The_Comedian - Kommentare

Alle Kommentare von The_Comedian

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    Das Genrekino der Siebziger Jahre, in all seiner Vielfalt plakativer wie provokativer Kunstpfade, hat(te) von jeher nicht gerade den plot-twistigen und unerwarteten Überraschungseffekt für sich gepachtet. Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder vereinzelte Streifen aus der berühmt berüchtigten Zeit des schmuddeligen Bahnhofskinos, welche gängige Genre-Klischees zwar liefern, aber sich in verschiedenen Bereichen der Produktion trotzdem gekonnt emanzipieren, indem sie einen bestimmten Fokus oder mehrere Blick,-bzw. Wahrnehmungswinkel (gleichzeitig) bedienen.
    Besser verständlich wird dies, wenn man sich konkreten Beispielen widmet, wie dem hier besprochenen DAS HAUS DER PEITSCHEN.
    Das Subgenre lautet SEXPLOITATION. Überwiegend wurden solche Streifen in den 60ern und 70ern mit möglichst unterschiedlichen, attraktiven Schauwerten besetzt, welche möglichst auch noch diverse Fetische bedienen sollten. Auf charakterliche Ausdrucksstärke oder gar handlungsrelevante Profiltiefe wurde selten priorär eingegangen. Nicht so in vorliegendem Werk, denn dem gesamten Cast wird über die volle Laufzeit eine ordentliche Wichtigkeit geschenkt, woran man merkt, dass die eigentliche Story nicht vernachlässigt wurde, wie in vergleichbaren "Filmchen" dieser Ära. Regisseur WALKER schafft es dabei, sein Ensemble stets homogen und in der Geschichte präsent zu halten, zumindest was den Hauptcast betrifft. In Verbindung mit der stringenten Einteilung der Plotsegmente ergibt sich mit 102 Minuten ein rundum gelungenes und längen-freies Nischenwerk, dass sich nicht rudimentär auf den Genre-Pfeilern NACKTHEIT und FOLTER ausruhen muss, sondern wirklich eine Geschichte zu erzählen hat. So kommt es, dass die tatsächlich expliziten Szenen zwar rar gesät sind, die durchgehende Spannungskurve jedoch kaum ins Stocken kommt, da der Bezug zu den Charakteren, agon wie antagon, gelingt, sei es einzeln oder gruppiert. Echte, zur Anteilnahme würdige, Schicksale wurden auffallend in beiden "Lagern", "gut" wie "böse", ausgefeilt und deutlich interpretierbar, in die Waagschale gelegt, obwohl man eher den Eindruck hat, es gehe um [innerlich wie äusserlich] "hübsch versus hässlich". Zur Auflösung des bitterbös-erdigen Plots wird in diesem Beitrag tunlichst geschwiegen

    ("Party-People", "Final-Girl", "WHIPCORD-Crew", "moralisch-einwandfreier Rettungs-Anker", "Freunde, die zur `wahren` Rettung eilen")

    Wen diese grob-charakterisierend-betitelten Cast-Segmente in Klammern verwirren oder wer sich fragt, was das soll: Eine spoilerfreie Umschiffung ist kaum möglich, deshalb soll beim Lesen dieser Kurzkritik ein solch kleiner Leitfaden genügen, um bei späterer Sichtung nachvollziehen zu können, dass sich bei diesem Exploitationer, aus sehr vielen anderen, profaneren "Genregeschwistern" herausgepickt, viel Mühe gegeben wurde, die vorliegende Story, mit den teils sogar potentiell-ikonischen Charakterzeichnungen, emotional, menschlich und glaubhaft auf die Leinwand zu bringen, ohne Gefahr zu laufen, das Genre-Fundament zu verunglimpfen.
    Athmosphäre, Setting, Score, sowie Schnitt,-& Kameraarbeit gehen absolut in Ordnung und sind, die Dekade vergleichend, als hochwertig zu bezeichnen, und zwar ohne, dass das unnachahmliche, audiovisuelle Flair dieser widersinnig-faszinierenden Filmära des sogenannten "schlechten Geschmacks" verloren geht.

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    • 7 .5
      The_Comedian 27.01.2022, 15:17 Geändert 27.01.2022, 17:22

      SYLVESTER STALLONE'S Vorhaben, auf den Buddy-Erfolgszug von LETHAL WEAPON (USA 1987 - RICHARD DONNER) aufzuspringen, ist enger mit KURT RUSSELL verknüpft, als man zunächst glauben mag. Der Darsteller des Charakters CASH war nämlich zunächst für die Rolle des MARTIN RIGGS vorgesehen und bereute es im Nachhinein wohl sehr, dies abgelehnt zu haben. Stattdessen übernahm er die andere Seite des dualen MAIN CASTS im hier besprochenen Streifen, nachdem PATRICK SWAYZE den "CASH" ablehnte, um alleiniger Star von ROAD HOUSE (USA 1989 - ROWDY HERRINGTON) zu werden.
      So kam es also zum Zusammenraufen der ungleichen, aber nahezu ebenbürtigen "besten Cops von L.A." - in TANGO & CASH.

      》The polar opposites, Ray Tango (SYLVESTER STALLONE), a suave and sophisticated police officer, and Gabe Cash (KURT RUSSELL), his overzealous long-haired partner, are a mismatched LAPD crime-fighting duo who work tirelessly to bring down their arch-nemesis, the ruthless drug lord, Yves Perret (JACK PALANCE). However, when Perret manages to incriminate the pesty team with falsified evidence, Ray and Gabe will soon end up in a maximum-security prison, where an almost endless parade of inmates previously incarcerated by them, are waiting for their captors impatiently. Now, more than ever, Tango and Cash need to put their differences aside to come up quickly with a good plan, not only to escape the jail's walls but also to even the score with the evil kingpin who put them behind bars once and for all. Of course, that's easier said than done...《
      *NICK RIGANAS / IMDB

      TANGO & CASH muss sich den Vergleich mit LETHAL WEAPON durchaus gefallen lassen, und zwar auf vielen Ebenen. [Teil 1 wird einzig als Referenz herangezogen, da Teil 2 - BRENNPUNKT L.A. (USA 1989 - RICHARD DONNER) fast zeitgleich zu "T & C" in Produktion stand].
      STALLONE und RUSSELL geben sich zwar redlich Mühe, erreichen jedoch zu keinem Zeitpunkt die nahezu perfekte, vorallem zwischenmenschliche Chemie von MEL GIBSON und DANNY GLOVER. Die pointierten Gags und One-Liner gehen ebenfalls an die LW-Cops, obwohl TANGO & CASH im Original diesbezüglich wesentlich besser wegkommt, d.h. die deutsche Syncro ist schwächer, als die Übersetzung in LETHAL WEAPON.
      Score & Soundtrack gehen in beiden Streifen in Ordnung. HAROLD FALTERMEYER liefert für TANGO & CASH ein stabiles Soundgerüst mit überaus eingängigem "Ohrwurm-Hauptthema".

      TERI HATCHER geizt nicht mit optischen Reizen und versprüht als TANGO'S Schwester sympathischen Charme im Nebensegment, vorallem in Richtung CASH. Sie punktet eindeutig gegenüber LW, wo die tragende, weibliche Hauptfigur fehlt.

      Die Antagonisten können sich in beiden Streifen sehen lassen. In TANGO & CASH gibt es ein Wiedersehen mit MANIAC COP (USA 1988 - WILLIAM LUSTIG) ROBERT D'ZAR, mit ebenso profilorientierter Leinwandpräsenz ausgestattet wie BRION JAMES, dem "fiesen Pferdeschwanz". Beide Rollen waren eigentlich mit wesentlich weniger Screentime angelegt. STALLONE, welcher bei dem Film viel gestalterisches Mitspracherecht hatte, war aber nach der Post-Production derart begeistert, dass er D'ZAR'S und JAMES' Rollen akzentuierter ausgestaltete. JAMES HONG wurde als "unwichtiger Handlanger", mit zu wenig Spielzeit und nahezu ohne Dialog-Präsenz, weit unter seinen Möglichkeiten leider verheizt.
      JACK PALANCE ist der Part des machtbesessenen Mobsters einfach auf den Leib geschneidert, er brillierte im selben Jahr in ähnlicher Charakteristika bereits in BATMAN (USA GB 1989 - TIM BURTON).

      Kommen wir zu dem Buddy-Duo selbst: Ein Vergleich zwischen DANNY GLOVER und SYLVESTER STALLONE ist unangebracht, bei völlig diverser Handlungsrelevanz. STALLONE definierte jegliche Parameter seiner Rolle selbst, als intellektueller Stylo im knallharten Bullengewand, was grundsolide passt, auch im Rahmen seiner schauspielerischen Möglichkeiten. KURT RUSSELL räumte nach Veröffentlichung ein, dass seine Interpretation des GABRIEL CASH deutlich an den Charakter des MARTIN RIGGS angelehnt war, was man auch sieht, hört und spürt. Sei es d'rum, RUSSELL'S und GIBSON'S Charme ist für solche Rollen wie gemacht, obsolet in der (ernsthaften) Diskussion.

      Die Action stimmt in beiden Filmen, LETHAL WEAPON siegt zwar in Vielfältigkeit und Ideenreichtum, doch TANGO & CASH bietet trotzdem einiges Rasantes. Die Knast-Sequenzen und das CAR-CHASE-Finale bleiben im Gedächtnis.

