Restless_Kid - Kommentare

Alle Kommentare von Restless_Kid

  • 1. Leichen pflastern seinen Weg. Gehörte damals wahrscheinlich mit zum zynischsten, was man im Kino sehen konnte. Corbucci, du Schlingel!

    2. Der Kanal von Andzrej Wajda. Authentische (und damit konsequent hoffnungslose und nihilistische) Schilderung einer Episode aus dem Warschauer Aufstand.

    3. Verbotene Spiele.Auch wenn der Film ab 12 freigegeben ist und keine allzu brutale Kriegsbilder zeigt, außer den (aber auch relativ harmlosen) Bombenangriff am Beginn, musste ich trotzdem, noch mit Ende 20, manchmal wegschauen. Vor allem, wenn Kinder leiden müssen, krieg ich die Krise.

    4. Peppermint Candy. Für mich der beste Film über Selbstmord. Die Geschichte rückwärts zu erzählen eignet sich hervorragend dazu, die Psyche eines Selbstmörders einfühlsam und urteilsfrei zu ergründen. Als der Film dann mit dem Anfang endet, wenn Yongho voller Stolz und Freude in eine glückliche Zukunft blickt, der Zuschauer aber bereits weiß, dass seine Zukunft das komplette Gegenteil wird, hats mich zerrissen.

    5. Deathdream bzw. Dead of Night. Mischung aus Zombie-Vampir-Horrofilm und Antikriegsfilm. Die Szene, mit der der Film endet, hat mich tief bewegt: die weinende Mutter am Grab ihres gefallenen Sohnes.

    6. Die letzten Glühwürchmen. Wie gesagt, wenn Kinder leiden müssen ...

    7. 1900 hat auch einige Szenen, die sich mir regelrecht ins Hirn gebrannt haben (wenn gleich am Anfang der Partisane, voller Freude über das Kriegsende, heimtückisch doch noch von einem Faschisten erschossen wird; wenn die Bauern Attila und Regina durchs Feld jagen; wie Attila am ende des ersten Teils die Katze tötet; und natürlich die Masturbationsszene mit Gérard Depardieu und Robert De Niro).

    U.v.a.m.

    Und dann gibt es noch einige beschlagnahmte Filme, die ich aus reiner Neugier gesehen habe und die meine Vermutung bestätigt haben: Die sind nicht ohne Grund nicht einfach so erhältlich (zumindest nicht nicht Deutschland).
    Als da wären Cannibal Holocaust oder A Serbian Film.

    2
    • Restless_Kid 05.12.2019, 18:58 Geändert 05.12.2019, 23:51

      1. Rum, Whisky oder Wodka?
      Nix davon. WENN ich mal Alkohol trinke, dann in der Regel Sake, wenn ich beim Asiaten essen gehe. Auf Feiern oder beim Ausgehen trinke ich mal den ein oder anderen Likör.

      2. In einer Welt der totalen Überwachung, einem repressiven System und einer gleichgeschalteten Gesellschaft: Wo würdest du stehen?

      Ich würde versuchen, so unauffällig wie möglich leben (wer sich nicht einmischt, dem passiert nischt). Aber da autoritäre Strukturen nun mal darauf abzielen, dass auch das leiseste Vögelchen piep macht, wird es verdammt schwierig, seinen eigenen Individualismus und seine Ideale zu bewahren.

      Sollte ich dann tatsächlich ins Fadenkreuz gerate, würde mir entweder die Flucht ins Ausland gelingen oder im schlimmsten Fall würde ich wegen passiven Widerstands, Befehlsverweigerung, Asozialer Lebensweise, Wehrkraftzersetzung, Sabotage, Boykotthetze oder was es in der Geschichte sonst noch so gegeben hat oder geben wird, hingerichtet werden

      3. Würdest du im Winter Eis essen gehen?

      Von selbst nicht; höchstens, wenn ich eingeladen werde, was aber noch nicht passiert ist (ich meine im Winter)

      4. Würdest du im Sommer heißen Kakao trinken?
      Kakao ist nicht meins; Tee ist mein Hauptgetränk; im Sommer in der Regel kalt.

      5. Gibt es überhaupt Dinge, die du nur zu bestimmten Jahreszeiten tust? Welche?

      Winter- und Sommerfilme schaue ich tatsächlich nur in den entsprechenden Jahreszeiten.

      6. Bist du handwerklich begabt?

      Mein Vater war Fliesenleger, kannte sich aber so gut wie überall im Handwerk aus; außer vielleicht bei Elektrotechnik.
      Dadurch habe ich nebenbei auch so einiges mitgekriegt. Ich versuche so gut wie möglich unabhängig vom Handwerk zu leben; und das klappt auch ganz gut.
      Ich will das Handwerk nicht abwerten, aber so eine schwierige Wissenschaft ist das ganze nun auch wieder nicht. Im Grunde kann man doch alles selber machen; aber die Menschen WOLLEN das nicht selber machen, sondern andere für sich arbeiten lassen (inkl. Beschwerden über lange Wartezeiten und den berühmten „Pfusch am Bau“).
      Frei nach Schiller sage ich: Das richtige Werkzeug im Haus erspart den Handwerker.

      7. Wenn du jetzt festlegen könntest, welche Höhepunkte dein Leben in den nächsten fünf Jahren haben würde, welche fünf Dinge sollten dann auf jeden Fall passieren?

      Vor allem meine To-Do-Liste von Sachbüchern abarbeiten, die ich mir teilweise schon vor 1,2,3 Jahren gekauft, aber noch nicht angerührt habe.
      Eine neue Sprache lernen; Japanisch z. B.

      8. Kann Putin wirklich auf einem Bären reiten?

      Geh mir doch nicht mit so einem Quatsch auf den Sack!

      9. Welche Dinge auf deinem Schreibtisch fallen dir als erstes auf, wenn du deinen Blick darüber schweifen lässt?

      Mein altmodischer Wecker aus sowjetischer Produktion aus den 60ern. Funktioniert noch (auch die Alarmglocke)

      10. Bist du eher Tesa-Film oder Klebstoff?

      Es ist laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaange her, dass ich sowas mal nutzen musste.

      11. Wie motivierst du dich, morgens aufzustehen?

      Mit meiner Lieblingsmusik.

      12. Welches Lied hörst du zur Zeit wohl am meisten?
      Werewolves of Londen von Warren Zevon

      13. Wenn du allgemein in die Zukunft blickst, kannst du sie eigentlich im positiven Licht sehen?

      Eigentlich nicht. Irgendwann wird es schon noch einen Weltkrieg, Teil 3 geben…

      14. Konkret: Was tut man, wenn man sich irgendwie in eine Person verknallt hat und weiß, dass es hundert Gründe gibt, dass es nicht laufen kann, man aber nicht wirklich los kommt? Abstand? Konfrontation? Oder irgendeine andere Lösung? (Ich frage für einen Freund…^^)

      Als ich mal in eine Frau verliebt war, die leider schon in einer festen Beziehung war, habe ich ihr einfach eine normale Freundschaft angeboten, und das hat prima geklappt. Von den richtig privaten Sachen (Urlaubsreisen, das ganze Sexzeugs usw.) bin ich natürlich ausgeschlossen, aber allein das Privileg, in der Nähe dieser wundervollen Person sein zu dürfen, ungezwungen mit ihr reden zu können, (immer noch) zu Ihrem Geburtstag eingeladen zu werden, mit ihr ausgehen zu dürfen (auch wenn ihr Freund/Mann nicht da ist), genügt mir.

      Wenn die Situation hingegen so ist, dass man sich in eine Person verliebt hat, die einen eigentlich gar nicht leiden kann… Keine Ahnung.

      • Hier 'ne Katze, dort 'ne Katze; Überall sind Katzen!!! Aber ich liebe sie...

        • Restless_Kid 28.11.2019, 14:58 Geändert 28.11.2019, 15:19

          1. Was bevorzugst du? Bargeldlos oder doch lieber getreu dem Motto : “Nur Bares ist wahres!”?

          Alltägliche Einkäufe bezahl ich bar. Größere Anschaffungen (Drogen, Waffen, Sexspielzeug) auch mal mit Karte.

          2. Stehst du bei jemanden in der Schuld und hattest noch keine Gelegenheit diese zu begleichen?

          Es ist eher so, dass andere bei mir in der Schuld stehen. Aber das will ich nicht näher erläutern, sonst muss ich weinen…

          3. Springst du auch heute noch spielerisch in Pfützen?

          Aber natürlich.

          4. Bestellen und liefern lassen oder Einkaufen und selber machen?

          Ich mach’s mir sehr gerne selbst.

          5. Wäre Speeddating auch eine Option für dich?
          -

          6. Dein Partner überrascht dich mit zwei Eintrittskarten für eine Ausstellung, eine Freundin kommt aber zu Besuch und möchte die Zeit mit dir verbringen, wie sieht deine Entscheidung aus?

          wenn es sich bei der Freundin um meine feste Freundin handelt, lass ich für sie alles stehen und liegen. Ich hab schon so einige Verabredungen und Termine sausen lassen, weil meine Freundin „Zeit mit mir verbringen wollte“ (wenn du weißt, was ich meine).

          7. Dir erscheint einst die gute Fee, welche drei Wünsche dürfte sie dir erfüllen?

          eine Brieftasche, die niemals leer werden kann (Klingt nicht so gierig wie „unendlich viel Geld“)

          nie wieder krank werden (nicht mal einen Schnupfen)

          dass ich noch weitere 50000 Wünsche haben darf

          8. Du bist Texter von Glückskeksen, welche Weisheit oder Botschaft würde von dir stammen?

          VORSICHT! HINTER DIR!

          9. Welche Metropole konnte schon immer dein Herz gewinnen?

          Keine. Metropole ist für mich ein Synonym für Moloch. Meine Einstellung zu Großstädten ähnelt der von Homer Simpson (die Episode, in der er seinen konfiszierten Wagen aus NYC abholen soll). Aber leider muss ich selbst in einer Großstadt leben.

          10. Ziehst du bei Gewitter den Schwanz ein, oder stellst du dich der Gefahr?

          Ich mache sicherheitshalber alle Fenster auf und schalte alle elektrischen Geräte ein.

          11. Machen dich unmoralische Avancen an?

          Kommt drauf an, gegen wen sich die Unmoral wendet. Bei einem Schlägertypen, der andere schikaniert, wäre es ja verständlich, wenn man nun einen Schlägertypen engagiert, der dem Schlägertypen ins Zahnfleisch langt. Aber „an“ würde mich so etwas nicht machen.

          12. Bist du in der Schule lieber in der ersten oder letzten Reihe gesessen?

          In der ersten Reihe, direkt vorm Lehrertisch. In der Regel ist es ja so, dass Lehrer vor allem die hinteren Reihen im Auge behalten. Hinzu kommt, dass ich extrem unauffällig war und so tatsächlich um die eine oder andere mündliche Kontrolle gekommen bin. Außerdem musste ich nie aufstehen, um meine Hausaufgaben usw. nach vorne zu bringen oder die von anderen einzusammeln, sondern konnte die gleich beim Lehrer auf den Tisch klatschen.

