In seinen Frühzeiten war Tanz und Gesang ein elementarer Bestandteil des Kinos. Auch wenn der prozentuale Tanzanteil im modernen Kino (zum Glück) deutlich zurückgegangen ist, versuchen sich Regisseure immer wieder an coolen Tanzszenen. Das jüngste eindrucksvolle Beispiel liefert Wes Anderson in Moonrise Kingdom. Der 12-jährige Jared Gilman legt im Film in seiner Rolle als Boyscout eine dermaßen flotte Sohle aufs Parkett, dass selbst Patrick Swayze vor Neid erblässt wäre. Inspiriert von dem jungen Tanztalent, habe ich mich an coole Tanzszenen erinnert. Szenen, die nicht durch tänzerische Perfektion, sondern durch ihre Lässigkeit glänzen. Szenen, nach denen ich bereut habe, mich als Jugendlicher strikt gegen die Teilnahme an einem Tanzkurs gewehrt zu haben (Du hattest recht, Mama!). Dies sind meine glorreichen Sieben der Tanzszenen, bei denen ich einfach mitwackeln muss.
Premierminister – Jump for my love
Über den Film Tatsächlich … Liebe lässt sich vielleicht streiten, nicht aber über die Tanzeinlage von Hugh Grant im selbigen. In der Rolle des britischer Premierminister legt er eine denkwürdige Perfomance zum Klassiker der Pointer Sisters hin. Erst tanzt er lässig rückwärts die Treppe hinunter, dann lässt er einen coolen Krabbentanz durch den Flur folgen. Schade, dass ihn seine Sekretätin unterbricht – dieser Show hätte ich noch eine Weile zusehen können.
Joel Goodsen – I like that old time Rock’n’Roll
Liebe Damen der Schöpfung, habt ihr euch schon mal gefragt, was Jungs machen, wenn sie sturmfreie Bude haben? Ich glaube nicht, dass ihr von Joel Goodsen a.k.a Tom Cruise in Lockere Geschäfte auf Andere schließen solltet. Denn: So cool kriegen das andere Männer bestimmt nicht hin. Leidenschaftlicher Rock’n’Roll und das nur mit Hemd und Socken bekleidet. Und drunter? Einen weißen Männerslip. Die Achtziger waren furchtbar.
Napoleon Dynamite – This Boogie is for real
Im Jahr 2004 wurde der Begriff funky neu definiert – von einem Mann, der auf den wundervollen Namen Napoleon Dynamite (alias Jon Heder) hört. Im gleichnamigen Film tritt der nerdige Teenie vor der gesamten High School auf. Seine selbst erdachte Choreo zu Jamiroquais Canned Heat würde sogar Detlev D! Soost alt aussehen lassen. Sie strotzt nur so vor Einfallsreichtum: Da wird nach den Sternen gegriffen, rückwarts gesteppt und natürlich mit dem Becken gekreist. Es ist wohl kaum übertrieben die Choreografie als puren Sex zu bezeichnen.
Die Blues Brothers – Have you seen the light?
Zu Anfang läuft der Gottesdient eigentlich ganz normal. Das heißt – normal, wenn der Pfarrer James Brown heißt. Die Gemeinde tanzt wild durcheinander, der Pfaffer schreit, singt, die Gemeinde antwortet im Chor – Extase. Die Blues Brothers Jake (James Belushi) und Elwood (Dan Aykroyd) sind zwar durchaus beeindruckt, aber eher passiv interessiert. Doch dann passiert es: Gott höchstpersönlich lässt die Sonne auf Jake Blues scheinen. Sofort wird die Tanzfläche mit einem Flick-Flack geentert. Die anschließende Energieleistung der Gebrüder Blues ist Geschichte.
Odile, Arthur und Franz – The Madison Dance
Die Szene aus Die Außenseiterbande von Jean-Luc Godard ist kult. Die zwei Kleinganoven Arthur (Claude Brasseur) und Franz (Sami Frey) wissen, was Frauen beeindruckt. In diesem Fall ist das Objekt der Begierde das dänische Aupair-Mädchen Odile (Anna Karina). Die drei tanzen eine unglaublich lässige Choreografie – unterlegt mit souligem Sound und klassisch in Schwarz-Weiß gehalten. Doch eines war in den Sixties auch nicht anders als heute: Als die Jungs keine Lust mehr haben, muss die Frau alleine weitertanzen.
Mia Wallace und Vincent Vega – ’C’est la vie’ say the old folks
In Pulp Fiction von Quentin Tarantino muss sich der arme Vincent (John Travolta) um Mia (Uma Thurman), die Frau seines Chefs Marsellus Wallace kümmern. Schwierig, denn Mia ist ein sexy Vamp und flirtet gerne. So muss Vincent mit ihr beim Twist-Wettbewerb im Jack Rabbit Slim’s teilnehmen. Das Ergenis ist grandios. Barfuß, respektive in Socken, mischen die beiden zur Musik Chuck Berrys den Contest auf. Wie aus einer Radiodurchsage deutlich wird, die nur in der englischen Originalversion des Films enthalten ist, reichte die Performance aber nicht zum Sieg. Den Siegerpokal haben die beiden trotzdem mitgehen lassen.
Don Lockwood – I’m singin in the rain
In Singin in the Rain, in Deutschland auch unter dem Namen Du sollst mein Glücksstern sein bekannt, bietet Gene Kelly eine historische Performance. Als verliebter Hollywoodstar Don Lockwood hat er trotz strömendem Regen überhaupt keine Lust, ins Auto zu steigen. Erst muss er sein Glück der ganze Welt mitteilen – in Form eines der coolsten Tänze der Filmgeschichte. Er wirbelt seinen Regenschirm, springt kindlich in tiefe Pfützen oder bietet Stepeinlagen, die einem schon beim Zuschauen die Beine verknoten.
Welche lässigen Tanzeinlagen werdet ihr nie vergessen?