Ultrabrutale Action heute im TV: Dieser Sylvester Stallone-Film ist gleich auf mehrere Arten grausam

22.08.2021 - 10:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Sylvester Stallone in Rambo: Last BloodUniversum Film
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Selten war Sylvester Stallone so blutrünstig wie heute im TV in Rambo 5. Die Art, wie Gewalt dort eingesetzt wird, ist nicht nur grausam - sondern auch grausam fragwürdig.

Sylvester Stallone erobert im Kino wieder die Herzen der Fans: The Suicide Squad siegt, wo DC und Marvel sonst scheitern. Und das liegt auch ein bisschen am knuffigen King Shark, dem Stallone für das Comic-Spektakel die Stimme geliehen hat. Den Glanzmoment gönnen ihm Fans von Herzen - denn im Kino sah es für die Action-Ikone zuletzt eher düster aus: Nämlich mit Rambo: Last Blood, der heute um 22:30 Uhr als Free-TV-Premiere bei RTL läuft.

Der fünfte Rambo-Teil hatte als sein letzter Leinwandauftritt nämlich ein paar gehörige Schwächen. Dass er einen lückenhaften Plot durch spektakuläre Gewaltdarstellung ersetzen wollte, ist dabei nicht das Schlimmste. Dass er ganze Menschengruppen als dumpfes Vieh oder amoralische Sadisten darstellt, fällt viel schwerer ins Gewicht.

Mexiko ist in Sylvester Stallones Action-Kracher ein einziger Hort des Verbrechens

Dabei liest sich die Geschichte von Rambo: Last Blood für einen Vertreter der Reihe nicht ungewöhnlich, einem schönen Abschluss des altgedienten Franchise sogar angemessen: John Rambo (Stallone) hat sich im ländlichen Arizona auf der Farm seines Vaters niedergelassen, wo er nur mit seiner Haushälterin Maria (Adriana Barraza) und ihrer Tochter Gabriela (Yvette Monreal) wohnt.

Schaut hier noch einen deutschen Trailer zum fünften Rambo-Film:

Rambo: Last Blood - Trailer 2 (Deutsch) HD
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Rambos Herbsttage zwischen Ausreiten und traumatischen Kriegserinnerungen werden jäh durcheinandergewirbelt, als Gabriela auf der Suche nach ihrem Vater in Mexiko entführt wird. Ein letztes Mal zieht er in den Krieg, um sie aus der Hand skrupelloser Gangster zu befreien.

Dass dabei eine Menge Blut vergossen wird, war zu erwarten - alles andere wäre für die Rambo-Reihe, gerade nach dem schockierend brutalen Vorgänger John Rambo einfach überraschend. Auch hier geht Rambo ultrabrutal gegen seine Feinde zu Werke, schlitzt, schießt, hackt, brennt und trümmert die Gegenseite zu Tode. Problematisch wird es aber bei der Frage, wem er diese Gewalt antut.

Denn Rambo 5 macht zwischen dem rechtschaffenen Amerikaner und dem Moloch Mexiko einen riesigen Graben auf: Kaum ist die Grenze überschritten, so erzählt es der Film, muss jeder sofort mit Mord, Vergewaltigung und absoluter Unmoral rechnen.

Gabrielas Vater hat sie und ihre Mutter etwa schlicht verlassen, weil sie ihm auf die Nerven gingen. Ihre Freundin verrät sie ohne zu Zögern sofort an eine Bande brutaler Zuhälter. Mexikanische Straßen und Clubs sind Orte, in denen ein falsches Wort den Tod bedeuten kann.

Mexikanische Gangster wie Victor Martinez (Óscar Jaenada) werden zu Rambos Feinden

Dass Rambo ultrabrutal zu Werke geht, ist zwar nichts jedermanns Sache, aber für viele Fans eine berechtigte Erwartung. Das ist auch in Ordnung: Lasst es Blut regnen und die Knochen splittern und trennt den Torso von den Gliedern. Aber auf eine rassistische Verballhornung Mexikos, dessen Verwahrlosung nur der amerikanische Soldat zu bekämpfen in der Lage ist, kann ich verzichten.

Die Mexikaner in Rambo 5 sind wie Vieh, das der Hauptfigur vor die Knochenmühle läuft. Es gibt nicht eine einzige Figur, die den Eindruck eines verruchten, unselbstständigen Landes aufheben könnte - erst recht nicht die spärlichen Frauenfiguren, die der Film einem alibimäßig vorwirft.

Frauenfiguren sind in der Sylvester Stallone-Action hilflose Opfer

Dazu zählen etwa die herzensgute Haushälterin Maria und die investigative Reporterin Carmen (Paz Vega). Als rechtschaffene mexikanische Frauen sollen sie vermutlich die schlechte Darstellung des Landes im Film ausbalancieren, was aber an einer anderen Form angestaubter Inszenierung scheitert. Vorsicht, Spoiler!

Carmen hilft Rambo

Denn ihre Rollenentwicklung ist schlicht sexistisch. Maria ist genau so lange nötig, wie sie Rambo als Mutter eine Rettungsmission gibt. Als ihr Kind stirbt, wird sie mit ein paar hanebüchenen Worten auf die Reise geschickt. Tochter Gabriela ist nicht besser dran: Als sie mit der Suche nach ihrem Vater ein einziges Mal einen eigenen Willen beweist, wird der sofort mit Misshandlung, Vergewaltigung und Tod bestraft, unterstreicht damit sowohl Rambos Unfehlbarkeit wie seine Berechtigung zum Gewaltexzess.

Und selbst Carmen, womöglich als eigenständig agierende Figur am ehesten geeignet, Rambo einen weiblichen Kontrast zu liefern, ist letztlich nichts als Fassade. Sie existiert, damit der Film sich nicht die komplette Erniedrigung mexikanischer Menschen vorwerfen lassen muss. Und wozu dient sie? Sie darf Rambo verarzten und sich von ihm belehren lassen, dass Rache besser als die Suche nach Seelenfrieden ist.

Rambo trauert

Von der Rambo-Reihe kann vermutlich kein Ausdruck politischer Progressivität erwartet werden. Es ging dort immer um den starken amerikanischen Mann, der den Unterjochten der Erde hilft und dabei von allerlei "schwachen" Frauen verehrt wird. Das ist zwar nicht fortschrittlich, aber auch nicht außergewöhnlich für eine Action-Reihe der 80er.

Doch nicht nur haben sich die Zeiten seitdem geändert, auch Rambo scheint mit dem Alter zunehmend eine Entwicklung zu vollziehen - allerdings zum Schlechteren: Was vorher noch die väterlich-bevormundende Hand am Abzug war, ist jetzt ein hasserfüllter US-Cowboy im Krieg mit dem verkommenen Nachbarland.

Nur wenige Rambo-Fans dürften mit abgetrennten Gliedmaßen und Blutfontänen ein Problem haben. Aber genauso wenige wollen im Kino eine menschenverachtende Ideologie anhimmeln. Rambo 5 wirkt ein wenig wie vom längeren Kriegseinsatz zurückgekehrt - müde, abgekämpft und mit einer um Frieden bemühten Welt nicht mehr im Einklang.

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