          13. Wäre das heute immer noch so?

          Als ich mit Anfang 20 Mein Abitur auf dem 2. Bildungsweg nachholte, habe ich tatsächlich Wert darauf gelegt, mir wieder den Platz direkt vorm Lehrertisch zu sichern. In Musik sah das nur ein bisschen komisch aus. Da waren wir nur 11 Mann. Stell dir das vor: 10 Mann haben sich auf die letzten Reihen aufgeteilt, dazwischen 4 leere Reihen und in der 1. Reihe, direkt vorm Lehrertisch: Ich. Später habe ich hier aber eine Ausnahme gemacht und mich zu den anderen gesetzt; was mir aber nicht leicht gefallen ist.

          14. Wieso macht es so viel Spaß, andere zu beobachten?

          Tut es das? Auf meinem Heimweg komme ich durch ein Wohngebiet und beobachte da lieber die Katzen.

          15. Welches Ereignis in deiner Kindheit hatte den größten Einfluss auf die Entwicklung deines Charakters?

          Die totale Entfremdung von meiner Familie. Aber das will ich nicht näher erläutern, sonst muss ich weinen…

          16. Bei welchem historischen Ereignis wärst du gern dabei gewesen?

          Beim Meteoriteneinschlag oder Vulkanausbruch oder was auch immer die Dinos gekillt hat. Ich wäre dieser verrückte (und einzige) Höhlenmensch gewesen, der mit seiner Keule schwingend durch die Kante rennt und verzweifelt schreit: UGA! UGA! PUFF! PUFF! PENG! BUM!

          1
          • Restless_Kid 26.11.2019, 14:41 Geändert 26.11.2019, 17:12

            1. Du bekommst eine Million Euro. Voraussetzung ist, dass Du in Deinem Leben nie wieder Pommes essen kannst. Nimmst Du an?

            Das leichteste der Welt.

            2. Du bekommst die Möglichkeit für eine Woche auf die ISS zu fliegen. Ausbildung und fehlende Arbeitszeiten werden Dir großzügig bezahlt. Nimmst Du an?

            Natürlich. Ich bring auch Kartoffelchips mit.
            https://www.youtube.com/watch?v=g1Ov7GYYQKw

            3. Alles im Universum schwingt. Überträgt man diese Schwingungen in hörbare Oktaven, kann man theoretisch Planeten hören. Bei welchem Planeten würdest Du gerne wissen, wie er klingt?

            Beim Fettwanst unseres Sonnensystems, dem Jupiter.

            4. Überall auf der Welt gibt es tolle Landschaften. Viele davon kennt jeder, obwohl er noch nie da war. Welche Landschaft aber ist bei der Masse unbekannt, und verdient Deiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit?

            Eigentlich keine, denn kaum ist dieser Flecken bekannt, wird es dort nur wimmeln von Menschen und Abfall und Hunden und Katzen und Ziegen und Plastik und Essensresten und Pipi und Kotze und Kacke…

            5. Wenn Du am Deutschen Schulsystem eine Kleinigkeit ändern könntest, was wäre es?
            Abschaffung der Noten (bis zur 8. Oder 9. Klasse).

            6. Welches Land außer Deinem Heimatland hast Du am Häufigsten besucht?
            Das Fantasieland

            7. Du hast die Möglichkeit ein Jahr lang in eine fremde Kultur zu tauchen. Welche wäre es?
            Japan.

            8. Welche aktuelle berühmte Persönlichkeit findest Du rein äußerlich am attraktivsten?

            Zuletzt musste ich bei Megumi Kagurazaka denken: Huch, ist die aber hübsch…

            9. Wann warst Du das letzte Mal in/im/auf/bei...

            Restaurant: letzten Freitag
            Theater vor zwei Jahren
            Kino: letzte Woche
            Konzert: noch nie
            Sportveranstaltung: noch nie
            Museum: vor einigen Jahren
            Vortrag: letzte woche
            Ausstellung: Vor einigen Jahren
            Freizeitpark; vor 15 Jahren.

            Keller: vor etwa 24 Jahren, als ich unartig war und meinen Teller nicht leer essen wollte. Eigentlich sollte ich deshalb nur eine Ohrfeige bekommen, aber die hat so Aua gemacht, dass ich auch noch weinen musste. Außerdem hat auch noch meine Nase geblutet und ich hatte Kacka in der Hose. Und so was konnte meine Mama nicht leiden und hat mich dann weggesperrt. Abends durfte ich dann aber wieder mit ihr kuscheln und alles war wieder gut. Ich liebe meine Mama…

            Heute habe ich keinen eigenen Keller mehr.

            10. Deine Lösung für das E-Roller Problem?
            Abschaffen, aber zack!

            11. Warum ist es einfacher gegen etwas zu protestieren, als sich für etwas einzusetzen?

            Weil die Lösungen immer schwieriger zu gestalten sind, was nicht heißt, dass eine Lösung selbst schwierig sein muss. Aber „dummerweise“ leben wir in einer Demokratie, in dem man ständig auf andere hören muss. Und endlose Diskussionen, bei denen selbst die Dümmsten mitreden können, behindern den Fortschritt in vielen Dingen eben auch. Man denke nur daran, wie lange es gedauert hat, bis der Mindestlohn eingeführt wurde.

            Das Engagement von FFF beispwielsweise ist zwar lobenswert und mit der Rückendeckung durch die Naturwissenschaftler sind die Aktivisten gegen den Vorwurf geschützt, dass sie doch alle sowieso keine Ahnung hätten. Aber sie beißen sich mit Ihren Aktionen auf jeden Fall die Zähne aus, weil sie die Sturheit und Kaltblütigkeit der Politik unterschätzen.

            12. Was ist typisch Deutsch?
            Meckern.

            13. Glaubst Du an die String-Theorie?
            Da muss ich mich leider noch auf die Meinungen und das Wissen der Experten verlassen.

            14. Nenne einen Song der Dein Guilty-Pleasure ist.
            -

            15. Und einen Guilty-Pleasure-Film?
            Cannibal Holocaust…

            Ich liebe diese Schockstarre irgendwie, in die andere fallen, wenn Sie in meinem Regal sogar das Mediabook mit 95-Seiten-Booklet sehen. Und immer derselbe Spruch: „Das hätte ich nicht von dir gedacht!“. Tja, ich auch nicht…

            16. Womit könntest Du am ehesten die Massen verzaubern und berühmt werden?
            Ich könnte als Nacktmodel arbeiten.

            17. Rezepte müssen nicht kompliziert sein, um zu schmecken. Welches Deiner Rezepte ist das wohl einfachste, aber derart gut, dass Du es immer wieder gerne verwendest?

            Gebackener Camembert mit doppelter Panade (ich nehme dazu immer zerbröselte einfache Cornflakes) mit selbstgemachter Erdbeer-Vanille-Marmelade und einfachem gemischten Salat.

            18. Was ist eine erstrebenswerte Utopie?

            Ich habe es aufgegeben, an Utopien zu glauben.

            Frei nach Mark Twain würde ich sagen: Wunderbar war die Erschaffung des Menschen; aber noch wunderbarer wäre es gewesen, wenn man es gelassen hätte.

            Oder mein Lieblingswitz:
            Treffen sich zwei Planeten.
            - „Mann, was ist mit dir los? Du siehst so schlecht aus!“
            -„ Ich habe Menschen!“
            -„Keine Angst, das geht vorüber!“

            Utopische Vorhaben wie die Etablierung einer klassenlosen Gesellschaft, BGE, Einklang von Natur und Technik usw. scheitern immer an der Arroganz, Intoleranz und Unfähigkeit des Menschen. Klingt ein bisschen menschenfeindlich, aber irgendwie komme ich nicht von der Vorstellung ab, dass das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit die Menschheit selbst ist. Oder wie Ben Stiller in Greenberg sagt: „Das Leben wird an die Menschen verschwendet.“

            Natürlich denke ich nur in „philosophischer“ Hinsicht so. In der Praxis bin ich die Güte in Person. Ich gebe Obdachlosen Geld, bin ein vehementer Kritiker von Hartz IV usw., aber ich glaube eben nur noch an eine „Utopie für sich selbst“ (bin bestimmt nicht der Erste, aber ich kenn mich in der Philosophiegeschichte noch nicht so gut aus). Man kann vielleicht nicht die Welt verändern, aber man kann zumindest für sich (und für seine Familie, Bekannten usw.) seine eigene kleine (Um)Welt entsprechend gestalten, sodass man glücklich und zufrieden ist. Ein Kommunist praktiziert also einen Kommunismus für sich selbst (und seine Familie, Freunde usw), ein Anarchist einen Anarchismus für sich selbst usw.

            19. Welchen Film hast Du trotz mehrerer Sichtungen bis heute nicht wirklich kapiert?
            -

            20. Mit welcher Figur aus Family Guy, South Park, den Simpsons, Futurama oder ähnlichen Sendungen kannst Du Dich am ehesten identifizieren?

            Mit Hal aus Malcolm mittendrin. Ich bin zwar kein Vater, aber wäre ich einer, dann wahrscheinlich so einer.

            Rocko und Filburt aus Rockos modernes Leben. Rockos Spruch "Nichts für ungut" hab ich mir im laufe der Jahre tatsächlich auch selbst einverleibt.

            21. Was ist eigentlich ein Hipster?

            ist mir egal.

            1
            • Anfang Dezember. Dieses Jahr schon nächste Woche, da habe ich Urlaub und nichts weiter vor. Ich mag zwar diesen ganzen Weihnachtskommerz nicht, mache aber trotzdem jedes Jahr dieselbe Weihnachtsretrospektive und brauch dafür etwa 2 Wochen. Mit den tragischen Filmen fange ich an und zum Schluss kommen die "richtigen" Weihnachtsfilme.

              1. Merry Christmas, Mr. Lawrence

              2. Die Sieger (1963); hier spielt zwar nur eine Szene zu Weihnachten, aber die ist wegen ihres Sarkasmus ziemlich einprägsam

              3. Taxi nach Tobruk

              4. Blast of Silence

              5. Leuchtfeuer

              6. Hardcore - Ein Vater sieht rot; zwar ist nur am Beginn des Films Weihnachten, aber trotzdem kann ich mir einfach nicht vorstellen, den Film zu einer anderen Zeit zu schauen.

              7. Brügge sehen... und sterben

              8. Tatort - Moltke

              9. Will Penny

              10. Eine Pistole für Ringo

              11. Fünf Perlen

              12. Nightmare before Christmas (dieses Jahr zum 1. Mal)

              13. Green Book

              14. Tokyo Godfathers (Mein absoluter Weihnachtsfavorit)

              Und zum Schluss kommen noch die Weihnachtsepisoden von M*A*S*H, Malcolm mittendrin, Community, Hey Arnold usw.

              1
              • 10
                Restless_Kid 08.11.2019, 19:01 Geändert 31.03.2020, 06:06

                8-9-3 oder: Der Wertlose oder: Reue allein reicht nicht
                (Ein paar Haikus, geschrieben in einem Schlafsack unter der Brücke;obwohl, ichweisnich: Sind das Haikus? Ich kenn mich da noch nicht so gut aus; Ich bin nur ein Penner, der manchmal ein paar Ideen hat.)

