game von Robert Lorenz
3. Die Vermessung der Welt von Detlev Buck
4. Der Diktator von Larry Charles

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