Time to Sashay Away - Ein Praktikant verabschiedet sich

02.09.2017 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
RuPaul, kurz bevor sie die nächste Queen nach Hause schickt
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RuPaul, kurz bevor sie die nächste Queen nach Hause schickt
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Wie auch die Queens in RuPaul's Drag Race müssen moviepilot-Praktikanten irgendwann ihre Koffer packen und sich auf den Weg zu neuen Abenteuern begeben. Nach drei Monaten ist nun der Moment gekommen, ich verabschiede mich.

Vor drei Monaten (gefühlt letzte Woche, oder doch vor einem Jahr?) stellte ich mich euch, der Community, vor. Schweren Herzens trennte ich mich für mein Praktikum in der moviepilot-Redaktion von meiner Bettdecke, um meiner anderen großen Leidenschaft - Film, Stars, Serie - nachzugehen. Ein kluger Mensch sagte einst, dass die Zeit besonders schnell vergeht, wenn man Spaß hat, und dabei hatte er oder sie Recht. Nun sitze ich hier, drei Monate, nachdem ich meinen Vorstellungstext verfasste, und schreibe einen letzten Text als Praktikant für moviepilot. Wenn eine Kandidatin es nicht schafft, die Jury in RuPaul's Drag Race von sich zu überzeugen, darf sie ein letztes Mal in einem "Lipsync For Your Life" zeigen, dass sie es verdient hat, in der Show zu bleiben. Mein Team gewann zwar in einem Abschieds-Heads Up-Turnier in den Redaktionsräumen, meine Zeit als Praktikant ist dennoch zu Ende. Es heißt: "Sashay Away."

Der erste Tag

Wenn die Drag Queens, die in RuPaul's Drag Race um den Titel "Next Drag Superstar" kämpfen, zum ersten Mal die Show betreten, beschnuppern sie sich alle zunächst erstmal. "Wer wirkt sympathisch?", "Wer ist die größte Konkurrentin?" und "Worauf haben wir uns da eigentlich eingelassen?" sind einige der Fragen, die sie sich zu Beginn stellen. Auch mein erster Tag in der moviepilot-Redaktion war nervenaufreibend. Plötzlich saß ich in einem Großraum-Büro mit Menschen, die meine Leidenschaft für Film, Serie und Stars teilen, und das überwältigte mich ganz schön. Nach einer kurzen Einführung wartete dann auch gleich die erste Aufgabe auf mich: der Vorstellungstext. Es folgten erste TV-Tipps und News, und ich war entzückt, gleich an meinem ersten Tag dermaßen aktiv zu werden. Glücklicherweise gab es weder von meiner noch von der Seite der Redakteure die folgende Reaktion auf unser erstes Zusammentreffen.

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LGBTQ, Diversity und das Harry Potter-Reboot

Bereits in meinen ersten beiden Wochen wurde mir die Gelegenheit gegeben, Herzen für Klassiker und Serie zu verfassen. Ersteres schenkte ich dem queeren Film-Klassiker Die Harten und die Zarten. Das Redaktions-Team stand meinem Wunsch, mich auf LGBTQ-Thematiken zu stürzen, sehr offen gegenüber, wofür ich ihnen nach wie vor sehr dankbar bin. Es folgten Artikel zu den besten queeren Filmen, der HBO-Serie Looking und meiner Inspiration für diesen Abschiedstext: RuPaul's Drag Race. Im Zusammenhang mit dem Kino-Start von Spider-Man: Homecoming durfte ich zudem einen Text zum Thema Diversity im Blockbuster-Film verfassen. Es sind Themen, über die nicht genug berichtet werden kann, die oftmals aber einen ziemlichen Shitstorm heraufbeschwören. Ein erstes unsanftes Erwachen bescherte mir ein Harry Potter-Reboot, das die Redaktion zum 20. Jubiläum der Erscheinung des ersten Buches ins Leben rief - zum Spaß. Wir beschlossen, die Besetzung etwas vielschichtiger zu gestalten, und so wurden aus einigen männlichen Figuren Frauen, weiße Stars wurden durch People of Color ersetzt. Die Reaktionen auf diese Entscheidung rangierten von Zustimmung bis hin zu, nun, Unverständnis.

RuPaul

Leider waren die negativen Reaktionen ohne die Prise Humor, die RuPaul in dem obigen GIF zur Schau stellt, und erschütterten mich zum Teil zutiefst. Ein Wort, das ich auf jeden Fall erstmal nicht mehr sehen, hören und lesen kann, ist SJW (Social Justice Warrior).

Die vergessenen und unterschätzten Damen Hollywoods a.k.a. raus aus der Comfort Zone

Die Kandidatinnen in RuPaul's Drag Race sollen durch Individualität überzeugen und dennoch Wandelbarkeit präsentieren. In einem ersten Feedback-Gespräch zeigten sich meine Kollegen weitestgehend zufrieden mit meiner Arbeit, legten mir aber ans Herz, meinen thematischen Horizont zu erweitern. Ich hatte ohnehin das Bedürfnis, mich von den Themen, die mir leichter fielen und mit denen ich mich privat schon beschäftigte, zu distanzieren und mich in Neuem auszuprobieren. Dafür ist ein Praktikum schließlich da. So durfte ich mich einer anderen großen Leidenschaft widmen: den vergessenen und unterschätzten Damen Hollywoods. Der Aufstieg und Fall der Katherine Heigl, Anna Kendrick und die Frage, ob sie trotz Talent und Charisma ein Star ist, und die investigative Aufgabe, herauszufinden, was Cameron Diaz eigentlich macht, wurden von mir thematisiert. Wandelbarkeit: Check (hoffe ich zumindest). Denn niemand möchte nur eine Video Hoe sein!