                Stiller Mann am Strand
                Er bereut seine Taten
                bereut sein Leben

                Glotzt hinaus aufs Meer
                Vertieft in seine Seele
                Will eine Antwort

                Sein Leben versaut
                Die schlimmste Situation
                Keine Hoffnung mehr

                Auch Spiele am Strand
                Wie die glücklichsten Kinder
                schmerzen im Herzen

                Das Glück des Lebens
                Ist für ihn unerreichbar
                Für ihn ist’s… zu spät

                Nacht über dem Meer
                Das Rauschen wirkt beruhigend
                Doch nicht mehr für ihn

                Reue plagt sein Herz
                Gewalt, Mord Gier und Bosheit
                plagten sein Leben

                Doch er will aufhör’n
                Und einen Schlussstrich ziehen
                Geht das so einfach?

                Und seine Taten?
                Soll man einfach vergessen?
                Reicht Reue allein?

                Stiller Mann schlägt zu
                Bringt die Menschen um
                die ihn verrieten

                Selbstmord als Buße
                Der Tod als Erleichterung
                Keine Blum‘ am Grab

                Murakawa-san
                So heißt, hieß der stille Mann
                Wen’s interessiert…

                baka-yarō!!!

                2
                • 1. Welche zwei Schauspieler würdest du gerne mal zusammen auf der Leinwand sehen?

                  Weißnichgenau. Interessant wäre es, wenn zwei Schauspieler, die sich im privaten Leben nicht leiden können und völlig andere Lebensauffassungen haben, im Film auftreten und darin womöglich noch Freunde spielen müssen. Bzw. wären dann die Konflikte hinter der Kamera, die entstehen könnten, interessant.

                  Es gibt da z.B. die Anekdote zum Film die Viper von Umberto Lenzi., weißnichtobsstimmt: Tomas Milian, der „links“ gewesen sein soll, soll seinem Kollegen, Maurizio Merli, der "rechts" gewesen sein soll, bei den Prügelszenen mehrmals absichtlich geschlagen haben.

                  Oder Henry Fonda (Demokrat und Kriegsgegner) soll sich mal mit James Stewart (Republikaner und Kriegsbefürworter) gekloppt haben...

                  Fonda soll gewonnen haben.

                  2. Welche drei Songs sollten hauptsächlich laufen, wenn man jemals entscheiden sollte, einen Film über dich zu drehen?

                  The Kinks – Where Have All The Good Times Gone

                  Steve Earle – Poor Boy

                  Grant Lee Buffalo – Testimony

                  Ja, ich bin ein melancholischer Kauz…

                  3. Wenn du dein 13-jähriges Ich mit je einem Film, einem Buch und einer Serie zusammenfassen müsstest, welche wären es?

                  Buch bzw. Novelle: Die Leiche von Stephen King

                  Serie: Malcolm mittendrin

                  Film: Sie küssten und sie schlugen ihn.

                  4. Was ist dein/e Lieblingssauce/-dip?

                  Joghurt

                  5. Glaubst du, du könntest einen Horrorfilm überleben? Wenn ja welchen?

                  Das werde ich dann sehen, wenn die Vampire/Zombies/Geister/Dämonen/Clowns/Schwiegermütter/Kinder/Zeugen Jehovas hinter mir her sind. Ich denk schon, dass ich eine Lösung finden könnte…

                  6. Glaubst du an Seelenverwandschaft? Wenn ja, sind diese nur romantisch für dich?
                  -

                  7. Welches ist dein Lieblingsgedicht?
                  -

                  8. Gibt es ein YouTube-Video, dass du jedem empfehlen würdest, sich einmal anzugucken?

                  Gibt es noch dieses Video, das heimlich auf einer chinesischen (?) Pelzfarm gedreht wurde und zeigt, wie lebende Tiere…? Das würde ich glatt schon in Kindergärten zeigen.

                  Ansonsten schaue ich öfter den Kanal von Wolfgang M. Schmitt (nee, ist nur Spaß)

                  9. Welche Wandfarbe findest du am unpassendsten für alle Arten von Räumen?

                  Knallrot

                  10. Ist Schuhe tragen ohne Socken für dich akzeptabel?

                  Ja. Ich selbst schäme mich irgendwie, im Sommer Sandalen zu tragen und trage auch dann Schuhe … aber ohne Socken.

                  11. Welche zwei Filmgenres sollten endlich zusammengelegt bzw. weiter ausgebaut werden?

                  Muss nicht unbedingt sein, aber gibt es schon Martial-Arts-Musicals (Police Story - Das Musical? Oder Historienmusicals (Stalingrad – Das Musical)

                  12. Welche zwei Filmgenres stellen dein derzeitiges Leben dar?

                  Tragikomödie; sind ja quasi zwei.

                  13. Welches ist dein Lieblingsfabelwesen und warum?

                  Uff, sowas habe ich nicht. Kann ich Spring-Heeled Jack zu den Fabelwesen zählen? Eine herrlich abgedrehte Geschichte!

                  Oder Jesus?

                  14. Süß oder Sauer?

                  Süß-sauer mit Joghurt.

                  15. Welcher Autor sollte der Ghostwriter deiner Memoiren sein?

                  Keiner. Ich würde mich schämen, mein Leben von anderen beschreiben zu lasen.

                  16. Welche drei Filme/Szenen stellen für dich den Inbegriff von Romantik dar?

                  Das Ende von Love Exposure!!! Die absolute Erlösung, wenn sich zwei gequälte Menschen endlich in die Arme schließen können in der Gewissheit, für immer zusammen zu sein und sich bedingungslos zu lieben.

                  Hana-Bi als Beispiel für tragische Romantik. Wenn meine Frau sterben muss, will ich auch nicht mehr leben.

                  Der Chanson Le Tourbillon von Catherine in Jules und Jim. Hach ja.

                  17. Wenn du dir einen neuen Namen mit einer neuen Frisur und einem neuen Beruf geben könntest, wie wären diese?

                  Betram Kackapupu. Vollbart wie Karl Marx; lange Haare bis zur Hüfte. Beruf: Versicherungsvertreter.

                  18. Welches ist dein Lieblingspokemon?
                  -

                  19. In welchem Videospiel würdest du gerne leben wollen?

                  Outlast, muahahahaha!!

                  20. Wie markierst du die letzte Seite, die du im Buch gelesen hast?

                  Brav mit einem Lesezeichen.

                  21. Hast du jemals einen guten Film so häufig gesehen, dass du ihn am Ende nicht mehr ertragen konntest?

                  Nope.

                  2
                  • Restless_Kid 21.03.2019, 20:37 Geändert 21.03.2019, 20:42

                    A – Annie Hall
                    B – Bonnie & Clyde
                    C – Clerks
                    D – Down By Law
                    E – Es war einmal in Amerika
                    F – Die fabelhafte Welt der Amélie
                    G – Glengarry Glen Ross
                    H – Hana-Bi
                    I – Idi i smotri
                    J – Jules und Jim
                    K – Kinderspiele
                    L – Love Exposure
                    M – Marketa Lazarová
                    N – Night on Earth
                    O – Oldboy
                    P – Permanent Vacation
                    Q – The Quiet Family
                    R – Die Regeln des Spiels
                    S – Die sieben Samurai
                    T – Tränen der Erinnerung
                    U – The Untouchables
                    V – Violent Cop
                    W – The Wild Bunch
                    X – ?
                    Y – Yojimbo
                    Z – Z (Anatomie eines politischen Mordes)

                    2
                    • Restless_Kid 06.03.2019, 20:36 Geändert 06.03.2019, 21:45

                      1. Welches Buch hast du zuletzt verschenkt?
                      Ab in die Dertschi von Ralph Caspers und Ulrich Hoffmann habe ich einer werdenden Mutter aus meinem Bekanntenkreis geschenkt.

                      2. Welches Buch hat dich am meisten erschüttert?
                      Der Pianist von Władysław Szpilman. Das war mit 11 Jahren meine erste Auseinandersetzung mit dem Thema.

                      3. Welches Buch hast du zuletzt gelesen?
                      Tinko von Erwin Strittmatter. Strittmatter galt zwar immer als loyal gegenüber der DDR, auch aufgrund seiner Tätigkeit als IM, aber in seinen Tagebüchern ergibt sich doch ein differenzierteres Bild eines vom (real existierenden) Sozialismus enttäuschten Idealisten, der genug von der Politik hat und sich ins Private zurückzieht.

                      Ich befürchtete schon, dass Tinko im Grunde nur ein Propagandaroman ist (da er auch Schullektüre war), aber eigentlich ist das Buch eine relativ unideologische (aber idealistische) Geschichte über die Anfangsjahre der DDR.

                      4. Welches liest du gerade?
                      Die anderen Strittmatter-Bücher. Zurzeit den ersten Teil der Wundertäter-Trilogie, dann kommt Ole Bienkopp und seine Laden-Trilogie (einschließlich Grüner Juli).

                      Außerdem habe ich die Routine, dass ich im Bett vor dem Einschlafen Kurzgeschichten oder Erzählungen lese. Zurzeit Auf den Straßen von Los Angeles von Ry Cooder

                      5. Welches ist dein liebstes Buchcover?
                      Das Cover von Der grüne Heinrich aus der Reihe Fischer Klassik vom Fischer Verlag. Ansprechend finde ich auch die Cover der James-Lee-Burke-Krimis von Heyne Hardcore. Cool sind die Cover der Lovecraft-Ausgaben vom Festa Verlag.

                      Kinder- bzw. Jugendbücher (vor allem Sachliteratur) sind auch schön gestaltet. Z.B. die Bücher über Nikola Tesla und T.A. Edison vom Librero Verlag.

                      6. Welches war als Kind dein Lieblingsbuch?
                      Die Abenteuer des Huckleberry Finn in der Übersetzung Friedhelm Rathjen. Die Übersetzung ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, meiner Meinung nach aber weit besser als die anderen, weil Rathjen den vulgären und ungebildeten Sprachcharakter beibehält und teilweise sogar stärker als im Original betont.

                      7. Welches ist das beste Kinderbuch?
                      Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden von Selma Lagerlöf. Leider habe ich als Kind kaum gelesen, lesen können (Arbeiterhaushalt), sodass ich andere Klassiker wie z.B. die von Michael Ende als Kind gar nicht gekannt habe.

                      8. Mit welchem Buchgenre kannst du gar nichts anfangen?
                      Fantasy, Liebesromane, politische Memoiren und „Panikmache-Literatur“ (Sarrazin, dieser Stuss über demographischen Wandel, Fachkräftemangel usw.)

