Der Startschuss ist längst gefallen. Die fünf diesjährig nominierten Damen befinden sich nun auf der Zielgeraden, an deren Ende der Oscar für die Beste Hauptdarstellerin wartet. Die Tartanbahn ist zum Roten Teppich geworden und am Ende des Rennens werden nicht die besseren High-Heels, sondern einzig und allein die schauspielerische Leistung über die Siegerin entscheiden. Oscar-Erfahrung haben sie alle. Zusammengerechnet wurde das Quintett 37 Mal für den Oscar nominiert und räumte sechs Exemplare der begehrten Statue ab. Eine einzige von ihnen ist noch ohne Auszeichnung der Academy, während eine andere bereits dreimal gewinnen konnte. Aber genug der Mathematik! Werfen wir einen genaueren Blick auf das Teilnehmerfeld.
Meryl Streep – Im August in Osage County
Auf der Außenbahn, mit sicherem und aufrechtem Gang, läuft die Rekordhalterin. 18 Nominierungen, davon drei Oscar-Gewinne. Es scheint nichts zu geben, was sie nicht spielen kann und anscheinend auch nichts, wofür sie nicht nominiert wird. Meryl Streep ist zu einer Institution der Oscar-Nacht geworden und auch in diesem Jahr wieder nominiert. In dem Familiendrama Im August in Osage County spielt sie die zentrale Mutterfigur innerhalb eines Generationenkonflikts. Das meistert sie natürlich perfekt wie eh und je. Ihre makellose Leistung wurde zwar für diverse Auszeichnungen nominiert, konnte aber keinen bedeutsamen Preis einheimsen, der als Fingerzeig Richtung Oscar interpretiert werden könnte. Und mal ganz ehrlich, noch ein Oscar für Meryl Streep wäre sicherlich nicht unverdient, aber gähnend langweilig.
Judi Dench – Philomena
Daneben, etwa auf gleicher Höhe mit Meryl Streep, behauptet sich eine altehrwürdige und stolze Britin. Sie ist von allen Nominierten in ihrer Kategorie am längsten im Geschäft. Sie war nicht nur als M in zahlreichen Bond-Filmen zu sehen, sondern schnappte sich auch als Queen Elizabeth in Shakespeare in Love bereits einen Oscar. Mit der Titelrolle in Philomena soll es dieses Jahr wieder klappen. Judi Dench spielt Philomena Lee, die sich mithilfe eines Journalisten auf die Suche nach ihrem verloren geglaubten Sohn begibt. Mit den Titelchancen steht es etwa so wie bei ihrer oben genannten Kollegin. Dame Judi Denchs starke Performance wurde hoch gelobt und mit zahlreichen Nominierungen bedacht, hat aber nicht die größten Chancen, mit dem Oscar ausgezeichnet zu werden.
Sandra Bullock – Gravity
Die Dritte im Bunde ist ein wenig flotter unterwegs, aber auch einige Jährchen jünger als die bisher genannten Rivalinnen. Obwohl sie endlich wieder Boden unter den Füßen hat, atmet sie schwer und heftig, wie im Weltraum-Thriller Gravity, für den sie nominiert ist. Fraglich, ob sie es als Erste ins Ziel schaffen kann. Das Eindrucksvolle und Besondere an ihrer Leistung besteht darin, dass Sandra Bullock fast ausschließlich mit ihrer Mimik überzeugt, da sie komplett von einem unflexiblen Weltraumanzug umhüllt ist. Die absolut überzeugende Darstellung brachte ihr immerhin einen Critics’ Choice Award als Beste Hauptdarstellerin in einem Actionfilm ein. Dennoch bleibt es eher unwahrscheinlich, dass Sandra Bullock wiederholen kann, was sie 2010 mit Blind Side – Die große Chance erreicht hat. Ein bisschen Deutsch wird dieses Jahr wohl leider nicht auf der Oscar-Bühne gesprochen werden.
Amy Adams – American Hustle
Wir müssen etwas weiter nach vorne schauen, um die nächste, äußerst spritzige und siegeshungrige Oscar-Aspirantin verfolgen zu können. Das Küken in der Gruppe der nominierten Powerfrauen scheint dem Hauptfeld entwischt zu sein und hat das goldene Glitzern hinter der Ziellinie fest im Blick. Amy Adams ist nach vier Nominierungen in der Kategorie Beste Nebendarstellerin nun erstmals als Hauptdarstellerin für American Hustle nominiert. Als Geliebte von Christian Bale hilft sie ihm, in einer heißblütigen und gewitzten Rolle, bei der Trickbetrügerei. Als Ensemblemitglied erhielt sie dafür den Critics’ Choice Award für die überzeugendste Teamleistung, konnte aber auch den Golden Globe als Beste Hauptdarstellerin in einer Komödie oder einem Musical für sich verbuchen. Jede ihrer Oscar-Nominierungen war definitiv berechtigt und diese ist es wieder. Die sympathische und ambitionierte Amy Adams wird ganz bestimmt in den nächsten Jahren noch häufiger die Chance bekommen, aber dieses Jahr wird sie höchstwahrscheinlich kurz vor dem Ziel eingeholt.
Cate Blanchett – Blue Jasmine
Eine Australierin komplettiert das starke Feld. Sie komplettiert es nicht nur, sie dominiert es. Für ihren Seelen-Striptease im Woody Allen -Drama Blue Jasmine räumte Cate Blanchett im Vorfeld so ziemlich jeden bedeutsamen Schauspielerpreis ab. Im Rennen um den Oscar balanciert sie bereits den Golden Globe, den BAFTA Award und den Critics’ Choice Award für die Beste Hauptdarstellerin auf den Fingern. Nachdem sie für ihr Darbietung in Aviator schon den Oscar als Beste Nebendarstellerin ihr Eigen nennen kann, wird bei der 86. Verleihung der Academy Awards, mit hoher Wahrscheinlichkeit, ein Goldjunge in der Kategorie der Hauptdarstellerinnen hinzukommen. Alles deutet auf die wunderbare Cate Blanchett hin und wir würden es ihr von Herzen gönnen.
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