      TANGO & CASH ist ein harter 80s-ACTIONER mit humorvollem BUDDY-Konzept, zwanglos überaus sehenswert und ein komplettierendes Muss für Genre-Fans, sowie ein würdiger Klon des zweifellos stärkeren Aushängeschildes dieser Ära, LETHAL WEAPON.

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      • 9

        Meisterregisseur STEVEN SPIELBERG wurde Ende der Achtziger Jahre ein Angebot der Adaption einer Originalfilmvorlage dargelegt: In EIN KÖDER FÜR DIE BESTIE, in den Sechziger Jahren gedreht, lieferten sich die Altstars GREGORY PECK und ROBERT MITCHUM ein gnadenloses Psychoduell. Der Film stellte zur damaligen Zeit einen wahrhaften Schocker dar und wurde von Kritik und Publikum viel beachtet und hochgelobt. SPIELBERG beschäftigte sich allerdings nur rudimentär mit dem Projekt, lehnte ab, und schlug dann einen anderen MEISTER vor.

        MARTIN SCORSESE war von dem Vorhaben zunächst nicht begeistert, da er der Ansicht war, dass der Originalstoff das Thema bereits vollends und stark bedient habe. Er sah den Fokus zurecht auf den Hauptcharakteren und deren Entwicklung. Erst nach über einem Jahr willigte SCORSESE für die direktive Verantwortlichkeit eines Remakes ein, wobei er auch die Wahl des Support-Casts penibel und (ge)wichtig vorantrieb.

        Während JESSICA LANGE als Ehefrau des Anwalts SAM BOWDEN (die PECK Rolle) früh klar ging, ergatterte die noch blutjunge und nahezu unbekannte JULIETTE LEWIS die Rolle der Tochter. Es war wohl eine Art Eingebung SCORSESES, nachdem zwei renommiertere Jung-Schauspielerinnen aus dem Rennen waren, nämlich JENNIFER CONNELLY und WINONA RYDER. Darüberhinaus sollte es sich als absoluter Glücksgriff erweisen, denn LEWIS vermochte eine grandios-zerrissene Glanzleistung zwischen naiv-kindlicher Unschuld und frühreifer "Lolita-Fatale", behaftet mit einem gar teuflischen Faszinosum für das Böse, abzuliefern, was ihre Karriere stark befeuern und einem gestandenen Star wie LANGE gestatten sollte, sich qualitativ-steigernd an einem "KIND" hochzuspielen.

        SCORSESES meisterhaftes Gespür, die starke Vorlage zu übertreffen, indem er sich nicht auf eine wendungsreiche und ausgefeilte, neuartige Storyline einliess, sondern auf die maximal-positive ("Beziehungsgestörte Familie findet im Angesicht von boshaftem Psychoterror wieder zu Zusammenhalt und gemeinschaftlicher Stärke!") wie auch end-negative ("Der Antagonist zieht jeglichen Hass ausgeprägt zentriert auf sich!") Bindung an die perfekt gecasteten Charaktere.

        HARRISON FORD und ROBERT REDFORD lehnten die Rolle des gepeinigten Anwalts ab, vielleicht war ihnen die heldenhafte Maskulinität der Rolle (zunächst) zu schwach ausgeprägt. Ein Umstand, den ausgerechnet NICK NOLTE, ansonsten eher als Raubein bekannt, für sich nutzen sollte: Seine Entwicklung als erstarkender Beschützer der eigenen Sippschaft, von der verklemmten Brillenschlange zum gewalttätigen Kämpfer, der sich seinem Nemesis MAX CADY (die MITCHUM Rolle) wesenstechnisch langsam und qualvoll annähern muss, um ihn (vielleicht) besiegen zu können, wurde von NOLTE ungewohnt facettenreich-stark und passend interpretiert, eben mit dem nötigen Understatement, um SCORSESES Wunschbesetzung und felsenfester Bedingung, dieses Remake überhaupt zu drehen, die große Bühne zu bereiten.

        Der unvergleichliche Method-Actor ROBERT DE NIRO spielt den Psychopathen MAX CADY nicht, er ist MAX CADY, verschmilzt wie selten zuvor mit der Rolle des rachegetriebenen Monsters, drahtig-durchtrainiert, diabolisch-sexy und (aufgemalt) volltätowiert.
        Das "schwarze Herzstück" von CAPE FEAR, vom betulich-bedrohlichen Anfang, über genüsslich-gesteigerten Wahnsinn, bis hin zum packenden und nervenzerfetzenden Finale um Leben und Tod, ist der "Dreh,-& Angelpunkt" ROBERT DE NIRO, der "rostige Anker", der am KAP DER ANGST festmacht.

        Der REISSER ist PSYCHOKINO der Extraklasse, bei welchem sich der o.a. ausführlich besprochene "Clou der Personalien" kongenial mit den modernen Zutaten von Spannung und Nervenkitzel verbindet, um letztlich das starke Original zu übertreffen, und zwar als für sich allein stehende Interpretation des, nicht nur cineastisch, "kältesten Gerichtes" von allen: RACHE!

        7
        • 7 .5

          JAMES BELUSHI zeigt in THE PRINCIPAL, dass er schauspielern kann. Der Ulknudel gelingt die stimmige Balance zwischen TRAGI und KOMIK, sein "Rektor" wirkt dabei moralinbefreit bis "hart, aber herzlich", d.h. glaubhaft, gerade auch in Verbindung mit "Badass-Hausmeister" LOUIS GOSSETT JR. Das Duo funktioniert und harmoniert somit auch als BUDDY-ACTION-Konzept, welches in den Achtziger Jahren häufig erfolgreich gescripted wurde. BELUSHI konnte zudem Vieles seines Screenplays positiv für RED HEAT (USA 1988 - WALTER HILL) übernehmen, sodass auch ein in seinen schauspielerischen Fähigkeiten ähnlich limitierter Co-Star wie ARNOLD SCHWARZENEGGER derart profitieren konnte, dass sich das "Buddy-Doppel" gegenseitig aufwertete.
          Wie bereits kurz erwähnt, fehlt der "erhobene Zeigefinger" im vorliegenden Streifen von CHRISTOPHER CAIN, denn BELUSHI'S Charakter ist mitnichten der vorbildhafte "Überlehrer", sondern schwankt zwischen verschämtem Alkoholismus und mühsamer Aggressionsbewältigung. Apropos, die Gewaltspitzen in THE PRINCIPAL sind wohl dosiert und ungeschönt austariert, wobei den vermeintlichen Antagonisten der "Schul-Gang" der charakterliche Wandel "vom Saulus zum Paulus" einen Hauch zu spielend bis unauthentisch gelingt. Sei es d'rum, denn THE PRINCIPAL begreift sich eben nicht nur als bierernstes Drama, sondern als derber Unterhaltungsfilm nebst lockerer Sozialkritik. "Political Correctness" lässt sich auch mit der stärksten Lupe kaum finden, umso erfrischender und unverfälschter wirkt das starke bis solide Spiel aller Protagonisten, sodass insgesamt ein überaus sehenswertes 1980er-Action-Dramödchen bleibt, was sich selbst nicht zu ernst nimmt, sondern sozio-gesellschaftliche Missstände mit lässigem Understatement anprangert, anstatt mit der "Biedermeier-Moralkeule", was einer innerstädtischen US-Mega-City-Problembezirk-Highschool dieser Zeit auch mitnichten gerecht geworden wäre und THE PRINCIPAL den Bonus des durchaus ernstzunehmenden Milieudokuments, neben aller plakativer Hollywood-Maschinerie, gekostet hätte.

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          • 5 .5

            Die Briten hatten ROBIN HOOD, die Franzosen ihrerseits CARTOUCHE, und die Deutschen ikonisierten den SCHINDERHANNES als gesetzlosen Rebellions-Puffer zwischen arm und reich.
            Regisseur KÄUTNER präsentiert herrliche Naturaufnahmen in satten Farben, sowie in die Handlungszeit glaubwürdig-passende Bauten, Requisiten und Kostüme. Er wird, zumindest durch diese Attribute, dieses Stückes deutscher Geschichte des späten 18. Jahrhunderts gerecht.
            Deutliche Schwächen offenbart die zwar stringent vorangetriebene, aber letztlich, auch dramaturgisch, zu simpel gestrickte Storyline, sowie, in direkter Verbindung, die Auswahl des Castes. Wenn man schon, trotz historischer Steilvorlage, keine große Geschichte zu erzählen hat, ist es der metaphorische "Genickschuss", wenn die dringend erforderliche, authentische Identdifikation mit den Charakteren nicht gelingt. Spannung generiert sich nun einmal entweder durch die Handlung selbst, oder durch die Empathie bzw. Antipathie gegenüber den "Helden und Gegenspielern". Bestenfalls lässt die beeindruckende Kombination dieser beiden Bausteine Meisterwerke entstehen - oder eben "Filmchen" wie die hier vorliegende Adaption eines Lustspiels von Carl Zuckmayr.
            CURD JÜRGENS, ansonsten begnadeter Mime, war und wirkte zum Zeitpunkt der Dreharbeiten zu alt(backen), um einen in der Handlungsrelevanz 25,-jährigen Räuberhauptmann glaubhaft darzubieten. MARIA SCHELL nimmt man die toughe Räuberbraut ebenfalls kaum ab, zu niedlich, verträumt und unterwürfig plätschert die Interpretation dahin. Die Antagonisten bleiben gemeinschaftlich blass und ohne hervorstechendes Charisma, ein wirklich und wahrhaftig hassenswerter Villain, mit Erinnerungswert und markanten Charakterzügen von Bosheit und Niedertracht, wurde gar nicht aufgeboten.
            Insgesamt sei dem SCHINDERHANNES "Style-over-substance" attestiert, vieles, gerade die Massenszenen, rangierte auf TV-Niveau, was auch das halbe Bonuspünktchen definiert, denn für gut 1 1/2 Generationen der Fünfziger und Sechziger Jahre dürfte dieses Werk, aus der populären Ära der HEIMATFILME, sogar als Kult(ur)film gegolten haben, zumal der opulente Streifen auch unzählig als Fernsehwiederholung der "beschaulichen Familiensonntage" zelebrierend verhaftet war.