                      9. Liest du Bücher immer zu Ende oder hörst du auf, wenn du sie langweilig findest?
                      Aus Prinzip lese ich Bücher immer zu Ende, aber wenn das Interesse abnimmt, verlangsamt sich auch mein Lesetempo, sodass ich dann z.B. nur ein Kapitel pro Tag oder nur ein paar Seiten lese. Ich bin aber sehr selektiv bei der Bücherauswahl, und verbringe auch relativ viel zeit damit, mich schon im Buchladen einzulesen und zu überprüfen, ob mir ein Buch was gibt, deshalb kommt es kaum vor, dass ich gekaufte Bücher langweilig finde.

                      10. Welches Buch hat dich zuletzt so mitgerissen, dass du alles um dich herum vergessen hast?

                      Qualityland von Marc-Uwe Kling; die schwarze Version.

                      Das Buch hat irgendwas mit mir gemacht, ich weiß nur nicht, was…

                      11. Das beste Buch zum Film ist ...?
                      Von denen, die ich gelesen habe, Talk Radio von Stephen Singular. Zwar steht im Buch auch die Biografie von Alan Berg im Vordergrund, aber das Buch ist kein Roman, sondern ein Sachbuch, dass sich mit den Auswüchsen des Neofaschismus in den USA beschäftigt.

                      Diese „Buch-zum-Film-Marketing" gefällt mir zwar eigentlich nicht, das sieht für mich dann immer wie Konsumterrorismus aus, wenn die Leute, nur weil sie eine Romanverfilmung gesehen haben, sich nun auf das Buch stürzen, ohne eventuell jemals von dem Autor gehört zu haben, aber nun eben sagen können: "Ich hab auch das Buch zu Hause!!!"

                      Aber trotzdem bin ich dankbar, dass dadurch auch unbekannte Bücher wie True Grit von Charles Portis oder die Bücher von James Baldwin neu entdeckt werden.

                      12. Welche Bücher hast du gelesen, die später verfilmt wurden?

                      Einige relativ unbekannte Sachen, wie Nachtstreife und Die Chorknaben von Joseph Wambaugh oder Prince of the City und Im Jahr des Drachen von Robert Daley . Einiges aus der Abenteuerliteratur (Die Schatzinsel, Robinson Crusoe, Der Graf von Monte Christo usw.). Von Jim Thompson wurde einiges verfilmt.

                      The Homesman von Glendon Swarthout. Sogar schon damals als Jugendlicher und nicht erst nach der Verfilmung. Genauso True Grit von Charles Portis (ich musste noch mit der gekürzten Fassung unter dem Titel Die mutige Mattie vorlieb nehmen.)

                      Die Blechtrommel (eines meiner absol. Lieblingsbücher), Einer flog über das Kuckucksnest u.v.m.

                      13. Welcher anschließende Film war beser als das Buch?
                      Crazy von Benjamin Lebert. Auch für einen Debütroman finde ich das Buch dilettantisch und den Schreibstil albern.

                      14. Welchen Titel hätte deine Autobiographie?
                      "winke, winke oder: Der Triumph des Proleten" (Anspielung auf den Song An einem Tag im Frühling von Regina Müller: "für jeden kommt die Stunde, wo ihm die Sonne lacht/ und wo Fortuna endlich mal winke, winke macht)

                      15. Liest du auch manchmal Drehbücher? Wenn ja, welches hast du zuletzt gelesen?
                      Das Drehbuch von Der Stadtneurotiker, Diogenes Verlag, habe ich mal gelesen, warum auch immer.

                      16. Hast du eigentlich die Bibel gelesen?
                      Ich hatte in der Schule Religion und ich kenn mich mit den "wichtigsten" Geschichten aus; bin aber nun Atheist. Ich gehöre zu diesen Heinis, die an die einfachste Erklärung glauben, nämlich dass Jesus die Kreuzigung überlebt hat und der ganze Rotz wegen der AUferstehung bloß ein Misserständnis war.

                      17. Welches Buch ist aktuell dein Lieblingsbuch?
                      Qualityland.

                      Das Buch hat irgendwas mit mir gemacht, ich weiß nur nicht, was…

                      18. Welches Buch würdest du niemanden empfehlen?
                      Vor allem natürlich politisch und ethisch poltisch nicht tolerierbares Zeugs wie die Protokolle der Weisen von Zion usw. Ansonsten kann ich auf Frage 8 verweisen.

                      19. Welche/r Autor/in ist dein/e liebste/r?
                      Joe R. Lansdale. Ich habe zwar erst 13 Bücher von ihm, aber ich mag seine ordinäre und proletarische Sprache und seine teilweise absurde Fantasie. Die Drive-In-Trilogie ist das Verrückteste, das ich bisher gelesen habe. Zwar schildert er Gewalttaten manchmal auch für meinen Geschmack etwas zu drastisch und löst seine Krimis relativ unglaubwürdig auf (z.B. Akt der Liebe), aber er hat das Herz am rechten Fleck und diejenigen seiner Geschichten, die vermutlich autobiografisch oder persönlich geprägt sind (z.B. Ein feiner dunkler Riss, Die Wälder am Fluss), sind unglaublich authentisch und ergreifend.

                      Und was er manchmal für Vergleiche raushaut: „Es donnerte, als wäre Gott die Treppe runtergefallen.“ (Kahlschlag) oder wenn er in Drive-In Gott als einen himmlischen Jack the Ripper und uns als seine Huren bezeichnet.
                      Hier ein Interview: http://culturmag.de/crimemag/bloody-questions-joe-r-lansdale/90213

                      20. Klassisches Buch oder E-Book?
                      Klassisches Buch. Natürlich. Bei mir kommt kein E-Book ins Haus!

                      21. Hast du auch schon einmal fremdsprachige Bücher gelesen? Wenn ja, welche? Wenn nein, wieso nicht?
                      Den 10. Teil der Jack-Taylor-Reihe von Ken Bruen. Die wurde in Dtl. nur bis zum 9. Teil übersetzt. Der Übersetzer, Harry Rowohlt, starb bevor er den 10. übersetzen konnte. Und der Verlag scheint sich damit zufriedenzugeben und vermarktet den 9. Teil als den letzten Teil der Reihe, obwohl es mittlerweile schon 13 Teile gibt. Die anderen werde ich mir auch noch besorgen.

                      Huckleberry Finn habe ich auch im Original gelesen. Deshalb halte ich auch die Übersetzung von Rathjen für die bisher beste.

                      1
                      • Restless_Kid 11.02.2019, 19:52 Geändert 14.02.2019, 12:57

                        Wegen meiner politischen Einstellung unten durch (obwohl einst einer der Topverdiener meiner Branche), weiß ich das folgende Berufsverbot geschickt zu umgehen.

                        Tipp: Nein, ich lebe nicht in einer Diktatur, sondern eigentlich in DER Demokratie, aber die haben halt Angst vor uns Kommunisten!

                        Ich setze einfach einen anderen, erfundenen Namen unter meine Werke und schon bin ich wieder im Geschäft und genieße meinen stillen Triumph über die intoleranten und arroganten Hollywoodbonzen. Ach, übrigens: ich habe wirklich gelebt.

                        • Restless_Kid 28.01.2019, 14:34 Geändert 28.01.2019, 14:55

                          Ich lebe für den Film, bin aber kein Regisseur sondern derjenige, der dafür sorgt, dass sich Filme gut und richtig, "richtig gut" anhören; doch plötzlich muss ich um mein Leben fürchten!

                          • Restless_Kid 15.11.2018, 06:01 Geändert 16.11.2018, 08:18

                            Erst lass ich mich widerwillig auf eine Sauftour mitzerren und dann werde ich auch noch angeschossen; was für eine Nacht!*

                            *Auch wenn der "King" in dieser Stadt allgegenwärtig zu sein scheint, besonders königlich sieht diese Stadt nicht aus (zumindest nicht nachts).

                            1
                            • Restless_Kid 22.10.2018, 10:02 Geändert 25.10.2018, 09:23

                              Zugegeben: Ich bin ein Krimineller***, aber nach einer Kindheit in Armut und in der Obhut (ach was, Gefangenschaft) von lüsternen, gewalttätigen Pfaffen** ist man doch regelrecht prädestiniert für eine kriminelle Karriere*.

                              *Tipp: Sicher geht es mir (aber auch nicht zu sehr) darum, Geld zu scheffeln, aber Drogen sind in meiner Gang tabu und der Umgang mit solchen wird hart bestraft.

                              **Noch 'n Tipp: ich hatte eigentlich sogar Glück, denn viele andere haben durch diese Pfaffen sogar ihr Leben verloren. Ein Skandal, der mein schönes Land in Verruf gebracht hat.

                              ***und noch einer: Ich "arbeite" in der Regel nachts, ansonsten kassiere ich, quasi als Tarnung, da ich Verbrecher ja nicht als Beruf angeben kann, Sozialhilfe. Man sieht also, ich stehe nach wie vor zum einfachen Volk...

                              Wegen meiner raffinierten Strategie, mit der ich meine Coups durchziehe, hat man mir als Spitznamen einen militärischen Titel gegeben. Tragischerweise setzen mich die (Para-)Militärs auf ihre schwarze Liste - und das war's dann für mich :-(

                              Uff, doch so schwierig? Hier ein Filmzitat, wer's zuerst zuordnen kann:
                              "Criminals don't molest kids. Leave that to the priests"

                              1
                              • Ich will mein Geld haben, schließlich bin ich dafür fast draufgegangen; ey, ich lass mich nicht verarschen!

                                • Restless_Kid 16.09.2018, 19:26 Geändert 19.09.2018, 12:09

                                  *Was soll der Scheiß!? Ich habe studiert, stehe fest im Leben und nun soll ich mit irgendwelchen Proleten Krieg spielen!?

                                  *Der Regisseur hat mal gesagt, dass alle seine Filme im Grunde Western sind.

                                  1
                                  • Restless_Kid 11.09.2018, 14:36 Geändert 11.09.2018, 20:05

                                    In den Augen der anderen bin ich asozial, man will mich sogar töten*; aber es gibt doch jemanden**, der mich in Schutz nimmt ... und eine Gegenleistung erwartet.

                                    • Restless_Kid 07.09.2018, 15:02 Geändert 07.09.2018, 19:53

                                      Gähn. Mann, bin ich müde. Aber die Nachtschicht krieg ich noch rum, auch wenn mir die zwei Alkis (bzw. drei, einer schläft seinen Rausch aus), mit denen ich zu tun habe auf den Sack gehen. Ich will keinen Ärger in meinem Taxi. Mit einer persönlichen Geschichte aus meinem Leben kann ich während unserer Autofahrt jedoch ihre Herzen erweichen.

                                      • 8 .5
                                        Restless_Kid 22.08.2018, 23:44 Geändert 19.09.2020, 15:04

                                        Und wieder präsentiert uns Jim Jarmusch einen Film, dessen Prämisse man in ein, zwei Sätzen zusammenfassen kann (7 Tage im Leben eines Busfahrers, von Montag Morgen bis Sonntag Abend) und die man vor allem mit einem Wort in Verbindung bringt: LA-LA-LA-LANGWEILIG!

                                        Wieder präsentiert er uns Menschen, die durch ihr Leben schleichen, ohne große Ansprüche an dieses zu haben und die mit ihrer Bescheidenheit zufrieden sind.