RuPaul's Drag Race: Michelle Visage übt sich in Kritik

Die Jury und ihr Feedback

Es geht nichts über produktive und konstruktive Kritik, um sich zu verbessern. Dies gilt auch für die Teilnehmerinnen in RuPaul's Drag Race. Es nützt nichts, alles zu beschönigen, denn so wird die Queen womöglich nie ihr volles Potential ausleben können. Lediglich auf alle Fehler hinzuweisen, würde allerdings auch nichts bewirken, da die Kandidatin so resigniert. Zugegebenermaßen besteht die Jury aka die moviepilot-Redaktion nicht aus namhaften Stars wie Lena Headey oder Lady Gaga. Nichtsdestotrotz standen mir meine Kollegen stets mit Rat und Tat zur Seite, und daher ist dies nun meine Dankesrede (für das Absolvieren des dreimonatigen Praktikums).

Das größte Dankeschön verdient Ines, die mich trotz eines Fauxpas bei meiner Bewerbung zu einem Gespräch einlud. Sie ist die stille Bären-Mama, die über ihre Schützlinge wacht, und mit der es sich ziemlich gut lachen lässt. Eine Danksagung wäre nicht komplett ohne das Erwähnen von Jenny. Egal mit welcher Frage ich zu ihr kam, sie hatte stets eine Antwort. Der Umfang ihres Wissens ist bewundernswert und manchmal furchteinflößend. Diverse Überschriften habe ich ihrer spontanen Kreativität zu verdanken und manche Sätze erhielten erst durch ihren Einwurf die benötigte Festigkeit. Natürlich muss ich mich auch bei Andrea bedanken, die mir insbesondere bei den Diversity-Texten zur Seite stand und zudem jede Mittagspause versüßte. Ich steckte sie mit meiner Liebe für RuPaul's Drag Race an und es lässt sich sicher sagen, dass dies eine feste Grundlage für eine langjährige Freundschaft ist. Auch Christoph und Hendrik halfen mir stets gerne mit ihrem redaktionellen und fachlichen Wissen. (Hendrik teilte zudem meine Faszination für Katherine Heigl.)

RuPaul's Drag Race: Lena Headey übt sich in konstruktiver Kritik?

Definition: Community

Wenn ich das Wort Community bei Google eingebe, kristallisiert sich sehr grob gesagt folgende Definition heraus: "Eine Community ist eine Gruppe an Menschen, die Interessen teilen." Diese gemeinsamen Interessen führen leider oftmals nicht dazu, dass sich ein Gemeinschaftsgedanke entwickelt. In RuPaul's Drag Race bekriegen sich die Pageant Queens mit den jungen Comedy Queens, da sie unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was Drag ist. Dass sie letzten Endes einer Minderheit angehören, die es ohnehin schon schwer genug hat, scheinen sie in diesen Momenten zu vergessen. Auch die Kommentare bei moviepilot ließen mich manchmal mit dem Kopf schütteln. Sind wir nicht alle irgendwie auch Teil einer Randgruppe? Seid ihr nicht auch manchmal in Gesprächen etwas aufgeschmissen, wenn euer Gegenüber keine Ahnung hat, wer Steve Carell ist? Habt ihr euch auch schon mal dabei ertappt, wie ihr Rachel McAdams als "die Rothaarige aus diesem Liebesfilm" beschreibt, um euer Gegenüber nicht zu überfordern? Moviepilot ist als Community gedacht, in der sich Film- und Serienbegeisterte austauschen können und einen gemeinsamen Platz geboten bekommen.

RuPaul's Drag Race: Gia Gunn hat eine Liste ...

Das Problem findet sich primär in der Art der Diskussion. Gegensätzliche Filmgeschmäcker werden teilweise nicht geduldet, und der Dialog schlägt dabei manchmal in Feindseligkeit um. Auch die Toleranz was "Andersartigkeit" anbetrifft ist leider nicht immer gegeben und homophobe, rassistische oder sexistische Kommentare machen die Kommentarspalte hin und wieder zu einem sehr toxischen Ort. Das kann schonmal zu einer Überstrapazierung des Melde-Buttons führen. Wir sind alle Film-Nerds. Nicht jeder Nerd ist dabei gleich. Mein Appell ist daher sehr Miss Teen USA: "World Peace!" Ein Community-Gefühl kann sehr angenehm sein. Unterschiedliche Geschmäcker können zu spannenden Diskussionen führen, in dem der Gegenüber nicht "dumm" ist, nur weil er den Lieblingsfilm nicht mag. Darüberhinaus werde ich wohl nie verstehen können (und wollen), warum mancher das Bedürfnis hat, unter einen Artikel zu schreiben, wie uninteressant dieser ist. Wenn ihr also vorher schon wisst, dass ihr nichts - für euch - Spannendes in einem Text lest: einfach überspringen. Falls der Artikel hinter euren Erwartungen zurückbleibt, gibt es aber auf jeden Fall auch eine nette Art, dies zu kommunizieren.

Feindseligkeit ist leider oftmals lauter als Harmonie. Natürlich gibt es viele Kommentare, über die sich die Redaktion freuen kann. Bei diesen Usern und allen anderen stillen Lesern möchte ich mich für eine wunderbare Zeit bedanken!

Meine Liebe zum Schreiben wird mich vermutlich meinen Blog hier und da mal aufpäppeln lassen. Bis dahin höre ich nun auf Mama Ru.

RuPaul

Wie fabulous ist bitte RuPaul?

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