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            • 6
              The_Comedian 01.01.2021, 12:58 Geändert 01.01.2021, 14:54

              KOMÖDIE darf (fast) alles und verzeiht vieles, vorallem im Bereich des schwarzen Humors, denn dieser Sparte obliegt signifikant von jeher die Provokation.
              Ärgerlich wird es allerdings, wenn man die von vorne herein gegebenen Möglichkeiten für eine gelungene Adaption nach Buchvorlage nicht ausreichend nutzt oder, der Einfachheit halber, bewusst ad absurdum und eher zur Massentauglichkeit führt.
              Vorneweg: Der dreigestirnige Hauptcast ist absolut passend und glaubwürdig-funktional gewählt, zumindest in dem Metier, was man erarbeiten wollte. Dazu später mehr.
              ED BEGLEY JR., der "phallische Fels des Anstosses" zwischen den kontrastreich-femininen, egomanen Zugpferden von SHE-DEVIL, kommt zum Teil etwas übermotiviert und dadurch bisweilen verbissen-krampfhaft rüber, was zu Lasten seiner ansonsten gewohnt spontanen und erfrischenden, komödiantischen Spielart geht. Trotzdem ist seine Leistung als grundsolide anzusehen, wenngleich er den Glanz anderer, ähnlich situierter Rollen nicht transportieren kann, jedoch inszenatorisch den schwierigsten Part besetzt, denn die essentielle Handlungsrelevanz fokussiert sich auf die beiden Damen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
              ROSEANNE BARR wirkt in ihrem Spiel auf die geforderte Niedertracht hin limitiert, zudem sieht es konträr dazu "affig-overacted" aus, wenn sie zwischendurch scheinheilig freundlich oder affektiert fröhlich wirken will. Ihre Dialoge hätten deutlich bissiger und fieser ausgefeilt werden können, sodass sogar Roseanne's Frotzeleien in der TV-SITCOM, die ihren Namen trug, mitunter ätzender und schockierender wirkten.
              MERYL STREEP scheint die künstlerisch-interpretative Kluft zwischen Buch und Film eher verinnerlicht zu haben. Sie gibt ihren Charakter bewusst "zum Abschuss der überzogenen Lächerlichkeit frei", definiert mit ihrer Darbietung die "Seele" des Streifens als kurzweilige, metaphorisch aber kaum tiefsinnige Gesellschaftskroteske.
              Dementsprechend funktioniert die Vorlage rückwirkend konterkarierend, denn die Novelle THE LIFE AND LOVES OF A SHE-DEVIL von FAY WELDON, wo der schwarze Humor mit mehr Understatement und nicht so plakativ wie im Film daherkommt, lässt besonders Roseanne's Charakter sich ganz anders entwickeln. Im Film wurde dabei ausgespart, dass die betrogene Ehefrau versucht, ihrer, im Gegensatz zu ihr, bildhübschen Konkurrentin äußerlich immer ähnlicher zu werden, indem sie sich z.B. diversen "Schönheits-OP's" unterzieht oder versucht, die Rivalin, mimisch und vom Verhalten und Auftreten her, zu kopieren. Das hat eben mehr von bitterböser Tragikomik, gespickt mit pechschwarzen, zynisch-humoresken Spitzen, wohingegen der Film sich ganz und gar der überreizten Situationskomik verschreibt, mit RUTH (Barr) als letztlich triumphierende Gewinnerin des rachelüsternen Brachial-Feminismus, und mit MARY (STREEP) als dessen totales Opfer der finalen Genugtuung. Die Botschaft der Novelle ist eben ambivalenter und dadurch tiefschürfend-interpretativer.
              Je nach Blickwinkel, ergo bei Kenntnis oder Unkenntnis der Vorlage, ergeben sich somit unterschiedlich auf,-oder abwertende Betrachtungsweisen der schwarzen Komödie DIE TEUFELIN.

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              • 6 .5
                The_Comedian 27.09.2020, 14:56 Geändert 27.09.2020, 15:02

                Wem der Plot bekannt vorkommt, liegt höchstwarscheinlich goldrichtig, denn die Autoren von BOTANY BAY - DAS SCHIFF DER VERURTEILTEN, Jonathan Latimer (Screenplay) und Charles Nordhoff (literarische Vorlage), zeichneten sich auch für den berühmten Klassiker MUTANY ON THE BOUNTY [MEUTEREI AUF DER BOUNTY] verantwortlich.

                Dem Qualitätsanspruch der beiden bekanntesten BOUNTY-Romanverfilmungen von 1935 und 1962 wird John Farrow's Abenteuerfilm zwar nicht gerecht, trotzdem hält BOTANY BAY für den geneigten Fan von altem "Seemannsgarn" so Einiges bereit. Es wird geflucht und gepeitscht, es gibt Einzelhaft unter Deck, bei Wasser und Brot, und auch das barbarische "Kiel holen" von Aufsässigen wird dramatisch zelebriert. Zudem halten Pest und Skorbut Einzug auf dem stolzen, britischen Handelsschiff.

                Farrow scheute sich auch schon Anfang der Fünfziger nicht, kontrovers zu provozieren, denn auch vor drohender Lebensgefahr durch die Folter der stockdunklen, nasskalten Isolation eines erst zwölfjährigen Junghäftlings schreckt er nicht zurück, genauso wie vor einer mitnichten kausalen Dreiecksliebelei zwischen der weiblichen Hauptdarstellerin und den beiden männlichen Rivalen, deren Omnipräsenz und, mit Abstand, ausgefeilteste Charakterzeichnung den Streifen zu einem psychologischen, und erst ganz am Ende physiologischen, Zweikampf degradieren, wo letztlich alles und jede(r) Andere als "schmückendes Beiwerk" unterjocht wird.

                Nicht nur das wurde in den BOUNTY-Adaptionen besser, weil breiter und vielschichtiger, angelegt. BOTANY BAY muss sich eben an der sehr ähnlich situierten Storyline messen lassen, obgleich sogar der dritte und letzte Akt, welcher Ankunft und (Zwangs-)Aufenthalt im neuentdeckten Australien zeigt, unverkennbare Parallelen zur BOUNTY aufweist, nämlich in Sachen faschistoid-hierarchisch absteigender Sozialkritik (Alleinherrschender Kapitän > Offiziere > Mannschaft > (Häftlinge) > Eingeborene) und mitunter zynisch-kontragebürsteter Kolonialisierungsschelte.

                Zurück zur Essenz beider Vergleichsmodelle: Wo in den Dreißiger Jahren Charles Laughton (Cpt. Bligh) und Clark Gable (Fletcher Christian) annähernd auf Augenhöhe die "BOUNTY bespielten", ließen sich Trevor Howard (Bligh) und Marlon Brando (Christian) darstellerisch-kongenial kaum "die Luft zum Atmen", was homogenes "Method- & Overacting" von HELD & VILLAIN im NEW NEW HOLLYWOOD auf eine neue Stufe der Extraklasse katapultierte.

                In BOTANY BAY gibt James Mason schon ordentlich fies-sadistisch und durchtrieben Gas, verliert aber, als etwas zu brave BLIGH-Kopie, deutlich gegen beide Obengenannten.
                Alan Ladd muss man zu Gute halten, dass sein Charakter des ruhigen und besonnenen, sowie zu Unrecht verurteilten Medizinstudenten konträr zu der maximal extrovertierten Figurenzeichnung eines FLETCHER CHRISTIAN steht, jedoch unterliegt er signifikant, im direkten, schauspielerischen Duell mit dem fachlich versierteren Mason, der vorallem in Sachen Mimik und emotional-plötzlicher Wandelbarkeit den eher blassen und hölzern-agierenden Ladd aussticht.

                Die Adaption THE BOUNTY von 1984, mit Mel Gibson und Sir Anthony Hopkins, soll hier bewusst ausgespart werden, da ein direkter Vergleich schwierig ist. Der inszenatorische Stil von "Acting & Response" in den Achtzigern unterscheidet sich dafür doch zu sehr vom Handwerk lange vorvergangener Dekaden.