                                        Wieder müssen wir belanglosen Handlungen folgen und ebenso belanglosem und "uninteressantem" Gequatsche lauschen, das scheinbar kein Ende nimmt (Außerdem zitiert Jarmusch sich selbst und recycelt seinen "Hey-My-Name-Is-Dave-Gag" aus Mystery Train).

                                        Und wieder sitzen wir NICHT gelangweilt im Kinosessel, sondern wundern uns, dass dieser Film trotz seiner Langatmigkeit so schnell an uns vorbeigerauscht ist und denken noch Tage lang über diesen Film nach und wollen ihn noch einmal sehen. Und noch einmal. Und noch einmal.

                                        Mhm. Das ist der Jarmusch-Zauber.

                                        Belanglos und langatmig, aber nicht langweilig. Trist, aber nicht tragisch. Nichtssagend, aber doch vielsagend. Cool, aber mitfühlend. Normal, aber doch außergewöhnlich.

                                        Perfekte Melancholie zum In-die-Kuscheldecke-Kuscheln.

                                        Ich bin neidisch auf Jarmusch. Neidisch, aber nicht missgünstig.

                                        Well Done, Jimmy Boy!

                                        2
                                        • 8 .5
                                          Restless_Kid 22.08.2018, 22:43 Geändert 19.09.2020, 14:45

                                          Warten auf den Tod oder: Desperate Cop
                                          __________________________________________________________________
                                          Die meisten Menschen führen ein Leben voll Verzweiflung (H.D. Thoreua: Walden)
                                          __________________________________________________________________
                                          Da sitzen drei Wohlstandsbuben in einem Fast-Food-Fresstaurant, dessen Name nicht genannt werden muss, und unterhalten sich über das Neueste.

                                          Bub I: „Habt ihr das mitgekriegt? Neulich wurde (wieder) ein Obdachloser totgeschlagen…“

                                          Bub II: „Na, nicht wirklich.“

                                          Bub I: „Was heißt das, “nicht wirklich?““

                                          Bub II: „Ein paar Jungs, du kennst die übrigens aus deinem Sportverein, wollten sich nur einen kleinen Spaß mit dem Pennerwichser erlauben und ihm ein bisschen Angst einjagen. Sie haben ihn von seinem Platz aufgescheucht, weil sie seine Hackfresse dort nicht mehr ertragen haben. Vermutlich haben sie ihn auch ein bisschen geschlagen und getreten, aber das ist doch nichts weiter. Der Penner ist dann jedenfalls plötzlich selbst zusammengebrochen, vermutlich Herzinfarkt oder sowas“

                                          Bub III schlürft ausgiebig an seinem Milkshake.

                                          Bub II: „Dafür können ja die Jungs nichts. Jedenfalls wurde das Ganze so wie es aussieht von diesem Polizisten, Azuma glaube ich, beobachtet.“

                                          Bub I: „Azuma!?“

                                          Bub II: „Ja. Ist dir der Name bekannt?“

                                          Bub I: „Mhm. Mein Vater hat ja einen Bekannten bei der Polizei und kriegt so einiges mit. Dieser Azuma soll wohl den Ruf eines Polizisten haben, der nicht gerade zimperlich ist. Sein Spitzname, den ihm seine Kollegen hinter der Hand nachrufen, ist "Violent Cop".

                                          Bub II: „Mhm. Das passt auch zu diesem Vorfall. Azuma war wohl nicht im Dienst und hatte seine Waffe nicht dabei. Er hatte wohl Angst, sich unbewaffnet einzumischen und…“

                                          Bub I: „Mhm. Das kennt man ja oft von Feiglingen.“

                                          Bub II: „Mhm. Jedenfalls hat Azuma abgewartet und ist einem der Jungen doch tatsächlich bis zu dessen Haus gefolgt. Wenige Augenblicke, nachdem der Junge sein Haus betreten hat, um es sich in seinem Zimmer bequem zu machen, klingelte Azuma an der Tür. Da er der besorgten Mutter seinen Dienstausweis vorweisen konnte, konnte er einfach so reinspazieren und zum Zimmer des Jungen gehen. Stell dir das mal vor: es klopft an deiner Tür, du denkst, es ist deine verblödete Mutter, machst die Tür auf und plötzlich steht so ein Typ vor dir und“, Bub II schlägt mit der Faust auf den Tisch, „HAUT DIR IN DIE FRESSE“.

                                          Bub III verschluckt sich daraufhin an seinem Burger, kriegt einen Hustenanfall. Kann ihn aber stoppen, indem er ausgiebig an seinem Milkshake schlürft.

                                          Bub I: „Wirklich!?“

                                          Bub II: „Nicht nur das, Azuma hat ihn wohl richtig zusammengeschlagen, sodass der Junge richtig geweint hat.“

                                          Bub I: „Ach du Scheiße!“

                                          Bub II: „Die Mutter des Jungen hat wohl nichts mitgekriegt und Azuma ist dann unbemerkt wieder gegangen. Aber vorher hat er dem Jungen noch befohlen, dass er mit seinen Kumpels zur Polizei gehen und sie sich gemeinsam selbst anzeigen sollen.“

                                          Bub I: „Und?“

                                          Bub II: „Die Jungs sind am nächsten Tag zur Polizei und haben sich selbst angezeigt. Körperverletzung und versuchter Totschlag.“

                                          Bub I: „So eine Scheiße. Das ganze Leben versaut. Und nur wegen dem Scheißpenner. Sollen doch froh sein, wenn dieses Dreckspack von den Straßen verschwindet. Dann wird die Luft nicht mehr so vollgestunken.“

                                          Bub II: „Tja. Das Leben ist kein Ponyhof.“

                                          Bub I: „Die Jungs können doch nichts dafür, wenn der Penner einfach so zusammengebrochen ist. Wahrscheinlich war sein Herz schon vorher angegriffen. Wahrscheinlich hat er geraucht wie ein Schlot und gesoffen wie ein Loch. Machen doch alle Penner so. Also um den Penner ist es echt nicht schade. Aber dieser Azuma… Mann, der macht mir Angst.“

                                          Bub III hat nichts gesagt, sondern sich nur satt gefressen. Sein Motto: Essen ist wichtiger als Reden.
                                          __________________________________________________________________

                                          Mit Violent Cop hat Takeshi „Ich-kann-auch-anders“ Kitano nicht nur seinen ersten Film als Regisseur und (Co-)Autor vorgelegt, sondern gleich noch einen kompletten Imagewechsel vom Quatschkopf Japans zum ernsthaften, konsequenten und zynischen Gesellschaftskritiker gemacht.

                                          Er, der Schöpfer von Takeshi’s Castle, der sich als liebenswerter Komiker einen Namen gemacht hat, zum Star avanciert ist, hat auch die Hauptrolle in Violent Cop übernommen und inszeniert sich plötzlich als große Spaßbremse. Das japanische Volk hatte das wohl nicht so gerne und strafte Violent Cop mit Missachtung, sodass er ein Flop wurde. Aber was soll’s. Wir, die wir den Film kennen, wissen, was wir an ihm haben. Nämlich einen ganz großen Klassiker. Keine Widerrede!

                                          Ohne sich die Mühe um einen Vorspann zu machen, macht uns Kitano gleich mit dem Charakter der großen Stadt bekannt und schildert ein ganz normales Ereignis, dass in der Regel noch nicht einmal den Weg in die Zeitungen oder TV-Nachrichten findet: Ein Obdachloser wird totgeschlagen. Na ja, nicht ganz. Ein paar Jungs prügeln „aus Spaß“ auf ihn ein und er bricht dann wahrscheinlich durch einen Herzinfarkt zusammen.

                                          Gewalt regiert die Welt. Gewalttätig ist der Mensch, kaltherzig und verblödet.
                                          Kitano zeigt die Großstadt, Tokyo (immerhin mit Metropolregionen und allem drum und dran über 30 Mio (!) Einwohner) als widerlichen Moloch, in dem die Menschen dem Anschein nach zwar ein unauffälliges Leben führen, aber durch die unweigerliche Kaltherzigkeit, die eine so große Industriestadt mit sich bringt, längst korrumpiert sind.

                                          Alle für Kitano "typischen" Merkmale sind schon in diesem Film vorhanden. Das markante an Kitanos "Action" ist neben der plötzlichen Unmittelbarkeit die ruhige und teilnahmslose Inszenierung. Bei Kitano ufert die Gewalt nie aus oder ist selbstzweckhaft. Azumas Aggressionen sind nichts anderes als ein Hilfeschrei, Ausdruck tiefster Unzufriedenheit mit seinem Leben, seinem Job, seinen Kollegen, seinen Mitmenschen. Die sarkastische, zynische Gleichgültigkeit, mit der Gewalt als normaler Bestandteil des Alltags registriert wird; die Kaltherzigkeit, mit der geschlagen, getreten, geschossen, gestochen, geohrfeigt, gekniffen, gespuckt wird, schockiert und lässt einem gleichermaßen ein Lachen im Halse stecken bleiben.

                                          Und die Kompromisslosigkeit, mit der Azuma zuschlägt, ist nichts anderes als eine Folge seines fehlgeleiteten Gerechtigkeitssinns, der in Anbetracht der Tatsache, dass andere Lösungsversuche scheitern, in Fanatismus endet.

                                          Die Menschen in Kitanos Filmen, interessanterweise gerade auch seine "Helden" wie Azuma, gehören zu einer einzigen grauen Masse und unterscheiden sich von ihren Mitmenschen in keiner Weise. Sie sind apathisch, kaltherzig (auch wenn Azuma an sich zu Mitleid und wie am Filmanfang zu etwas, wenn auch merkwürdiger, Zivilcourage fähig ist), egoistisch, depressiv, ungemütlich, intolerant, zu keiner Freude fähig (nur mal ein kleines Lächeln hier und da), zu keinem freundlichen Wort fähig. Und selbst schon Kinder machen sich einen Spaß daraus, Erwachsene aus heiterem Himmel mit leeren Blechdosen zu bewerfen und als Mistkerl zu beschimpfen.

                                          Azuma ist an einem Punkt angelangt, an dem er im Grunde keine andere Option mehr hat, außer zur Schusswaffe zu greifen. An dem er begriffen zu haben scheint, das mit Gewalt alles besser gehen würde. Aber nicht als Gewaltverherrlichung missverstehen, sonst gibt’s Dresche! Denn am Ende schildert Kitano, ebenso zynisch wie beiläufig die "Lösung", die alle mit ihrer Gewaltbesessenheit erreicht haben: Sie sind tot...

                                          Der wohl zynischste „Witz“ ist das Ende, mit dem Kitano dem Zuschauer in die Fresse haut: Ausgerechnet der asoziale Yakuza profiliert sich als der einzige Vernünftige und erhebt sich über die anderen, über Azuma und dessen Schwester und sogar über seine Yakuzakollgen („Sie sind alle verrückt!“). Und ausgerechnet der junge Lehrling von Azuma, der zunächst als unerfahrener, aber treuer Polizist geschildert wurde, entpuppt sich als das neue loyale Bindeglied zwischen Polizei und Yakuza.

