Bereits 1984 verstarb François Truffaut im Alter von 52 Jahren an einem Hirntumor. Sein Ziel, mindestens 30 Filme zu machen und sich dann auf das Bücherschreiben zu konzentrieren, konnte er nicht mehr erreichen. Dafür hat er aber dennoch ein Werk zurückgelassen, das als Frontrunner der Nouvelle Vague zahllose Filmschaffende auch über dem großen Teich hinweg beeinflusste. Dabei liest sich seine Wandlungsfähigkeit, auch in punkto Genre, beeindruckend. arte schenkt ihm zu seinem heutigen 80. Geburtstag den gesamten Abend.
Kinder lagen ihm besonders am Herzen und ihre Erziehung, ihre Probleme und das Erwachsenwerden verarbeitete er zum Beispiel in Sie küßten und sie schlugen ihn, der gleichzeitig der Beginn seines berühmten Antoine Doinel-Zyklus war und die Nouvelle Vague quasi begründete. Mit Filmen wie Jules und Jim, Die Braut trug schwarz oder Die letzte Metro arbeitete er innovativ eine große Bandbreite an Genres ab, zu denen auch der Kriminalfilm gehört, der heute bei arte im Fokus steht. Aber auch für Science Fiction war er sich nicht zu schade, wenn er die amerikanische Verfilmung der Romandystopie Fahrenheit 451 übernahm oder selbst in Unheimliche Begegnung der dritten Art von Steven Spielberg mitspielte und sich am Set angeregt über dessen filmische Vision unterhielt.
Schießen Sie auf den Pianisten ist nur einer von zwei Filmen, die heute auf arte zu Ehren von Francois Truffaut gezeigt werden. Ab 20.15 wird kommt außerdem noch Auf Liebe und Tod, gefolgt von einer einer fünfminütigen Minidoku über Francois Truffaut selbst (22.00 Uhr), gezeigt. In Schießen Sie auf den Pianisten geht es um den melancholischen Barpianisten Charlie Kohler (Charles Aznavour), der sich vor seiner kriminellen Vergangenheit und der Erinnerung des Selbstmords seiner Frau versteckt, den er zumindest teilweise sich selbst zuschiebt. In der Kellnerin Lena (Marie Dubois) könnte er neue Liebe finden, wenn er nicht durch seinen Bruder (Albert Rémy) in die Familie zurückgezogen würde.
Schießen Sie auf den Pianisten ist eine ungewöhnliche Hommage an das Gangster-Genre, die dieses gleichzeitig transzendiert. Manchmal ironisch, manchmal sogar meta, unterbricht Truffaut seinen eigenen Film mit ungewöhnlichen Schnitten und Voice-Overn. Francois Truffaut sagte selbst, dass er beim Dreh bemerkte, dass er Gangsterfiguren hasst und rettete das Projekt mit dieser Mischung aus innovativen Filmtechniken und Referenzen an Vorbilder wie Alfred Hitchcock.
Mit Auf Liebe und Tod wird um 20.15 der letzte Film Truffauts gezeigt. Der Kriminalfilm handelt von einer Sekretärin, die die Unschuld ihres Chefs beweisen will und dafür die Ermittlungen im Mordfall seiner Frau selbst in die Hand nimmt. Als sein letzter Film liest sich Auf Liebe und Tod, wie auch Schießen Sie auf den Pianisten, als Liebeserklärung an den Kriminalfilm und den Film Noir. Zusammen mit Stamm-Kameramann Nestor Almendros schuf er 1983 ein stilechtes Stück Kriminalkino ganz in schwarz-weiß.
Was: Auf Liebe und Tod (1983) & Schießen Sie auf den Pianisten (1960)
Wo: arte
Wann: 20.15 Uhr und 22.05 Uhr
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