                Nichtsdestotrotz pendelt sich BOTANY BAY im guten Mittelfeld der "Abenteuerfilme zur See" ein, in prachtvollem *Technicolor und mit schmetternd-orchestralem Score zu kraftvollen, rauen Szenerien, entstand ein kurzweiliger Spaß für regnerische Sonntagnachmittage auf der Couch, wo es für die ganze Familie vielleicht auch einmal solch' alte Nostalgie-Schinken sein dürfen.

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                • 5

                  "THE ARTY TRASHER" Jess Franco lieferte zu Beginn der Siebziger Jahre gekonnt und, seinem Kunstverständnis treu bleibend, ab, ohne sich dabei festlegen zu können - oder zu wollen.

                  NIGHTMARES COME AT NIGHT schafft den allzu großen Spagat jedoch nicht, zwischen in zeitlicher Entstehungsrelation homosexuell-provokativem Alptraumszenario und, ebenfalls der cineastischen Ära (sc)huldigend, weich bebilderter Softcore-Attitüde.

                  Franco's vielfach sonstiges Erfolgsrezept der konträren Genreverschmelzung zündet in vorliegendem Beispiel nicht, denn der geneigte Fan von Franco's Werken ["Special-Interest" grundvorausgesetzt!] findet gleichermaßen keinen Bezug zu Story und Charakteren, was die zweifellos schönen und sexy Schauwerte nicht ausgleichen können.

                  Im Gegenteil, beide Essenzen einer allgemeingültigen Cinématographie werden brachial ausgehebelt und dadurch geradezu nichtig entwertet, zumal sogar der belanglos-klimpernde Score mitnichten (über)strahlen kann.

                  Schade, denn so pendelt sich der schmuddelig-schummerige Flick exakt im Niemandsland des Durchschnitts ein, zugegeben wohl eine damalige Höchststrafe für den stets (in eigenen Augen) ambitionierten Provokateur, obwohl er dies natürlich völlig anders "gefühlt" haben könnte.

                  Ein ewiges Privileg des selten kritikfähigen Kunstfilmers, möchte man meinen.

                  Oder auch nicht! Aus Konsumentensicht!

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                  • 9 .5
                    The_Comedian 08.07.2020, 22:52 Geändert 08.07.2020, 22:52

                    Die schwarze Liste ist nur ein kleines Mosaik in der vielleicht derzeit besten Serie der Welt. Keine Show verzeichnet bisher die zwei Schlüsselkomponenten kultigen Erfolgs so prägnant und für die Zukunft der Handlung fordernd, wie THE BLACKLIST:

                    Unabdingbare, essentielle Bindung an die etablierten Hauptcharaktere...
                    plus..
                    ...nervenzerreibende, nicht auch nur eine Sekunde pausieren wollende, dynamisch auf höchste Stufe getriebene Spannung.

                    Eine Kombination, die ganz nebenbei abgeschlossene Storylines versus der Rahmenhandlung ad absurdum führt, weil alles, wirklich alles doch irgendwie verbunden scheint.

                    Die Vorfreude auf Staffel 8 steigt ins Unermessliche...

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                    • 7

                      ALISTAIR MACLEAN'S
                      BEAR ISLAND - DIE BÄRENINSEL IN DER HÖLLE DER ARKTIS

                      GB/CAN 1979
                      REGISSEUR: DON SHARP

                      Die spannende Romanvorlage Alistair MacLean's wurde in atemberaubender Naturkulisse Kanadas mit großer Starbesetzung grundsolide abgedreht.

                      Sicherlich gelang hier Ende der Siebziger Jahre kein übergroßer Wurf, gegen die o.a. literarische Vorlage wurde jedoch nicht krachend verloren, sodass ein überaus gelungenes Endresultat präsentiert werden konnte, obwohl der Film in den Lichtspielhäusern ein Flop wurde.

                      》Ein Expeditionsteam unter geheimer NATO-Führung startet zu einer Reise in die Arktis, um verlässlichere Wetterinformationen zum drohenden Klimawandel zu erhalten. Dabei scheint es auf der unbewohnten "Bäreninsel" auch andere, zwischenmenschliche und interessenspezifische Gefahren, sowie dunkle Geheimnisse der Vergangenheit zu geben.《

                      Die Laufzeit ist deutlich zu lang, was sich besonders im mittleren Segment zeigt, welches etwas dröge und spannungsarm geworden ist.

                      Die musikalische Untermalung ist, typisch für Filme dieser Art, überbordend und in epischer Breite "schmetternd" präsentiert.

                      Der Score fügt sich im Plotverlauf passend ein, der zwar mit einigen Twists versehen, aber letztlich durchschau,- & vorhersehbar bleibt.

                      Die letzte halbe Stunde entschädigt wiederrum für Vieles, hier sieht man Explosionen, Oldschool-Prügeleien u.ä., wie atemberaubende Verfolgungsjagden auf Schneemobilen und Skiern in der gigantischen Eiswüste. Den hauptsächlichen Spannungsbogen hält der "Who-dunnit?" - Faktor, bis kurz vor Schluss.

                      Hier kommt die große Stärke des abenteueresken Spionagethrillers ins Spiel, denn die starbesetzte Schauspielerriege agiert ausnahmslos stark und homogen. Jedem und jeder Einzelnen nimmt man den jeweiligen Charakter glaubhaft und realitätsnah ab.

                      Richard Widmark gibt den knurrigen, getriebenen Professor, Donald Sutherland den heißblütigen Idealisten, Lloyd Bridges den kantigen Buddy und Christopher Lee den undurchsichtigen Grantler.
                      Vanessa Redgrave glänzt als reife und vernunftorientierte bis zart-emotionale Ärztin und bildet einzig den Kontrast zu den stets konkurrierenden Machismen der Männergilde, denn da wären ja auch noch Lawrence Dane, Michael J. Reynolds und Nicolas Cortland, welche, sowieso und storyrelevant, ein "besonderes Nebendarsteller-Trio" abgeben.

                      Die teils klaustrophobische, athmosphärische Stimmung erinnert mitunter an John Carpenter's "The Thing", nur dass das "Monster" hier der Mensch selbst mit seinen niederen Abgründen ist. Diese knisternde Anspannung wird regelmäßig von Ausflügen in die weiße Ödnis durchbrochen.

                      Hier zeigen sich die Unterschiede im beidseits glaubhaften Setting, denn als Kammerspiel funktioniert der Streifen mit wenigen Gewaltspitzen und Katastrophen sehr gut. Wenn es allerdings naturgemäß weitläufig wird, häufen sich "Vehikel-Action" und Todeskämpfe, sowie diverse, zur damaligen Zeit sicherlich hochbudgetierte Stunts.

                      Summa Summarum ist "Bear Island" ein grundsolides Suspense-Adventure, dass von seinem großartigen Cast im eiskalten Originalschauplatz lebt, sich jedoch von der grandiosen Buchvorlage nur bedingt und mit visuellem Vorteil emanzipieren konnte.

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                        Schmuddel-Trasher Jesús Franco schickte 1977 Dyanne Thorne, welche zuvor schon zweimal die diabolische, rothaarige Folterhexe geben durfte ("Ilsa - SheWolf of the SS" 1975 & "Ilsa - Harem Keeper of the Oil Sheiks" 1976), in ein drittes, fleischeslustiges Getümmel. Im selben Jahr sollte noch ein vierter Aufguss namens "Ilsa, the Tigress of Siberia" folgen.

                        Egal ob sie nun Ilsa, Greta, Wanda oder sonst wie hieß, geschmacklose Frivol-Kunst der sadomasochistischen Sorte samt psychedelischer Klangorgien ließ sich auch Jess Franco nicht nehmen, in seiner Quasi-Hommage an die Vorgänger, "Ilsa, the Wicked Warden", nach eigenen Angaben ein glühender Fan-Service seinerseits.

                        Unzählige Alternativtitel, wie oben angedeutet, seien den einschlägig bekannten Datenbanken, wie IMDB, zu entnehmen.

                        》Eine junge, unerschrockene und selbstbewusste Frau (Tania Busselier) macht sich, mit Unterstützung ihres Psychiaters (Jess Franco), auf die Suche nach ihrer Schwester, welche in einem dubiosen Sanatorium für (angeblich) geisteskranke Frauen gegen ihren Willen festgehalten wird.《

                        Die Story dieses Paradebeispiels für das schlüpfrig-provokative Bahnhofskino der 70er Jahre, wo man(n) des Nachts verschwitzt und kettenrauchend auf den schmierig-siffigen Ledersitzen rumrutschte, ist schnell verrissen und nebensächlich.

                        Tatsächlich schafft es Franco, eine gleichbleibend athmosphärische Grundstimmung zu erzeugen und beizubehalten. Stringent werden durchgehend abwertende Frauenbilder gezeichnet, seien es die bedauernswerten, grazil-weiblichen Insassen der "Klinik", welche allesamt grenzlüstern und debil dargestellt werden [Diesen "Geschöpfen" muss man zu Gute halten, dass sie erst durch systematische, psychische Erniedrigung und gezielte, physische Züchtigung zu dem wurden, was sie sind: Willenlose, zur bedingungslosen Nymphomanie getriebene Sklavinnen.], oder die burschikos-vermännlichten, propperen Aufseherinnen, welchen aber, untypisch für "Knastfilme", eher die voyeuristische Komponente obliegt. Beide femininen Extreme sind dabei ganz bewusst kontrastreich gehalten, ein ständiges Spiel mit Kontroversen, was Franco da treibt.