                                          Vorhang, Applaus.

                                          1
                                          • 10
                                            Restless_Kid 22.08.2018, 21:06 Geändert 19.09.2020, 15:29

                                            In den widerlichen Straßen von NYC
                                            _______________________________________________________________________
                                            "I was standing down New York town one day
                                            Standing down in New York town one day
                                            Standing down in New York town one day
                                            Singing Hey, Hey, Hey, Hey

                                            I was broke, I didn't have a dime
                                            I was broke, I didn't have a dime
                                            I was broke, I didn't have a dime
                                            Singing Hey, Hey, Hey, Hey"

                                            Woody Guthrie: New York Town
                                            _______________________________________________________________________
                                            Permanent Shit

                                            Mit seinem Debut lädt Jim, der Slacker zu einem sehr persönlichen Streifzug durch die verschissenen und schlaglochübersäten Straßen und müllverseuchten Hinterhöfe von NYC ein. Gleich mit seinem Erstling hat Jarmusch auch einen der erlichsten Slackerfilme gemacht.

                                            Der typische Slacker: Einer, der für die allgemein gefestigte Lebenweise (Schule, Ausbildung/ Studim, evtl. Arbeitslosigkeit und ein erneutes Studium/ erneute Ausbildung, dann endlich Arbeit; aber nach einiger Zeit (vielleicht) schon wieder Arbeitslosigkeit; danach Rente/ Pension und schließlich Tod (Herzinfarkt, Schlaganfall, Alzheimer, Selbstmord...) kaum Verständnis hat und bei seinen den gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht werdenen "vorbildlichen" und "hart arbeitenden" Mitmenschen teils mitleidiges, aber oft verärgertes Kopfschütteln, Achselzucken oder Faustschwingen auslöst. Im Kino und der Literatur gerne als Charakter dargestellt, der sich mit dem (Wenigen), was er hat, zufrieden gibt (z.B. Mindestlohn (Clerks)) und so glücklich bis an sein Lebensende verbringt. Nichts gegen den Mythos, schließlich ist Clerks einer meiner Favoriten. Und außerdem steckt noch viel mehr hinter dem Menschentypus Slacker; darauf will ich hier aber nicht eingehen, dafür gibt es ja schließlich noch den Film Slacker. Aber in der Praxis läuft die Lebensweise eines Slackers auf schlecht bezahlte Arbeit oder Arbeitslosigkeit, auf jeden Fall Armut hinaus (In den USA sagt man Slacker, in Deutschländ (Hartz-IV-)Assi). Mit Permanent Vacation zeigt uns Jarmusch nun einen Slacker, der noch nicht einmal das hat, was für den klassischen Slacker eigentlich selbstverständlich, ja überlebensnotwendig ist, nämlich Freunde, die ihm (am besten mit Geld) helfen und unterstützen und vielleicht doch motivieren können. Jarmusch zeigt uns ganz offen, was es heißt, im Grunde wirklich ganz allein auf der Welt zu sein. Permanent Isolation.

                                            Es ist das Jahr 1979/80. Jimmy Carter ist Präsident und Ronald Reagan wird bald Präsident. Das sollte eigentlich schon alles über die Atmosphäre sagen, die Permanent Vacation auszeichnet. Sie ist nicht nur Jarmusch-typisch melancholisch, sondern durch und durch trostlos.
                                            Denn auch Jimmy Carter hat die nationale Wirtschaftskrise, in der das Land seit 1973 versunken ist, nicht in den Griff bekommen. Die Folgen liegen auf der Hand: Anstieg von Arbeitslosigkeit, meist verbunden mit Obdachlosigkeit und unerträglicher Armut sowie einem Anstieg der Kapitalverbrechen.
                                            Mit dem wirtschaftlichen Niedergang der Industrie setzte auch eine Verwahrlosung des sozialen und kulturellen Lebens ein, die Ronald "Ich-lerne-jeden-Tag-neue-Leute-kennen"* Reagan in seiner Amtszeit (natürlich mit voller Absicht) verschlimmern wird. NYC war dem Bankrott nahe.

                                            *wenn du weißt, was ich meine...

                                            Nun ist es leider so, dass positive Kreativität oft von negativen Umständen beeinflusst, überhaupt erst möglich gemacht wird. Künstler, die es ernst mit ihrer Arbeit und gut mit den Menschen meinen, befinden sich permanent in einem Dilemma. Denn bevor sie sich daran machen können, Missstände aller Art zu veröffentlichen, zu bekämpfen und hoffen, sie mit ihren Medien einschränken zu können, müssen sie erst einmal die Wirklichkeit, also eben auch diese Missstände zur Kenntnis nehmen und akzeptieren. Das heißt also, dass sie paradoxerweise gerade von den Sachen profitieren, die sie eigentlich kritisieren wollen. Das Yin und das Yang, sozusagen

                                            Unter dem Einfluss der desolaten Situation im wirtschaftlichen und sozialen Bereich etablierte sich in NYC der 1970er Jahre ein in höchstem Maße unkonventionelles Indie-Kino, das No Wave Cinema. No- bzw. Low-Budget-Produktionen. Schnell geschrieben, schnell gefilmt, haben sich diese Filmemacher (die in dt. Landen relativ unbekannt sind; bis auf Jim Jarmusch oder Tom DiCillo) vor allem einem Auftrag verschrieben: Die Welt so zu zeigen, wie sie ist und nicht, wie man sie gerne hätte. Konsequenter Realismus. Sich mit den Themen auseinandersetzen, die sonst keinen interessieren. Wie Charles Buwoski mal gesagt (oder geschrieben hat): "Ich fotografier nur die Scheiße um mich herum, das ist meine Kunst."

                                            Wobei sie sich teilweise vor keinem Tabu gescheut haben. Kaputte Gesellschaft, kaputte Familien, kaputte Menschen, ultrabrutale Gewalt, Sex, … Alles dabei; z.B. der Film You Killed Me First von Richard Kern. (Siehe auch die Doku Blank City)

                                            Nur wenige dieser Filme haben es geschafft, richtig bekannt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. Permanent Vacation ist einer davon. Obwohl Jarmusch auf Gewalt und Sex (verzichtet, ist Permanent Vacation im Großen und Ganzen doch eine Zusammenfassung des No Wave Cinema und gleichzeitig der Höhepunkt dieser Bewegung.

                                            Permanent Hypnosis

                                            Das Kunststverständnis der No Wave Kultur war einfach: Jeder kann Filme machen. Drehbuch? Nicht so wichtig. Ideen, Aussagen und expressive Bilder statt komplexer Handlungen und Figuren. Technikverständnis? Nicht so wichtig. Hauptsache man kann die Kamera ein- und ausschalten und den Film wechseln. Schauspielerfahrung? Nicht so wichtig. Hauptsache die Dialoge werden authentisch vorgebracht und das Engagement der Schauspieler ist ernst gemeint.

                                            Der Aufbau der „Story“ von Permanent Vacation wird gleich zu Beginn des Films erläutert:
                                            What’s a story anyway except one of those connect-the-dots-drawings that in the end forms a picture of something?

                                            Diesem Prinzip folgend, bewegt sich der gerade mal 16-jährige Allie “Blam Blam” Parker durch New York, von einem (heruntergekommenen) Ort zum anderen. Von einem (leblosen) Menschen zum andern. Das war’s. Fertig. Auch wenn der Zuschauer durch diesen Stil einiges von NYC zu sehen bekommt, weigert Jarmusch sich, aus seinem Film eine Art Sight-Seeing-Tour zu machen und bildet quasi ein radikales Gegenstück zu Woody Allen u. a, für die NYC in erster Linie eine romantische Heile-Welt-Atmosphäre besitzt. Nein, Jarmusch zeigt keinesfalls eine Stadt voll Glanz und Glamour. Er verzichtet darauf, das allseits bekannte New York mit seinen Attraktionen zu zeigen. Von der Freiheitsstatue beispielsweise ist in diesem Film nichts zu sehen. Halt, Stop. Gegen Ende, ist sie bei einem kurzen Kameraschwenk zu sehen; bezeichnenderweise, wenn Allie bereits auf dem Schiff ist, das ihn von den USA fort bringt und sich die Kamera, dem Schiff folgend, immer weiter von New Yorker Hafen entfernt.

                                            Es wäre auch absurd und, mit Verlaub, respektlos, DAS Symbol der (amerikanischen) Freiheit zu feiern und die unantastbare Aufrichtigkeit des American Dream zu verbildlichen, wenn gerade mal 7 Jahre vorher ganz Vietnam mit Napalm und Pestiziden verseucht wurde. Und die heimischen Straßen mit Arbeits- und Obdachlosen gefüllt werden, mit Junkies, Verrückten, Verbrechern usw. Kurz: Bei Jarmusch ist NYC zu einem Scheißhaus verkommen.

                                            Unsanierte Häuserblocks, Gebäude, die entweder vom Einsturz gefährdet oder bereits eingestürzt sind, ohne dass sich bemüht wurde, die Trümmer aufzuräumen, kennzeichnen bei Permanent Vacation das Stadtbild. Kaum eine Häuserwand, die nicht mit verblödetem Graffiti bemalt ist. Müll aller Art, der unkontrolliert vom Wind durch das Bild getragen wird und auf den Straßen, den Bürgersteigen liegt. Wenn man nicht wüsste, dass es sich um NYC handelt, bekäme man tatsächlich den Eindruck, es mit einer Stadt zu tun zu haben, die in Kriegszeiten Opfer von heftigsten Bombenangriffen wurde. Berlin 1945 nix dagegen.

                                            Anblicke, bei denen man sich unweigerlich die Augen reibt. Und noch einmal. Und noch einmal, aber schließlich resigniert zugeben muss: "Scheiße, ich träume nicht!" Aber trotzdem hofft man, es nur mit einem Albtraum zu tun zu haben. Und genauso, (alb)traum- bzw. tranceähnlich, ist die audiovisuelle Inszenierung von Permanent Vacation gestaltet. Wie ferngesteuert streift der Tagträumer Allie durch die Stadt. Er weiß selber nicht, was er tut, was er denkt, geschweige denn, was er will. Die musikalische Unterstützung ist sparsam, i. d. R. erklingen mal sanfte, mal schrille Saxophonfetzen (hauptsächlich John Luries zur Unkenntlichkeit verzerrte Version von Over The Rainbow) und, wenn er auftaucht, ein penetranter, metallischer Industrial-Sound. Wenn man sich auf diesen Stil einlässt, erzeugt das eine fast schon hypnotische Wirkung.

                                            Die scheißlangweiligen Streifzüge des Allie "Blam Blam" Parker im verschissenen NYC:

                                            1. Permanent Jazz

                                            Allie wandert durch die Straßenschluchten. Menschenmassen gehen an ihm vorüber und keiner würdigt ihn eines Blickes. Keine Neugier zeichnet die Mitmenschen aus. Alle haben nur ihre eigenen Ziele im Sinn. Man ist von Millionen umgeben, doch trotzdem ganz allein. Jeder isoliert sich selber von den anderen.

