The Boys Staffel 3 ist besser als alles, was Marvel in den letzten 2 Jahren gemacht hat

19.07.2022 - 14:10 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
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Die Amazon-Serie The Boys mit Staffel 3 endgültig bewiesen, dass es aktuell kaum eine bessere Serie über Superhelden gibt – nicht mal im Marvel Cinematic Universe.

Die Amazon Prime Video-Serie The Boys rechnet mit Marvel und DC ab und ist verdammt gut darin. Dass der zynische Blick auf das Genre der Superheldenserien gleichzeitig auch eine der besten Superheldenserien der letzten Jahre hervorgebracht hat, ist umso erstaunlicher.

Schon ein Blick auf die Bewertungen der Moviepilot-Community zeigt: The Boys ist (mit einer Wertung von 8.2) allen Marvel-Serien der letzten zwei Jahre (keine mit mehr als 7.4 Punkten) um Längen voraus.

Die Amazon-Serie The Boys weiß, was sie sein will – Marvel hingegen nicht

Marvel kann von The Boys eigentlich nur lernen. Denn bis auf wenige Ausnahmen schwächeln die MCU-Shows in den immer gleichen Bereichen, die The Boys auch ohne Mega-Budget so viel besser umsetzt. Am auffälligsten ist dabei (neben den sogar besseren CGI-Effekten) die Tonalität.

Gemeint ist damit die Umsetzung von Themen, Stilen, Rhythmus oder auch Erzählsprache. Nach 3 Staffeln hat The Boys bewiesen, dass sie ganz genau weiß, was sie erzählen will. Diese Serie hat eine klare Stimme. Und die vermittelt sie mit unerschütterlicher Selbstsicherheit.

Schaut hier den Trailer zu The Boys Staffel 3 bei Amazon Prime Video:

The Boys - S03 Trailer (Deutsch) HD
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Tonalität ist eines der nervigsten Probleme der Marvel-Serien – mit Ausnahme von Loki und 83% von WandaVision. Egal ob Ms. Marvel, Moon Knight oder The Falcon and The Winter Soldier: Sie alle geben uns zu Beginn ein Versprechen, das selten eingelöst wird. In jeweils sechs kurzen Episoden überzeugt keine durch eine durchgängige Vision bzw. eine wirkliche Beständigkeit in Themen und Genres.

Zum Beispiel beginnt Moon Knight als düsterer Psycho-Thriller, nur um nach wenigen Folgen plötzlich zum Indiana Jones-Abenteuer mit einem sprechenden Nilpferd zu mutieren. Das mag einzeln betrachtet zwar interessant sein, fügt sich aber kaum in den zu Beginn etablierten Ton ein.

Auch der jüngste MCU-Beitrag, Ms. Marvel, kehrt seinem Teenie-Highschool-Setting schon nach kurzer Zeit den Rücken. Neue Mythologien, neue Bösewichte, neue Settings: die Serie will zu viel erzählen, ohne überhaupt die Zeit dafür zu haben. Und so wirken viele der aktuellen Marvel-Serie mit ihrer kurzen Laufzeit komplett überfrachtet und überfordert.

The Boys weiß die eigene Laufzeit besser zu handeln

Ich liebe Marvel und auch die Serien des MCU. Aber wenn ich mir dann die aktuelle Staffel von The Boys ansehe, bin ich doch erschrocken, dass es die Superhelden-Satire schafft, viel fokussierter und konzentrierter zu erzählen, ohne dabei den Entertainment-Faktor zu verlieren.

So verleiht beispielsweise die Geschichte des neuen Supes Soldier Boys (Jensen Ackles) auf blutigem Rachefeldzug der 3. Staffel nicht nur eine klare Struktur, sondern verwebt auch im Verlauf der acht Episoden alle einzelnen Handlungsfäden miteinander und hat stets einen direkten oder indirekten Einfluss auf alle Charaktere.

Homelander weiß, was gut schmeckt

The Boys wirkt nie gehetzt und will nie zu viel auf einmal. Obwohl eine Staffel nur zwei Folgen mehr hat als die Durchschnitts-MCU-Show, nimmt sich die Story um Homelander (Antony Starr), Butcher (Karl Urban) und Co. viel Zeit für ihre Figuren – trotz eines viel größeren Ensembles als jede Marvel-Serie – und erzählt ihre thematischen Bögen konsequent zu Ende.

Eine weitere Spezialität von The Boys ist der beeindruckende Spagat zwischen Dramatik und Humor. Auf der einen Seite sorgen total abgedrehte Sex-Szenen, explodierende Penisse und andere verstörende Gewaltmomente für Fassungslosigkeit und Lacher.

Auf der andern haben wir komplexe Charakterstudien und erschütternde Tragik. Und trotzdem wirkt The Boys dabei stets wie aus einem Guss – was ein MCU-Blockbuster wie Thor 4 leider nicht von sich behaupten kann.

Nach 3 Staffeln steht fest: The Boys zeigt, was eine gute Superhelden-Serie ausmacht

Natürlich unterscheiden sich MCU-Serien und The Boys inhaltlich drastisch voneinander. In beiden Welten geht es um Superhelden. Da hören die Gemeinsamkeiten eigentlich auch schon auf.

Aber mit Blick darauf, dass Marvel mit seinen Disney+ Serien derzeit und in Zukunft weiterhin das Genre dominiert, ist es umso erstaunlicher, dass Amazon mit seiner Anti-Marvel Serie (Staffel 3 parodiert gleich mehrere Avengers) nahezu alles besser macht, was uns das MCU in den vergangen zwei Jahren auf die Bildschirme gezaubert hat.

Soldier Boy: Konkurrenz für Captain America?

Marvel-Serien müssen keine Sex-Orgien und ultrabrutale Gewalt zeigen, um an die Qualität von The Boys heranzukommen. Sie müssen einfach selbstsicherer, konsequenter und mutiger sein.

Ms. Marvel etwa thematisiert erstmals Fandom und Glorifizierung von Heldenfiguren. Was hier aber nur ein unkritischer Meta-Blick auf die eigenen Fans bleibt, wird bei The Boys von Beginn an einfach stringent und immer mindestens einen Schritt weiter gedacht.

Das soll nicht heißen, dass das MCU selbstkritischer werden muss (was Deadpool 3 sicherlich richten wird). Aber ist es zu viel verlangt, dass Marvel mal eine sinnvoll durchstrukturierte und homogene Serie abliefert?

Abseits all der Schocks, des Ekels und der bitteren Sozialkritik verhandelt The Boys komplexe und zutiefst menschliche Konflikte und schafft es Woche für Woche mit seinen mehrdimensionalen und ausgearbeiteten Figuren in den Bann zu ziehen. Es braucht keine bombastischen CGI-Schlachten, sondern einfach nur eine ehrliche Nähe zu den zentralen Charakteren.

Denn gerade das macht The Boys zu einer fantastischen Superhelden-Serie. Sie hat eine eigene Identität, die in jeder einzelnen Folge und Szene zu spüren ist. Vielleicht ist gerade das die große Kritik des Amazon-Hits an der Konkurrenz.

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Seid ihr der Meinung, dass Marvel-Serien etwas vom The Boys-Erfolg lernen sollten?

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