                        Über allen und allem thront die "Dame" mit dem dicksten Vorbau von allen, Wärterin Ilsa, was wie vieles in diesem Flick metaphorisch zu sehen ist.

                        So bilden die Männer in diesem Sexploitationer mit Horroranleihen nur schmückendes Beiwerk. Ilsas plump-tumber aber brutal-kompromissloser Sidekick und "rechte Hand" (Eric Falk) wirkt offensichtlich asexuell, kann aber auf diese Weise emotionslos die stets versteckt-abgefilmten Schweinereien an den sporadisch auftauchenden "Snuff-Händler des Vertrauens" (erneut Jess Franco) weiterreichen. Von Ilsas einzig geduldetem "Verkehrspartner", einem ordensgeschmückten Sonnengeneral, ganz zu schweigen, denn hier wird ganz deutlich und wiederholt der metaphorische Kontrast beschworen: Der vermeintliche, tonangebende Machismo wird in den Klauen der peitschenschwingenden Hexe zum nuckelnden Nackedei.

                        Sowieso, "was heißt hier Frauenverachtung, pfff!", könnte man meinen, aber mitnichten. Dafür gibt es zu viel Fieses, Abwertendes, Geschmackloses:
                        Gellende Schreie, klebriges Kunstblut, elektrische Nippelschocker, Acid-Injektionen - direkt in den frontalen Kortex, erzwungenes Lecken von bekackten Ärschen, bis hin zur Massenvergewaltigung unter Aufsicht, et cetera, et cetera.

                        Soweit, so widerlich, wäre da nicht das, zumindest teilweise, "versöhnliche" Ende, denn hier spielt Jesús seinen metaphorischen Joker, wenn er ihn auch in eingestreuten FETZEN verbildlicht:

                        Die Dompteurin sieht sich ihren Wildkatzen final ausgesetzt und wimmert vielleicht gar unhörbar "...UND ICH ERSCHUF MONSTER", bevor der "Meister" endgültig das Licht ausmacht und zum Abspann lädt.

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                          The_Comedian 19.04.2020, 17:42 Geändert 19.04.2020, 17:45
                          über Stryker

                          In einer post-apokalyptischen Zukunft, wo der Rohstoff Wasser das wertvollste Gut der Erde bedeutet, sorgt der heroische STRYKER für Recht und Ordnung.

                          Er scheint dabei die offensichtlich moralisch überlegene Instanz zu bilden, obwohl man gerade in einer dystopischen Zukunft vortrefflich über die Irrelevanz von "Gut" und "Böse" diskutieren könnte.
                          In diesem 1983er B-Actioner von Regisseur Cirio H. Santiago sind die Rollen klar verteilt, sein Villain ist ein hünenhafter, glatzköpfiger Freak mit Haken anstelle der Hand.

                          Natürlich ist Stryker daran nicht unschuldig, womit ein uraltes Narrativ einmal wieder bedient wurde: Rache. Eine Spoilerwarnung kann man sich an dieser Stelle und im Verlauf sparen, denn die Geschichte ist jederzeit vorherseh,- & nachvollziehbar. Ein Schuß Herzschmerz des Titelhelden bedient dabei als Konter das Rachemotiv, denn dessen einstige Liebste fiel in der filmischen Vergangenheit dem Bösewicht zum Opfer.

                          Der übrige Cast bietet, mit Ausnahme der Hauptaktrice, kollektives Beiwerk und Kanonenfutter. Zu sehen gibt es außerdem eine freakige Zwergenhorde, erinnerlich dabei, die kleinwüchsigen Wüstenhändler aus Star Wars oder die Ewoks, aus gleichnamigem Franchise, sowie wilde Verfolgungsjagden in futuristisch aufgemotzten Kisten und minder explizite Rape-Szenen.

                          Das R-Rating ist aus heutiger Sicht längst überholt bzw. überzogen, wie bei vielen anderen 80er-Werken ähnlicher und artverwandter Coleur.

                          Haupteinflussnahme von STRYKER bildet eindeutig der zwei Jahre zuvor erschienene "The Road Warrior" von George Miller, in dessen Fahrwasser sich in dieser Ära vortrefflich schwimmen ließ.

                          Der Flick ist im mittelmäßigen Trash-Segment zu verorten und bietet anspruchslose Unterhaltung in staubiger, wüstenartiger Naturkulisse.

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                            The_Comedian 29.03.2020, 20:43 Geändert 30.03.2020, 09:11

                            Der Schwerverbrecher Ugo kommt aus dem Knast. Ehemalige Komplizen und die Polizei glauben, dass Ugo Geld versteckt hält, welches für einen mächtigen Gangsterboss bestimmt ist.

                            "Milano Kaliber 9" oder "Caliber 9" ( OT "Milano calibro 9" ) ist ein sehenswerter, italienischer Poliziotteschi von 1972, aus der Blütezeit dieses Exploitation-Subgenres.

                            Luis Bacalov's fantastischer und optimal passender Score-Cocktail aus psychedelischen Elektro-Rock-Versatzstücken bildet den Rahmen für eine stringent vorangetriebene, mit wenigen Längen gespickte, schlichte Storyline, deren vorhersehbar-fatalistischer Verlauf aber von der unbedingt leicht aufzubauenden Bindung an die detailliert-realistischen Charaktere und der glaubhaften Milieu-Athmosphäre deutlich aufgewertet wird.

                            Gastone Moschin überzeugt dabei als kantiges, wortkarges Raubein mit kleinem, weichen Kern, was ihn als Womanizer fungieren lässt, legt man die masochistischen Maßstäbe dieses Genres und die damit gesellschaftlich und politisch untrennbar verbundene Entstehungszeit zu Grunde.

                            Dies zeigt sich überdeutlich, denn selbst der weibliche Hauptcast Barbara Bouchet kommt über die hier wörtlich zu nehmende Floskel "schmückendes Beiwerk" kaum hinaus, ganz zu schweigen von der restlichen Frauengilde, die allenthalben optische Reizpunkte setzen darf.

                            Lionel Stander (Butler Max aus "Hart To Hart") gibt dem Gangsterboss, trotz geringer Screentime, inszenatorische Tiefe, allein durch seine markante und bekannte Präsenz.

                            Philippe Leroy macht als temperamentvoller Sidekick Ugo's eine überaus gute Figur, gerade durch den charakterlichen Kontrast zum omnipräsenten Hauptakteur.

                            Mario Adorf sei gesondert zu erwähnen, besticht er doch durch reizvolles Overacting der fast schon grotesk spaßigen Sorte, sodass man sich mitunter eher in einer Prügelklamotte á la Spencer/Hill wähnt. Wäre da nicht die, bei allem schmierigen Mafiosi-Schalk, intensiv vorgetragene, schonungslose Härte und Brutalität. Adorf kommt dabei einer Urgewalt gleich, welche den Zuschauer auch in den laueren Passagen bei der Stange hält.

                            Ärgerlich macht die ansonsten überaus passable, deutsche Synchro nur, wenn sie eben nicht zu hören ist, denn gerade die für die politische Einordnung wichtige Dialogreihe zwischen den Genregrößen Frank Wolff und Luigi Pistilli wird ausschließlich im italienischen Original präsentiert, was den Film einer storyrelevanten Seite beraubt, besonders in Ermangelung von Untertiteln.

                            Nichtsdestotrotz gelang Fernando di Leo athmosphärisch-brutales Männerkino der retroesken Sorte, mit kraftvoller Bildsprache in präzise gesetzter, musikalischer Untermalung, welches bei Neigung konventionell zu unterhalten vermag.

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                              The_Comedian 10.12.2019, 16:57 Geändert 10.12.2019, 17:42

                              Italiens Kultregisseur lässt die Katze aus dem Sack!
                              Oder sind es derer gleich neun?

                              Ein Horrorpapst auf Abwegen. "Il Gatto a nove code" ist vielmehr italienischer Giallo auf Abwegen, denn vermeintliche Fokussierung auf drastische Gewalt bleibt spärlich, aber durchaus vorhanden, gesät, vielmehr liegt das Hauptaugenmerk auf Story und Charakteren, wobei Identdifikation und (positive) Anteilnahme gelingen. Der Spannungsbogen bleibt nicht immer flott und um Längen arm, doch konstant und schlüssig. Das Ende hätte packender und passender zum Storyverlauf gestaltet werden können. Aus dem Cast heraus ragt Karl Malden, besonders bekannt als Lieutnant Stone aus "The Streets Of San Francisco", als blinder Ex-Journalist und väterlicher Freund des Sidekicks, in Form eines kleinen Mädchens. DER Actionheld der Geschichte soll hier, ambivalent gemeint, unerwähnt bleiben, denn, PUH, so gelingt die Überleitung zum sexistisch vernachlässigten Cast der weiblichen Gilde. Die im Film vorkommenden Frauen kommen über schmückendes aber letztlich 100%-durch die HERRschaft-kontrolliertes Beiwerk nicht hinaus, wobei James Franciskus' Charakter Carlo, wie oben erwähnt, in dieser Hinsicht keine Ausnahme bildet.

                              Summa sumarum präsentiert Argento einen erwähnenswerten Giallo, ohne an die Vorzeigeexemplare diese Genres, oder seine eigenen Werke dieser Art, heranzukommen.