                                            Allie verkriechst sich in seine kümmerliche Bruchbude. Versucht, seinen Kummer mit wilder Jazzmusik zu vertreiben. Die totale Regellosigkeit der Jazzmusik erinnert ihn an seinen eigenen rebellischen Charakter. Er sieht keinen Sinn darin, die Ansichten und Konventionen der Masse zu teilen, weiß nicht, warum. Er ist ein stiller Rebel. Umso lauter dreht er die Musik auf. Mit der Musik versucht er einerseits, seinen Kummer zu vertreiben, andererseits auch eine seelische Unterstützung zu finden. Er tanzt deshalb bis zur Ekstase. Aber das bringt nicht wirklich etwas.

                                            Er lebt zwar mit einer Frau zusammen, d. h. in ihrer Wohnung. Allerdings ist die Beziehung alles andere als stabil. Eine echte, anspruchsvolle Kommunikation gibt es nicht. Nur ab und zu mal belangloses Gequatsche.
                                            Er weiß nicht, was er will. Warum wissen die Andern, was sie wollen!? Was haben die richtig gemacht, was er falsch gemacht hat? Er weiß keine Antwort

                                            Aber er weiß, dass er genug von diesem Ort hat.

                                            2: Permanent Blam Blam

                                            Allie will sich mit seiner Mutter unterhalten. Deshalb macht er sich auf den Weg zu ihr... Zur psychiatrischen Klinik.

                                            Das Zimmer, in dem seine Mutter als Patientin untergebracht ist, ist sehr spartanisch und steril eingerichtet. Er möchte am liebsten wieder umkehren. Aber es ist immerhin seine Mutter. Er willt sie nicht allein lassen. Auch wenn sie ihn zwar zur Kenntnis nimmt, reden sie aneinander vorbei. Seine Bedrückung wächst, zumal ihre Mitpatientin unaufhörlich lacht. Wie eine Irre, denkt er sich noch. Bis ihm einfällt, dass sie ja tatsächlich irre ist.

                                            Er hält es schließlich nicht mehr aus und verlässt auch diesen Ort. Er will auch nicht wiederkommen...

                                            3: Permanent War

                                            Am Rande der Stadt, in einem verlassenen Parkgelände, trifft Allie auf einen Soldaten. Er hat den Krieg mit nach Hause gebracht und kann die Menschen (die toten und die lebenden), die er dort gesehen hat, nicht vergessen.

                                            Allie versuchst ihn aufzumuntern, gibt ihm Rauchstoff, eine Zigarette und hört sich sein Gequatsche weiterhin an. Aber er weiß von Anfang an, dass er ihm nicht helfen kann. Deshalb verlässt er so schnell wie möglich auch diesen Ort. Es lohnt nicht mehr Mitleid zu haben.

                                            Allie will die (lebenden) Toten ruhen lassen.

                                            4: Permanent Tralala

                                            Allie wandert ziellos (als gäbe es für ihn eine Alternative) durch die Gegend; es stinkt nach Scheiße.

                                            Plötzlich wird er von einem Singsang abgelenkt. Er folgt ihm. Eine junge Frau, ziemlich verwahrlost, nur mit einem Unterrock bekleidet und das Gesicht mit Lippenstift verschmiert, sitzt auf einer Treppe eines ebenso verwahrlosten Hofes und singt vor sich hin. Spanisch wahrscheinlich; jedenfalls für Allie unverständlich. Er will trotzdem höflich sein, er hat Mitleid. Denkt, dass er ihr irgendwie helfen kann und spricht sie an. Sie kriegt einen Wutanfall. Schreit ihn mit einer sehr schrillen Stimme an. Versucht ihn wegzuscheuchen.

                                            Er tut ihr den Gefallen und schiebt ab. Wenn sie noch nicht mal seine Sprache richtig beherrscht…

                                            5: Permanent Sadness

                                            Allie beschließt, Ablenkung im Kino zu suchen. Aber schon bei seinem ersten Schritt hinein, wird er schon wieder von einem Gefühl der Ungemütlichkeit geplagt. Er macht ein bisschen Smalltalk mit der Verkäuferin. Aber das war’s. Moment. Da will ihm noch einer einen Witz erzählen. Allie hört zu... Kannt aber nicht lachen. Und auch wenn sich der Typ selbst über seinen Witz totlacht, sieht Allie ihm an, dass er innerlich alles andere als fröhlich ist.

                                            Ein weiteres Mal beschließt Allie, deine Mitmenschen alleine zu lassen. Einmal noch, mitten in der Nacht, sucht er den menschlichen Kontakt mit einem einsamen Saxophonspieler. Allie lässt sich Over The Rainbow vorspielen. Aber das Gezerre, das er zu hören kriegt, ist nicht das, was er erwartet hat. Er kann dieses Gefühl der permanenten Traurigkeit nicht abschütteln. Auch den Musiker lässt er alleine stehen.

                                            6: Permanent Isolation

                                            Allie hält es nicht mehr aus. Er will weg aus diesem Land. Aber dafür braucht er Geld. Er macht es sich ganz einfach und stiehlt ein Auto, wenn der Besitzer gerade unachtsam ist. Scheißdrauf, wenn er erwischt wird. Im Knast bekommt er wenigstens warme Mahlzeiten. Aber er wird nicht erwischt, bekommt sogar 800 $ für die Scheißkarre. Genug, um eine Schiffsreise nach Paris zu finanzieren. Was will er in Paris? Hat er nicht selbst gesagt, dass die Menschen überall gleich seien? Dass Fremde wie er überall Fremde seien? Das ist ihm im Moment jedoch egal. Er MUSS etwas tun. Er MUSS aus diesem Scheißtraum aufwachen. Er will glücklich und zufrieden sein, sein Glück mit anderen teilen, endlich nicht mehr alleine sein. Er will sich von dem erschreckenden Bild einer kaputten und desillusionierten Gesellschaft befreien.

                                            Aber das ist unmöglich...
                                            _______________________________________________________________________
                                            "I ain't coming back to this man's town again
                                            Ain't coming back to this man's town again
                                            Ain't coming back to this man's town again
                                            Singing Hey, Hey, Hey, Hey"
                                            _______________________________________________________________________

                                            3
                                            • 10
                                              Restless_Kid 20.08.2018, 22:03 Geändert 08.03.2021, 11:47

                                              Der Schlag in die Fresse oder: Der gemeine Mensch
                                              ______________________________________________________________________
                                              "Ich habe bestimmt keine Rassen-, Standes- oder religiöse Vorurteile. Es genügt für mich, zu wissen, jemand ist ein Mensch - schlimmer kann er nicht sein." (Mark Twain)
                                              _____________________________________________________________________
                                              Unglaublich, dass Boiling Point erst eine Freigabe ab 18 Jahren erhalten hat. Man hat diesen Film doch nicht etwa als Gewaltverherrlichung missverstanden!?
                                              Sicher, der Film konzentriert sich darauf, zu zeigen, wie Menschen aufgrund eigener Schuld, aber auch schuldlos, „in die Fresse kriegen“.

                                              Aber der Vorwurf der Gewaltverherrlichung, sollte dieser denn wirklich aufgekommen sein (ich will niemanden anschwärzen, aber die FSK begründet Freigaben ab 18 nun einmal nicht), ist unsinnig. Man wirft den Machern von Komödien, deren Witz auf Schadenfreude beruht, darauf, dass einer auf einer Bananenschale ausrutscht, auch keine Gewaltverherrlichung vor. (auf einer bananeschale auszurutschen kann mächtig wehtun).

                                              Und Boiling Point ist kein blutrünstiger Actionfilm, vor dem wir unsere Kinder schützen müssten, sondern im Grunde eine eigentlich völlig normale Situationskomödie, nichts weiter. Nur hat Takeshi „Ich-schlag-dir-in-die-Fresse-“ Kitano die Bananenschale, auf der einer ausrutscht und worüber sich die anderen (auch du, du böser Zuschauer, du!) sich kranklachen und ihre Schenkel kaputt klopfen, durch eine Faust im Gesicht ersetzt. Oder durch eine Bierflasche auf dem Kopf. Oder eine Pistolenkugel im Kopf.

                                              In der Schule lernen wir solche Dinge wie Höflichkeit, Empathie, Geduld, Verständnis und generell gute Umgangsformen. Wenn man jemanden anrempelt, beleidigt oder versehentlich verletzt, dann entschuldigt man sich höflich und erklärt vielleicht noch, wie es du dem Missgeschick kommen konnte. Zeigt sich das Gegenüber ebenso zivilisiert und anständig, akzeptiert es die Entschuldigung und die Sache ist gegessen. Vielleicht geht man dann sogar noch einen trinken oder (wenn es sich um Mann und Frau handelt) ins Bett (oder auf die Parkbank, auf den Rücksitz eines Autos, auf den Schreibtisch, in die Besenkammer oder sonst wohin).
                                              ____________________________________________
                                              Lehrbeispiel:

                                              „Oh, entschuldigen Sie, dass ich Sie angerempelt habe. Ich habe mich heute an der Arbeit wohl etwas überarbeitet und war mit meinen Gedanken immer noch bei der Arbeit, zumal ich mein heutiges Pensum an Arbeit nicht geschafft habe und noch Arbeit mit nach Hause nehmen "wollte" (so sieht es mein Chef) bzw. "musste" (so sehe ich‘s). Und dann ist für morgen auch noch von Mehrarbeit die Rede. Ach, entschuldigen Sie vielmals meine Unachtsamkeit, aber die Arbeit!“

                                              „Kein Problem, oh wertvoller Mitbürger unserer solidarischen Gemeinschaft! So was kann doch mal vorkommen. Sie gehen jetzt so schnell wie möglich nach Hause, nehmen ein langes, heißes Bad und vergessen die Arbeit und genießen den Rest des Tages.“

                                              „Vielen Dank für Ihr Verständnis!“

                                              „Kein Problem. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen!“

                                              „Danke, ebenfalls!“

                                              Vorhang, Applaus.
                                              _________________________________________

                                              In der Realität „da draußen“ (du weißt schon, wo der „gemeine“ Mensch einer Sache namens Arbeit hinterherhetzt; und Arbeit… du weißt schon: diese Sache, der (zu) viele Menschen mit Unlust nachgehen, die für (zu) viele Menschen die Zeit ist, in der es nichts zu lachen gibt, in der (zu) viele Menschen (zu) viele Tränen vergießen, vielleicht sogar die meisten Tränen in ihren (zu) kurzen Leben sinnlos wegheulen) lernt man vor allem, dass man sich diese Tugenden in den #!@?!&$! Stecken, schieben oder drücken kann.

