Wie Filme Kindheitstraumata verarbeiten

25.09.2015 - 09:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Emma Watson in RegressionTobis Film
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Im Griechischen bedeutet Trauma "Wunde". Und Seelenwunden, die wir als Kind erlitten haben, physisch oder psychisch, haben oft großen Einfluss auf das weitere Leben. Filme beschäftigen sich mit diesen einschlägigen Ereignissen auf ganz unterschiedliche Arten.

Sie ist erst 17 Jahre alt, aber Angela (Emma Watson), Hauptfigur in Regression (Kinostart am 1.Oktober 2015) hat schon Schlimmes hinter sich. Ihre Mutter hat sich vor ein paar Jahren umgebracht, ihr Bruder ist weggelaufen, ihr Vater und ihre Großmutter sind Alkoholiker. Und erst nachdem sie zu ihrem lokalen Priester in die Kirche flieht, kann sie darüber sprechen, dass ihr Vater sie mehrfach vergewaltigt hat. Ein Cop (Ethan Hawke) und ein Psychologe (David Thewlis) kommen ihr zur Hilfe und letzterer macht mit ihr eine Regressionstherapie, in der er sie durch Hypnose in die Momente zurückversetzt, an die sie sich nicht mehr erinnern kann. Dort erkennt Angela, dass sie auf satanistischen schwarzen Messen zum Opfer wurde und dass ihr Vater nicht allein war.

Viele Filme arbeiten mit Kindheitstraumata, schließlich gibt es kaum eine größere und einflussreichere Kraft als diese Seelenwunden aus dem Kindesalter, die den weiteren Fortgang des Lebens maßgeblich beeinflussen. Gleichzeitig sind Kindheitstraumata aber auch ein starkes Vehikel, um Geschichten zu erzählen. Sie katalysieren jede Entwicklung, manchmal um gute Geschichten von persönlichen Dämonen, aber auch dem Überwinden selbiger zu erzählen. Andere Filme benutzen sie lieber, um einfach und billig das Dasein und Handeln ihrer ProtagonistInnen zu erklären.

Achtung, Spoiler zu den genannten Filmen.

Die selbst zu Tätern werden

Wie wird ein Mensch böse? Wie entwickelt man sich zum Mörder? Die Antwort darauf liegt oft in der Kindheit, das pure Böse ist nicht einfach so entstanden, es wurde gemacht. Wie in Brian De Palmas Carrie - Des Satans jüngste Tochter. Betrachtet man es oberflächlich, sind es die Schulkameraden, die sie mit Schweineblut übergießen, die Carrie (Sissy Spacek) dazu bringen beim Abschlussball zur Massenmörderin zu werden. Doch es ist die tief religiöse, eiskalte und erbarmungslose Mutter, die sie ihr ganzes Leben schon traktiert.


Ebenfalls die strenge Mutter ist es, die in Hitchcocks Psycho ihren Sohn (Anthony Perkins) als Kind und Erwachsenen psychisch so malträtiert, dass er dann in ihren Kleidern und mit Perücke beginnt, Frauen zu töten. In The Cell unternimmt eine Psychologin (Jennifer Lopez) eine Reise in das Unterbewusste eines Massenmörders (Vincent D'Onofrio), der im Koma liegt, um sein letztes, noch lebendes Opfer zu finden. In seiner Fantasiewelt trifft sie bald auf das Böse seiner Seele, aber auch auf ihn als kleinen geschundenen Jungen, der von seinem Vater misshandelt wurde. In Identität wird die multiple Persönlichkeit eines Killers (Pruitt Taylor Vince) damit erklärt, dass er als Kind von seiner Mutter, einer Prostituierten, einfach in einem Motel abgesetzt und verlassen wurde.

Die sich in Fantasien flüchten

Manche Filme meinen es gut mit ihren Filmfiguren und begeben sich mit ihnen in die Tiefen ihrer Fantasie. Wenn Menschen Dinge passieren, die ihre Psyche nicht verarbeiten kann, so aktivieren sie manchmal einen Abwehrmechanismus, der die Geschehnisse in fantastische und weniger erschreckende Geschichten verwandelt: Ofelia (Ivana Baquero) ist ein kleines Mädchen mitten im spanischen Bürgerkrieg. Ihre Mutter ist schwanger und sehr krank und sie ist mit ihr in einem Haus gefangen, das dem neuen Ehemann der Mutter gehört. Doch dieser ist ein sadistischer, mordender Hauptmann und er stört sich an Ofelias Anwesenheit. Das Kind ist einer massiven Bedrohung ausgesetzt, der sie nicht entfliehen kann. Und so bleibt ihr nur der Rückzug nach innen, in Pans Labyrinth, eine Fantasiewelt, die ihr suggeriert, dass es Hilfe gäbe.
Pan's Labyrinth - Trailer (Deutsch)
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Auch Jeliza-Rose (Jodelle Ferland) flüchtet sich in Tideland in ihre Fantasie. Als ihre Mutter (Jennifer Tilly) erstickt und ihr Vater (Jeff Bridges) an einer Überdosis stirbt, ist sie plötzlich allein auf der Welt und wohnt in einem Haus mit der Leiche des Vaters, der noch immer auf dem Sessel sitzt. In Geister der Vergangenheit arbeitet Florence (Rebecca Hall) als Geisterjägerin, die eines Tages in einem kleinen Jungen, der in einem Haus spukt, die Wahrheit über ihre Kindheit wiederentdeckt. Bis dahin hatte sie die Wahrheit verdrängt und in einer Fantasiewelt gelebt, in der sie aus Afrika stammte.

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