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                                The_Comedian 22.11.2019, 22:19 Geändert 23.11.2019, 14:08

                                Joseph Zito übernimmt das Ruder im Crystal-Lake-Boot und verpasst Jason Vorhees eine ordentliche Härtekur. Gemeinsam mit MakeUp-Papst Tom Savini (Sex-Machine aus "From Dusk Till Dawn") zelebriert er drastische, stringent aktionierte Kills mit entsprechender Gore-Maskerade. "Friday The 13th" ist endgültig im Slashergenre angekommen, nach den suspense-igen ersten beiden Teilen, wobei Sean S. Cunninghams Original auf Ewig eine Sonderstellung geniesst, ähnlich wie Carpenters '78er "Halloween", und dem Brückenschlag mit dem Jenseits, denn in Teil 3 wird Jason erstmals offiziell für tot erklärt. Der Mythos erhebt sich auf eine neue Stufe, im vorliegenden vierten Teil. Zito liefert Terror, nackt und ohne Firlefanz. Dem genüsslichen Aufbau mit viel nackter Haut, dümmlichem Teeniegeschmachte nebst regelmäßig eingestreutem Bodycount, folgt in der letzten halben Stunde der Overkill, in spärlicher, klaustrophobischer Location, mit einem furchtlosen Dreikäsehoch namens Corey Feldman und natürlich nicht zuletzt mit einer nun gänzlich entfesselten Horror-Ikone, quasi die manifestierte Geburtsstunde jenes hünenhaften Killers, der stets Tod und Teufel zu trotzen scheint.

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                                  The_Comedian 31.10.2019, 11:17 Geändert 31.10.2019, 13:57

                                  Menahem Golan und Yolam Globus übernahmen 1987 die Produktion des Actiondramas "Over The Top" mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle.

                                  Die beiden Trash-Ikonen der berühmt-berüchtigten Independent-Schmiede Cannon Films, wobei Golan sogar selbst Regie führte, was eher seltener vor kam, zeugten ein "Baby", welches bis heute stark polarisiert. So hebt sich der Film zum Einen von der Mehrzahl der brutalen Cannon-Gewaltopern ab, bietet vielmehr "Coming-Of-Age"-Dramatik neben kitschiger Trucker-Romantik und überstilisierter Selbstfindungsreise im Sportfilmgewand, denn zum Anderen ist das hier behandelte Armwrestling-Thema nur Mittel zum Zweck, um ein für die 1980er Jahre typisches, reaktionäres Macho-Männerbild zu vermitteln. So gesehen und pseudo-moralisch einzuordnen, wie die bereits o.a. Action-Eskapaden mehrerer Zugpferde von CANNON, wie Michael Dudikoff oder Chuck Norris. Und hier kommt der gravierende Unterschied ins Spiel: Die Erzeugung und der Transport von sentimentalen Emotionen, welche in "Missing In Action" oder "American Fighter" keinen Platz hatten. So schickten Golan/Globus Sylvester Stallone, um ihren "Familienfilm" mit Herz UND Härte zu tragen.

                                  Der muskelbepackte, stille Einzelgänger, Trucker und Armdrücker Hawk soll seinen Sohn vom Internat abholen und mit seinem klapprigen, rostig-alten Lastwagen zu seiner Mutter (Susan Blakely) bringen, welche, schwerstens an Krebs erkrankt, den Tod erwartet. Diese erhofft sich außerdem, dass sich Vater und Sohn auf dem Roadtrip endlich richtig kennen,-& möglichst lieben lernen, weil die Trennung der Eltern bereits in früher Kindheit des nun Teenagers und Filmsohnes Michael lag.
                                  Michael trägt den Mädchennamen seiner Mutter, Cutler, und eben nicht Hawk, wobei wir beim Hauptantagonisten der "Dramahälfte" von "Over The Top" wären, nämlich Michaels Großvater, welcher von Robert Loggia verkörpert wird, und als reicher, arroganter und herzlos-unsympathischer Macher den perfekten Gegenpart zu Sly's hartem Underdog mit weichem Kern bildet. Sohn Michael, gespielt von David Mendenhall, steht bis heute auf diversen Nerdlisten weit oben, was nervige Filmkinder betrifft. Sein anfangs durch den strengen Opa und die elitäre Militärschule geprägter, empathisch gestörter und unangenehm versnobter Charakter wandelt sich zwar im Laufe des Streifens, kann aber mitnichten über das durchgehende Overacting des Jungschauspielers hinwegtäuschen. Sowieso ist das Spiel des gesamten Casts des Familienverbundes Hawk/Cutler auf einem einzigen, kitschigen Klischee aufgebaut, was aber wiederrum in den Gesamtkontext des Films passt, dessen Titel bereits unmissverständlich die Marschrichtung vorgibt.

                                  Untermalt wird der cineastisch wahrgewordene "American Dream" von schmalzig-pompösen Rocksongs, dargeboten von macho-männlichen Ikonen wie Sammy Hagar oder Robin Zander, welche sich absolut passend in Giorgio Moroders ähnlich situierten Score einfügen.

                                  Erwähnenswert sind noch die Auftritte der eigentlichen Nicht-Schauspieler, wie dem WCW-Profiwrestler Terry Funk und dem mehrfachen Armdrücker-Champion Rick Zumwalt, welcher sich als Bull Hurley (Hauptantagonist der "Actionhälfte") quasi selbst spielt.

                                  Summa sumarum lässt sich konstatieren, dass "Over The Top" aus heutiger Sicht zwar tief im nostalgisch-retroesken Special-Interest-Sumpf steckt, in seiner Entstehungsära aber zeitgeistig passte, in seinen Stilmitteln wie aus einem Guß gefertigt wurde, und sich dadurch einen unbestrittenen Kultstatus der Einzigartigkeit erarbeitet hat, was auch den Fakt trägt, dass dieser etwas untypische CANNON-Vertreter zwar damals im Kino floppte, jedoch im Laufe der Zeit ein Megaseller im Leih,-oder Kaufsegment der Videotheken wurde und bis heute zu Recht als liebenswerter Vintage-VHS-Klassiker gilt, welcher absolut Spaß macht, wenn man(n) "d'rauf steht".

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                                    The_Comedian 08.10.2019, 13:27 Geändert 04.11.2019, 21:20

                                    "AN EYE FOR AN EYE" handelt von einem verdeckten Ermittler, der frustriert seinen Dienst quittiert, um eine mordende Dealerbande auf eigene Faust zu jagen. Die Gangster haben seinen Partner und eine wichtige Informantin auf dem Gewissen.

                                    Ein noch bartloser Chuck Norris kickt sich durch diesen mittelmäßigen Streifen, der sich aber über dem Schnitt hält. Dieser Umstand ist geerdeter, wohl dosierter Action und expliziter Gewaltszenen geschuldet. So steckte doch 1981 die eskapistische und überbordende Actiongenre-Walze noch in den Kinderschuhen, sodass spätere "Over-the-Top-Orgien", wie z.B. aus der Cannon-Schmiede um Golan / Globus, hier nicht vergleichbar sind. Vielmehr atmet der Film noch zarte 70s-Luft. Gefühle (Ja, auch Norris konnte das mal ein Wenig. Erstaunlich, dass der Bart - und o.a. spätere, archaischere Werke, wie "MISSING IN ACTION" oder "INVASION U.S.A." - seine Mimik und Haltung eher schrumpfen und androidisieren ließen) wechseln sich mit brutaler Gewalt quasi ab.
                                    Die Spielzeit ist insgesamt etwas zu lang. In der jeweiligen Szenerie werden durchaus vorhandene Hänger durch den glaubwürdigen und homogenen Cast wett gemacht. Beeindruckend: Der ehemalige Wrestler Professor Toru Tanaka als gnadenloser Jäger und Killer. Er hat 'ne tolle Szene mit Rosalind Chao, in einer atemlosen Hetzjagd. Opportunistisch-Diabolisch: Christopher Lee, spielt herzlos-routiniert. Gelegentlich blitzt der Dracula-Blick aber noch auf. Dagegen herzlich und [Oldschool] erfrischend: Chuck Norris. Er hat (f)lauschige Szenen mit Maggie Cooper. Ansonsten fehlen seine berühmten Kicks natürlich nicht, alles auch konsequent explizit gehalten.

                                    Score und Sound gehen unverschuldet, weil unaufdringlich, durch. Die Schnitte sind mitunter etwas grob, besonders wenn es dynamisch wirken soll, was aber auch wieder die Entstehungszeit ins Spiel bringt. Die Kameraführung ist insgesamt solide.

                                    Alles in allem geneigte Genrekost mit "All-Time-Player" Chuck Norris, ein Action-Krimi-Drama der gehobenen Mittelklasse, noch ohne allzu triefendes U.S.-Pathos.