                                              Anstand ist da draußen, wo die Menschen rumferkeln, eine Fremdsprache. Gewalt ist die Hauptsprache. Arrogant ist der Mensch, asozial und gemein. Und sowieso sind immer die anderen schuld. Nahezu besessen von der eigenen Unfehlbarkeit und Wichtigkeit unserer Person, verpassen wir ungern eine Gelegenheit, um uns und unsere (scheinbaren) Fähigkeiten und unsere (scheinbare) Intelligenz über die der anderen zu stellen und die anderen zu erniedrigen, ihr Selbstbewusstsein zu zerstören und was uns sonst noch so einfällt (töten z.B.), fangen aber selbst an, wie kleine Kinder zu plärren, wenn wir umgekehrt von den anderen erniedrigt und gekränkt werden.
                                              ________________________________________________
                                              Beispielsituation I
                                              Eine Frau kommt in die Karaoke-Bar, die ganz ansehnlich und sauber zu sein scheint und will die Toilette benutzen. Die Toilette scheint ein einem annehmbaren Zustand zu sein, aber dennoch den Maßstäben eines solchen Wohlstandsmädels (wer weiß, welche großbourgeoisen Verhältnisse sie sonst gewohnt ist) nicht gerecht zu werden. Statt den Barbesitzer direkt, aber diskret und höflich darauf anzusprechen, ob man die Toilette nicht doch etwas sauberer halten könnte, fällt sie mit der Tür ins Haus und meint, der Gestank der Toilette würde ihr die Luft zum Atmen nehmen.

                                              Der Barbesitzer, mit einem Aschenbecher in der Hand: „Dann geh doch in die Büsche!“ Und schon landet die Hand mit dem Aschenbecher in dem Gesicht der Frau und sie sitzt am Boden, mit einer blutenden Nase und heult rum.

                                              Vorhang, Applaus.
                                              __________________________________________________
                                              Ob das Verhalten des Barbesitzers richtig war, ist erst einmal Nebensache. Denn dass seine Faust (mit dem Aschenbecher) in ihrem Gesicht landet, ist doch eigentlich ihre Schuld. Wenn Sie den Mut zur Freundlichkeit gehabt hätte, wäre vielleicht eine vernünftige Diskussion entstanden und der Barbesitzer hätte sich die Kritik vielleicht zu Herzen genommen.

                                              Jeder Mensch ist frei, auch im Sinne von: "Macht doch, was ihr wollt, aber heult hinterher nicht rum!" Boiling Point ist ein Film über diese Art von Freiheit. Ein Film über die Freiheit, die große Fresse haben zu dürfen und andere beleidigen und verletzen zu dürfen; aber auch über die Freiheit der Opfer, sich zu wehren. Natürlich kannst du einem Barbesitzer vorwerfen, dass seine Toilette stinkt, aber wenn dann seine Faust in deinem Gesicht landet, ist das in erste Linie erst einmal deine Schuld. Natürlich kannst du dich weigern, als Motorradfahrer einen Helm zu tragen; nur heul nicht rum, wenn du schon nach wenigen Metern einen Unfall baust und mit kaputter Fresse (und kaputtem Motorrad) auf der Straße hockst. Daran bist du in erster Linie selbst schuld. Es hätte auch anders kommen können.

                                              Und natürlich darfst du dich als Geschäftsmann (bzw. wie man in Japan auch sagt: Yakuza) groß aufspielen, das Verständnis der Gesellschaft ist auf deiner Seite. Du hast Geld, du hast Prestige, du hast Einfluss, also hast du auch die Vorfahrt (um es mit Jean-Luc Godard zu sagen). Niemand wird dich dafür belangen, wenn du als „hard working“ Geschäftsmann (also: hard killing Yakuza), der wirtschaftlich und gesellschaftlich vollständig integriert ist, eine kleine, unbedeutende Tankstelle ausnehmen willst, weil der faule, unhöfliche (d. h. nicht arschkriechende) Hilfstankwart des Hilfstankwarts dir den Arm „gebrochen“ hat (eigentlich nur angeboxt, sodass noch nicht einmal ein blauer Fleck entstehen dürfte; aber mit der Wahrheit nehmt ihr es ja nicht so genau). Nur wundere dich nicht, wenn dieser unscheinbare Hilfstankwart des Hilfstankwarts zurückschlägt und plötzlich einen mit Benzin beladenen LKW in dein "Büro" (so nennt die Yakuza ja ihre Scheißhäuser) steuert und du stirbst.

                                              „Etwas ist faul im Staate Japan und Takeshi Kitano traut sich, das auszusprechen“, urteilte Nippon TV über den Film. Stimmt.

                                              Das Leben ist nicht fair. Auch so eine Sache, die wir so langsam in der Schule (des Lebens) lernen.Anhand von Masaki z.B. Eigentlich ist es doch ganz einfach: Im Leben gibt es keine Ziele, die man erreichen muss, sondern nur Möglichkeiten, die man nutzen kann. Werde dir bewusst, was du kannst und du weißt, was du willst. Werde dir bewusst, was du willst, und du weißt, wohin du willst. Schön gesagt, aber das Problem ist: Masaki weiß gar nichts. Er ist mittendrin in der Gesellschaft und doch ganz untendrunter; einer, der immer zum Schluss an der Reihe ist. Ein dysthymischer Charakter, der sich zwar bewusst ist, dass sein Leben nicht seinen Vorstellungen entspricht, der aber auch nicht die Kraft hat, daraus auszubrechen. Die typischen Folgen: sozialer Rückzug, Introversion. Seine soziale Kommunikation beschränkt sich wirklich nur auf das Notwendigste, d. h. seine Arbeit. Zwar ist Masaki auch in einer Baseballmannschaft integriert, aber die Tatsache, dass er kaum über die Regeln Bescheid weiß und die Mannschaft deswegen um einen Sieg bringt, zeugt davon, wie wenig Freude er auch an dieser Tätigkeit hat. Von erfüllenden Hobbies kann auch nicht die Rede sein. Er hat auch so etwas wie Freunde, aber ... reden wir nicht davon...

                                              Es mag also sein, das Masaki ein richtiger Langweiler ist, ein Loser, wenn man so will. Aber er hat wenigstens Anstand, er ist ein guter Junge. Er ist weder arrogant, noch bösartig. Er stellt keine großen Ansprüche an das Leben. Er ist ein Slacker, der sich mit dem zufrieden gibt, was er hat, aber genau diese Lebenseinstellung wird immer stärker von Karrierismus und Fortschrittsgläubigkeit verdrängt (wovon ausgerechnet die wahren Asozialen, die Yakuzas, profitieren). Für Gemütlichkeit ist einfach kein Platz mehr.

                                              Kitano ist allerdings kein Filmemacher, der die Menschen belehren will. Schon seine Arbeit als Komiker zeigt, dass er Spaß daran hat, den „gemeinen“ Menschen „liebevoll“ zu veralbern und lächerlich zu machen. Wie viele reuegeplagte Japaner es wohl gibt, die sich in Grund und Boden schämen, bei Takeshi’s Castle (Ja, genau dieser Takeshi ist das) mitgemacht zu haben und sich nun sagen: „Wenn ich diesem Kitano noch einmal begegnen sollte, dann..."?

                                              Kitano ist zwar enttäuscht vom "gemeinen“ Mensch, macht aber das Beste daraus: Einen Film; eine Komödie. Ein Drama hat dieses menschliche Kasperletheater nicht verdient. Kitano gibt einen lakonischen und sparsam inszenierten, dafür aber brüllend komischen Blick frei auf die Unfähigkeit des Menschen, Konflikte vernünftig und friedlich zu lösen (wozu, nur mal nebenbei, eigentlich auch schon Kinder fähig sind) und stellt die Spezies des „gemeinen“ Menschen mit ihrer Arroganz und ihrem fehlenden Mitgefühl, was irgendwann zwangsläufig in Gewalt enden muss, bloß.

                                              Eine besondere Stellung, nämlich als Dummies, bekommen die Yakuzas in seinen Filmen. In einem Kitano-Special, dass in der Sendung Tracks von arte gezeigt wurde, äußerte sich Kitano einmal sinngemäß so, dass er zwar Verständnis dafür hat, wenn jemand aus sozialer Not heraus zu den Yakuzas gehen will (lieber Yakuza als arm), er aber dennoch die Yakuza als Dreckskerle ansieht und dementsprechend geht er mit diesen auch in seinen Filmen um. Das meiste gibt es bei Kitano zu lachen, wenn die Yakuza „in die Fresse kriegen“.
                                              ___________________________________________________
                                              Beispielsituation II:

                                              Uehara sitzt mit Masaki, seinem Begleiter und seiner Begleiterin (Nutte oder Freundin; sooo viele Unterschiede gibt es da auch wieder nicht; für ihn, meine ich) und hört bzw. erduldet die Karaokevorstellung von Masakis Freund. Zwei Yakuzas aus Ueharas Klan treten ein, setzen sich und bestellen dasselbe wie immer (wahrscheinlich reichlich Alkohol).

                                              Yakuza I kann es sich nicht verkneifen, Uehara anzumachen: „Uehara, wenn du genug geld für diese Bar hast, wie wäre es dann, wenn du deine Schulden zurückzahlen würdest.“

                                              Beeindruckt und stolz auf sich (obwohl Eigenlob stinkt) belässt er es dabei. Uehara hingegen nimmt eine Bierflasche und zerdeppert sie auf dem Kopf von Yakuza II. Yakuza I will aufstehen, wird aber von Ueharas Begleitung mit drei (hörbaren) Schlägen ausgeknockt. Die Kamera bewegt sich zurück zu Uehara, der unbeeidruckt wieder Platz nimmt. Nach ein paar Sekunden nimmt Uehara eine weitere Bierflasche und zerdeppert sie erneut auf dem Kopf von Yakuza II. Yakuza I will erneut aufspringen, aber schon ist Ueharas Begleiter wieder zur Stelle und wieder sind drei gezielte Schläge zu hören und auch Yakuza I liegt wieder darnieder. (Wohlgemerkt, alles in einer einzigen Einstellung gefilmt: https://www.youtube.com/watch?v=tpoDlklVvjE)

                                              Vorhang, Applaus.
                                              ______________________________________________________________________
                                              Unser Mitleid hält sich in Grenzen. Sind ja nur Yakuzas. Genau wie Uehara. Kitano ist nämlich auch ein moralischer Filmemacher und lässt am Ende auch Uehara (nicht ganz so friedlich) entschlummern. Ein Yakuza ist ein Yakuza ist ein Yakuza ist … baka-yarō. Wie auch schon sein Vorgänger Violent Cop und sein Nachfolger Sonatine, oder seine jüngere Outrage-Trilogie endet Boiling Point mit der wohl einfachsten Lösung, sodzusagen als Schlusspointe: Alle sind tot.

                                              Oder!? Und die Moral von der Geschicht? Steh auf und kämpfe, kleiner Mann!? Mhm, das wusste wohl Kitano auch nicht so recht. Ist aber egal, so konnte er uns ein zwar nicht ganz so originelles, aber stimmungsvolles Ende präsentieren und lässt den Zuschauer mit der Frage stehen, ob das Ganze tatsächlich geschehen ist oder doch nur eine Rachefantasie von Masaki war.

                                              Ein Film, der trotz bzw. gerade wegen all der Banalität, der Brutalität und des Zynismus einen vielleicht übertriebenen, aber dennoch authentischen Einblick in das Wesen des gemeinen Menschen gibt.

                                              Vorhang, Applaus

                                              2