Das Kinojahr 2015 hielt insbesondere für deutsche Zuschauer und Filmemacher einige positive wie negative Überraschungen bereit. Ob Box-Office-Rekorde, YouTuber-Versuche oder international gelobte Filmexperimente, das deutsche Kino hat gezeigt, dass es Zuschauer ins Kino locken und vor allem Spaß machen kann. Doch nicht hinter jedem Erfolg steckt auch ein filmischer Höhepunkt. Wir ziehen Resümee und schauen, was das deutsche Kino 2015 zu bieten hatte.
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Nachdem Karoline Herfurth und Elyas M'Barek bereits Anfang des Jahres mit der Liebeskomödie Traumfrauen über 1,6 Millionen Zuschauer ins Kino locken konnten, war niemand so wirklich überrascht, als auch Fack ju Göhte 2 großen Anklang bei den deutschen Kinogängern fand. Wie viele Kinobesucher die Fack ju Göhte-Fortsetzung von Bora Dagtekin sehen wollten, war trotzdem eine Überraschung. Mit 7,6 Millionen Besuchern war Fack ju Göhte 2 im Jahr 2015 nicht nur mit Abstand der erfolgreichste deutsche Film, sondern auch der erfolgreichste Film in Deutschland. Ob der Erfolg berechtigt ist, darüber lässt sich allerdings streiten. Denn wo der Assi-Humor im ersten Teil zumindest noch vorgab, ironische Kritik am deutschen Bildungssystem zu sein, wurde er in der Fortsetzung weitgehend zum Selbstzweck. Anstrengend, ziemlich vulgär und die Leichtigkeit des ersten Teils vermissend, war Fack ju Göhte 2 für viele dann doch ein trauriges Beispiel eines überkonstruierten, schlecht aufgewärmten Komödien-Sequels.
Wenn gerade kein leicht
bekleideter Elyas M'Barek seinen Charme auf den Leinwänden versprüht, sind
eigentlich die Herren Schweighöfer und Schweiger für die Gestaltung der
deutschen Komödienlandschaft zuständig. Beide waren in diesem Jahr weniger zu sehen als sonst und haben dennoch bleibende Spuren hinterlassen.
Til Schweigers extrem erfolgreiche Alzheimer-Komödie Honig im Kopf gehört mit
ihrem Dezemberstart offiziell noch ins Jahr 2014, die meisten der insgesamt
7,1 Millionen Kinozuschauer werden den Streifen aber wohl erst 2015 gesehen
haben. Schweighöfer war im Gegensatz zu den Vorjahren nur mit einem
einzigen Film vertreten. Die Komödie Der Nanny zählte mit über 1,6 Millionen
Besuchern trotz überwiegend schlechter Kritiken immer noch zu den erfolgreichsten
deutschen Filmen des Jahres.
Deutsche Komödie mal anders?
Neben den bewährten Erfolgsrezepten gab aber auch einige Versuche, dem Einheitsbrei etwas Neues, Unkonventionelles entgegenzusetzen. Besonders erfolgreich war dabei die Romanverfilmung Er ist wieder da. Im Stil einer Mockumentary ließ David Wnendt seinen Hitler durch Deutschland reisen und zeigt die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen auf die historische Schreckensgestalt. Neben der gesellschaftspolitischen Beobachtung des Aufeinanderprallens von Hitlers stehengebliebener Nazi-Ideologie und der multikulturellen Gesellschaft des modernen Berlins bleibt die entworfene Mediensatire allerdings eher fade. Nichtsdestotrotz lockte Er ist wieder da famose 2,5 Millionen Besucher in die Kinos.
Für die größte Überraschung an den deutschen Kinokassen
sorgte allerdings Sönke Wortmanns Frau Müller muss weg. Als großer Gewinner des
deutschen Arthouse-Kinos wurde die kleine Constantin-Produktion von über 1
Millionen Zuschauern im Kino gesehen. Dabei profitierte Frau Müller muss weg
nicht nur von dem bekannten Gesicht der Anke Engelke, sondern auch von dem
starken Anknüpfungspunkt der Geschichte über einen eskalierenden Elternabend. Mit
einem Kammerspiel-Konzept, das an Roman Polanskis Der Der Gott des Gemetzels erinnert, hebt sich der Film vom Komödieneinerlei im Stile Schweighöfer &
Co. ab. Trotz kurzweiliger Unterhaltung und interessanten satirischen Ansätzen
waren beide Werke in den Augen vieler Kritiker am Ende trotzdem nicht mutig und
bösartig genug.
Als Negativ-Highlight unter den deutschen Komödien-Experimenten muss leider noch der von verschiedenen deutschen YouTubern auf die Beine gestellte Kinofilm Kartoffelsalat - Nicht fragen! erwähnt werden. Als wäre die desaströse moviepilot-Bewertung von 1,3 nicht schon Beweis genug, dass wir auf die Horrorkomödie von Michael David Pate hätten verzichten können, findet sich der Film peinlicherweise auch auf der IMDB-Liste der am schlechtesten bewertetsten Filme aller Zeiten wieder.