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                                      The_Comedian 27.06.2019, 23:13 Geändert 27.06.2019, 23:36

                                      Der wohlklingende, fast wahrhaftig schmackhaft machende Titel "Il Miracoli Accadono Ancora" ist, ganz simpel, ein Fest für die Sinne, wenn es einem gelingt, visuelle Fesseln der heutigen Standarts abzulegen, denn auch analog (SD), mit guten Kopfhörern gesegnet, nimmt einen der Dschungel sofort gefangen. Körniger 70s Look mit weichen Farben und einmalige, kombinative Atmosphäre von originaler Optik und realistischen Tier,-und Naturgeräuschen schaffen den audiovisuellen Zaubersprung von Trash zu Nischenkunst. Wie aus einem Guß gedreht, wirkt das Ganze, dabei gibt es schon immer mal wieder harte Cuts, die den Zuschauer abrupt und wiederholt in die "gefühlte Wirklichkeit" zurückreissen. Zu fiebrig, zu nah, zu persönlich wirkt die absolute Pracht der Wildnis, dessen verwunschenes (Alp)Traumland zur Hauptszenerie für das edel-trashige, italienische Survivaldrama "Ein Mädchen Kämpft Sich Durch Die Grüne Hölle" von Giuseppe Maria Scotese aus dem Jahre 1974 dient - und zum Überlebenskampf für ein junges Mädchen wird.

                                      Susan Penhaligon trägt diesen Film, im wahrsten Sinne des Wortes, auf ihren schmerzgeplagten Schultern. Man(n) leidet förmlich mit dem armen "Ding", ertappt sich mit niederen, voyeuristischen Gefühlen, bei Szene an Szene, trocken, nass, glitschige Felsen, räkeln, schmachtende Erschöpfung - und plötzlich der Cut.

                                      Szenenwechsel zum hoffenden, bangenden Vater im Dschungelbaumhaus bei der Arbeit, im Gespräch mit Suchtrupps, etc.
                                      Schluss mit Altherrenphantasien! Oder doch nicht?

                                      Schon ist man zurück bei der tapfer kämpfenden Seele allein im tiefsten Urwald, immerhin rudimentärem Survivalwissen durch die dschungel-affinen Eltern inne, sodass die Spannungskurve, zudem bei knackigen 85 Minuten Laufzeit, nie abreißt, bei proportional-steigender Emotionalität und bedingungslos-totaler Bindung zum Hauptcharakter, nebst natürlicher, weil selbstverständlich-passend-dezenter, zeitweisen Einblendung der "Umwelt", hauptsächlich des Vaters, dessen Umfeld aber schon wieder zu nah an dieser in Gefangenschaft nehmenden, cineastischen Athmosphäre in Bild und Ton steht, wo sich ein Mädchen allein durch den Dschungel kämpft.

                                      Zum Inhalt, bewusst ganz zum Schluss, denn die meist negativ behaftete Kritikerphrase "Style-Over-Substance" bekommt, im Rahmen dieses besonderen Flicks, einen konterkarierenden Schuß vor den Bug!

                                      "Miracles Still Happen" ist ein italienischer Abenteuerfilm, in dem ein deutscher Wissenschaftler im Dschungel von Peru, die Ankunft seiner Frau und Tochter erwartet. Doch es kommt zur Katastrophe eines Flugzeugabsturzes, im Zuge dessen sich lediglich die Tochter, wie durch ein Wunder kaum verletzt, in der einsamen, gefährlichen und fremden Wildnis wiederfindet.

                                      B-Movie-Granate und Geheimtipp!

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                                        Verschwörungstheorien der makabren Art, solche bekannter, reißerischer Magazine Londons, zeterten einst leise zischend, dass Linda McCartney in einer Art Prophezeiung ihren eigenen Tod durch Krebs in dunkler Zukunft vorhergesehen habe und ihr dabei die Inspiration kam, "Live And Let Die" zu schreiben. Als Adressat wählte sie primär ihren Mann. Die unterschwellige Botschaft habe lauten sollen:

                                        Lass mich leben! (Unterdrücke mich nicht durch deine Liebe!)
                                        Lass mich sterben! (Wenn deine Liebe zur Ewigkeit wird!)

                                        Der Songwriter der Beatles komponierte jedenfalls die berühmte Musik, welche 1973 Roger Moore's Einstand als Geheimagent ihrer Majestät, für Regisseur Guy Hamilton, in Ian Fleming's "James Bond 007 - Live And Let Die" flankieren sollte, neben George Martin's Score einer der herausragenden, titelgebenden Songs der gesamten Reihe.

                                        Neben den weltberühmten Zutaten eines jeden Bond-Abenteuers, wie der trockene Martini, die WalterPPK, die schönen Frauen und exotischen Originaldrehorte, sowie M, äh, Moneypenny und Q mit seinen spektakulären, technischen Raffinessen, usw. und sofort, soll an dieser Stelle eher auf den neuen Darsteller eingegangen werden.

                                        Roger Moore interpretiert den Spion mit der Lizenz zu töten ganz anders, wie sein Vorgänger Sean Connery, nämlich unterkühlter, selbstironischer, mit noch ausgeprägterem Sinn für die trockenen Spitzen des typisch englischen Humors. Sex-Appeal hat Moore, verkauft sich aber ganz unterschiedlich zum harten Machismo Connery, als gepflegter Gentleman mit jedoch eiskalter Raffinesse und blitzschneller Unberechenbarkeit ausgestattet. Zu den Frauen ist Moore gelassener und höflicher, Schellen, wie bei Sean, werden nicht mehr verteilt. Dafür wirkt seine kühle Art eher noch arroganter und herablassender. In Sachen sportlicher Fitness dürften sich beide in Nichts nachgestanden haben.
                                        Vergleiche jeglicher Art mit George Lazenby sollen hier unerwähnt bleiben, da sich die Relevanz aufgrund nur eines Auftritts in Grenzen hält, es jedoch auch Selbige an dieser Stelle sprengen würde.
                                        Man merkte wohl damals, soll man Zeitzeugen aus Presse und Fangesellschaft jener Bond-Ära glauben, dass sich etwas verändert hat, vielleicht eine neue Epoche angebrochen war.

                                        Tatsächlich änderte sich, neben dem Hauptdarsteller, einiges mehr an den speziellen Zutaten des Bond'schen Kosmos: Das erste farbige Bondgirl, der erste, politische Bond-Villain (zwielichtig-geheimnisvoll bis überbordend-bösartig: Yaphet Kotto), der erste, fiktive Drehort (sinngemäß nahe den verwunschen-schwülen US-Südstaaten mit VOODOO-Hexerei, Schlangen, Krokodilen und vielem mehr, nebst spektakulärer Speedboat-Verfolgungsjagd über Urwaldfluß) und der einfach universellen Gewissheit, eine 007-Zeitenwende zu erleben.

                                        Erwähnenswert sei noch die doppelt-ikonische Darbietung der Handlanger des Bösen, zum einen in Form eines schwarzen Hünen mit Haken an Stelle der Hand, zum anderen mit einem waschechten, giftig-durchtriebenen Voodoo-Hexenmeister-Baronen, sowie die ebenso auffallend-stilechte Performance der wunderschönen Jane Seymour als Wahrsagerin Solitaire und der Umstand der Involvierung der wohl umstrittensten Romanvorlage Ian Fleming's, in dessen Zusammenhang angeblich vor allem die rassistischen Grundzüge im Umgang mit Schwarzen kritisiert wurde.

                                        "Live And Let Die" ist klassisches Bondkino, vielleicht eine der besten Adaptionen der klassischen Ur-Reihe bis einschließlich Timothy Dalton mit seinen zwei Beiträgen, und immer wieder eine Sichtung wert, da mitunter erfrischend unkonventionell und (bisherige) Grenzen sprengend.

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                                          The_Comedian 25.06.2019, 14:34 Geändert 25.06.2019, 14:39

                                          Roger Spottiswoode lieferte 1988 mit "Shoot To Kill" einen interessanten Genremix und eine spannende Geschichte mit handverlesener Charakterauswahl ab.

                                          Sidney Poitier, bekannt aus z.B. "In der Hitze der Nacht", spielt einen Agenten des FBI, der einen Mörder und Kidnapper jagt. Dieser flüchtet sich, nach weiteren, brutalen Morden an seinem letzten Entführungsopfer - und einem armen Bergsteiger, dessen Identität der psychotische Killer annimmt - in eben jene, rein aus einigen Männern bestehende, Wandergruppe des Charakters von Kirstie Alley, welche, nun völlig unwissentlich, einen "Wolf im Schafspelz" in ihren Reihen führt. Mit einigem Vorsprung ausgestattet, ist die süße Bergziege natürlich funkmäßig nicht erreichbar, wohl auch aufgrund eines nahenden Unwetters. Der Verfolger von den Feds hängt sich dem Ehemann der Bergführerin an die Fersen, welcher von Tom Berenger (dem fiesen G.I. Barnes aus "Platoon") verkörpert wird.

                                          O.a. Genremix offenbart sich bereits aus dieser kurzen, spoilerfreien Inhaltsübersicht, denn was in "Mörderischer Vorsprung", so der deutsche Verleihtitel, als thrillermäßiges Geiseldrama beginnt, wandelt sich zielstrebig und rasant zu einem spannungsgeladenen Actionabenteuer in originaler, (alb)traumhafter US-Naturkulisse. Zudem gehen Poitier und Berenger vollends und sogar etwas übermotiviert, dabei trotzdem jeweils ambitioniert und positiv-grenzgängig, im Buddy-Movie auf, wo wieder einmal die großen Unterschiede der unfreiwilligen Partner für einen besonderen Reiz sorgen. Dabei wäre es leicht gewesen, vorrangig die Rassenkarte zu spielen, doch so einfach macht es sich Spottiswoode nicht. Er legt den Fokus hauptsächlich auf die Kontroverse "Stadtmensch" und "Landei", wobei köstliche und z.T. sogar spontan-witzige Szenen zu Stande kommen, die den Zuschauer perfekt an die Charaktere binden. Soviel sei gefahrlos verraten: Der Spieß, vor allem des jeweils vorteilhaft Tonangebenden, wendet sich im weiteren Filmverlauf noch einmal sinnvoll passend und originell. Poitier und Berenger liefern, einzeln und im Zusammenspiel, eine hervorragende Leistung ab.

