Star Wars, Titanic & die Sucht nach 3D

06.02.2012 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Darth Maul gibt's bald auch in 3D
20th Century Fox
Darth Maul gibt's bald auch in 3D
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Am Donnerstag startet Star Wars: Episode I – Die Dunkle Bedrohung in den deutschen Kinos und dabei handelt es sich nicht um ein Déja-vu. Es ist nur einer von vielen Blockbustern, die in 3D nochmal verwertet werden.

Es gab einmal eine Zeit, da hatten Re-Releases, also die Wiederveröffentlichung im Kino, einen guten Ruf. Da verhießen die frisch gedruckten Poster das Jubiläum eines Klassikers, vielleicht sogar in rundum restauriertem Glanz und bisher ungesehener Farbenpracht. Vor allem aber boten die Wiederaufführungen den Nachgeborenen die Möglichkeit, sich den Über-Filmen endlich mal auf der großen Leinwand in einem authentischen Kinoerlebnis anzunähern. Seit ein paar Jahren allerdings droht der Re-Release ein erheblicher Image-Schaden und zwei teuflische Zeichen tragen die Schuld: 3D.

Von Jedis und anderen Fischen
Bereits im dunklen Jahr 2010, zu einer Zeit als wieder die blauen Schemen der Na’vi in den Kinos gesichtet wurden, verkündete George Lucas, er werde die komplette Star Wars-Reihe nochmal ins Kino bringen. Damals markierten die Filmgeschichtsschreiber den Höhepunkt des dreidimensionalen Siegeszuges und so richtig dürfte der Schritt des ILM-Gründers und Ehren-Jedis niemanden überrascht haben, der in den Jahren zuvor offenen Auges Filmzeitschriften und Foren durchgeblättert hatte. Knapp zwei Jahre später ist es nun soweit. Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung steht in den Startlöchern, während der 3D-Hype seine Zuschauer vom absteigenden Ast aus in die Augen giegelt. Doch in den Wiederaufführungen, die erst jetzt so richtig auf uns zurollen, könnte die 3D-Technik eine starke Bastion gefunden haben.

Etwa ein Jahr nach der Ankündigung von George Lucas brachte Disney Der König der Löwen in die Kinos. Der Megahit von 1994 sammelte in den folgenden Wochen noch einmal 94 Millionen Dollar an den amerikanischen Kinokassen, nicht zuletzt weil es zu diesem Zeitpunkt an familienfreundlicher Konkurrenz mangelte. Was ursprünglich als zweiwöchiges Kinoevent zur Veröffentlichung der 3D-Blu-ray gedacht war, schloss mit Zahlen ab, die so manchen regulären Blockbusterstart Konkurrenz machten. Nun schickt sich eine ganze Welle dreidimensional aufbereiteter Filme an, den Erfolg zu wiederholen. Deren erster Kinostart liegt oft gar nicht mal so lange zurück. Ende 2010 startete Die Schöne und das Biest 3D weltweit und konnte in den USA bereits knapp 43 Millionen einspielen. Auf Episode I in 3D folgt im April das Großprojekt Titanic, in dessen Konvertierung James Cameron rund 18 Millionen Dollar und die Arbeitskraft von 300 Angestellten gesteckt haben soll. Auch Pixar-Filme werden überarbeitet. Findet Nemo startet im September in den Staaten, eine Re-Release von Ratatouille ist für 2014 geplant. Toy Story und Toy Story 2 haben die Konvertierung bereits hinter sich.

Die Erinnerungsmaschine
Schritt für Schritt verwandelt sich so die Wiederaufführung von einer Marketing-Maßnahme (etwa für eine DVD- oder Blu-ray-Veröffentlichung) in einen veritablen Selbstläufer an der Kinokasse. Wurde Toy Story noch in 3D in die Kinos gebracht, um vom Interesse am dritten Teil zu profitieren, sind Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung und Titanic bereits als eigenständige Events geplant, die sich selbst tragen. Sie gehören wie andere und vor allem neue Blockbuster auch zu den Kino-Highlights des Jahres. Der einzige Unterschied: Im Saal wartet ein Déja-vu und in der Buchhaltung eine wesentlich größere Differenz zwischen Einspiel und Budget.

Das Image der Re-Release leidet unter diesem Fakt, scheinen für den Beobachter nicht mehr Nostalgie und Ehrerbietung zu regieren, sondern der Wunsch nach Geld. Der hat natürlich auch bei früheren Wiederaufführungen eine große Rolle gespielt, doch wer will das kritisieren, wenn Metropolis seine x-te Kinoauswertung bekommt? Im Gegensatz zu Stummfilmen aus den 20er Jahren zielen die jüngsten Wiederaufführungen auf die zwei wichtigsten Zielgruppen ab, welche die Studios mit ihren Blockbustern bedienen, nämlich junge Männer und Familien. Enttäuschten viele der Animationsfilme aus dem letzten Jahr, bieten Der König der Löwen, Star Wars oder Findet Nemo eine gewisse Sicherheit an den Kinokassen. Warum also mit Rio ein Wagnis eingehen, wenn Simba Qualität verspricht und Kindheitserinnerungen wachruft? Das könnten sich auch viele Zuschauer denken.

Erst letzte Woche habe ich über die nostalgischen Streifen Hugo Cabret und The Artist geschrieben, welche der Frühzeit des Films ihre Ehrerbietung zollen. Nach einem Jahr voller Filme, die sich ein anderes Kino, eine andere Zeit herbeisehnen, scheint die Besinnung auf das jüngere Blockbusterkino in den Re-Releases ebenso konsequent wie widersprüchlich. Vielleicht sind als nächstes Jurassic Park und Der Herr der Ringe: Die Gefährten dran. Irgendwann aber helfen auch die 3D-Konvertierungen nicht mehr, irgendwann wartet zwangsläufig die Gegenwart mit ihren Filmen und mit denen müssen wir noch eine ganze Weile leben.

Was haltet ihr von den 3D-Konvertierungen jüngerer Blockbuster? Werdet ihr euch Star Wars im Kino anschauen?

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