                                          Im Schatten derer, aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten solide, agiert Kirstie Alley neben ihrer nicht zufällig zusammengewürfelten Männergilde, denn hier versteckt sich ein wirklich beachtenswertes Gimmick des Streifens: Die Charaktere der Bergwanderer wurden ausnahmslos von Schauspielern besetzt, deren Gesichter schon einmal, oder gar mehrfach in der jeweiligen, cineastischen Vergangenheit, Bösewichter verkörperten, was es dem Zuschauer zunächst zusätzlich erschwert, den versteckten Killer zu entlarven, dessen Visage nämlich im bisherigen Filmverlauf noch nicht offenbart wurde. (Dieses geheimnisvolle, maskierte Auftreten, nebst flüsternd-heiser-verstellten Stimme, lässt zu Anfang alte Mystery-Suspense-Genrestimmung auflodern)

                                          Zusammenfassend lässt sich "Shoot To Kill" aus heutiger Sicht problemlos als Geheimtipp einordnen. Wer auf teils atemlose Spannung, mit wenigen bis keinen Durchhängern, und actiongeladenen Überlebenskampf in wilder Natur steht, sollte bei dieser kleinen, fast vergessenen, zudem noch nur mäßig budgetierten 80s-Perle bedenkenlos zugreifen.

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                                            The_Comedian 23.06.2019, 12:12 Geändert 23.06.2019, 12:15
                                            über Shotgun

                                            Los Angeles, Ende der Achtziger Jahre...
                                            ...präsentiert sich verrucht, dreckig und gesellschaftlich verroht. Die Glamourwelt Hollywoods, den schönen Schein von Beverly Hills, die traumhaften Strände von Venice Beach, gespickt mit suggeriert-perfekten, körperkulturellen Vorzeigeexemplaren, etc., sucht man in "Shotgun" vergeblich.
                                            Vielmehr erwartet den Zuschauer Low-Budget-Actiontrash mit teils unterirdischen Schauspielleistungen und grottigen Dialogen, jedoch beeindruckt die schnörkellose Konsequenz, mit der hier Schnoddriges, Schmuddeliges und Brutales, sowie Peinliches zum Fremdschämen präsentiert wird. Jedoch und leider ausgerechnet in der expliziten Darstellung des antagonistischen Handlungskerns (niedere, psychosexuelle Triebe und brutale Auslebung von Allmachtsfantasien) ziehen die Macher die Handbremse und deuten bloß an, wo hingegen beispielsweise die Tötungsszenen der "Bösen" sehr explizit gestaltet sind. Einzige Inkonsequenz vielleicht, jedoch zu Recht überschattet durch unfreiwillig komischen Dilettantismus in nahezu allen Bereichen, wie Setting, Kameraführung, Schnitte und Stuntarbeit. Einzig die musikalische Untermalung passt, besonders das trashige Hauptthema "Shotgun Jones", bezugnehmend auf den Hauptakteur, einen Bounty-Hunter und Ex-Bullen mit Föhn-Vokuhila und grimmiger Einheitsmiene. Sein Sidekick: Der Typ aus 'ner ollen US-KFC-Reklame.
                                            Letztlich offenbart sich wieder einmal ein häufiges Trash-Dilemma: Alles wird zwar hemmungslos überzogen, aber viel zu ernst genommen. Ein direkter Vergleich fällt mit "Hobo With A Shotgun" ins Auge, wo anarchistischer, zynischer und selbstironischer zur Sache gegangen wurde, obwohl die Storyline wesentlich unkomplexer daher kam.
                                            "Shotgun" pendelt sich exakt im Mittelmaß ein, denn der Ritt auf der Trash-Rasierklinge lässt positive oder negative Ausschläge kaum zu, sodass ein bemerkenswerter No-Brainer (trotz interessanter Storyline mit zartem Plot-Twist) nebst überspitzter Gewalt, statt gesunder Selbstironie, übrig bleibt.

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                                              The_Comedian 11.05.2019, 16:04 Geändert 12.05.2019, 11:08

                                              HILFE, DIE SANIS KOMMEN!

                                              So oder so ähnlich könnte der Komödien-Titel lauten, wenn "The Ambulance" lustig wäre. Dabei ist der Flick an manchen Stellen saukomisch, auch buddy-mäßig.

                                              Sowieso prallen über die gesamte Laufzeit hinweg Gegensätze aufeinander. Wenn's brutal wird, wird direkt serviert, ohne Firlefanz. Simple Kloppereien wirken sehr intensiv, wobei die Gewalt selbst immer wieder blitzartig wie eine schnelle Injektion verabreicht wird, wo wir wieder beim Thema wären.

                                              Der "Hoch-lang" Rettungswagen im V8-Cadillac-Outfit macht ikonisch echt was her. Larry Cohen's trashige Art, vermeintliche etablierte Helfer der Gesellschaft zum Bösen zu treiben, wird in "The Ambulance" wieder gekonnt überreizt und schließlich "Over-the-Top" geführt. Nicht verwunderlich, dass an dieser Stelle Cohens Skript zu William Lustig's "Maniac Cop", mit ähnlicher Thematik, auffällt.

                                              Zwei flirrende Romanzen sind auch dabei. Ein verschwitzt-hektischer Eric Roberts (Böse Zungen mögen behaupten, der Bruder von Julia Roberts habe im Erscheinungsjahr von "Ambulance", 1990, den Kokain-Boom der Achtziger Jahre mal so richtig eskalieren, und damit ausklingen lassen) verschlingt gleich zwei Ladies mit seinen wilden Blicken.

                                              Man merkt schon, in diesem Streifen wird ein bunter Genre-Cocktail gemixt, der dem geneigten Fan des goldenen VHS-Zeitalters als wohlfühlige B-Kranate entgegen schiesst, wo kurzweilige Unterhaltung mit Staraufgebot (James Earl-Jones!!) garantiert ist.

                                              Aber bloß nicht zu ernst nehmen!😉✌

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                                                The_Comedian 20.10.2018, 22:59 Geändert 20.10.2018, 23:09

                                                Gewohnte Thematik aus ungewohnter Perspektive. Mutig und eigen, ein experimentelles Kammerspiel, dass die Fantasie herausfordert. Dazu Low Budget und eine Verneigung vor der Kraft der Sprache. PONTYPOOL ergattert sich ein Stück Einzigartigkeit im Horrorsektor. Absolut empfehlenswert!✌

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                                                  The_Comedian 24.12.2016, 15:07 Geändert 24.12.2016, 15:13

                                                  Sicherlich tragen Eastwood, Bridges, Lewis und Kennedy das lockere Roadmovie-Action-Komödchen größtenteils, über einige, unnötige Längen können die vier unterschiedlichen und daher interessanten Rollen allerdings nicht ganz hinwegtäuschen. Die sympathische Charakterzeichnung und der wohl dosierte, exakt passende Seventies-Soundtrack halten den Streifen jedoch deutlich über der Stange, zumal man auch das geringe Budget im Gegensatz zum späteren Ertrag berücksichtigen sollte. "Thunderbolt And Lightfoot" pendelt sich ungezwungen, frech und überwiegend kurzweilig im guten Mittelfeld ein.

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                                                    The_Comedian 12.12.2016, 23:32 Geändert 13.12.2016, 11:15

                                                    We are Twisted Fuckin' Sister! Der Name des Dokumentarfilmes rund um die schillernde Glamrock-Kapelle der Siebziger und Achtziger Jahre ist Programm - gar Pflichtprogramm für Fans dieser vergangenen, einmal äußerst populären Musikszene, welche Twisted Sister mit maßgeblich geprägt hat. Wenn Frontsau Dee Snyder über die wilden Jahre schwadroniert, könnte man meinen, er rede von einer völlig anderen, sogar fremden Person, und sein vorderster Kompagnon an der Klampfe kommt heute als scheinbarer Versicherungsvertreter in Freizeitklamotten daher. Zeugt dies von verblasstem Ruhm oder spätem Austritt in die reale Welt, oder bekräftigt es sogar die (für) immer währende Welt aus Sein und Schein im Rock 'n Roll-Zirkus? Der Streifen fasziniert mit in Interviewform dargereichten, seelischen Einblicken in die Natur der Protagonisten und Wegbegleiter,-sowie bereiter und mit dem unangefochtenen Markenzeichen dieser Band, nämlich den außergewöhnlichen Live-Performances. Für Kenner und Liebhaber, sowie Musikhistoriker, ein Muß, stellt der Film für Interessierte und Rookies der Szene, einen ehrlichen und schnörkellosen Almanach dar, welcher von fünf harten Jungs in Frauenklamotten berichtet.

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